DükS, denn dieser war cs, einen leisen Nnf der Ueberraschnng anSstieß.

Nun, Susanne, Ihr braucht Euer Gesicht nicht von mir abzuwrnde»," sagte der Soldat mit einem sehr trotzige», halb zur Versöhnung geneigten Blickgenirt Euch vielleicht mein verbranntes Gesicht? nun so wißt, dag ich kiese Wunde dem Landstreicher verdanke, au den Ihr Euch gehangen habt!"

Ich habe mich an keinen Landstreicher gehangen, und es ist gut für Euch, daß der Mann, weichen Ihr so verhöhnt, Euch nicht hört, er wurde Euch sonst Sitte lehren," cittgegncte die Jungfrau, der das Blut in das Gesicht stieg, und die jede Vorsicht vergab, als sie ihren Geliebten und sich selbst so de- schimpfen hörte.

Ho, ho!" hohnlachte Dirks,Ihr wollt noch die Hoch- müthige spielen. Habt Ihr vergessen, was ich für Euch gelitten?"

Laßt mich gehen, sage ich Euch, ich will mit Euch nichts zu thnn haben."

Ihr verweigert mir also jedes Wort?" fragte Clas Dirks, sich mit zornglühendem Antlitz vor sie hiustelleud und ihr den Weg vertretend.

Ihr habt nichts mit mir zu schaffen?" rief er, indem seine rohe Natur übersprudelte,gut, ich werde Euch bald dahin brin­gen, daß Ihr dies Wort bereuen sollt! Seht mich an, sind meine Augen nicht verbrannt, ist mein Gesicht nicht verbrüht? Nun, wem verdanke ich dies anders, als dem Burschen, der cs so gut verstanden hat, Euer Herz zu belhören. Seht, noch diese Nacht kämpften wir Brust an Brust, und verdammt will ich sein, wenn Ihr mir nicht sage» sollt, wo er sich jetzt verstellt hält!"

Erst jetzt trat Susannen die ganze Gefahr, in welcher sie schwebte, vor Augen und sie bereute nunmehr bitter, so schroff gegen ihren ehemaligen Bewerber ausgetreten zu sein. Sie Halle ja keine Ahnung von den jüngsten Vorfällen, in die Georg ver­wickelt worden; in der Angst ihres Herzens zweifelte sie aber nicht daran, daß der Manu, mit dem sie so eng verbunden war, in der größten Gefahr schwebe und Laß der Inhalt deS Brieses, den sie bei sich trug, damit in der engsten Verbindung stehe-. Sie beschloß daher, sich aujs Bitten zu legen und zu versuchen, oh der frühere Zauber, den sie aus Dirks ausgcübt, nicht noch einen Theil seiner Kraft bewähre.

Laßt mich meines Weges gehen, Claö," flehte sie mit weicher, zum Herzen sprechender Stimme,laßt mich gehen und habt Mitleid mit einem armen, schwachen Mädchen; setzt mich nicht der rohen Verfolgung und vielleicht einer Schande aus, die ich nicht ertragen wurde."

Ja, ja, der Gouverneur von Hogcndorp spaßt nicht, er ist mit der Peitsche bei der Hand und viele Rücksichten werden dabei auf Euer Geschlecht nicht genommen," sagte Dirks, indem er Susanne mit verschränkten Armen anblickte, während sich in seinem Gesicht etwas abspicgelte, was auf einen Kampf zwischen dem Verlangen, seine Rachsucht zu befriedigen, und zwischen dem bei ihm noch immer vorhandenen Gefühl der Liebe hiudcutete.

Er wollte eben etwas erwidern, als plötzlich, dicht neben ihm eine scharsbetonte Stimme rief:Was gibt cS hier?"

Susanne zuckte heftig zusammen, ein Frösteln überlief sie, unwillkürlich blickte sie auf Capitäu Lacombe stand vor ihr.

Ich bi» verloren," dachte sie, und ihre schlanke, elastische Gestalt brach fast zusammen.

WaS gibt cS hier?" wiederholte der Kapitän, der sich vor ^ seinem Untergebenen keine Blöße geben wollte und also den Aus- ! druck rachsüchtiger Freude, der sich beim Anblick Susannens in ! seinem Herzen regt, möglichst zu verbergen suchte. !

Mein Capitäu," antwortete der junge Gcnsdarm, die Hand ^ an seinen Hut legend,ich war eben im Begriff, dieses junge ! Mädchen, welches sich nach Altona begeben will, zu cxaminiren." !

Examinier!!?" rief Lacombe, welcher sich in seinem Kopfe I bereits einen Plan zurecht gelegt zu haben schien,nun, mein ! Freund, wer steht Euch denn dafür, daß es mit dem bloßen ^ Examen schon abgemacht ist?" !

