Während einer Vorstellung dahier, durch ein bengalisches Feuer geblendet, seinen 5 '/»jährigen Lohn vom Seile Herabstürzen. Das Kind war «ngenblickstch lodk.
Hamburg, 22. Juni. Die Schneidermeister und Geselle» Hambnrg's und Alrona'S buben sich j.tzk uuker dem Namen: ,.Allgemeiner Schneiderverein s»r H nuburg »nd Allona" vereinigt. Nächster Zweck des Ver-ins ist. für dijenigei, Punkte, weiche man von Arbeitgeber» erlangt bat, auch für die Dauer Garantie zu schaffe». Es bereitet sich ein Strike der Commis i» den -Detailgeschätlen vor, welche aus Abkürzung ihrer jetzt „sechszebnstündigen" Arbeitszeit b-nwirken wollen.
Schleswig, 26 Juni. Heute ist «in Erlaß der obersten Cioilbehörde a» die Landesregiening ergangen, durch welchen vorbereitende Anordnungen zu den Wahlen für die Ständever- saminlung n anbefodlcn werden.
Tie Unterhandlungen zwischen dem König von Italien und Nom sind unverrichteter Sache abgebrochen worden, wie voranSznseh.n war und wie eS den Italienern am liebsten ist.
Man schreibt dem Pungolo von Caprera unterm >4. d. M.: Garibaldi ist krank. Der Mangel an B-schästignng ist es. der ihn krank macht. Die Aerzte baben ihm zu wiederdollen Malen gerakhen, seine Insel z» verlassen, aber Garibaldi zeigt sich wenig geneigt, diesem R-tbe zu folgen. Neulich sagte er zu einem Freunde: „Was wollt Ihr da machen? Ich will nicht mehr von zweideutigen Sachen wisst» Darum bleibe ich auch zu Hause, selbst um den Preis meiner Schmerzen."
Paris, 19. Jniii. Prinz Napoleon ist heute trüb aus Verlangen deS Kaisers in den Tnilerien erschiene» und hat mir demselben eine längere Unterredung gehabt. Man glaubt daraus schließt» zu könne», daß das Werk der 'Versöhnung bereits aus dem besten Weae ist.
Paris, 22. Juni. Tie Zusammenkunft, welche der Kaiser mit dem Prinzen Navolcon gehabt, hat. wie jetzt i» bestimmtester Weise versichert wird, nicht zu einer Wiederannäherung geführt. Der Prinz ist Heine nach der Schweiz ab und wi>d sich von da nach Italien begebe», wo er einen langen Ausenkvalk nehme» wird.
Paris, 21. Juni. Der „Moniteur" meldet die Ernennung des Marsch Ks Eanrobert zum Kon-.mandanke» der Armee von Paris und des Herzogs von Palikao zum Kommandankoir der schöner Armeedioiston. ist. d. Frb. Z.)
Paris, 21- Juni. Die Angelegenheit der K nt scher scheint sich dem Ende zu »aber»; 600 haben ihren Dienst wieder ausgenommen', man hofft, die übrige» werde» dem Beispiel folge».
(!. d. S- M.)
In Spanien eine uilkerdiückte Militär-Revolution und ein neneS Minist.niii» O'Donnell.
Ne wyork, 10 Juni. Eine schreckliche Feuersbrunst, deren Ursache unbekannt geblieben ist. ist tu Nasbvitle ausgebrochen. Der Schaden wird auf IO Millionen Dollars veranschlagt. --- Aus anihenrischen Erkundigungen geht hervor, daß Georgien von einer Hungersnolb bedroht wird. —Die Blätter deS Landes con- statiren, daß die Neger sick weigern, zu arbeiten nud daß sie Diebstähle und Gewalkthätigkeiten sich zu Schulden kommen lasten.
New York, 14. Juni, Morgens. In Süden herrscht große Notv wegen der Armnth unter den Weißen und der Des- oigaiiisining der Neger Die Magazine der Negierung ru Chat- tanooga kill Werthc von einer viertel Million Dollars sind «Lplodirt nnd vermnlhet man Brandstiftung. Die Grandjury klagt Lee u..d Longstreet des VerratbS an. Davis befindet sich noch im Fort Monroe. Die Handelsbeschränkungen östlich des Mississippi sind aufgehoben. (!. d. N. Z.)
Jn Virgiiiie» herrscht großer Mangel; 200,000 Einweh« »er des Staates, Weiße und Schwarze, leben von den Unterstützungen, welche sie von der Negierung empfange!!. In Nick- mond allein werden täglich 1 i.000 Rationen ansgegebe». iFr.J.)
Die Entführung.
(Fortsetzung.>
Louis war zu aufgeregt. als er sein Hans erreicht, als daß er sich hätte dinlege» und schlafe» können, er wanderte sinnend in dem Raume aus und ab, bis sein junges Weib von seinen unruhiae» Bewegungen erwachte. „Warum bist Du so unruhig und suchst nicht den Schlaf, Louis?" sagte sie.
„Ich habe nach Hause gedacht, Coqualla!" erwiderte er, seinen Gang foUsetzend.
Das junge Wett» erhob sich und näherte sich ihm.
