T u g e s - N e n i g k e i t e n.
DaS erledigte Kameralamt Altenstaig wurde dem Staatshauptkassenbuchhalter Eisen bach nnd rie erledigte Forstwartsstelle in Schönthal, Forsts Neuenstadt, dem Forstpraktikantcn 1- Klasse Grascck in Altenstaig übertrage».
Stuttgart. (N8. Sitzung.) Ein königliches Nescript benachrichtigt die Stände, daß der König das Pensionsgesctz, wie es aus den Be- rathnngen der Stänoevcrsaminlnng hcrvorging, genehmigt habe- Für die Baugewerkcschulc rahier werden jährlich 28,308 si. ausgeworfen, 14,037 fl. mehr als im vorigen Etat. Nach einiger Debatte, in der cs sich namentlich um den Religionsunterricht handelte, wird die volle Erigenz genehmigt und die Tagesordnung führt nun zu der Thierarzneischule, für welche 10,000 fl., 250t, fl. mehr als im vorigen Etat, verlangt und bewilligt werden. Für Gpmnasien, Lpceen und andere lateinische Anstalten werden zu Besoldungen für die Lehrer gefordert:
für 1864—65 >09,554 fl. 4 kr. mehr als seither 17,918 fl. 38 kr.
für 1865-66 110,455 fl. 4 kr. „ „ „ 18,818 fl. 38 kr.
für 1866-67 110,854 fl. 4 kr. „ „ „ 19,218 fl., 38 kr.
ES entspinnt sich eine längere Debatte, namentlich wegen des hiesigen Gymnasiums, für das 21,429 fl. ausgeworfen sind, 4564 fl. mehr als im vorigen Etat, namentlich wegen Anstellung von 5 weiteren Hauptlehrern. Weil ein zweiter Hanptlehrcr in der Mathematik «»gestellt und von dem Grundsatz ausgegangen werden soll, daß für Regiminalisten, Kameralisten unv Forstleute die Mathematik nützlicher sei, als das Griechische, erhebt sich eine mehrstündige Debatte- Schließlich wird der Antrag des Frhrn. v. Ow, einfach die Rcgiernngscrigenz zu verwilligen, mit 62 gegen 16 Stimmen abgelchnt, dagegen der Antrag von Seeger angenommen, den Professor dcr M ohematik nur provisorisch anzufiellen, der Regierung aber die Frage zu ernstlicher Prüfung zu übergeben, ob die Jünglinge, welche die Staatswiffenschaftcn zu ergreifen beabsichtigen, auch fernerhin bei der Maturitätsprüfung von der Prüfung im Griechischen entbunden sein sollen. Als sonstiger Aufwand für diese Anstalten sind für das erste Etatsjahr 7022 fl. 14 kr., für die folgenden beiden Jahre je 6903 fl. 14 kr. ausgc- worfcn und werden ohne weitere Beanstandung genehmigt. — (119. Sitzung.) Sarwcy rügt die schlechten Plätze, welche deu Kammerberichter- stattcrn cingeräumt seien, und wünscht Abhilfe, die aber, La die Klage schon sehr alt ist, wie der Präsident selbst sagt, auch jetzr noch lange auf sich warten lassen wird. Ebenso meine der Redner, daß die Art und Weise, wie die Kammerverhandliingen zum Verkaufe ausgcboten werden, die Verbreitung derselben eher hindern, als fördern, da niemand Luft haben werde, alle Protokolle zu kaufen, wohl aber die einen die über diese, die andern die über jene Verhandlungen dieselben erwerben möchten. Die Tagesordnung, Fortsetzung des Etats des Kultdepartcmcnts, führt auf die Position für die Realschulen. Angesonncn sind:
pro 1864-65 50,016 fl. 23 kr., mehr 10,410 fl. 33 kr.
pro 1865—66 50,246 fl. 23 kr., mehr 10,610 fl. 33 kr.
Pro 1866—67 51,246 fl. 23 kr., mehr 11,610 fl. 33 kr. als im
vorigen Etat. Die Commission beantragt Zustimmung. Nach längerer
Debatte wegen des Besetzungsrcchts der Lehranstalten an der hiesigen Bürgerschule, das der Staat beansprucht, das jedoch Ammcrmüller, Hölver und Zeller für die Stadtgcmcindc wahren wollen, weil diese dir Schule ganz erhält, wird die Negicrungscrigenz bewilligt. Die Position von den Älterszulagen und Gehaltsaufbesserungen für Lehrer an Gelehrten- und Realschulen wird vorerst ausgesetzt und auf die Erigenz für die Turnan- staltcn übcrgegangcn, für welche 15,050 fl. ausgeworfen werden; die Kammer genehmigt dieselbe nach längerer Discusfion. Nächste Sitzung Donnerstag Vormittag 10 Uhr; Tagesordnung: Fortsetzung der heutigen.
