len Erfolg versprechen. Es bestäligt sich, daß Oestreich we­gen der Verhaftung May's Einsprache erhoben hat.

Wie», 1. August. Der Kaiser ist nach Ischl gereist. Tie Amtszeit»»»; schreibt: Der Kaiser erließ eine Preßamnestie. Der Justizminister ist ermächtigt, eine sofortige Einstellung aller an­hängigen Untersuchungen zu veranlassen. (T. d. St.-A.)

Die neueste Ente, welche man von Wien aus steigen läßt, um den Beweis der östreichisch-sranzösische» Freundschaft zu liefern, lautet: Verlobung des Kindes von Frankreich mit der Kaisertochler Erzherzogin Gisela von Oestreich. Die jungen Leute haben aber wohl noch etwas Zeit.

DemWiener Wanderer" wird ans Paris mitgclhcilt, der Papst habe die Absicht, durch eine persönliche Zusammenkunft mir L ic t o r E m m a nu el die noch ungelösten Streitfrage» zwi­schen Nom und Florenz definitiv zu ordnen.

Ga st ei u, 28. Juli. Ter östreiebische Gesandte am bairi­schen Hof, Gras Bloomc, ist in einer diplomatischen Mission aus Wien hier eingetrosse».

In Sevilla wird dem Pfarrer an einer der Hauptkirchen der Prozeß gemacht. Derselbe hat aus der Kanzel die Fortschritts­partei. die Anerkennung Italiens, die Presse, die Telegraphen verflucht, und dadurch eine solche Empörung in der Kirche her- vorgebrachl, daß es zu einem förmlichen Kampfe zwischen denen, die ihn von der Kanzel werfen, und jenen, die ihn schützen wollte», kam; bis endlich Polizei und Gendarmerie entschritt und den Pastor von der Kanzel holte.

Nach dem spanischen Preßgesetz unterliegen Prcßvergehen der Aburkheilnng durch Geschworene. So ist den» Spanien in dieser Beziehung vielen dentfchen Ländern zum Muster geworden!

London, 31. Juls. Beim Legen des transatlantischen Kabels erlitt das Tau eine Beschädigung, welche aber bald wieder gehoben wurde. Am Sonntag Abend wurde vom Great Easteru kelegiaphirt, daß 750 Meilen des Kabels versenkt und 050 durchsegelt seien. (Tel.)

Die Schule der Dcmuth.

(Fortsetzung.)

Eine rasche, glückliche Speculation, aus eigene Faust unter­nommen, hatte Kamphanseu schnell zu einem reichen Manne ge­macht, zugleich aber auch die Verbindung der beiden Männer ge­löst, die nie recht zusammengepaßt hatten. Aeußerlich war das Verhältnis! der beiden Familien ein freuudschastliches geblieben, die junge» Leute aber hatten sich bis beute nicht mehr gesehen, da der junge Arthur iudeß den Vorrath seiner verdrießlichen Welt­anschauung aus Reisen noch vermehrt hatte.

Arthur, der keineswegs der Vorstellung entsprach, die wir ' uns von dem hcimgekehrten Jüngling aus der Glocke machen, war in großer Verlegenheit, woher er Kindheitserinueruugeu neh­men sollte, und war sehr erleichtert, als Adelma ihn lachend da­ran mahnte, wie sie und die Bruder einst eine große Ueberschwem- mnng verursacht, als sie den Springbrunnen in seinem Weihuachts- garten zu stark angestrengt, wie ihr Bruder Adolph Len Schweis von Arthurs prächtigem Wiegenpserd geholt, um als Pascha mit Roßschweifen aufzutretcn und besagtem Wicgengaul dagegen einen flächsernen Schwanz eingesetzt, was zu großem Gebrüll von Seite, Arthurs und zu einer gefährlichen Untersuchung geführt: wie sie, die Geschwister Kamphansen, einst alle Törtchen aufgezchrt, die Mama Braun zu gemeinsamem Genuß vorgesetzt hatte, während Arthur sich in einen Schmollwinkel gestellt, und wie ihm dann Adolph weiß gemacht, Adclma's große Puppe habe so starken Appetit. i

Herr Arthur Braun war wirklich miterhallen, was ihm nicht allzuoft begegnete, und Papa Kamphauseu beobachtete von ferne i mit stillem Vergnügen die lebhafte Unterhaltung der Beiden. f

Mit diesem Abende war für Adelma die Pforte eröffnet in ! die große gebildete Welt, die ihr von der klösterlichen Einsam- ! keit LeS Pensiviislebcn aus in so buntem, strahlendem Lichte er­schienen war.

Ich habe vor Zeiten gar schöne Schilderungen gelesen von gefeierten Heldinnen, die, wo sie in Gesellschaften erscheinen, be­ständig von einem Schwarm von Anbetern umringt sind, habe mir auch eine ganz eigene Vorstellung von solchen Anbetern ge­macht, die ich mir immer in tiefer Verbeugung begriffen, in

schwarzen Fräcken mit lange» Schößen verstellen mußte, und hätte gar zu gerne einmal eine solche umringte und umschwärmte Hel- diu gesehen, bin aber nie so glücklich gewesen.

