gebunden, alles Silberzeug zu sammeln und in einem Schranke neben ihrer Schlafstube zu verschließe» , sodann alles Glas- und Porzellangeschirr bis zum nächsten Morgen ans den Lcitcntisch zu stelle», alle ausgemachten Flaschen in den Keller zu schaffen, endlich den Keller zu verschließen, sich im Hause umznsehen, die Feuer auszulöschen und zu Bette zu gehen.

Margy war ein sehr gewissenhaftes Franenzimmer in mittler» Jahre» und besorgte Alles so genau wie möglich. Ja sic war diesmal sogar ganz besonders eifrig daraus bedacht, die Fenster­läden und Thiircn gehörig zu verschließen und die Klingel» in Ordnung zu bringe». Nachdem dies geschehen, setzte sie sich eine» Augenblick in das Speisezimmer, »m anSzuruhen.

Alles zu Bett und eingeschlasen," dachte das Dienstmäd­chen.Wie still das Hans ist nach all dem Lärm und dem Es­sen und Trinken und Tellcrgekläpper und Lache» und Spektakel, wie sie die junge» Lenke zu Belt brachten! Und dieser Peter Tatmann, waö für 'ncn Scandal der mit seinem Gelächter nnd seiner Narretbci machte, als er stolpernd zur Thüre hinauSging und seinen Weg durch die dunkle Allee mit den Fingern griff. Ach Gott der ist dock ganz anders wie gewisse junge Leute, die ich kannte und besonders wie ein junger Mann als ich einundzwanzig Jahre war."

Hier brachte die arme Margy ihre Schurze an die Augen, erhob sich mit einem tiefen Seufzer und ging zu Bette.

Um das Nachfolgende zu verstehen, bedarf es einer genauen Angabe der Art, wie im Framptoii'schen Hanse die Betten nnd deren Inhaber vertheilt waren.

Uni unten anzufaiige», so schlief der alte Gärtner in einem Zimmer, welches sich aus einen Gang nach der hintern Seite des Hauses zu öffnete, wo cs einige Stufen nach dem Garte» binausging. Der Knabe schlief in einer kleinen Stallbettstelle in einem dunkeln Kämmerchen bei der Rumpelkammer neben dem Knchcnstnbchen. In dem Gestvck, wo sich der Salon befand, wacc» drei Gemächer, von denen eines als Gastzimmer benutzt wurde, und hier schnarchte jetzt Herr Pine, der benebelte Gold­schmied, in gesundem Schlafe. Im Bvrdcrzimmer des zweiten Gestecks lagen Herr und Madame Framplon. Im größer» der beiden Hinterzimmcr standen die Betten zweier von den jungen Damen, im kleinern daS Bett Franks. Die jüngste Tochter hatte die Borderstnbe auf dem Dache inne; die Köchin eine Hinter- stnbe, ans der eS in einen Alkoven ging, wo die Knchcnmagd sich befand; Margy nnd die andere Magd daS dritte Hinterstüb- che». Und nun ist'S zwölf Uhr, nnd Alle mir einander sind fest eingeschlafe».

Es ist eine dunkle Oktobernacht. Der Tag ist sehr mild gewesen, aber eS hatte seit elf Uhr stark geregnet. Der Regen bat jetzt ansgehörl und der Wind hat sich erhoben. Die Zweige der Bäume um daS Haus herum wanken und schwanken; kleine Stückchen dürre Aeste werden vom Winde manchmal gegen die Fenster getrieben , massenweise fliegen abgestorbene Blätter herum; die Thüre» und Läden nnd Fensterrahmen raffeln und klappern, nnd andere seltsame Laute lassen sich in nnd außer dem Hanse hören.

Aber in den Pansen des Windes hätte man auch andere Laute als die beS Wetters hören können, wofern Jemand ini Erdgeschosse wach gewesen wäre. Tie Räuber an- demUmgc- worsenen Karren" waren angelangl und arbeiteten, nachdem sie den Punkt des Einbruchs in das Hans gewählt, bereits tüchtig daraus los.

Es ist ein Grundsatz in der BefestjgnngSknnde, daß eine Festung nicht stärker ist, als ihr schwächster Punkt. Nachdem Lanky Go sich alle die niedrigeren Fenster angesehen nnd sie alle- sammt gehörig befestigt und mit Klingeln versehen nnd ebenso die Tbnren gut verschlossen gefunden hatte ein Umstand, den sie nach einer so lustigen Gesellschaft kaum erwartet hakten hielten die Räuber eine Beratbung und kamen z» dem einmükhi- gen Schluffe, daß das Fenster deS VorrathskammerchenS der passendste Weg ins Ha»S sein werde.

Das Fenster deS BorratbskämmcichenS sab ans einen Rasen­platz zur Seite des HanseS hinaus, wo man die Wasche zum Trocknen auszuhängen pflegte. Es war sechs Fuß vom Boden, aber es war kein Steinpflaster zwischen der Mauer des HanseS und dem Nasenplatze. Das Fenster war ohne Glas »nd mit einem Rahme,iwerke durchbrochenen Zinks bedeckt. Außerdem

war eS durch zwei Elsenstaiigen geschützt und da das Fenster selbst eng war, so hätte sich kaum der Körper eines Knabe» hindurch, zwängen können.

