E u g e o - N e n i g k e i t e n.
Stuttgart. ( 121 . Sitzung.) Für Besoldung katholischer Schul- dicner werden jährlich 15,330 fl. verlangt, 1603 fl. 51 kr. mehr als in der vergangenen Etatspcriodc. Die Commission beantragt Zustimmung, die Kammer erklärt sich ohne Debatte einverstanden. Zu Entschädigung für Einkommensvcrlustc durch Ablösungen fordert die Regierung jährlich 800 fl-, um 400 st. weniger als tm letzten Etat. Die Kammer stimmt ohne Diskussion zu. Für sonstigen Aufwand zu katholische» Schulzwecken werden jährlich 15,525 fl-, um 1875 fl. mehr als früher, gefordert und bewilltat. Zu Altcrszulagen an Schullehrer und zu Beiträge» an Gemeinden zn'dc» Gehalten ihrer Schulstellen werde» jährlich 161,500 fl. exigirt, und zwar zu den Beiträgen an Gemeinden 106,300 ff., 36,000 fl. mehr als früher, zu Alterszulagen für Schullehrer 52,200 fl., zu außerordentlichen Unterstützungen an besonders bedürftige Lehrer 3000 fl. Gleichzeitig kommt der Bericht der Kirchen- und Schulkommtssion über die Einführung des Oberlehrcrinstttuts an Volksschulen in Berathung. Die Commission hat hierüber ein ausführliches Gutachten erstattet, in welchem sie sich schließlich vahin ansspricht, die beantragte Vcrwillignng noch rückhaltloser und mit einer stärkeren Hoffnung aus das Gedeihen des Obcrlchrcrinstituts empfehlen z» dürfen, dagegen stellt der Abgeordnete Mater den Antrag, die Erigcnz für dieses Institut zu verweigern. Nach einer längeren Debatte wird jedoch der Commissionsantrag, die für dasselbe ausgewvrfcnen 1950 fl. zu bewilligen, mit 62 gegen 20 Stimmen angenommen. Auch die Erigcnz für Alterszulage» ruft eine längere Debatte hervor, indessen wird schließlich die ganze Negicrnngssordcrung von 161,500 fl. nach dem Anträge der Commission genehmigt. Die Kammer tritt nun in die Berathung des Berichts der Finanzkommission über die Bitten der am 19. September >8K4 in Erbach versammelt gewesenen katholischen Schullehrer, den Schulmeistern die Altcrszulagen vom 35. Lebensjahre an zu gewähren und sic i» das pcnsionsbercchtigte Einkommen derselben einzurechnen, ein. Die Commission beantragt, über beide Bitten zur Tagesordnung überzugehen; die Kammer gibt ohne alle Debatte ihre Zustimmung. Für Industrieschulen werden erstmals 9000 fl. ausgcworfen; die Commission beantragt Verwil- ligung der Erigcnz. Römer stellt den Antrag, der Regierung gegenüber die Geneigtheit auszusprechen, weitere 1000 fl. für Heranbildung von Jn- dustrielehrerinncn zu vcrwilligen. Die Erigcnz wird dem Commissions- antrage gemäß genehmigt und auch der Antrag Römers mit 42 gegen 37 Stimmen angenommen. Für Waisenhäuser werden durchschnittlich 47,265 fl. 20 kr. jährlich angcsonnen, 594 fl. 40 kr. weniger, als in der abgeschlossenen Ftnanzperiodc. Hievon kommen 19,623 sl. 20 kr. für das Stuttgarter Waisenhaus und 27,642 fl. für die Anstalten in Weingarten. Die Commission beantragt Zustimmung. Licbtcnstcin stellt den Antrag, die Gehaltserhöhung der unständigen Lehrer und der Aufseher von 50 fl. auf 75 fl. zu erhöhen, Nägele dagegen will den Amtsdienern statt um nur 20 fl. um 40 sl. aufgebefscrt wissen. Diese beiden Anträge werden abgelehnt, dagegen der Commissionsantrag auf Bcrwilligung der Negierungsexigcnz genehmigt.
