Die Kosten der Linie über Böblingen erhöhen sich um 400,000 fl. auf 5,550,000 fl.,

wenn die Strecke Stnktgark-Baihingen der starken Steigung we­ilen, wie kaum anders denkbar, gleich doppelspurig angelegt wird.

Zn Gunsten der Leonberger Trace kommt weiter in Betracht, daß siir den Verkehr gegen Bietigheim nicht nur 2 bis 3 Stun­den an Betriebslänge, sondern zugleich die Ueberwinduug der starken Steigungen aus dem Stuttgarter Thal nach beiden Rich­tungen erspart werden._

T « g c s - N e u i g K e i t e n.

Stuttgart. (444. Sitzung.) Dcn ersten Gegenstand der Tages­ordnung bildet rer Amrag des Abg. Hölder, an die Regierung unter Beziehung aus die bereits am 4. April d. I. gestellte Bitrc der Kammer die weitere dringende Bitte zu richten, die Jugcndwehrcn durch Bestellung des von ihnen selbst erbetenen Borstandes und militärischer Instruktoren, sowie durch Abgabe von Waffen nach Kräften zu umcrstützen. Kriegs- Minister v. Miller ciügcgnct, die Regierung werde die Jugendwehren »ach Kräften unterstützen, nicht sie habe eine abschlägige Antwort gegeben, sondern nur das Kriegsministcrinm habe mit Bedauern ausgesprochen, daß es zur Zeit nichi in der Lage sei, die an dasselbe gerichtete Bitte zu erfüllen. Die IttttO Mann Jugendwchr in Württemberg würden eine einmalige Ausgabe von bö,0N0 fl. und für die erforderlichen Offiziere eine jährliche Ausgabe von 25,:>ttü fl. erfordern. Schließlich wirb der Holder'sche Antrag, für dcn sich Becher, Fetzcr, Probst und Frhr. v. Ow > anssprechcn, mit 74 gegen 3 Stimmen angenommen. Gegen denselben > stimmten Graf v. Bissingen, Prälat v. Detringer und Wächter, der die > Jugendwchr für eine Spielerei hält und ihr politische Tendenzen unter- s schiebt. Die Tagesordnung führt nun zu dein Bericht der staatsrechtlichen ^ Commission über die Ermächtigung des Miniiierialraths zu Besorgung der Staatsgcschäfic; Berichterstatter Mittnacht. Die Mehrheit der Com­mission beantragt, die hohe Kammer wolle 1) der K. Siaatsregierung gegenüber ihre Ansicht dahin anssprechen, daß jede K. Verfügung, welche eine Stellvertretung für das Staatsoberhaupt'in Absicht ans Regierungs- Handlungen anordne, der ministeriellen Contrasignaiur bedürfe; 2) ras K. Dekret von, 27. März 1864 weiter nicht beanstanden, übrigens 3) die K. Siaatsregierung um Einbringung des Entwurfs eines die Bestim­mungen der Verfassungsnrkundc ausführendcn, bezichnngswcisc ergänzen­den Gesetzes über Nctchsverwcsnng und Stellvertretung des Königs zu bitten. Die Mehrheit der Commission stellt dcn Antrag: Hohe Kammer wolle an die K. Staatsrcgternng l) die Erklärung ahgcbc», daß nach ihrer Ansicht das bestehende Recht keine Stellvertretung für die Besorgung aller Ncgicrnngsgcschäftc auf Grund K- Vollmacht gestalte, daß vielmehr nur dem Reichsvcrwescr dieser Umfang der Befugnisse in dcn Grenze» der Verfassung zustehe; 2) daß eine Vollmacht von dem Könige nur für minder wichtige Angelegenheiten crthcilt; 4) daß nach tz. öl der Verfassung Stellvertretung nur inner ministerieller Gegenzeichnung angcordnct wer­den könne; 4) die Bitte stellen, durch Einbringung eines Gesetzes die nicht schon in der Verfassung entschiedenen Fragen über Rcichsvcrwcsnng und Stellvertretung zur Erledigung zu bringen. Bei der erfolgenden Abstimmung wird Ziffer 1 des Minderhellsantrags mit 62 gegen 1« Stim­men angenommen, ebenso werden Ziffer 1 und 2 des Majorilätsanlrags und Ziffer 4 des Minderheitsaittrags mit großer Mehrheit genehmigt. (144. Sitzung.) Ans der heutigen Tagesordnung steht der Bericht der staatsrechtlichen Commission über den Antrag des Abgeordneten Hopf auf Abschaffung der lebenslänglichen Anttsdäucr der Orisvorsteher; die Mehrheit der Commission beantragt Uebcrgang zur Tagesordnung, die Minderheit (Hölder Probst) stellt de» Antrag, die Kammer wolle an die K-Ncgierung die Bitte richten, in Verbindung mit den in Aussicht genommene» Vcrwaltungsrcfornic» die Aufhebung der Ledcnslänglichkeit der Ortsvorsteher herbeizuführcn. Das Schicksal des Antrags war von vornherein voraus­zusehen, indessen wollten sich die Herren eben ein Langes und ein Breites ailssprcchen und so entstand eine mehr als vierstündige Debatte, an wel- ^ cher sich für dcn Antrag der Mehrheit der Commission die Herren Schäffle, ' als Berichterstatter, Eratb, Kauslcr, Jdlcr, Mohl, der in dem Hinter­gründe des Antrags republikanische Gestalten erblickt, Amos und Minister ! v. Geßter, für den Minderhcisantrag Wotbach, Hölder, Probst, Hopf und Becher eine Lanze brachen. Schließlich wird der Antrag der Mehrheit, auf Tagesordnung, mit 6t gegen Ist Stimmen angenommen. Gegen denselben stimmten: Jdler, Schall, Pfäfflin, Rödinger, Tafel, Hopf, Nägele, Fctzer, Ammerniüller, Becher, Dcffncr, Probst, Nus, Schott, Hölder, v. Schmiedsfeld, Golther, Wolbäch, Walter. Auch der Antrag des Abg. Erath, die Regierung zu bitten, bei den in Aussicht genommenen Vcr- waltungsreformcn auf Bestimmungen für Erleichterung der Entlassung sitt­lich oder beruflich unfähiger Orisvorsteher Bedacht zu nehmen, stet zum Schluffe mit 66 gegen 14 Stimmen.

