Gesicht wieder zu sehcii, daS ich hinter den Fcnstervorbängcn zu erblicken gemeint batte. Endlich konnte ich die Ungewißheit nicht länger anSH-itten mid zwang mich, hinter jeden Vorhang im Zim­mer zu schauen. Es dielt reckt schwer, den nvkhigen Muih zn- sainmeiiznbringe», ich thal'S aber, und fand nichts als dichte Finsterniß."

Und dann, mein Kind?"

Ah! dann kam die gnädige Fra» nach Hanse, sehr ermüdet und sebrsie hielt inne und setzte dann treuherzig hinzu: Man ist oft rin wenig reizbar, wenn man ermüdet ist, und die gnädige Fra» beklagte sich, ich hätte ihr weh gethan, wie ick ihr das Haar für die Nacht ordnete-, ich kbats vielleicht auch, denn ich war sehr schläfrig. Doch. Gott sei Dank! sie sagte:Gnie Nacht. Gott behüte dich, Kind!" che ich sie verlieh. DaS ist mir ein rechter Trost setzt!"

Tie noch übrige Geschickte war kürzer erzählt. Julie schlief spät in den Morgen »ach dem Ball hinein, und als sie auswachte, fand sie zn ihrer Verwunderung die VerbindnngSthnr zwischen ihrer Stube und ihrer Herrin Zimmer »och geschloffen, Froi von l'Orme hakte die Gewohnheit, sie jede Nacht, nachdem Julie sie verlassen hatte, zuzuriegel», konnte aber durch eine sinnreiche Vorrichtung den Riegel, wenn sie cS wünschte, znrnckziehen, ohne vom Bell anszustehen, und in der Regel war er Morgens ans- gezogen. War dies nicht dee Fall, so genügte ein einmaliges Klopsen a» der Thüre, den leise» Schlas der G,ästn zn nnter- drechen. Henke war es aber anders. Wieder und wieder machte sich Julie mit ihrem Weckzeiche» bemerklich bekam aber keine Antwort. Es schlug Zehn, halb Elf, und nicht ein Laut ließ sich im Zimmer vernehmen es wurde Eis da entschloß sich Julie, bestürzt über ihrer Herrin langes Scillase», zu eine,» vertweiselte,, Schritt, n»i sick von ihrer Angst zu besreien. Bon außen konnte sic sich keine Hilse verschaffen, denn der Schlüssel der Treppeiithiire war in ihrer Gebieterin Händen. Sie war also in ihrer eigenen Llnbe eingespeirt, ans der eS nur einen Ausweg, und zwar einen so gefährlichen gab, daß nur ihre jetzige Lage sie bewege,: konnte, ihn zn versuchen. Ihr Fenster und die Fettster des anstoßende» Zimmers gingen ans einen sehr schmalen Balkon oder vielmehr Steinvvrsvr»ng, und aus diesem Vorsprunge vermochte sie eben nur sich hinzuschiebe» und mittelst deS Schlüs­sels ihres eigenen Fensters. der. wie sie zufällig früher die Er­fahrung gemacht batte, auch in die andern paßte, ihre» Weg in Frau von I'Orme's Zimmer sich zn offnen. Es war ein gefähr­liches Unternehmen; eines noch dazu, daS, wenn cS gelang, ihr ihrer Herr in Unwillen zuziehe» konnte. Tech wollt sie selbst ans den cs ankvmmcn lassen, wen» sie nnr sicher wäre, daß der Balkon ihre Last trüge. Wie gebrechlich sah er aus! Und so hoch vom Boden, daß, wenn sie fiel! ihr schwindelte bei dem Gedanken-, dock sie war ein wackeres selbstloses Mädchen, n»b ihre Angst »m Frau von l'Orme trieb und stärkte sie, den ge­fahrvollen Gang zu wage». Als sie vorsichtig den Fuß aus dem Fenster setzte, gab sie ihr Vorhaben fast verzweifelnd aus. Der Vorspning war kaum zwei Fuß breit, das Geländ, das ihn cin- saßle, nur 16 Zoll hoch; sie wandte aber ihre Augen entschlossen von dem Abgrund unten ab und erreichte, de» Schlüssel in derHand, glücklich das andere Fenster. Doch der Schlüssel war nicht nöthig; daS Fenster war offen! Das Erschlccken über diese Ent­deckung ließ sic beinahe bas Gleichgewicht verliere», doch der Trieb der Selbsterhaltung lehite sie, sich an den Fensterrahmen stützend anjiiklauiinern. Sie schwang sich vollends hinauf, stieß die zngezogcUeii Vorhänge bei Seite, und betrat das Zimmer.

Alles todtcnstilt! doch als sie hastig uinherschaute, gewahrte sie, daß der Schreibschrank, worin Frau von l'Orme ihr Geld und ihre wcrthvollcu Papiere verwahrte, offen und auSgeleert war; daü Schmuckkästchen, daS die vergangene Nacht ans dem Tisch stehen geblieben war, war fort, und auch die Kiciberschränke waren offen, aber dem Anschein nach unberührt. Halte das Alles geschehen können, ohne Jemand von so leisem Schlaf wie ihre Gebieterin aufznwcchen? Eine neue Furcht kam sie an, wie sie diese Unmöglichkeit empfand, und iiiit bebendem Schritt ging sie auf da« Bett zu. Die Umbänge am Kopfende waren zugc- zogcu, wie sie am Morgen zu finden gewohnt war, daS Bett­zeug nnveischoben. Nichts im ganzen Aussehen des Belkes zeigte Gewaithat, und doch zögerte sie, die Hüllen wegzuziehen.

