Man schreibt uns aus Kiel u. A. Es ist eine Tatsache, daß die etwa 1500 schleswigvolsteinischen Beamten sämmtlich preußenscindlich gesinnt sind und daß die Attgnstenbnrg'sche Partei einen ganz entscheidende» Einfluß auf ihre 'Anstellung und Be­förderung aueübr, obgleich sie doch von de» HH. Halbhuber und Frhr. von Zedlitz geschieht, die aber so zu etnanderstehen, daß > wenn dieser Ja, jener gewiß Bein sagt. Die stärkste Opposition ! gegen Preußen ist im leicht zu revolutionären Bewegungen zu treibenden Dithmarschen concenkrirt. Was übrigens die Zer« würfniffe zwischen deu HH. Halbhuber und Zedlitz betrifft, so sollen sie kleinlicher Natur sein und davon herrühre», baß Hr.

«. Zedlitz nach außen hin brillant repräsentier, wahrend Hc. v. Haibhnber iu zwei bescheidenen Zimmern über Na che brütet und sie ausüdt, wo nur seine Stimme zur Geltung gelangt.

Das .Glarner Dorf Netzstall wurde am 3. früh von einer Vom Wiggis herabsallenden Staublawine verwüstet und viele Güter ans eine Ausdehnung von einer halben Stunde mit Säniee und Eis so hoch überschüttet, daß dieser Glltsebcr im > Thal noch im Sommer sichtbar sein wird. Die Schneemasse > wird auf 8 Millionen Knbikfnß berechnet. Menschenleben gingen nicht verloren, aber vom hnsldrncke sind mehr als 100 Bäume entwurzelt, viele Waldungen ruinirt, Dächer abgehoben. Biele glaubten an das Ende der Tage, schrecklich muß die erste Vier­telstunde gewesen sein. (S. M.)

Turin, 14-'März. In der gestrigen Sitzung hat die De- pntirtenkammcr die Abschaffung der Todesstrafe ausgesprochen mit Ausnahme der im Militär- und Marine-Codex enthaltenen Fälle von Räuberei. iSt.-A.)

Paris. Der ,,Coustitutionncl" berichtet, daß die erste Oktavausgrbe des Leben Cäsar's von 14,000 Exemplaren in 3 Stunden vergriffen gewesen sei.

Paris, 14. März. Der Moniteur veröffentlicht die Reden der Herren Schneider und Rvnher über Mvrnh. Rouher erin­nerte an die Worte des Verstorbenen: Die Freiheit könne sich ungestört niederlaffen bei aufrichtiger Uebcrcinstimmnng eines frei­heitsliebenden Souveräns und einer gemäßigten Volksvertretung.

Der Tod deS Herzogs von Morn» ist vor allen Dingen ein unersetzlicher Verlust für den Kaiser, sodann aber auch für den gesetzgebenden Körper, für den der Kaiser schwerlich einen Nachfolger finden wird, der in gleichem Grade das allgemeine Vertrauen und die »öihtge Geschicklichkeit besitzt, die Hrn. p. Mornp eigen waren. An Männern wie Mocqnard nnd Hr. v. Morny hat das Kaiserreich seine wichtigsten Stützen verloren.

Newyork, 2. März. General Sherman verbrannte Co» lumbia, weil auf seine Soldaten geschossen wurde, und besetzte einem Gerücht zufolge Augusta. (Kln. Z.)

AnS Mexiko wird über Newyork vom 2. März gemeldet: Oajacas 7000 Mann starke Garnison ergab sich auf Gnade und Ungnade am 9. Febr. an den französischen General Bazaine. Diaz wurde gefangen genommen und erschossen. Romera's und Nonga's Gneriüa'S wurde» zersprengt. Der französische Konsul wurde aus Matamoros verjagt.

Schnldift ?

(Fortsetzung.)

Nachdem sie Madeleine'n verlassen und sorgfältig die Ver- bindvngSkbüre zwischen sich und dem unter» Theil des Hauses verschlossen hatte, war Julie wieder in der Gräfin Gemach zurück- gegaiigen und benützte die wenigen freien Stunden, die ihr durch ihrer G.bickeriit Abwesenheit gewährt waren, um die letzte Hand an das einfache weiße Mnslinkleid zu legen, das sie auf dem Bürgerball zu tragen Vorhalte. Als sie damit fertig war, bewog eine verzeihliche Neugier, es auzulcgeii, um zu sehe», wie es ihr stehe; und wie ihr Auge auf den aniiiuthlgc» Falten weilte, die sich um ihre wirklich zierliche Gestalt legten, kam ihr der Gedanke, wie sie vielleicht in ganz wenig Wochen abermals ein weißes Gewand mit dem Brautkranz tragen und mit Louis vor dem Altäre in der lieben alten Kapelle auf Schloß de l'Orme knieeii werde. . . .

Mit Louis, meine Tochter?" fragte Vater Sylvester, die trcuh.rzige Erzählung unterbrechend.