Auch bei Adelma war es so gefährlich nicht, obgleich sie in Wahrheit ein schönes Mädchen war, mit ihrer schlank ansgerich. teken Gestalt, der tadellos reinen Gesichtsfarbe und den glänzend schwarzen Haaren und Augen. Doch wurde ihr, die für eine reiche Erbin galt, immerhin Aufmerksamkeit genug erwiesen, um sie in dem sichern unbesangcueu Selbstgefühl zu bestärken, »nt dem sie ihr vornehmes Köpfchen durch die Welt trug.

Dem Varer schien ungemein viel au dem freundlichen Ein­verständnis; mit der Familie Braun zu liegen und er begünstigle die Annäherung des jungen Arthur, so viel sich dies nur mit austäudiger Zurückhaltung vertrug. Die Mutter schien mehr lei­dend als genießend an der Seite ihrer Mutter! es lag ein Druck, eine bange Ahnung auf ihrer Seele ohne bestimmten Grund; sie nannte dies Gefühl Heimweh nach dem verlassenen Ewald und ihre glücklichsten Stunden waren die seltnen Abende, wo sie mit Adelma bei dem Kleinen znbringen konnte.

Nicht immer war Adelma eine freundliche, geduldige Ge­spielin für den Bruder Toileltensorgen nahmen ihr zwar nicht viel Zeit, sie war über ihre Einkäufe sehr rasch entschlossen und ordnete und trug Alles mit dem ihr eignen GesiOnack, sicher, daß ihr Alles gut stand, aber sie mochte viel lieber behaglich ausruben, in einem Journale blättern, einen Roman lesen, als aus die Fragen des Kleinen hören, in seine Spiele eingehen und seine phantastsschen Zeichnungen bewundern; aber doch konnte sie der fast leideuschasilichen Liebe des Kindes nickt widerstehen. Es ist wahr, Mutier," gab sie eines Abends zu,wir sollten mehr zu Hanse bleiben bei dem Kleinen, er hak mehr Herz, als all da? Volk in den Salons."

Nun," sagte die Mutter lächelnd, ihr Herz tragen die Leute gerade nicht auswendig im Salon spazieren, wenn Du ihnen näher kommst, so wirst Tu bei Manchem Tiefe und Ge- müth finden, wo Du eS nicht gesucht."

Auch bei dem Freunde meiner Kindheit, Herrn Arthur Braun?" fragte Adelma schelmisch.

Ich hoffe," sagte die Mutter,und der Vater scheint zu wünschen, daß Du eben bei dem das Herz ausfindig machst."

Das wäre eine Kunst!" ries Adelma lachend.Nein, Mutter, ich glaube, wenn man den nimmt, so muß man sehen, wie man auch ohne Herz auskomme» kann. Das Gähnen ist ansteckend, ich fürchte, es gäbe eine schläfrige Parlhic, wen» ich diesen gesättigten Jüngling erwsihite."

Verhüte Gott, daß Dn's thust, Kind, wenn Tn ihn so ausiehst," sagte die Mntter erschrocken,aber ich denke, er hat gewiß mehr Gehalt und Tiefe, als es scheint! Seine Mut­ter ist eine gescheidte und gute Frau, wir haben lange freundlich zusammengelebt, ... der Vater scheint es so sehr zu wünschen und Du, mein Kind, bist verwöhnter als Du glaubst, eS würde Dir schwer, Dich in eine einfachere Lage zu finden und Brauns sind reich und stehen sehr sicher, ich fürchte, sicherer als wir," setzte sie leise mit einem Seufzer hinzu.

Nun, dann müßte man sich eben trösten mit einem recht unterhaltenden Leben," scherzte Adelma,Arthur müßte einen reizenden Landsitz anschaffen, eine Villa mit einer Teraffe! Du und Ewald zögest hinaus in den Sommermonaten, da der Vater, so scheint es, nicht Lust hat, diesen Sommer ein Landhaus zu mieihen. Ich zöge dann mit ein paar Freundinnen hinaus, und Herr Arthur dürste manchmal zum Besuche kommen."

So sprichst Du nicht im Ernste, Kind," sagte die Mutter, ihr ernst und bekümmert in das lachende Gesicht sehend,Deine Wahl wäre Sünde mit solchen Gesinnungen."

Aber Mama, Du führst Papa's Sache schlecht, wenn ich eine gehorsame Tochter sein will," sagte Adelma,und nimmst es überhaupt so ernsthaft. Ich dachte nur, wenn er nicht ge­rade schlimm ist, so könnte ich ihn ja nehmen, wenn Papa so ein großer Gefallen damit geschieht. Aber er hat mich ja, so viel ich weiß, noch gar nicht ausdrücklich begehrt, und ich diu noch nicht ganz achtzehn; sei zufrieden, Mama, wir wollenS in­zwischen ruhen lassen."

(Fortsetzung folgt.)

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.