Da Lanky Go ' bei weitem der Schlankste von den Dreien war, so machte er sich zunächst an's Werk, indem er nahe an die Mauer trat »nd mit einer scharfen Feile die eine der Eisen­stangen durchschniktk. Er arbeitete schnell nnd ohne Geräusch.

Humble und Crick nahmen inzwischen schweigsam ihre ver­schiedenen Werkzeuge heraus und machten sie zum Gebrauche';»- recht. Sie hatte» einen gewaltige»Jmmy" (eine dicke Brech­stange), einen Dietrich, einen Schraubenzi.ber, Meiscl, Feilen, eine eiserne Zange von eigeuthümlicher Gestalt, die den Zweck hatte, durch ein Loch gesteckt zu werde» nnd um eine Ecke her- nmzureiche», nnd ei» großes Messer mitgebrachi. a» dem sich verschiedene andere Werkzeuge, z. B. eine kleine Säge, ei» Zwick- bvhrer, ein Haken, ein Spitzhammer nnd ein Korkzieher be. fanden. Zu dieser Ausrüstung hatten die Räuber ein Paar Pi.

^ stolen, drei tüchtige Knüttel, eine Diebeslaterne und drei Mas.

! ken gefügt eine grüne, auS einem alte» Schleier gemacht, eine weiße, aus grobem Papier, nnd eine schwarze von der Art, wie man sie gewöhnlich auf Maskenbällen gebraucht.

Als Lanky durch ein Zeichen zu verstehe» gab, daß die eine Eiscnstange bnrchgefeilt sei, kam Erick Herz» und schlug »nd stieß mit demJemmy" geschickt einen halben Ziegel auS der Mauer, etwa zwölf Zoll unter dem Gesimse deö Fensters. Er ! stellte sich dann dicht »eben Lanky, Beide bückten sich, stemmten ihre Ellbogen fest gegen die Wand und le'gken de» Kopf auf die Unterarme. Ans ihren Rücken stieg jetzt Humble empor. Er faßte daS untere Ende der Eisenstange, gerade über der Stelle, wo sie durchgefeilt worden war, und indem er seine linke Fuß­spitze in das Loch j» der Mauer stellte, bog er die Stange mit ällcn Leibeskräften empor. Er sprang jetzt leise herab »nd ließ Erick ans seine» Rücken steigen, welcher sich an das Zink hinter ^ den Eisenstangen machte, welches er in wenige» Minuten »ach der einen Seite durchbrach nnd niederbog. Jetzt steckte er Kopf und Schultern durch daS Fcnsterchen und horchte.

Vorwärts!" flüsterte Humble heißer» Tones.

Ans diese Ermahnung ließ Crick seine Beine in das Vor- ralhskämmerchen hinnnterbanmcln, sein Antlitz stierte noch einen Augenblick ans seine Freunde hinab, und dann verschwand er. , Gleich daraus aber erschienen seine Hände wieder nnd seine Fin- I ger zuckten nnd winkten ungeduldig in der Lust.

! Lanky Go schnellte sogleich unter de», Fenster empor und ! lerste den Schraubenzieher nnd die Zange in die Hände droben,

! worauf dieselben in der Finsterniß verschwanden. (Forts, s.)

i Tie Verderblichkeit nnd Zweckwidrigkeit des stehenden ! Heeres in seiner heutige» Ausdehnung wurde vor Kurzem in dem ! bairische» Abgeordnetenhanse von dem Abg. Kolb in folgende»

! Gegensätze» beleuchtet:Nickt die Schlackte» von Magenta und l Solscrino waren, welche Oestrejch zwangen, durch Abtretung ! seiner reichsten Provinz sich den Frieden zu erkaufen, sondern die ^ Finanznoth war eS. Was den Frieden herbeisührte, war größteu- ! theils dadurch bewirkt, daß man während Jahrzehnten nnverhält- ! »ißmäßigc Summen ans das Heer verwendet hatte. Nach zehn Wochen schon sah sich die östretchischc Regierung dahin gebracht, Frieden zu schließen, um de» von mir angegebenen Preis, wäh­rend sie noch .punderktansende von Soldaten zur Verfügung hatte,

! »nd während die Feinde gerade an das gefährliche Festungsviercck l vorgeiückt waren, nnd während Deutschland sich zu regen begann.

! Hier haben Sie die Früchte eines solchen Systems. Blicken Sie ^ nach einem andern Beispiel, nach Amerika! Meine Herren! Ich j werde der Letzte sein, der die Vernachlässigung des Wehrsystems,

! wie sie in Amerika vor dem Kriege stattsand, verthcidigt. Man i hat dort ungeheure Fehler begangen, nnd diese Fehler mußten thcuer bezahlt werden. Aber meine Herren, daS Nichthalten.eines stehenden Heeres in der gewöhnlichen Bedeutung nnd Ausdehnung bewirkte in Amerika, daß sich die Union in der Lage befand, den gewaltigsten Krieg, von dem die Geschickte erzählt, vier Jahre lang sortznsetze» trotz der nngehenerste» Opfer, und daß sie nicht früher in den Fall kam, die Waffen niederznlegen, als bis der Sieg vollständig gewesen ist. Das ist der Unterschied zwischen beide» Systemen."

Redaktion, Druck nnd Verlag der G. W. Jaiser'schen Buchhandlung