lind die Prinzessinnen seinen im Wagen. Bei Ankunft des Zugs in der Kirche wnrden die Kanonen gelöst.

Paris, 28. April. Im Quartier Latin herrscht heute ^ wieder einmal große Aufregung. Ungefähr 400 bis 500 Stu­denten hatten sich nämlich auf dem Place de la Sarbonne ver­sammelt, um nach der amerikanischen Gesandtschaft zn gehen und dem Minister der Bereinigten Staaken den Ansdruck der Gefühle, die daS scheußliche Attentat von Washington unter denselben er­regt hat, zu überbringe». An der St. MiebaeliSbrücke angekom- nien, die der Pvlizeipräfektnr gegenüber liegt, stießen die Stu­denten aus zahlreiche Haufen Polizeidiener, die sie auseinander trieben und mehrere derselben verhafteten. Widerstand Seitens der Studenten taud nicht stakt. Dieselben zerstreuten sich schnell und begaben sich in kleinen Trnpvcn nach der amerikanischen Bot­schaft. Dort war aber auch bewaffnete Polizeimacht ausgestellt, zu einer eigentlichen Demonstration kam es aber nicht. Die Auf­regung, weiche das Auftreten der Polizei erregt, ist groß, beson­ders im Quartier Latin. Es wäre wohl klüger gewesen, daß die Polizei bei dieser Gelegenheit ein Auge zugcdrückt und diese Kundgebung gestattet hätte.

London, 2.' Mai. Beide Häuser genehmigten gestern ein­stimmig die BeileitSadresse wegen der Ermordung Lincoln'S. Die Königin schrieb an die Wittwe des Präsidenten einen eigenhän­digen Kondolenzbrief. Tie Amerikaner hielten heute ein Trauer- mecting. (St.-A.)

Newyork, 15. April, lieber die Ermordung des Präsi­denten Lincoln erfährt man folgendes Nähere: Das Theater, in welchem die Thal verübt wurde, war gedrängt voll. Inmitten des dritten Aktes vernahm man einen Pistolenschuß, der Anfangs unbeachtet blieb, bis Lincolns Gemahlin laute Hilferufe aussticß. Alles drängte zur Loge; diese zeigte Blntspurcn, die abgcsenerte Pistole lag am Boden. Der Präsident wurde in ein nahcgcle- gcnes PrivathanS geschafft und Eck'ildwachen Lavor gestellt. Minister, Aerzte und Freunde umstanden sein Bett; Blut tröpfelte ans dem durchschossenen Schläfenbein, der Athcm war schwer und die Bewußtlosigkeit ununterbrochen. Außer der Pistole ward der Hut des Mörders in der Loge und ein Sporn ans der Bühne gesunden. Beide Gegenstände wurden als Bookh gehörend er­kannt. Dieser entfloh auf einem Pferde, mit dem Jemand vor dem Theater auf ihn wartete. Die Polizei telegraphirte sofort nach allen Richtungen hi», Patrouillen durchzogen die Stadt und das HauS Johnstons wird militärisch bewacht. (K. Z.)

Newyork, 15. April. Die Aufregung und die Trauer über deS Präsidenten Ermordung ist so groß, daß von Geschäfts­verkehr keine Rede ist. Tie Börse ist geschlossen. Vom gest­rigen Tage wird gemeldet, daß General Grant sei» Hauptqnar- lier nach Washington verlegt hat; R. Lee ist i» Ricbmond an- qekommen. Die Stärke der Armee, welche Lee an Grant über­gab, wird verschieden, auf 8000 und auf 30,000 Mann, ange­geben. General Fitzhugh Lee ist nicht gefallen, sondern gefangen genommen worden.

Die Entführung.

(Fortsetzung.)

Der Neffe schien einige Secundcn zu brauche», um sich zu sammeln, und seine Stimme bebte, als er zu sprechen begann, wurde aber mit jedem Worte fester.Monsieur St. Julien," sagte er,ich bin nun eine längere Zeit in Ihrer Familie gewe­sen und meine Anhänglichkeit ist stark nad bestimmt geworden. Sechs Jahre lang haben Sie Ihre Kinder meiner Sorge über- geben und ich habe gethan für sie, was ich gekonnt."

Ich weiß ich weiß, Simon," erwiderte der alte Mann aufhvrchcnd,und ich habe Ihnen mehr als einmal gesagt, wie sehr ich cs anerkenne."

Ja, Herr, und diese Anerkennung ist mein Stolz gewesen. Aber, solle» jetzt alle die Stunden, welche ich den Kindern ge­widmet, alle diese glückliche» Stunden in Elend für mich enden.. ."

Wie so, Simon in Elend für Sic?" rief St. Julien erstaunt,was heißt das? Glauben Sie vielleicht, ich würde Sie wcgschickeu, da meine Kinder Ihrem Unterrichte entwachsen sind?"

Ein Zug wie höhnischer Trotz zuckte um des Neffen Mund, der aber so schnell erstarb, als er gekommen.Das war cs

nicht, was ich fürchtete," sagte er, den Kopf schüttelnd,Sie verstehen mich nicht. Erinnern Sie sich, Herr, daß Louise St.

