„WaS ist eS, Coqualla, da« Dich so erschüttern konnte, die Du a» die Sitten Deines Volkes gewöhnt bist?" fragte er, nachdem er stch langsam ansgerichtct hatte.
„Sie haben meinen Vater mit unter den Verwundeten heim» gebracht, und er wird kaum den Tag überleben!" erwiderte sie mit dem ganzen Ausdrucke tiefer Trauer, der dennoch zu gleicher Zeit die eigentbümlichc Gefaßtheit im Leiden, welche dem indianischen Charakter eigen ist, beiwohnte. „Er hat mir zngestüstert, als sie ihn »ach seinem Hanse trugen, daß ich Dich erwarten und z» ihm sichren möge, und so komm', Louis; wer weiß, wie lange er noch Zeit zum Sprechen erhalt."
Der junge Man» erhob sich rasch und Beide traten a»S dem Hause. 2m Mittelpunkte deö Dorfes vor dem Tempel war ei» großes Feuer angezündet, und die ganze Bewohnerschaft war darum versammelt. Lonis aber wandte keinen Blick di», ans Sorge einem neuen schrecklichen Schauspiele zu begegne» und beschleunigte seinen Schritt, n»i die Wohnung des alten Häuptlings zu erreichen. Als er mit seiner jungen Gefährtin eintrat, fand er diesen ans seinem Bärenfelle ansgestreckt liegen und seine Weiber um ihn. weinend und jaiumerud. Aber dann nud wann hob der Kranke die Hand, ui» die Töne des Jammers nieder zu halten, und horchte mit aufmerksamem Ohre dem Lärme», welcher vom Mittelpunkte des Torfes zu ihm drang. Seine dunklen Augen waren eingefallen und matt, aber so oft ein Schrei seiner siegest»»iikenen Kameraden von außen an sein Ohr fiel, brach ei» Blick voll Feuer daraus hervor.
Als er das eingelretene Paar bemerkte, winkte er Louis, heranzuirele» und befahl zugleich den Uebrigen, sich zttrückznziehcn.
„Setze Dich zu meiner Seite," begann er, als Louis sei- nein Winke gefolgt war, „ich habe Dir Manches zu sagen." lind als der junge Mann seinem Wunsche nachgekvmmcn war, fuhr er fort:
„Weißhand, Du leistetest mir früher einen Eid; aber von Allem dem, was Dn mir jemals gelobt hast, entbinde ich Dich § jetzt. Ich weiß, wie sehr D» Dich von hier wegsebnst und Du magst g.hen. Ich glaube nicht, daß Tri» Vater dem allgemeinen Verilgniigswerke erlege» ist, denn sein Platz war stark und er selber immer ans der Hut. WaS geschehe» ist, dafür habe jch nur dem großen Geiste Rechenschaft abzulegen; für Eins aber treibt eS » ich um Deine Verzeihung zu bitte». Reiche mir den Wafserkrug hier »eben mir."
Er trank einige Schlucke, die ihn sichtlich zn erquicken schienen , und fuhr dann fort: „Du sollst Alles wissen, Weibband, was Dir b>S jetzt noch dunkel gewesen sein mag, denn leb will . meine Seele frei machen und ich habe Niemand Verschwiegenheit ! gelobt. Erinnerst T» Dick des Tages, wo mich Tein Vater > im Walde, nahe bei seinem Hause, traf?" ^
Lonis »ickie sä weigend und hielt den Blick gespannt aus des Indianers Gesicht geheftet.
„Damals war ich dort gewesen, um Simon Labois zu treffen," fuhr der Kranke fort. „Er hatte mir durch einen Mann unseres Stammes, den er irgendwo getroffen hatte, sagen lassen, daß mit einer kleinen Arbeit viel Gold zu verdienen wäre. Er machte mir den Vorschlag, de» Sov» des weißen Hänpilings nm's Lebe» zu bringen, woz» er mir selbst die nölbigen Gelegen- ! beiten bieten werde. Jch würde für kein Gold seinen Vorschlag angenommen habe», wen» es »nS »ist l darum zu ihn» gewesen wäre, einen weißen, verständiae» Jüngling in »nsere Hände zu ! bekomme», um ihn mit einer Botschaft a» den Gott der W>ißen zu senden, und von Niemand war ich fester überzeugt, daß er den Weg dahin obne Schwierigkeiten finden werde, als von Louis Et Julien, dem selbst der rotde Man» nichts Nebels »achsagen konnte. Ich ging ans den Vorschlag von Simon Labors ein; aber fch kannte ib» als falsche Zringe und so verlangte ich, daß er nach Art der Weißen sei» Versprechen und die Summe, welche er nach geschehener Thal zablen wolle, niederschreibe. Er wußte, daß unter linieren Kriegern einer ist, der fiaiizösischcd Blut in sich trägt nud gelernt bat, die Schrift der Weiße» zu les-n; da- rnm weigerte er fick, und ich verließ ibn. Aber ich erhielt eine neue Aufforderung kurz daraus. Es yandelte sich jetzt nicht nur ui» Teinen Tod, sondern auch um de» Tein,S GasteS, welcher in Deines WrterS Haus lebte. Er bot noch mehr Eäelb und wollie die Hälfte desselben oorallSzahlen. Diesmal ging ich darauf ei», denn mein Bruder, die .große Lonne," Halle mir
Vorwürfe gemacht, duß ich nm Goldes willen unser eigenes Heil, welches die Sendung beS weiße» Kindes z»m Lande der Geister verlangle, aus den Augen gesetzt. Aber ich wollte den Verdacht der Tbar von unserem eigene» Stamme ablenken und so trat ich mit einigen Ebickaiaw-Kriegern i» Verbindung, welche Lonis St. Julien sauge» und uns überliefern, seine» jungen Gastfreund aber tödten sollten. Aber sie hatten sich zu wenig der Tapferkeit Beider versehen und wurden selbst getödtet, alle Sechs!"