Die Molioii dcS Abg. Felzer bezüglich einer allgemeinen Wchrorga nisation rief am 19. März auch in Reutlingen eine 3—400 Personen starke Bürgcrversammlung hervor, wobei eine Petition an die Kammer der Abgeordneten beschlossen und sogleich mit zahlreichen Unterschriften bedeckt wurde. Dieselbe spricht die Uebcrzengung aus: bah noch viel höhere Berechtigung, als Geltendmachung einzelner Beschwerden, bas Verlangen bat, ein Wehrsystem auszngeben, das den nicht nach gerechter Verlhei- inng erwählten, sondern dem Loos verfallenen kräftigsten Theil unserer Jugend seinem Berufe entzieht und Viele durch das Kasernenleben geistig und körperlich rninirt; ein Wehrsystem gänzlich auszngeben. welches den Skaatsaufwand von Jahr zu Jahr steigert. und doch weder im Krieg noch Frieden für die Freiheit des Vaterlandes irgend eine Gewähr leistet. Sie erklärt sich für das Ziel der Motion des Abg. Fetzer für Einführung eines ans allgemeine Wehrpflicht und Wehrhaftmachung des ganzen Volkes beruhenden Wchrsystems. Außerdem wurden noch folgende Resolutionen festgestellt: 1) Die Versammlung spricht die Erwartung ans: daß die städtischen Kollegien und die Amlsvcrsammlnng, anbetrachks der Wichtigkeit der Frage, sich für die Fetzer'sche Motion auSsprechcn; 2) daß nicht nur die städtischen bürgerlichen Kollegien, sondern auch die der Amtsvrte in dieser Sache vor- angehen werde». (S. M.)
Tübingen, 20. März. Gestern statteten die Stuttgarter Stadtreiter in ihren neuen Uniformen, welche sehr schon kleiden, dem hiesigen Skadtreiter-Eorps einen Besuch ab. Des Nachmittags kam auch die Bürger-Artillerie von Rottenburg mit Tambours und Musik. (T. Ehr.)
I» Sindelfiiigeu, OA. Böblingen, brannten am 19. d. M. Abends drei Wohnhäuser und eine Sckemie ad.
Die Universität Würzbur-g erlitt am 15. einen schweren Verlust durch den Tod des Anatomen Professor A. Förster.
Berlin, 17. März. Nachdem vor einigen Tagen die Entscheidung des Obertribunals, wodurch die in dem Gregy-Grothe'- schen Prozesse eingelegte Nichtigkeitsbeschwerde znrnckgewiesen wird (sämmtlich znm Tod vcrnrtheilt), an das hiesige Stadtgericht ge.
s langt war, wurde vorgestern den drei zum Tode Verurlheilten diese Entscheidung publicirt. Grothe erschien ziemlich gleichgiltig, und die Nachricht, daß der höchste Gerichtshof das ergangene TodeSurtheil nicht aufgehoben habe, schien ihn vollständig kalt zu lassen. Sodann wurde die Fischer vorgesührt; als sie hörte, daß keine Aendernng eingetrele» sei, brach sie in ein entsetzliches Schreien und Heule» ans und gcrieth in eine solche Aufregung, daß drei Gesangenen-Ansseheriiinen nöthig waren, um sie in ihre Zelle zurückzusührcn. Znietzt wurde die Entscheidung der Wittwe Quinche vorgelcsen. Dieselbe benahm sich auffallend ruhig. Während sie sonst stets ein geschwätziges und nnruhigs Wesen gezeigt hatte, sprach sie während der Verlesung des Schriftstückes kein Wort, auch in ihren Gestchtszügen zeigte sich keine Veränderung.
