E u g e s - N e n i g Ir e i t e n.
Tübingen, 14. März. (S4>v»rgcr'cht.) Heute erschien der vormalige Gemcinoepflegcr Johau» Conrar Aickele von Affstätt, O-A.Hcr- rcnberg, der Restietzung und Re»u«ngsfäl sck »ng angcklag!, vor den Schranken des Gerichts. Der A„ auf freier» Fuß befindlich, t>2 Jadre alt, bis seht g»! xrädizir», von N-Conr. Schule von H.rrrnberg ver- theidigt, räumte rin, daß er in d.n letzten paar Jahren seiner Amtsführung bis zu seine», Abtretcn im Anfang d. I. nach und »ach eine Summe von 684 fl. seiner Kasse veruntreut, und, weil er in beträngtcn Vermögens- verhältniffen gele t, für sich u. d seine zahlreiche Familie verwendet habe. Da der A- im Jabr I8ü2 ni-ttt vorschrefimäßig, d. h. mit Zustimmung des Biirgcrausschusses, zum Gcmeindepstegcr gewählt worden war, so machte der Vcrtheidiger geltend, sein Klient sei gar ni t Gern,-Pfleger und Gcm.-Bcauiier gewesen, und habe daher auch keine Ncsts>tzm g und Ncchnungssälschung, sondern nur eine Uiit>rschlaguug begangen; demun- geachtct hielt der Staatsanwalt die Anklage aufrecht, und b-reirtnete die Wahl nur als eine regelwidrige, aber nicht als ungulttge. Die Gc'chwo- rencu traten au» duscr Ansicht bei und sprachen das Schuldig, worauf der Hof gegen den A-, der übrigens die ganze veruntreute Summe wieder ersetzt hat, einjährige Arbettshausstrafe erkannte. (T. Chr.)
S r» tf Sgl I r. Die Gnindrrug eines großartigen zoologischen Gartens in" Ist Niger Stadt ist gesichert, nachdem der neulich erlassene Aufruf bereits die Zeichnung von 80.000 fl. 'Aktien zur Folge gehabt hat.
Calw. 15. Mär;. Gestern Nachmittag führe» die Rekruten von Neu weil er den Herrn Schultheiß S eeger von dort, einen etwa 70jäh>igen Greis, der sein Amt schon über 30 Jahre bekleidete, nach Teinach, von wo er sich noch am Abend zu Fuß Lieber begebe» und hier übernachten wollte, weil es ihm zu beschwerlich gewesen wäre, den weiten W g henke so sinh zurück- znlegen. daß er zur Rek ntenmnsteinng rechtzeitig hier elngetioffe» wäre. Zn seine», Unglück hatte er noch einen Tbeil dcS Weges bei Nacht zuiückgilegen, kau, dabei wahrscheinlich vom Wege ab und fiel in dte ganz nahe vorbcifließeude Nagold, in welcher er, unweit der Stadl, heute früh von Fabrikarbeitern in stehender Stellung, von seinem Mantel ob dem Wasser gehalten, gefunden wurde. jCalwer W.
Reutlingen, 12. März. Gestern Morgen begab -sich ein Landmann von Gioms nach Nenllingen. In der Näbc von Eningen begegneten ihm einige Kinder, die ihm sagten, daß unfern an einem Baum ein Gehängter sei. Der Mann geht hin und findet einen junge» Menschen da hängen, den er, o Schrecken! im ersten Angenblick als seinen Sohn erkennt »nd ihm die Schnur abschneidei. Sofort eilt er nach Eningen und macht die Anzeige, und der Erhängte wird in das Krankenhaus zu Eningen gebracht, auch ein Schreiben über den Vorfall an das K. Oberaml abgesendet. Der Landmann sitzt indeß zu Hanse und jammert sammt senior Frau, als Abends auf einmal der Sohn in die Stube tritt, nicht als Geist, sondern leibhaftig und gesund und ohne etwas von dem Vorfall zu wissen. Der Vater hatte in der Angst einen anderen für seinen Sohn angesehen, weil er gleiche Kleider trug und die GeflchtSzngc des Erhängten schon aufgcdnnl.n und entstellt waren. Aus gemachte Anzeige in Eningen stellte sich her.ttis, daß der Erhängte ein junger Mensch anS Eningen war, der sich auf dem Gute eines Verwandten den Tod gegeben halte. Die Sache klingt sonderbar, ist aber wahr.
(N.-Z.)
Am letzten Sonntag wurde in Plieningen die junge Fra» des dortigen Pesthallers, welche erst sechs Wochen verhei- raihet ist. wegen Kindsmord veihaftet. Sie halte daS Kind, daö natürlich nicht ans ihrer Ehe entsprossen war, erdrosselt. Der Ehemann soll keine Ahnung von dem Zustand seiner Frau gehabt haben.
In dem Orte Mühlheim hat sich ans Anregung eines da- figen Einwohners eine aus Römisch-Katholischen bestehende Religio n s g e se l l s ch a s t gebildet, die eine 'Reform anstrcbk. Zum Zwecke ihrer Versammlungen ist schon ein entsprechendes Lokal gemiethet, ti»d wird, wie man hört, Herr Pfarrer Biron demnächst daselbst eine» Vortrag halten.