Tübingen, 13. März. Gegen den ledigen 25 Jahre alten, bisher nicht schlecht prädizirten Bauern Johannes Schaiblc von Hesclbron», O-A-Nagold, wurde heute Anklage wegen Raubs erhoben,^Md wäT sein Vertheidiger Oberjustiz-Procurator Lammfromm von hier. Der Ang. war am Sonntag den 11. Dez. v. I. mit mehreren Kameraden bei einem Mrth in Heselbronn und trank mit ihnen bis spät in die Nacht hinein Branntwein. Etwa um 1 Uhr kam der Sägknecht von der Bapermühle bei Hornberg, Fr. Rau, welcher bei seiner Mutter im Enzklösterle war, ebenfalls in genannte Wirthschafr, setzte sich zu dem Ang. und seinen Ka- maradcn und ließ sich ein Gläschen Branntwein geben. Einer der Burschen verlangte alsbald. Rau solle ihnen einen Pudel bezahlen, welchem Verlangen sich der Ang. anschloß, und so preßten sie ihm unter Bedrohung mit Schlägen zwei Pudel ab. Später verließ Nau mit den Burschen die Wirtschaft, aber gleich draußen packte ihn Einer am Arm und sagte: er müsse mit ihm gehen. Als nun Nau nicht mitgehen wollte, führte ihn Jener mit Gewalt fort, warf ihn zu Boden und schlug auf ihn los. Nachdem er von ihm abgelaffen und mit den Andern fortgcgangen war, blieb der Ang. bei Rau allein zurück. Als sic mit einander an den Kreuzweg gekommen waren, wo es der Bayermühle zugeht, ließ der Ang. ihn aber nicht weiter, hielt ihn fest und sagte: er müsse ihm noch Geld zu,einer Maas Wein geben. Als Rau sich weigerte, zog er ihn, nachpem er ibn vorher zu Boden geworfen und hcrumgeriffen hatte, weiter von den Häusern weg auf eine Wiese hinein und sagte da wiederholt zu ibm: „wenn du kein Geld zu einer Maas Wein gibst, schlag ich dich todt!" Rau, mißhandelt und in Angst, wußte sich nicht mehr zu Helsen und gab dem Angreifer 17>/- kr., und da dieser noch mehr verlangte, noch einen Sechser, worauf ihn der Ang. seines Wegs ziehen ließ, welcher Tags darauf Anzeige machte. Der Ang. machte geltend, er sei betrunken und das Ganze nur ein Spaß gewesen, er habe das Geld sich nicht aneiguen, sondern dem Rau später Wieder zurückgcben wollen. Der Vertheidiger machte geltend, daß der Raub nicht durch lebensgefährliche Drohung oder thätliche Mißhandlung verübt worden sei, und die Geschworenen traten auch dieser Ansicht bei, sie erklärten den Ang. nur des einfachen Raubes für schuldig. Die Strafe lautete auf 1 Jahr 6 Monat Arbeitshaus.
Stuttgart, 12. März. Die staatsrechtliche Commission der Kammer hat einstimmig einen Antrag in Betreff Schleswig- Holsteins vorgelegt, welcher dahin lautet, daß eine Einverleibung der Herzogthümer in Preußen und jede Aneignung von Rechten Uber dieselbe» von Preußen, sofern diese nicht durch die gesetzliche Regierung und die Volksvertretung der Herzogthümer ge- genehmigt und mit den Bnndesrechteii vereinbar sind, als ein Nechtsbrnch zu betrachten und die württembergische Regierung aufznfordern sei, i» Verbindung mit gleichgesinnten Staaten für die Rechte der Herzogthümer mit der Thal einzustche».