Stuttgart, 2. Mai. Die von dem König «»geordnete Verlegung und der Wechsel der Regimenter ist wieder zurückge- nommen morden. Bereits exerziren dis Rekruten nach einem neu eingesührlen weit einfacheren Reglement. Es schwindet so­mit auch der Kamaschenzops immer mehr. - 7. Mai. Heute wurde die Frau Prinzessin Auguste von Sachsen-Weimar nach schwerer Geburt von einem todlen Prinzen entbunden.

Ulm, 7. Mai. Schon seit ein paar Tagen brennt bei Lan- genschemmern unfern der Eisenbahn ein Torfmoor. Es mußten

10 Morgen Land vom übrigen durch Graben abgesperrt werden. Schon von ferne macht der Moorbrand durch einen unheimlichen Dampf und einen »och »iihcimliLercn Geruch sich bemerkbar.

Frcibnrg, 6. Mai. Friedrich Hecker, zum nordameri­kanischen Consnl in Zürich ernannt, soll mit seiner Gailin in Baden cingettoffe» sein. (F. Z,)

Die Schneidcrgeselle» in Gotha haben ebenfalls ihren Mei­stern aufgcküiidigt, wenn ihr Loh» nicht um 20 Prozent erhöht werde. Zehn Prozent haben die Meister verwilligt.

Berlin, 6. Mai. Die Militär-Novelle ist von Neuem mit so eminenter Majorität verworfen worden, daß es der Regierung bei dem verfassungsmäßig zu Recht bestehenden Wahlgesetz ganz unmöglich sein würde, ein ihr convenirendes Abgeordnetenhaus zu Stande zu bringen, nnch wenn sie eine Kammerauslösung jetzt vernähme. Daran denkl sie aber auch nickt. Das Mandat der Abgeordneten dauert noch bis znm Herbst nächsten Jabres. Bis dahin, so scheint es, soll Alles beim Alken bleiben, nehmen die Dinge auch einen noch so aknlcn, einen noch so irreguläre» Ver- lanf. ' (Frb. Ztg.)

