heute Morgen bei mir. Obgleich er eine »erwünscht vornehme und undenkliche Art hak, sich auszudrücken, so waren dock seine Worte so gut wie ein Antrag für Adelma, die Lache sollte Vie­sen Abend ins's Reine kommen."

Du willst doch nicht, daß wir ihm entgegenkommen?" fragte die Frau.

Nicht handgreiflich, natürlich!" fuhr er zornig ans.Sein Entschluß steht ja fest, es handelt sich nur darum, bei seiner verdammt lässigen Weise es zu einem Abschluß z» bringen, und das wird ein hübsches, gescheitstes Mädchen, wie Adelma, dock zu richten wissen." Gereizt durch das traurige Schweigen seiner Frau fuhr er wieder fort:Es braucht übrigens durchaus keiner weinerliche» Familienscenc, der Braun ist so übel nicht, er hat seinen wilden Hafer gesä't; ich kenne die Brauns; der Junge mag sich so gleichgillig stelle», als ec will, in Geldsachen ist er nicht so dumm und versteht das Geschäft wohl. Für mich ist eine erklärte Verbindung mit Brauns die einzige Rettung, die einzige, verstehst Du?" schloß er mit immer gesteigerter Hef­tigkeit;eine Rettung, bei der Braun selbst am Ende nicht ein­mal verliert", murmelte er zu seiner eigenen Beruhigung, ,,cs handelt sich bei meinem Unternehmen nur um das Einsetzen un­geheurer Mittel .... Du weißt, was Du zu thun hast", wandte er sich an die bleiche Frau,ich bin gewiß, daß es bei dem Mädchen gar nicht schwer hält, sie zu bestimmen, und daß die Mucken eher von Dir kommen."

Still und schweren Herzens blieb die Mutter zurück, sie hörte kaum, wie Ewald wieder heraus kam und sich endlich, da die Mutter ihn nickt beachtete, still zu Bett legte. Sie zweifelte nicht, daß Adelma cinwilligen würde, um so eher, wenn sie wußte, daß ihre Existenz auf dem Spiele stand, aber durfte sie als Mutter eine Berbindnng ohne Liebe zugcbcn? Konnte nicht dies jetzt noch so ruhige Herz einst erwachen, wen» eS z» spät wäre: erwachen an der Seite eines Mannes, den sic nicht achten, nicht lieben konnte? War cs ein gottgefälliges Band, das Adelma einging in Unkenntniß ihres eigenen Herzens und der heiligen Bedeutung der Ehe? Unddie einzige Rettung" hatte ihr Man» gesagt!

Madame, Herrn Kommerzienrath Mayers sind bereits un­ten', das Fräulein hat sie empfangen", meldete das eilig dcranf- stürzende Zimmermädchen. Rasch und erschrocken erhob sich Frau Kamphausen; sie hatte Zeit und Gäste und Alles vergessen über den quälenden Fragen, die ihr Gemüth bedrängten.

Fast erleichtert, wenn auch ängstlich darüber, daß sie nun nicht mehr mit Adelma reden konnte, ging sie hinab, und als sie diese so blühend und heiter, mit so viel Ruhe und Leichtigkeit sich unter den Gästen bewegen sah, wurde sie ruhiger. War nicht ihres Kindes Natur eine ganz andere als die ihrige? War nicht vielleicht Adelma ein ebner Lebensweg bcschieden ohne tiefes Her­zensglück, aber auch ohne schwere Kämpfe? Leicht gerade und sicher?

Alle Gäste hatten sich cingefnnden, Brauns allein nicht, auch der Herr des Hauses ließ sich nicht blicken. Frau Kamp. Hausen schalt ans ihr eigenes ängstliches Gemüth, daß sie heute Alles so schwer bedrückte, ja, daß cs ihr schien, als ob ans ih­ren Gästen selbst ein stiller Druck liege, als ob die Männer leise mit einander flüsterten und Adelma bedenklich anblicktcn.

Der Thee war getrunken, man sollte sich zum Souper in den Speiscsaal begeben, der Herr des Hauses war »och nicht da. Länger hielt es die bedrängte Frau nicht aus, sic schlich sich hinaus und fragte bei der Dienerschaft.Sind denn der Herr nicht drinnen?" fragte Luise verwundert.Ich habe ihn, bald nachdem das Absagebricfcken von Herrn Braun gekommen war, schon im Dunkel aus seiner Stube in's Gartenhänschen hinausgeben sehen; ich glaubte, sie seien schon lange wieder herunter."

Frau Kamphausen nahm ein Licht und ging hinab in ihres Mannes Zimmer. Sein Pult stand offen, was sie sonst nie ge­sehen ; oben auf seinen Papieren lag ein offenes Billet von Herrn Braun, dessen Handschrift sie wohl kannte:

Verehrter Freund!

So glücklich cs uns machen würde, Ihre Fräulein Tochter für unfern Familienkreis zu gewinnen, so halte ich doch das Wort, das mein Sohn heute zu Ihnen gesprochen, für etwas übereilt; er selbst fleht dies ein und ermächtigt mich daher, Sie zu bitten, dieses Wort vor der Hand als^nicht gesprochen zu betrachten.

< Ueberzengt, daß unser freundschaftliches Verhältnis, dadurch nicht im Mindesten benachtheiligr wird, bitte ick, unser Ausbleiben für diesen Abend giftigst zu entschuldige» und grüße Sie in aus- gezeickneter Hochachtung

ergebenster

, W. Braun."