Berlin, 21. März. In der gestrigen Sitzung des Abgeordnetenhauses wurde die Spezialdebatte des Generaiberichts über die Budgctfrage fortgesetzt. Bei dem Titel: Militäretat äußerte der Kriegsminister: Die Fricdcnsarmee sei nicht zu stark. Die Lage Europa's, die Nachbarn, die Großmachtstcllung, die geographische Lage Preußens erheischen eine wehrfähige Kriegsmacht. Die Stärke des Kriegshecrcs sei keineswegs willkürlich zu greisen, sie hänge ab von der Stärke des Feindes. Preußen sei die kleinste Großmacht; soll es deßhalb die kleinsten Machtansprüche machen? Das ganze Land antwortet mit Ihnen Nein! Die Regierung hält fest an der Ucberzeugung der gesetzlichen Nothwendigkeit einer dreijährigen Dienstzeit. Ihr Vorbild dürfe nicht Baiern, Sachsen oder Hessen sein, sondern Ocstreich und Frankreich. Die Regierung wolle die Erhaltung der Landwehr i» ihrer Totalität, aber mit Schonung der älteren Mannschaften, die Regierung anerkenne theoretisch das Budgetrecht des Hauses und fordere ein Minimum. Würbe die Kammer die Verstärkung verweigern, so mache sie die Lösung der Aufgabe Preußens in Europa und Deutschland unmöglich, und es bleibe Preußen nur eine Aussicht auf sein Ende übrig. Dies sei seine Uebcrzengung, die die Kammer ihm mit Argumentationen, aber nicht mit Partcischlagwörteru nehmen könne. — Die Zollvereinsregierungen sind zu einer Zollkonferenz nach Berlin aus den 29. d. M. eingeladen. (T. d. St.-A.)
Burg, 15. März. Mit Beginn dieser Woche ist eine allgemeine Arbeitseinstellung der Tuchmachergescllen eingetreten.
In dem Königreich Italien hat das Jahr 1864 mit einem Deficit von 317 Millionen abgeschlossen. Es sollen nun die StaatSeisenbahncn verkauft und eine neue Anleihe von 425 Mill. ausgenommen werben, um damit weiter zu wirthschaftcn.
Turin, 16. März. Aus Venctien wird berichtet, baß Verona , Padua und andere Städte den Geburtstag des Königs von Italien gefeiert haben. Die Studenten der Universität Pa- dua haben die päpstliche Encyklika verbrannt.
Paris, 14. März. Die Herzogin von Morny ist noch untröstlich über ihren Verlust. Nach russischer Sitte hat sie das Haar abschneiden und ihrem verstorbenen Gemahl in den Sarg mitgeben lassen.
Paris, 15. März. Der kaiserliche Prinz wird morgen den 16. d. in sein zehntes Lebensjahr eintrcten. Er soll, der „Patric" zufolge, soitan bei den offiziellen Feierlichkeiten immer mit dem Großdande der Ehrenlegion erscheinen, und je nach Umständen mit den verschiedene» fremden ihm verliehenen Orden!
Paris, 18. März. Heute war nachstehendes Bulletin au der Börse angeschlagen: „Oajaca, 9. Febr. Oajaca hat kapitu- lirt, die ganze Garnison hat sich auf Gnade und Ungnade ergeben. 4000 Gefangene, 16 Kanonen."
Der Wetterprophet Matthieu de la Drome ist gestorben.
In Romain ville (Frankreich) ist vor einigen Tagen eine Frau mit ihrem 29. Kinde »ledergekomme».
Die aus Newyork kommende Botschaft LincolnS sagt: Der Fortschritt unserer Waffen ist befriedigend und ermuthigend; trotz den großen Hoffnungen in die Zukunft wage ich keine Prophezeiung in dieser Hinsicht. Hoffen, beten wir, daß die Geißel' bald vorübergehe. Bemühen wir uns, das begonnene Werk zu vollenden und einen gerechten und dauerhaften Frieden unter uns^ und mit allen Nationen ausrecht zu halten.
Schirldkg?
(Fortsetzung.)
Vater Sylvester folgte mit unermüdlicher Aufmecksamkeit ihrer Erzählung in jedem einzelnen Umstand und stellte da und