truppen in Kiel zulässig, Rendsburg wird BnndeSfestung. Bis s zur Entscheidung des Bundes bekommt cS österreichische und ! preußische Besatzung mit jährlich um 1. Juli wechselndem Kom- i mundo. Der Eintritt beider Herzoglhümer in den Zollverein ist i zugestuudcu; will Preußen schon jetzt durübcr verhandeln, so ist ! Oesterreich für Holstein bereit dazu. Preußen durs einen Kunul l durch Holstein in beliebiger Richtung bunen, mit Exproprialious- ! recht, und Hut die Leitung dcS BuueS und die Aussicht über den ^ Kunul. Veränderungen sind nur uut seiner Zustimmung zulässig. ! Transitzölle sind untersagt, LchifffahrlSabgabeu sind für ulle ! Flüggen gleich. Tie Entschädigungssumme un Oesterreich sür ! Lauenburg beträgt 2's Millionen dänische Thuler.

Nachstehende Sätze aus dem schon im letzten Blatte erwähn­ten Aufruf hochadeliger Damen zur Gründung einer katholischen Universität, welcher zuerst in denTyroler Stimmen" veröffenl- ! licht wurde, sind charakteristisch genug, um hier mitgetheilt zu werden.Im Allgemeinen das ist ja eben die bittere Klage, die schwere Sorge ist der Geist, der aus den Universitäten herrscht, kein christlicher. Und wie kann cS anders sein, wenn die Lehrämter vom Staate besetzt werden, der nach der moder- s nen Theorie religionslos, also unchristlich sein soll? Geht ans dem Staatsexamen hervor, daß Jemand das Schablonenwissen besitze, welches der Staat sür dies und das öffentliche Lehramt fordert, so sei er Jude oder Heide dennoch wird er tüchtig befunden, an einer Universität siir christliche Jünglinge zu wir­ken. Aber schon jetzt ist die Unchristlichkeit ein Miasma, das unter der studirenden Jugend, weil unter ihren Lehrern, gras- i sirt. Die unerhörte Charakterlosigkeit der Masse der Männer i in unseren Tagen hat eben dort ihren Ursprung." Was nun! dieseunerhörte Charakterlosigkeit der Blasse der Männer nG unseren Tagen" betrifft, so macht ein Wiener Blatt hierzu fol- ! gende treffende Bemerkung: Da solche hochadelige Umlms xatro- ^ N6SS6S selten in die mittleren Gesellschaftsschichlen herabsteigen, > um dort klare Anschauungen zu gewinnen, so trifft nach nnserm ! Dafürhalten dieser wenig schmeichelhafte Vorwurf männlicher ! Charakterlosigkeit zunächst nur jene ihnen ebenbürtigen Herren, j mit denen sie in ihren exclusiven Kreisen täglich und stündlich § verkehren, und welche sie allerdings auf das genaueste kennen ! müssen. Cs liegt ein kleiner Trost für uns, wir gestehen es ! aufrichtig, in dieser Betrachtung.

Aus Veranlagung des R a pole v u S fc st c S sind in Fr a u k- rcich nicht weniger als 1326 Slück Oedcn der Ehrenlegion ver­liehe» worden, vom Großkreuze herab bis zum Ritterkreuze.

London, 22: Ang. Die Gesellschaft für Legung deo Ka­bels hat beschlossen, die Rückgewinuungs- und Vollendungsver­suche aus das Frühjahr anfzuschieben und dann zugleich ein zwei- ; tcs Kabel zu legen. zT. d. Frb. Ztg.) i

Die Schleusen des Suez-Canals sind geöffnet. Am > 15. August ist eine Ladung mit Steinkohlen direkt von dem Mit- ^ telländischen in das rothe Meer gefahren. ^

Ncwyork, 5. Ang. Tie Kämpfe mit den Indianern ! des Westens nehmen einen bedrohliche» Umfang an, so daß der ! Kriegsminister es nöthig befunden hak, starke Truppenkorps zurVcr- ^ tbeidigung der Grenze gegen die feindlichen Siceiszüge ausznschicken. z Fast alle Stämme haben sich gegen die Weißen verbündet, um ^ Rache zu nehmen für die Nicdermezlung der Cheyenne». Die i Indianer der westlichen Stämme werden auf 320,000 geschätzt. ^ In Minesotta Hai der Krieg ernstlich begonnen. Tie Trähte des Uebcrlandtclcgraphen nach San FranScisko sind durchschnitten, und wie es heißt, gehen auch keine Posten mehr.

Newyork, 12. ,Aug. Es fand eine CabinetSdiSkussiou über Johnsons Politik hinsichtlich der Rekonstruktion des Südens statt; Johnson erklärte, er wolle trotz der Opposition die bishe­rige Politik beibehalten.. Seit Monat Mai wurden 700,000 Mann entlassen, 300,000 sind bei der Fahne geblieben. Tie republikanische Convention zu Maine hat Beschlüsse zu Gunsten des Negervotums gefaßt.

Die Schnle der Demnth.

(Fortsetzung.)