Nachschrift.Bei etwa einkretende» Verlegenheiten j ^ nächster Zeit bedauern wir bei dem dermaligen Stand unserer ^ Geschäfte, Ihnen zwar keine Vorschüsse anbieten zu können, da- i gegen dürfen Sic aus alle denkbare Nachsicht unserer Seils ^ rechnen."

Sonst fand Frau Kamphausen Nichts, das ihr zunächst Aus­schluß geben konnte. Mit der eisigen Ruhe, die oft das schwächste Gemüth bei der bestimmten Aussicht auf eine furchtbare That- sache erringen kann, nahm sie das Licht und stieg langsam, mit bebenden Kniee» die Stufen hinauf zu dem Gartenhaus in dem kleinen Gärtchen hinter dem Hanse.

Aergerlich über das Ausbleiben der Eltern that Adelma ihr Bestes, ihre Gäste zu unterhalten; die Tafel war sehr schön ar- rangirt, der Rehbraten vortrefflich, die Kerzen und Lampen strahlten hell, edle Weine funkelten in den Gläsern und die Un­terhaltung begann lebendig zu werden. Da trat mit dem Lichte in der Hand, lodkenblaß und starr wie ei» Steinbild, die Haus­frau unter die Thiire:Ich bedanre, die Gesellschaft stören zu müssen," klang es lautlos von ihren bleichen Lippen,meinen Mann hat so eben der Schlag getroffen. (Forts, f.)

Allerlei.

(Mittel gegen Zahnweh.) Wer an Zahnweh leidet, wenn es namentlich von hohlen Zähnen herkommt, muß sich je­de» Morgen, auch wohl mehrmals des Tages, mit kaltem Fluß- waffer an den Schläfen und hinter den Ohren waschen, aber nur auswärts; es muß mehr ein starkes Reiben, als ei» bloscs Naß­machen der Haut sein, weil der Andrang des Blutes von den Zähnen dadurch abgeleitet werden soll. Wer dies einfache Mittel etwa 6 Woche» sorgfältig anwendet, wird aus lauge Zeit von dem lästigen Zahnweb befreit werden.

Machen wir uns das Leben nicht sauer! Das arme Le­ben hat ohnehin schon so viel des Bittern und Herben, daß man es durch gegenseitiges Berschulden nicht noch armseliger machen sollte. Ver­süßen sollte man es auf jede mögliche Weise! Verstimmt von einem jener Auftritte, welcher in einer minder glücklichen Ehe häufig Vorkom­men, wanderte Egino am Sonntag zur Kirche. Die Predigt hörte er zwar, aber es dauerte lange, bis er sich zu sammeln vermochte; da drang der Ruf des Predigers ihm in die Seele:Machet einander das Leben nicht sauer!" Aus dem Heimwege mußte er diese Worte im­mer vor sich hinsprechen.Ei," dachte er,ich will'» doch einmal ver­suchen nicht unwirsch zu sein, wenn zu Hause etwas vorgcfallen ist." Schon der gute Vorsatz gcch ihm einen freundlicheren Blick, als er ge­wöhnlich zeigte. Seine Iran glaubte, daß ihrem Manne irgendein Unternehmen geglückt sein müsse. Trotz aller künstlich angelegten Fra­gen konnte sie nichts herausbringen.Guda," (der Name, wie die Ge­schichte, ist keinem Roman entnommen; in Boralberg wird derselbe sehr in Ehren gehalten), sprach endlich Egion,hast du heute in der Predigt nichts gehört?"Ja wohl," erwiderte sie,ich will mirs gesagt sein lassen." So friedlich war schon lange kein Sonntag mehr vorüberge­gangen. Als der nächste Morgen anbrach, wollte der Mann seinen Werktagsrock anziehen. Aber da fehlten, wie schon in der vorigen Woche, noch immer zwei Knöpfe. Zornig schleuderte er den Rock gegen den Tisch; die Schüsselchen voll Milch, das Frühstück für die Rinder, fielen um; die Kinder weinten laut, und schon zuckte auf den Lippen der Mut­ter einer jener unseligen Ausdrücke, mit denen sie ihren Alaun so oft gereizt und beleidigt hatte. Ta tönten in ihrem Innern wie ein Echo die Schlußworte: Leben nicht sauer!" Sie faßte sich und sprach dieselben halblaut.Die verwünschten Knöpfe sind an allem Schuld", murmelte Egino. Guda aber ergriff die Hand ihres Mannes und bat ihn ccm Verzeihung für ihre Nachlässigkeit - Dieser Augenblick ward zum Wendepunkt ihres ehelichen Lebens und der Anfang einer gedeih­lichen Erziehung ihrer Kinder.

DasEcho.

Ein Eh'mann steht, vertieft in Gram und Noth,

Im Wald, Selbstmordgedanken finster brütend:

Ein schlimmes Weib betrübt ihn bis zum Tod,

In seinem Haus xantippenähnlich wüthend.

Wie wahr' ich," rust er in Verzweiflungsqualen,

Vor solchem Weibe Ehre mir und Hausrecht!"

Und horch ein redend Wort hört er erschallen _ Das Echo ruft es ihm zurücke: Haus' s' recht!!"

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.