Stuttgart. Wie wir ans zuverlässiger Quelle erfahren, bekommt die Stenerwache eine andere Uniform. Als Kopfbedeckung eine dunkelblaue Dienstmütze mit schwarzem Bund und rothcm Vorstoß, nensilbernem Schild, worauf das wnrtt. Wappen und Roßhaarbnsch. Die gewöhnliche Mütze ist dunkelblau und bat rvlhcn Vorstoß. Der Dienstrock ist dunkelblau, zweireihig, je 6 weiße glatte Knopfe, hat rothe» Vorstoß und einen schwär, zen Haldkragen. Hosen sind dunkelgran mit rothem Vorstoß. (Biele unserer Bierbrauer rc. würden diese Klasse Bediensteter lieber in EisenbahnarbciterSklcidung und Beschäftigung sehen.)
Tübingen, 10. März. Die wegen Kindsmords ange» klagte und vor das hiesige Schwurgericht gestellte Karoline Dannenmann von bier wurde dieses Verbrechens zwar freigesprochen, dagegen wegen Verheimlichung der Geburt zu 1 Monat Kreis- gefängniß verurtheilt.
Ludwigs bürg, 13. März. Oberamtsarzt Hartmann au» Neuenbürg wurde im hiesigen Eisenbahn-Wartsaale von einem Nervenschlag betroffen, der seinem Leben ein jähes Ende machte. Derselbe war auf dem Wege nach Leonbcrg gewesen, wo er als Mitglied der Musterungskommisston bei der Visitation der Militärpflichtigen Dienste zu leisten gehabt hätte. (St.>A.)
Ulm, 11. März. Heute Nachmittag zog ein Theil der für die mexikanische Armee angeworbenen Oestreicher hier durch: Jäger, Artilleristen, Pjoniiiere, Husaren, etwa 250 Mann, geführt von einem Major und mehreren Offizieren. Sie machen den Weg über Paris und nach Havre. Beim Abgänge des ZugeS ereignete sich ein Unfall, der jedoch noch ziemlich gut endete. Ein Schäfer, der eine große Heerde Hammel nach Paris begleiten sollte, wollte, als der Zug schon in Bewegung war, noch auf den Wage» zu seinen Schafen steigen, trat fehl, fiel und verschwand zu Aller Entsetzen. Alles glaubte ihn gerädert, doch als der Zug vorüber war, stand er gesund nnd munter auf. Er hatte sich den Bauer, von dem neulich in den Zeitungen die Rede war, zum Vorbild genommen, sich fest an die Erde und den Perron geschmiegt und dadurch gerettet. Nur schwenkte er nicht hinterdrein vergnügt seinen Hut wie jener Bauer, sondern donner- wetterke «itie ganze Weile darüber, daß seine Schafe nun ohne Schäfer unterwegs seien. (U. S.j
Berlin, 9. März. Jn der Provincial-Jrrenanstalt zu SLwetz an der Weichsel starb am 4. d. M. der Hanpttnann v. Besser vom 45. sGraudenzer) 'Infanterie-Regiment. Die Opfer seines Wahnsinns leiben zum Theil noch- heute.
Aus Parlowitz in Mähren schreibt ein Herr Benedikt der „N. fr. Pr.": Donnerstag 2. März Vormittags erschien in meiner Abwesenheit der 26jährige Bauernbursche Melchiar, der Sohn wohlhabender Eltern, in meiner Wohnung, ließ sich ein Glas- eben Branntwein einschenken und verweilke über zwei Stunden im Zimmer. Gegen 11 Uhr überfiel derselbe von rückwärts meinen am Schreibtisch beschäftigten Hausfreund Hoffeld, versetzte demselben rücklings mit einer aus seinem Pelze hervorgeholte» Hacke mehrere tödkliche Streiche, welchen der Arme auch erlag. Mel- cbiar versetzte hierauf meiner Hoffeld zu Hilfe eilenden ältesten Tochter mehrere lebensgefährliche, meiner jüngeren Tochter nnd meiner Gattin aber minder gefährliche Hiebe. Das wahre Motiv dieser gräßlichen That wird die strafrechtliche Untersuchung Herausstellen. Ein Racheakt kann es nicht gewesen sein, da ich weder nül dem Mörder noch mit dessen Baker in irgend welche Be« rühnrng getreten war. Dem Vernehmen nach soll der Mörder sich bei seiner Festnehmnug geäußert haben, er habe sich seit längerer Zeit vorgenommen, einen Juden tödtzuschlagen.
Kiel, 11. Marz, Wie die heutige „Kieler Ztg." meldet, sind die Prälaten und'Ritterschaft zum 16. März tzieher berufen worden, um aus Veranlassung des Geburtstages Sr. Majestät des Königs von Preußen in Bcrathung zu treten.