In Semmering bei Wien starb am 23. April ein Mann, der 112 Jahre alt geworden und i» seinem langen Leben nur einmal krank gewesen ist. Ec hinterläßt 6 Kinder, 18 Enkel, 14 Urenkel und außerdem noch einen Urnrenkel, der gegenwärtig 14 Kahre alt ist.

Am 26. April entdeckte Professor Annibal de Gasparis in Neapel im Stcrnbilde der Jnngfran noch einen kleinen Plane­ten, wodurch die Zahl der Planeten zwischen Mars und Jupiter ans 83 und die Zahl der Planelen überhaupt ans 91 gestiegen ist.

Paris, 5. Mai. DieOpinion nationale" bespricht heute die zwischen Italien und Rom obschwcbenden Unterhandlungen. Nachdem sie darauf aufmerksam gemacht hat, daß dasDiritto" bereits das Coucordat mit Rom für eine vollendete Tbalsache er­klärt, entlehnt sie einem andern Tnriner Blatte, dessen Namen sie nicht nennt, die folgenden Artikel eines Vertrags, der zwischen Italien und Nom abgeschlossen sein soll: ,,1, Die Regierung Sr. Heiligkeit erkennt die Ausübung der Sonveräneläisrechle Sr. Maj. des Königs Viktor Emanuel in dcn seiner Regierung augenblick­lich unterworfenen Provinzen an, und ihrerseits verpflichtet sich die Regierung des Königs, die volle Ausübung der souveränen Macht Sr. Heiligkeit auf dem ihr unterworfenen Gebiete zu ga- ranlirc». 2> Die italienische Negierung übernimmt den Thcil der päpstlichen Schuld, der im Verbältniß zu der Romagna, den Mar­ken und Umbrien steht. 3) Es wird zwischen den beiden Regie­rungen ein Zollverband abgeschlossen, welcher die Abschaffung der Pässe, die Fusion der Compagnien von gemeinschaftlicher Nütz­lichkeit (Eisenbahnen) feststellt und der die Zolllinien mittelst einer übereingekommenen Entschädigung Seitens der italienischen Regie- rund ansheben wird. 4) Gleichzeitig wird zwischen den beiden Regierungen ein Coucordat abgeschlossen, welches der katholischen Kirche vollkommene Freiheit und einen speziellen Schutz nach dem 1. Artikel des Statuts znsichcrt und durch welches feierlich der Kirche der volle Genuß ihrer Güter bestätigt wird."

Algier, 5- Mai. Der Kaiser erfreut sich wenigstens offi­ziell einervortrefflichen Gesundheit". Es ist eine kaiserliche Proklamation an die Bewohner Algeriens erschienen, worin es heißt:Ich komme selber, um Eure Interessen kennen zu lernen, um Euch in Enern Anstrengungen zu nnlerstützen und Enck mei­nes Schutzes zu versichern. Seit lange steht Ihr in mnthjgem Kampfe mit zwei furchtbaren Hindernissen: einer jungfräulichen Natur und einem kriegerischen Bolkc. Aber es sind bessere Tage im Anzüge, Priontgesellschasten werden die Reichthiimer des Bo­dens entwickeln. Die Araber werden im Zaum gehalten und, über unsere wohlwollenden Absichten aufgeklärt, werden sie die Rnbe nicht mehr stören können. Habet Vertrauen in die Zukunft, schließt Euch an den Boden, den Ihr bebaut, wie an ein neues Vaterland. Behandelt die Araber als Landsleute. Wir müssen die Herren sein, weil wir civilisirter sein; aber wir müssen auch großmnthig sein, weil wir stärker sind. Rechtfertigen wir unauf­hörlich jene ruhmreiche Handlung eines meiner Vorgänger, der auf dem afrikanischen Boden zugleich mit der Fahne Frankreichs, als Zeichen der Civilisation, auch bas Kreuz, als Symbol des Friedens und der Liebe, aufpflanzte."

Der zweite Sohn des russischen Kaisers Großfürst Alexan-