verblühte, dienende Mädchen, er solle sich eine jugendliche, blühende Braut heimführe», sie wolle seine treue Freundin bleiben; eS war ihr so Ernst mit ihrer Weigerung, mit diesem Vorschlag, daß der arme Oberst nahe dorn» war, ibr zu glau- ^ bcu und abziiziehcn in Traurigkeit und Herzeleid.

Was er versucht und unternommen, um die Langersehnte doch zu erwerben, wie er es angegriffen, um auch den Stolz der Demuth zu besiegen, das ist des Näheren nicht bekannt worden.

Nur das Eine wurde mir erzählt, dag eines kalten Mor- ^ genS die Witüve Kamphauseu recht allein und trübselig in ih- i rem sonnenlose» Stübchen sag, daS sie nickt wagte wärmen zu lassen, weil die Schwester so klagte über den thenren Holzvcr- ^ brauch, daß die Thüre keS Stübchens unversebeus anfging und gebückt durch den nieder» Eingang im bellen Glan; der Winter­sonne, die durch daö Gangienster hereinströmte, cn: schönes, stattliches Paar cintrat. Der Eavalier ivar ein preußischer Oberst, so stolz und ritterlich im Schmucke seiner wohlverdienten Ehren­zeichen, wie die beste Zeit Deutschlands nur je einen heroorge- > bracht. Tie schlanke Dame im grauen Leidenkleidc an seiner ! Seite blühte freilich nicht mehr im ersten Zngcndglanze, Frau i Kampbansen aber fand sie doch schon, weil ihre schwarzen Än- ! gen in so seclenvollem Lichte glänzte», wie sie es nie in ihren ; jüngsten Tagen gesehen, und und weil es ihr eigen ! liebes Kind war, daS sie mit Lächeln und mit Weinen in den ! Armen hielt. !

ES war Alles gut geworden. Tie unerhörte Begebenheit, - daß Fräulein Kamphausen, ihre geduldige Pflegerin und Gesell- ° sckaskeri» , als Braut eines so stattlichen Obersten vor sie trat, hatte die alte Fra» Baronin dermaßen überrascht, daß sie einen ganzen Tag lang weder Neiße», Drücken noch Stecken verspürt j hatte, und daö geheimnißoollc Es, das allenthalben bernmzog, > ganz und gar sortgezogen schien; Es kam nun freilich wieder, als j vielerlei Kreuz über die Dame bercinbrack und das selige Ab- § scheide» dcS alten Herrn in Wahrheit erfolgte. Doch trat bei ^ diesem traurigen Ereignisse eine Versöhnung ein mit ihrem Sohne, der wegen einer Mißheiraih seit langen Jahren vom Schlosse sei- - ner Bester verbannt gewesen, und die Schwiegertochter und die i älteste Enkelin wurden »och lanslere und geduldigere Pflegerin- ! nen, als Fräulein Adelma gewesen. !

Tie Mutter Atetmas durste nun ruhen von Leid und Sor- i gen und sich freuen an dem Glücke ihrer Kinder. Selbst der arme Kandidat wurde noch ausgesnndcn und erhielt durch des Obersten Verwendung im Späiherbste seines Lebens eine einträg­liche Patronalspsarre, also daß er, dem Beispiele seines Schü­lers und Beschützers folgend, nock in irgend einem Winkel Deutsch­lands ein verschollenes, etwas eingeschrumpstes Bränlchen bervvr- hole» und zur glückseligen Psarrsran macken konnte. i

Adelma »ahm sich seiner mit besonderer Fürsorge an, weil ^ sie so gern von ihm erzählen hörte, welch' eifriger und ernstlicher Schüler der Herr Oberst vor Zeiten gewesen, und welch' un­glaublich rasche Fortschritte er gemacht.

lind wenn sie in glücklicher Unterredung gern anerkannte, i wie Ernst und Beharrlichkeit des männlichen Geistes bald »nd ^ siegreich überholen kann, was bei Frauen als Wissen und hohe Bildung gilt, so durfte ihr Gatte dagegen ihr freudig zngcstehe», ! auch als sie den Rang ihrer ehemaligen Herrin, der Frau Ge­nerali» eingenommen, daß sie nickt vergebens gelernt in der Schule der Dcmnlh.

Allerlei.

Vertreibung der dumpfen Lust aus Lieh­st allen. Die faulige dumpfe Lust in Lieh-, namentlich in Pserdcställen, ist für das Lieh äußerst nachthcilig, und beson­ders schädlich für die Augen der Pferde. Um diese Lust voll­kommen zu reinigen , stelle man in den Ställen mehrere flache Schalen mit verdünnter Salzsäure aus, welche Säure in kurzer Zeit den sich im Stalle gebildeten Ammoniak auffaugt. Wird von Zeit zu Zeit der Ausguß erneuert und das gesättigte Am­moniaksauersalz auf den Dünger geschüttet, so erhält sich die Luft in den Ställen, ohne allen Gestank, stets rein.

sNutzen b e r Be k l e j d u n g d er W ä n 0 e in i t Ep b eu.) Man soll in England die Erfahrung gemacht haben, daß feuchten, dumpfigen »Zimmern diese schlechte Eigenschaft gänzlich zu be­

nehmen sei, wenn man Evhen an die Außenwände der Gebäude pflanzl. Nach den stürmischen Ncgennächien habe man die Wände nnier dem Evhen nicht nur trocken, sondern sogar staubig ge­sunden, »nb er dürste demnach allen andern Mitteln zur Abhal­tung der Fenckuigkeit, als Eement, Schiefer :c. vorznziehc» seien.