Gnädige Frau, es ist sehr spät," flüsterte sie. Keine Ant­

wort. Sie wiederholte die Worte lauter, und wagte eS endlich, die Hand anznrüheen. die friedlich antzen ans der Bettdecke lag. Tie Berührung genügte jenes dmchkciltende eigenthnmliche Sichansühicn, was »nr der Tod gebe» kann. . . . Sie riß den Umbang bei Seite der Anblick lähmte sie.

Fran von l'Orme war ermordet! El» dickes Handtuch, was die Gräfin bei ihrem Morgcnbad gebranchte, war in Wasser eingktauchi und der Schlafenden fest aiiss Gesiche gedrückt worben, so d. ß Erstickung erfolgte, und zwar so plötzlich, daß sie ohne Kamps vom zeitlichen in den ewigen Schlummer nbergegangen zu sein schien.

Julie entfernte das Tuch und blickte mit thränenden Augen ans bas veränderte Angesicht. Der Jugend edles Fühlen vergaß die Fehler der Todle» und gedachte nur deö Schlitzes, de» sie

der Waise hatte angedeihen lasse».lind wer würde »nn sie

beschützen? sie beschütze»! oh Himmel! wer glaube», daß sie k,inen Theil an tiefem großen, diesem fürchterliche» Verbrechen habe. ...? Wie ein Blitz durchzuckte sie die volle Gefahr ihrer Lage. Jeder Verdacht war gegen sie, nichts,, zu ihren Gunsten.

Der Erfolg zeigte die Wahrheit ihrer Befürchtungen. Jeder Umstand wirkte zum Beweise ihrer Schuld mit.

Selbst Madeleine, die erste von ihr ausgcrnsenc Person, konnte nnr sag»», daßes reckt zu beklagen sei, baß Jungfer Julie so unvorsichtig gebandelt habe. Sie möge wohl nvschnidig sein, allein seltsam bleibe, daß sie der gnädige» Frau Ohrringe angehabl habe; und man muffe gestehen, der gnädigen Frau Tod sei io einer, daß ihn ein Kind hätte bewerkstelligen können. Und Jungfer Julie sei allein im Vertrauen ihrer Gebieterin gestanden, und cS habe Jemand erfordert, der gewußt habe, wo ihre Werth- sache» seien und wo sie ihre Schlüssel verwahre unter ihrem Kopfkissen schien eS um nur die Werihsachen und den Schmuck und die kleineren leichtere» Gegenstände auSznsnckcn und alle» Schwere oder Nutzlose dahinien zn lassen. Allerdings hatten diese Dinge unter JuÜen'S Habseligkeiten sich nicht gesunden, allein ein Mann in einem der Häuser gegenüber habe sie auf dem Balkon hingehen sehen, was sie mii solcher anscheinenden Leichligkeit gethan habe, daß man sich deö Gedankens nicht er­wehren könne. eS möge, was Ein Mal anSgesnhri, cbcnsvgnt fünfzig Mal ausgcsühu worben sein."

Kurz, die Anzeige» häuften sich so beweisend wider Julie, daß die Volköstimme, die noch letzter Zeit von ihr als dem Opfer der Härle einer hochmnihigen übellaunigen Frau gesprochen hatte, nun nichts schlecht genug für das undankbare Mädchen hielt, »nd nnr die Anstrengungen der Gerichlöbeamke» vor der wülheil- den Menge sie zn schützen und zu retten vermochten.

«Fortsetzung folgt.)

Allerlei.

Eine neue Art von Ockonomie. Kürzlich traf ein Herr einen armen Teufel mit einem Stelzfuß und gab ihm ein Geldstück. Am ander» Tag traf ec ihn wieder, nur hatte der Stelzfuß seinen Platz gewechselt und gestern am linke» Beine, saß er heut am rechten. Der Herr war aufgebracht über den Schwindel und eilte ans den Bettler zu.Spitzbube", sagte er, gestern trugst d» ja de» Stelzfuß am ander» Beine? Am Ende hinkst du gar nicht?"Mein Herr", erwiderte der Andere mit würdevollem Tone,ich habe Ihnen nie gesagt, daß ich hinke. Ich trage auch nur ans Oekonomie ein hölzernes Bein, um meine Hosen weniger schnell abzunutzen und wechsele damit von rechts »ach links, damit nicht ein Hosenbein schneller aufgebraucht wird als das andere.

Großes Geschäft- A.:Ich sag' weiter gar nischt, als daß in unserem Geschäft jährlich um 800 st. Tinte verbraucht wird. Was wol­len Se nun?" B.:Gott! Was ist's, wenn Se verbrauche fcr 800 ff. Tmte jährlich in Jhr'm Geschäft? Wir erspare alle Jahr fer 800 fl. Tinte, Klos weil mcr nicht mache die Häubcrlc auf die U."

Logogryph.

4 5 3 2 ist der wohlbekannte Naine von einee weisen, hohe» Dame,

3 4 5 0 ist oft der Knappe» edler Funk in der Erde tiefem Grund,

1 2 3 4 5 6 eine Stadt im SchwarzwaldkltiS, die jeder, der dies Blatt liest, weiß. 8.

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.