Frankfurt, 15. März. Bezüglich der DundeSgarni'sons« frage berichtet heule die „Fr. P.-Ztg," : „Wie wir vernehmen, hat der Senat seit einiger Zeit mit den Negicrnugeu von Oest- reich, Preuße» und Vaierw Verhandlungen gepflogen, um die Entfernung der fremden Truppen von hier zu erwirken. Oestrcich und Beier» sollen sich ohne Ausland bereit dazu erklärt, Preußen dagegen sich aufs Entschiedenste geweigert haben. Tie Verhandlungen dauern indessen noch fort.
Augsburg, 16. März. Heilte Nacht starb hiernach zweitägigem Kranksein ein Vetcrane der deutschen Presse, der Ebcf» redaktenr der Allg. Zeitung, Tr. G. Kolb. iS. M.)
Die Debatten im preußischen Abgeordnetenbanse über den Staatshaushalts-Etat sind im Allgemeinen gemäßigt, doch milunler bekommt die Regierung manches barte Wort zu hören. Hier nur einige kleine Pioben. v. Forckenbeck: So und so viel tausend Rekruten aus Ostpreußen allein könnte», wie offiziell berichtet werde, nicht lesen; das sei eine traurige Erscheinung, welche beweise, daß die dringendsten Bedürfnisse des Landes wegen deS Milikäeetats nicht befriedigt würden, und unter solche« Umständen müsse denn die Frage aufgeworfen werde», ob die Verfassung in Preußen denn allein nur dazu da sei, immer mehr Geld und Menschen für den unersättliche» Abgrund des Militär- etaiS zu schaffen! Waldeck: Als ein Beweis für die Vorlrefflich- keil dee Arweeorganisalion könne der letzte Krieg nicht angeführt werten, der hanptsächlich ja wohl nur deßh.ttb den glücklichen Erfolg gehabt, weil das Ausland sich nicht cingeiuischt. Virchow ans das von Wagener angeführte Motto: „In Preuße» muß der König regieren!": Die Regierung, sage der Vorredner, habe alles: Kanonen, Geld, Erfolge wie noch nie. Habe sie auch das Recht? Man spreche von den Erfolgen der Armee. Tie prell- hische Vnreankratie nestele sich in Schleswig-Holstein ein und das nenne die feudale Partei „Annexion". Vielleicht wäre »nS daS Land unter a..dern Verhältnissen ganz von selbst zugefallen; aber die Herren möchten sich die Annexion nur vergehen lassen. Die Annexion sei, seiner Meinung nach, nichts Gutes, und er habe sie darum nie gewollt. Nicht durch die Armceorganisatioii habe inan gesiegt, sondern cinestheils durch die Uebermacht »nd an« dernkheils durch die Gunst der politischen Konstellation. Er schließe mit den Worten, daß nur bas Recht zum Sieg verhelfe.
Berlin, 16. März. Soeben hak die neue Verhandlung beSPvleiiprozcsses begonnen, 33 Angeklagte sind erschienen. Die 'ettbeidiger sind der Mehrzahl nach die srüheren. — Die ministeriellen Aenßerttiige» in der Presse wiederholen, daß Preußen an seinen Forderungen gegenüber Schleswig-Holstein fest« halte. — England anerkennt die schleswig-holsiciiiischc JntcrimS- flagge. (T. d. S. M.s
Köln, 10. März. Die Stadtverordnetenversammlung hat mit Rücksicht ans de» Verfassniigskonflikt beschlossen, kein officielleS Fest der Provincialeinverleibnng am 15. Mai zu veranstalten, und hat jeden Kredit dazu abgelehnt.
Schleswig, 9. März. Sicherem Vernehmen nach waltet die Absicht ob, demnächst den Geistlichen jede Erwähnung des Herzogs ans der Kanzel auch in der maßvollsten Form zu untersagen. (§ch,v. V.)
Jn Flensburg sind nach der Lnb. Ztg. wegen einer Adresse an Kaiser Napoleon zu Gunsten der Wiederauslieferung NvrdschleswigS an Dänemark Verhaftungen vorgenommen worden.
I» den französischen Schulen wird fitzt eine Landkarte von Italien verbreitet, in welcher der Kirchenstaat gar nicht mehr exisiirt und Nom als die Hanplfiadt des Königreichs Italien bezeichnet wird.
Paris, 15. März. In der heutigen Sitzung LeS Senats sagte Bonjeat: Fm I hre 1854 -gab cs 64,314 Mitglieder religiöser Orden, jetzt 108,000. Er habe Vertrauen auf dis Mehrzahl der Congregakionen, aber eine gebe cs, welche gefährlicher sei, als die andern alle zusammen, dies sei die Gesellschaft Jesu. Durch die französischen Gesetze fei dieselbe verboten, und er verlange, daß die Regierung die Gesetze in Ausführung dringe. Der Erzbischof von Paris sprach im Sinne der Versöhnung von Kaiser und heil. Stuhl. ,fT. d. S. M.)
Schuldig?
(Fvrlsetznn.:.)
„Vielleicht waren die verhängnißoollen Schmnckdinge, »och in meinen Ohren, daran Schuld — vielleicht batte ich wirklicken Grund zum Schrecken — ich vermochte einmal treh nller Anstrengung meine Gedanken nicht ruhig zu hakte», wie ich an ! meiner Arbeit saß. Die Spiegel schienen das Licht meiner kleinen l Lampe wieder und immer wieder znrückznnwlfeil, wie ich cs nie i zuvor an ihnen gesehen hatte; seltsame gespensterische Lichter ! und Schatten schienen durch das Gemach zu Hütchens und so j oft ich znsällig ausblickte, beschlich mich quälend die Furcht, des