(Versalzene Speis e n e ß b a r z n in a ch e n.) Sind die Speisen bcm, Kocken versalzen, so spanne man ein leinenes Tuch über den Tovt, worin die Speise kocht und streue Salz daran'. Das obere Salz zieht nun fast altes in der Speise be­trübliche Salz an sich.

Zu den vorzüglichsten aller Hübner gehören die anda- lusischen. -Wo geben nicht nur ein ausgezeichnetes Fleisch, sondern sind auch die beste» Leger, die mau haben kann. Man rechnet fünf bis sechs Stück Eier pro Worbe ans jedes H»h». Die Eier sind größer, als die aller andern Hühner, selbst als die der ge­rühmten schwarzen Spanier, überaus wohlschmeckend und von Farbe lichtblau mir dunkleren Flecke».

. lJntere ssa » tes Erv eri m eutst Man hat lauge über die Ursache» der Ebolera bin- und hergestritleu »nd sic in der Lust finde» wollen. Bedentcnde ärztliche Nokabilttäten haben sich für diese Annahme ausgesprochen und setzt scheint el» soeben in Aegypten angcstelltes Experiment die 'Wahrheit derselben zu bestätigen. Man bat nämlich zwei Ballons anssteigen lassen, den einen über Alexandria, den andern über einem Dorfe der Land­enge, wo die Eholera »och nicht erschienen. Unter diesen Bal. lvnS hinge» zwei Stücke Fleisch, die beide von ein und demselben ganz gesunden Ochse» kamen. Man ließ die BallvnS einige Zeit i» der Lust verweilen, und als man sie bcrabzog, war das Stück Fleisch, welckeS über Alexandria gehangen, ganz verdorben, wäh­rend das andere, das über dem von der Eholera verschonten Dorfe gehangen, vollständig gut und gesund war. Es wäre in­teressant, diese Versuche fortzusetzen und die Resultate weiter zu verwerkhen.

Nack den neuesten statistischen Erörterungen leben in Deutschland 25 Mill. Katholiken »nd 23 Millionen Protestanten, 600,000 Jude» und 60,000 Dissidenten.

Alan sollte eigentlich voraussetzen, das; Spitzbuben zur Me­lancholie geneigl sind, da sie sich Loch Alles zu Gemütbc ziehen.

Grabschrifr. Hier liegt Frau L. P. Geboren im Jahre NUU. Renovirt im Iabre lbM.

DI Das Erstaunen der sogenannten ehrlichen Pente über große Spitzbuben und Mörder, ihre Indignation über inkurable Vagabunden und die naive Neugierde, mit der sie gelegentlich die Verbrecher-Phn- siognomien in Gefängnissen odrr beim ösienNieben Versabre» sttwiren, bat mich von jeher als eine Dummheit und Schamlosigkeit verdrossen. Die ehrlicken und soliden Leute, meine ich, sind gar nicht so präzis ehr­lich und universell solid, daß sie mir gutem Gewissen die armen --sinder wie wilde Tbiere in der Menagerie mustern dürfen. Nechtsverdrehereien, Mißbrauch der Amtsgewalt, Betrügereien und Baiilrottwirthschasten, Wucher, Wechselreiterei, Spekulation aus die Dummheiten, Leidenschaf­ten und Nolbstände der Nebeumeuschen charakrerisireu die ganze Weit und bilden ja eben das Objekt der ürlminal-Iustizpflege, wie der Poli­zei. Wer bat denn aber selbst denen, die sich noch nickt prostitnirt ba- ben, das Eingeweide besehen? Und wie kommen sie alle zu der Unbe­fangenheit, so nngenirt zu lbun, als hätten sie eben nichts mit den Abnormitäten und Unregelmäßigkeiten des Menschengeschlechtes zu thun. Wer, wenn er auch wirklich zu den ehrlichen und soliden Leuten gehört, hat nicht schon in seinem Leven erfahren, wie blutwenig zu einem An­fänge im Unrecht und in der Schusterei gehört?

Räthscl.

Ein junger Herr schrieb einst ein Brics'chen An seine Braut in fernem Lank,

Wcrnincn sic, wenn auch nicht wörtlich,

Doch klar genug geschrieben fand,

Daß sie sehr Ihcucr ihm gewesen.

Daß er mit Her; und Hand sogar Sich ihr zu eigen hingegeben In reiner Liebe. Doch es war Im Briefe selbst auch cingedeutct Warum? fianv aber nichl dabei

Daß mm das Band, das sic in Liebe Vereinte, aufgclöscl sei.

Und damit war denn auch sein Name Und seines Aufenthaltes Ort Genau bezeichnet. Nun errathe!

Der ganze Brief war nur Ei» Wort.

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.