Selbst die Zeit, die große bewegte Zeit voll gewaltiger Er­eignisse, die zu jenen Tagen so ganz anderen Schwunges dahin brauste als in Tagen zahmen Friedens, war nur wie von ferne an ihr vvrübergerauscht. Zwar las oder vielmehr schrie sie dem

Baron die Zeitungen vor; da die» aber bei seiner Taubbheit sehr schwierig war, so bestand seil alter Zeit die Einrichtung, daß der geistliche Herr im Torfe alle überflüssigen Blätter znrückbehiclt und nur das Nöthigste mit Röthel austrich, auch halte sie immer reichlich genug, wenn sie mit diesem Nvlbigsten fertig war; die Zeitungen selbst behielt aber der Herr Baron zur Hand und sie lernte sich bald mit den allgemeinen Umrissen begnügen, die ihr ans diese Weise bekannt wurden, und die freilich noch bewegend und großartig genug waren. DaS Schloß selbst blieb durch große Opfer des Herr» Barons von Einguartirung und Kriegs­lasten verschont. Doch ihr Herz hatte miigeschlageu bei der Er­hebung ihres Volkes und sie mußte oft an ihren alten, getreuen Freund denken, der gewiß nicht zurückgeblieben war, wenn er nicht schon in den ersten Kämpfen als Opfer gefallen. Sie hatte nie wieder von ihm gehört, und glaubte ihn unter den Tobten.

Viel politisches Mitgefühl fand sie freilich nirgends. Tie Mutter war viel zu sehr in eigenem Leid und Sorgen befangene, »m ei» Herz sür ihr Volk zu finden. Ewald war vor einem Jahr gestorben, nachdem Mutter und Schwester die äußersten Opfer gebracht, um das zarte Leben zu kräftigen und zu erhal­ten. Bruder Adolph hakte endlich seine Lea erhalten, aber seine Tienstjahre schienen damit nicht zu Ende zu sein, wenigstens schrieb er immer mit großem Bedauern, daß seine Verhältnisse, gerade weil sie jetzt so sehr günstig seien, so viele Geldmittel in Anspruch nähmen, daß ihm immer noch nicht möglich sei, mehr sür die Mutter zu thnn, als seine liebe Frau bereits gelhan; dies Thun der lieben Frau beschränkte sich ans ein seidenes Kleid, das sie bei ihrem ersten und letzten Besuch der Schwiegcrmama mitgebracht hatte. Adelma, deren Vorname der Schwägerin sehr gefiel, war in Gnaden zur Hochzeit geladen worden, hatte aber dankend abgelehnt.

Alfred und Eugen halten mit Hilfe von Stipendien ibre Studien ordentlich beendet. Alfred war Referendarius und Eu­gen hatte eine Stelle als Unterarzt beim Militär gesunden. Tic Mutter, schwergebückt durch ihres Lieblings Tod, schien das Gna- denbrod bei ihrer Schwester oft etwas bitter ,u finden, und Adelma sehnte sich darnach, irgendwo in einem stillen Winkel der ° Erbe mit der Mutter zusammen zu leben und ihr den Lebens­abend leichter zu machen. Aber dazu fehlten die Mittel nach so > großen Opfern, die sür Ewald gebracht worden waren; auch hätte Adelma nicht gerne die alte» Leute verlassen, sie fühlte, daß sie ihnen fast unentbehrlich war, wenn es auch mehr ein Band der Gewohnheit als wirklicher Zuneigung war, das sie zusammeuhiclt, und so war ihr Zukunftsplan beinahe wie der des Jean auf das dereinstige selige Ableben des gnädigen Herrn auSgcsctzt.

An einem goldigen, sonnigen Tag im Spätherbste, die da sind wie ein Abschiedgrüßen der Sonne an die Erde, einem Tage, wo sich auch in Menschenhcrzen der Trieb und die Sehnsucht regt, noch einmal hinauszuziehen, sich des Lebens und der Erde zu freuen, che der Winter seine Decke breitet über Farbe und Le­be», saß Adelma einsam im Schloßgarten. Der Herr Baron hielt sein Mittagsschläfchen; die Frau Baronin, die, wie sie sagte, wegen ihres MagenlcidenS zu beständigem Hungertode verurtheilt war, genoß ihre kleine Privalmahlzcit, die sie jederzeit allein zu sich nahm, Adelma saß an ihrem Lieblingsplätzchen, einer al­ten Bank unter einem breitastigeu Rußbaum. Tie Sonne schien herrlich, aber sie schic» auf buntes Laub; auch der Boden war ^ mit welken Blättern bedeckt. Es war Adelma recht herbstlich zu Mulhe. Sie ließ ihr ganzes, vergangenes Leben an sich vorü- berzichen, sie konnte es im Frieden thnn, sie hatte gelernt, das Leben i» höherem Lichte zu sehen und die Schatten darin waren nicht zu dunkel.

Auch der biedere Freund tauchte wieder aus in ihren Ge- ^ banken und sie gedachte seiner in herzlicher Freundschaft als eines i Geschiedenen; Einmal hätte sie ihn gerne noch auf Erden sehen > möge», Einmal ihm recht herzlich die Hand bieten und ihn bit­te» mögen, ihr zu verzeihe», daß sie ihn, wenn auch unbewußt, getäuscht hätte, und ihm sagen, daß sie ihm doch in treuer Freundschaft zugcthan geblieben sei, aus Erden aber glaubte sie, würde es wohl nicht mehr dazu kommen.

(Schluß folgt.)

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaijer'schen Buchhandlung.