Ah, mein Vater. Sie erinnern sich doch LouiS', des Kam­merd eners unseres Herrn?" antwortete sie rasch.Sie können meinen Louis nicht vergesse» haben! Als Kinder waren wir stets

beiiamnien, nnd später pflegten wir an Festtagen mit einander zu tanzen. Als er das Schloß mit dem gnädigen Herrn verließ, meinte ich, das Herz breche mir. Dvch wir wußten Beide, er müsse gehen, und er ging."

Ah, ja, ich erinnere mich."

Ich wußte ja, Sie könnten ihn nicht vergessen! sagte sie eifrig. Er kam zurück, werden Sie wissen, ein Stündchen, ehe er mit dem gnädigen Herrn nach Rußland ging; »nd seitdem hat er ein vder zwei Mal an die arme Julie geschrieben. Es war nicht Unrecht, seine Briese anznnehmen, mein Baler?" nnd sie erhob ihre sürbiitende» tanbcnsanskeu Angen zu deS Greises Antlitz.

Nein, meine Tochter," erwiderte er mild, nnd legte seine zitternde Hand auf ihr Haupt.Fahre fort. Du dachtest an Louis und dein Branlgewand?"

Im Doch nach und nach kamen mir sündigere Gedanken in den Lin»; denn wie meine Augen ans eine» sebönen Kasch­mir sielen, den die gnädige Frau Vormittags getragen halte, dachte ich, wie wohl Louis etwas so Hübsches um meine Schul­tern gern sähe, und daun legte ich ibn »m, um z» sehen, wie er zu meinem weißen Kleid stünde; nnd er sah so lieblich aus, daß ich mich von einem Spiegel zum andern kehrte, um mich darin zu bewundern. Und daun und dann fing ich an zu wüistchen, daß ich eine reiche Da.ne wäre nnd alle Tage Kasch- inire tragen könnte. Und wie mich einmal der Gedanke faßte, machte ich fort. Ich »ahm die Ovrringe, welche die gnädige Frau herausgenoinmen hatte, als sic ihre Ballioilekke machte, uno beseitigte sie mir in den Ohren; ich hing mir ihre goldene Kette um den Hals und legte mir ihre Armbänder um; und beim Anblick jedes neuen Schmuckstücks bemci,stelle sich meiner der döse verlangende Gedanke, auch eine vornehme Dame zu sein, immer mehr, bis ich zuletzt vor lauter Vergnügen hell anf­lachte. Der Laut schien ja dem stillen Zimmer wiederznhallen, und ich glaubte fast, cs sei nicht meine Stimme, die eine so selt­same Wirkung ans mich hatte. Ich schauderte, ich wußte nicht warum, und trieb mich zuletzt zu einem solchen Schrecken hinauf, daß wie ich einen beängstigenden Blick in den Spiegel vor mir warf, ich mir beinahe cinbtldele, ich sehe ein Mannsgeficht zivischcn den zngezogcnen Vorhängen des Fensters hinter mir nach mir hervvrgnck.n.

Mir schaudert noch bei der Erinnerung, wie erschreckt mir zu Mnlh war, wenn ich daran dachte, wie einsam und schutzlos ich war. Ader gerade bas Uebcrmaß meines Schreckens ließ mich nicht anfschreie», und ich blieb ganz still vor dem Spiegel stehen, und versuchte mich zu überreden, daß jenes wie eine Sekunde flüchtig erblickte Gesicht lediglich ein von meinem Gewissen zur Slease meiner Eitelkeit hervorgernsenes Hirngespinnst sei. Und nach nnd nach fing ich auch an zu bedenken, wie nnmöglich eS sei, daß Jemand Zutritt in das Zimmer fände, dessen einziger Eingang durch meine Stube führte, zu der man nur von der Treppe mit der schweren eisenbeschlageneii, immer so sorgfältig zugehaltenen Lhüre ans gelangte. Die Fenster aber waren vierzig bis fünfig Fuß vom Boden erhöht. Wie ich so nachdachte, legten sich allmälig meine Befürchtungen, hastig machte ich Kette und Armbänder los nnd that sie wieder in das Schmuckkästchen. Dann nahm ich den Kaschmir ab, legte ihn sorgfältig zusammen und that ihn weg, damit er mir mit seiner lieblichen Farbe nicht länger den Sinn unnehme. Und als das geschehen war, wechselte ich meine» Anzug, und nahm die Stickerei zur,Hand, welche ich für die gnädige Frau noch fertig machen sollte. Eines aber vergaß ich ganz, die Ohrringe. Es war reine Vergeßlichkeit, mein Vater, daß ich sie in den Ohren ließ, allein man will mir nicht glauben, daß dem so war, und fand sie dort; und das, wisse» Sie, sprach sehr gegen mich." Sie hielt einen Augenblick inne und fuhr dann in ihrer Geschichte fort. (Forts, f.)

Die Unterscheidung des ächten Meerschaums vom »nächten ist leicht durch eine Silbermünze festzustellen; wird unächter Meer» schäum damit gestrichen, so erhält die Masse dadurch einen grauen, wie durch Bleistift bewirkten Streifen, wogegen der ächte Meer­schaum einen solchen Streifen nicht annimmt.

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaijer'schen Buchhandlung.