(Forlsetznng folgt.)
Allerlei.
— I» Hanixe» bei Antwerven spielte der fiinsjäbri'ge Sohn des Hernr B. im Garten der Villa mit der großen langbaarigen Angorakatze deS Hauses, mit welcher sich dieses Kind Alles erlauben tliifte, ohne je von ibr gekratzt z» werden Die Spiel- kameraden geriethen an kcn Rand eines mehrere Fuß tiefe» Grabens, der mit schlammigem Wasser gefüllt war. Der Knabe trat ans ei» schmales Br,ttchen, bas diesen Graben überbrückte, gliit ans und fiel hinein. Die Katze, die unmittelbar hinter ihm herlief, klainmerte sich mit de» Hinielbeiiien an das Brett und erwischte mit den Vordersüße» die Kleider deS KindeS, das sie daran ans die Oberfläche deS Wassers zu halten vermochte. Durch das klägliche Geschici, das sie gleichzeitig erhob, zog sie den ziemlich davon entfernt arbeitenden Gärtner herbei. AlS dieser i» die Nähe kam. verdoppelte sie ihr Geschrei, and durch die tollste» Sprünge drückie sie nachher ihre Freude aus, als der Knabe glncklich heransgezogen und seinem Vater übergeben war. (Zum Studium für die Veriheidigcr des Instinkts!)
— iAlte Jungfer».) I» zwei Prozesse», welche in London wegen Entschädigungen »nd Schmerzensgeldern, heriüh- rend von Bißwund,n nud zerkratzte» Gesichtern, verhandelt wurden, stellte sich heraus, daß die eine V.rklagte, ein altes Mädchen, ihre 9 Bnlldoken »nr mit den zartesten Hühnchen und Eon- ditorwaarcn zn füttern pflegte »nd die andere, ebenfalls ein alteS Märchen, sich einer H.rnsg, sell'chaft von 114 Katzen erfreute, die sie von eine», einzige» Paare ansgezogen.
— Ei» verdienstvolles Journal.) I» London ezi- stirt eine Zeitung unter dem Titel ..Journal der Verliebten". Man kann leicht eiratben, wie die Annoncen in diesem Jt-nrnal beschaff, n sind. Wir wollen nur eine tleine Probe davon Cittre».
,.4!68. An, 17. April war zu Sadl.r's-Wells ein junges Mädchen im ersten Range des Amphiih.aie>s, ans dem siebenten Platze rechter Hand. Sie hatte ei» weiß-S Kleid, eine blaue Schärpe mit Fr-,ine» von de,selben Farbe »nd einer großen Stahlschnalle, einen weißen Kreppbul mit Vergißmeinnicht, blonde, natürlich gew'llte Haare Ei» G, »ilenrann w» isebl z» wisse», ob das junge Mädchen noch frei ist. Sie bat ein bräunliches Mal bei dem rechten Auge."
„53)4. Ankwvit. — Das junge Mädchen von SadlerS-W.llS mit dem bräunlichen Mal ist noch frei. WaS wünscht der Gentleman»?"
„6022. Anlwort. — Der Gentleman» wird am 12 Mai in der Mittagsstunde in Hhd.park lein „nd eine Rose in dem Knopsloche eines dnnkrlgiiiiun UebeirockS trag,» Wenn er der junge» Dame, von der er eiiiznckl ist. nicht mißfällt, wirb er Gelegenheit »ebmen, seine Ai'sichien denliieber ausspreche» rc."
Wie es scheint, Hai der G.iulemann s,lbit oder seine Eigenschaften der juitt,,» Dame dnrclans nickt nißsallen. denn im Lause deS September endigte sich diele interessante Korrespondenz mit ein,r ganz brillant,n Hochzeit. Man sieht also, welche Ehanceu daS J,'innal nir sich bal, welches täglich »>»e Abonnenten gewinnt, die freilich - nach der Verlobung oder Hochzeit das Abonnement nieder ausgedc».
R ä t h s e l.
Zm Früdling ha„ Du eil zu mir Mil frohem Blick e»,porg>lauscht.
Manch Lied von L>b,n, Lieb' »nd Lenz Hob' ich auf Dich hinab gerauscht.
Am Boren sncht Dein Blick mick, nun.
Und stört n»a> auf res H,rbßwir,d'e Webn,
Trifft mich DE» Fuß, so ramid' ich le ff'
Ein Lied vom «terbcn und B,r,ehu.
Redaktion. Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.