„Und Du bist betrübt?" sagte sie, ihm forschend in das Gesicht sehend.
„J->, Coqualla, recht betrübt! Ich möchte gern in den Tempel gehen lind beten!"
„Und warum kbust Du es nicht , wenn es Dich ruhiger machen würde?" fragte sie.
„Weil ich keinen Eintritt erhalten kannerwiderte er. „Ich bin keiner von den Krieger» nnd nur diese werden zngeliffii."
„Aber Du bist durch die Heicalh mit mir eine kleine Sonne der Naickez," sagte sie eifrig, „als solche kannst Du Emtrilr verlangen und Niemand wird es wagen. Dick zurückziiweiseii. Nimm das vorgelLriebcne Ovfec von Wallnußholz »ud gehe. Sage den Tempelwächtern, ick komme als Lonne der Nakch'ej und will zum großen Geiste beten. Nehmt mein Opfer an und öffnet mir de» Weg." Indem sie so sprach, war sie »ach dem Kamin gegangen und zog auS dem dort ausgeschschcte» Rcisholze zehn Wallnnßstöcke hervor, von welchen sie aufmerksam die Schale entscrnte. Es war ei» religiöses Gesetz, von der ersten §o»ne gegeben, daß für das immer brennende heilige Feuer im Tempel nur Wallnußholz ohne Schale gebraucht weiden durste, und eS war Sitte, daß Jeder, der in den Tempel zum Beten ging, seine» Beitrag zur Nahrung des Feuers lieferte, von wrlchem ei» Theil verbrannt werden mußte, während er betete.
Louis folgte CoquallaS Nathc und erhielt ohne Anstand Einlaß in den Tempel. ES war im Augenblicke »ut seine Absicht, sei» Feld zu recognosciren und bann sich einen Plan für die Ausführung seines Vorhabens zu machen; als er aber nur einen Priester neben dem Altar sah. welcher mit ziemlich veischla« scuer Miene bei dem Feuer daraus Wache hielt, beschloß er, schon heute jede günstige Gelegenheit, welche sich ihm bieten winde, zu benutzen. Er überlieferte sein Hvlzopfer und wandte sich da,,» nach dem Hintergründe deS Tempels, wo er iii.-deikttlete. Der Priester beobachtete ihn eine Weile, bald aber nahm er seine trübere Stellung wieder ein und ließ endlich langsam den Kopf ans die Brust sinken. LoniS sah vorsichtig auf und ließ die Auge» spähend ilmherlaufen; nahe zu seiner Leite, gegen die Rückwand deS Gebäudes gelehnt, erblickte er das ominöse Bündel Eyvres« senstöcke. Mehrere derselben mußten bereits herausa.nommeu worden sein, denn die Bänder hinge» mir noch lose darum. Ans seinen Knieen, das Auge aus den wachende» Priester ge- richtet, rutschte er zur Seite, bis er mit Leichtigkeit erreiche» konnte, was seine Seele zu erlangen zitterte. Unhörbar zog ec einen — zwei Stöcke heraus »»d legte sie hinter sich; da hob der Priester den Kopf; aber Louis lag auch schon, vorn üderge- bnigk, wieder in tiefem Geber; indessen schien der junge Mann ganz aus des Pnestcls Gedanken geschwunden zn s.iii, denn, ihm den Rücken kehrend, begann er geräuschvoll das Feuer zu schüren, als wolle er die Außenwächtcr von seiner Wachsamkeit »»lerncb- ten. Louis nahm seine Chance wahr, — mit einem Griff batte er die übrigen fünf eiilfeuit, steckte die Enden aller Si-ben in seine» Busen nnd schob sie, vorsichtig ansstehend, innerbalb seiner Bekleidung hinab. Sie reichten glücklicherweise nicht über das Knie und die oberen Enden »nter seinem Arme festb-ckiend, schritt er, alle feine Neivenkräfte zlisanlnienraffeiid, mit gesenktem Kopfe zum Tempel hinaus. Der Priester stölte, als sei er mit seinen Gedanke» an ganz anderen Orken, noch immer im Feuer und schien die Eniseninng deS Beters kaum bemerkt zu haben. Von den sieben äußeren Wächtern stand mir einer wachend und sah in den dunkeln, steinbeiäekeu Nachthimmel. Ec dankte mit einer ernsten Kopsneignug dem Gruße des Jünglings und dieser ging mit langsamen Schritten davon.
Ehe er sein Haus betrat, ging er tief in die Büsche, spähte scharf umher, ob sich eiwaS Lebendes rege, und brach dann die Stäbe entzwei, jedes Stück vorsichtig sammelnd. Dann erst ging er seinem Hanse zn, wo Coqualla den festen Schlaf der Jugend schlief lind warf die Beweise seiner Tbat in das weite Kamin, wo der schädlichen Nachtluft halber stets ein Feuer brannte. Jetzt erst, als er die Flammen gierig emporlodern sah, überkam ih» ein Zittern, die Folgen der unnalürlichen Anspannung, l» welcher er seine Nerve» gehalten b itte, und lange währte eS» ehe er an Coqnalla's Seile den Schlaf finden konnte.