^ Julien unter meiner Sorge groß geworden ist, daß ich gesehen, wie sich jede entwickelnde Schönheit sich nach und nach zum Leben entfaltete, wie die junge Knospe zur Rose anfgeblnht ist. Ich habe jeden Zug von Sorge in ihrem Gesichte verfolgt, habe jede Falte ihres Geistes stndirt und cs meine schönste Aufgabe sein lassen, ihn zur vollen gesunden Entwickelung zu bringen. Sie ist jetzt ein blühendes Weib geworden. Glauben Sie, Herr Mar- qnbs, das Alles habe mich kalt und und unbewegt lassen können? Eicherlicv nicht! Mein ganzes Herz ist von ihren Reizen gefangen worden und ick müßte elend werden, wenn ich sic niemals mein Eigen nennen dürste. Sie verstehe» mich jetzt?"

St. Julien antwortete nicht, aber sein Blick, der fest auf den Neffen gerichtet war, sagte diesem, daß er verstanden war, und wer in des Marquis Herz hätte sehen können, würde dort auch ein Berständniß für SimonS treue Pflichterfüllung während der letzten >echs Jahre gefunden haben.

Antworte» Sie mir, Herr Marquis," begann Simon wie­der, welchem der Blick deS alten Edelmanns unleidlich zu werde» schien,denken Sie daran, daß Sie alt werde» und in wenig Jahren einer natürlichen Stütze bedürfen. Denken Sie daran, daß nicht ich LvuisenS Nähe gesucht habe, daß diese mir durch Ihre Anordnungen aufgezwungeu worden ist; und daß ich die Folgen, welche daraus erwachsen sind, nicht habe vermeiden können."

Simon," erwiderte der Marquis ruhig,das gehl nicht so. Erstlich sind Sie zu alt für meuie Tochter, deren Baker Sie bequem sein könnten; aber wenn das auch nicht wäre, so lasse ich meinem Mädchen vollkommen freie Hand in der Wahl ihres Gatten. UebrigenS soll eine Heirath ihrerseits nickt eher statt­finden, bis sie wenigstens zwevuidzwanzig Jahre alt ist, und ich werde mich in Bezug darauf des Einflusses auf meine Tochter bediene», den ein treuer, wohlmeinender Nathgeber von selbst erlangt."

Und che Sie nur Zeit haben werden, Ihren Rath anzu- wende», wird dieser modische Lasse, der als Bettler bieher kommt und dem jede Gelegenheit reckt sei» muß, sein Glück zu machen, längst daS Herz Louifen'S bethört haben!" sagte Labois mit zucken­der Lippe.

Ei» Minute lang Panse folgte auf diesen Ausbruch.

Simon Labois," erwiderte bann St. Julien und richtete kräftig seinen Kopf ans,wahren Sie Ihre Zunge, wenn Sie von meinen Gästen sprechen. Was waren Eie selbst, als sie in mein Haus kamen? War nur ein Pfennig Ihr Eigen? Und wenn Sie etwas besitzen, verdanken Sie nickt meiner Bereit­willigkeit, mit welcher ick Ihre Dienste reichlicher zu vergüten suckle, als cs irgend ein Anderer gethan habe» würde? Sie Hab.» jedes Jahr von mir achttausend Franken und daneben Ihre sämimlichc» übrigen Bedürfnisse frei erhalten, Sie zwin­gen mich, diese Thalsachen zn erwähnen, mit welchem Rechte führen Sie also eine solche Sprache über den Sohn meines äl­testen und besten Freundes, der sich meiner Gastfreundschaft an­vertrant, der mir seil seiner Jugend fast so nahe gestanden hat, als mein eigener Sohn wie kommen Sie zn diesem Tone, Monsieur Labois?"

Es war etwas in dem Blicke und der Sprache des Mar­quis, das unabwcislich Ehrfurcht verlangte und dessen Einflüsse sich Simon trotz seines Widerstrebens nickt entziehen konnte. Sein herausforderndes Wesen war geschwunden und sein Kopf beugte sich.

Vergeben Sie mir, Herr," sprach er,ich wollte von Nie­mand übel reden, aber meine Zunge lief mit meinem Herzen, daS schon Hollcuqnallen erduldet, seit Sr. Denis im Hause ist, i davon. Lassen Sie mich nur die eine Frage thnn . . Sie wollen Ihrem Kinde freie Wahl lassen darf ich zu Louisen sprechen?"

Eine Frage ist in meinem Hause Niemand verwehrt, selbst nicht eine thörichte!" antwortete der Marquis.

(Fortsetzung folgt.)

Auflösung des Räthscls in Nro. 49: Stegreif.

Redaktion, Druck und Verlag der G.'W. Zaqerhchen Buchhandlung^

iV,-. 51

Dieses Blatt er 45 kr., im Bczi gespalten

Amtliche

21 -

Obcr

100 Stämm 60er,

58 Stämm 14 Klafter Liebhaber si> Den 29. A,

2? Z

O

333 Stämm zum Verkauf g auf dem Rath Käufer eingela Den 3. Mai

2j. W

Lkk

der Einfried ij

Am Don M

wird aus dem Einfriedigung k streichsverhandli und betragen d Grabarbeit Maurer« un hauerarbei Schlosscrarbe Anstrich u. L Die weiteren der Verhandln» Den 2. Mai