Ich habe die Ehre, von Ihnen persönlich gekannt zu werden, mein Herr Offizier," sagte Susanne, sich in ihrer steigenden Angst au Lacombe wendend,Sic werden gewiß Nichts dagegen ^ haben, wenn ich meinen Weg sortsetze." I

Allerdings kenne ich Sie," entgcgnete der Capitäu, das ^ schöne Mädchen mit begehrliche» Blicken betrachtend,allein die j

Berufung auf diese Bekanntschaft wird Ihnen eben keinen Vor­theil bringen. Nun, meine reizende Dcmoisellc, werden Sie sich jetzt auch noch hinter Svott und Sprödigkeit verbergen? Doch hievon später. Was haben Sie in Altona zu thnn?"

Ich begebe mich im Auftrag meines Vewanbken dorthin."

Dabei ist es aber nicht nötbig, daß Sic so in Verlegen­heit gcralbeii. Wissen Sie was, Mademoiselle, ich werde mir die Freiheit nehmen. Sie einer engeren Visitation zu unterwerfen. Es könnte ja möglich sei», daß sich so ein kleines Brieschen bei Ihnen vorfände und Sie wissen doch, welche Strafe darauf steht. Treten Sic mit mir in dieses Zimmer."

Suianne erbebte und die Rölbe der Scham trat auf ihre Wangen, den» sie las in den Blicken des Franzosen etwas, was Ihre Seltsamkeit empörte.

Warum soll ich Ihnen folgen, was wollen Sie thnn?" fragte sie scheu.

Ich werde mich davon überzeugen, ob Sie in Jbren Klei­dern keinen Brief verborgen haben," erwiderte mit einem frivolen Lächeln Lacombe.

Nimmermehr! Ich werde Widerstand leisten ich werde um Hilfe rufen!"

Und ich werde Sie auf die Hauptwackt bringen lassen," entgegncte Lacombe-Dort sollen Sie vor allen Soldaten unter­sucht werben, und es ist Ihnen wohl bekannt, daß es gewisse wirksame Mittel gibt, »m widerspänstigen Frauen Geständnisse auSzuprcssem"

Susanne schauderte, denn sie wußte wohl, cs waren damit die Ruthcnstreiche gemeint.

Entschließen Sie sich also," sagte der Capitäu, welcher anfing ungeduldig zu werden.

Mein Entschluß ist gefaßt," rief das junge Mädchen, in. dem es plötzlich einen Brief ans dem Busen zog und denselben dem Ossizier vor die Füße schleuderte,hier empfangen Sie das Geständniß meiner Schuld, und nun lassen Sie mich abführen, ich bin bereit, die verhängte Strafe zu erdulden."

Ihre Verhaftung kann ich allerdings nun nicht mehr vcr^ hindern," sagte Lacombe leise, doch ich 'werde Sie Wiedersehens und wenn Sic dann Ihre frühere Sprödigkeit bereuen" (Fortsetzung folgt.)

Ä. l l e r l e i.

Um das Gemüse (Erbsen, Bohnen, Linsen rc.) recht schmackhaft zu kochen, siebe man es in gesalzenem Wasser; wer cs gut machen will, werfe i» jede Maas Wasser ein Loth Salz.

Die Impfung war der päpstlichen, das heißt der Priester- regicnuig des Kirchenstaats bekanntermaßen bis in die neueste Zeit verhaßt, weil sic, zugleich mit dem Blitzableiter, in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts von den Männern der Aufklärung im civllistcten Europa, und zu Anfang dieses Jahr- hunderis von denNcpiiblikaiicrn und von Napoleon auch in dem von ihnen eroberten Kirchenstaat eingefnhrt wurde. Sobald im Jahre 1814 der Papst in dem Kirchenstaat restaurirt war, eiferte die Partei der kirchlichen und politischen Reaktion gegen das Impfen, wie gegen die Straßenbeleuchtung in Nom. Papst LeoXH. (von 1823 bis 1829) lehnte die Forderung der Aerzte, die Impfung gesetzlich cinznführen, mit den Worten ab, in diesen bösen Zeiten, wo so wenige ins Paradies kämen, dürfe man die Kinder nicht verhindern, zu sterben. Deßhalb sieht man im Kir. chenstaate so viele vernarbte Gesichter, so viele Blinde. Im Jahre 1862 endlich hat der Stadtrath von Nom für jedes mit Erfolg geimpfte Kind den Eltern eine Belohnung von dreißig Kreuzern ausgesetzt.

Nur baar! Ein Handwcrksbursche aus Sachsen kommt an eine Fähre: Mci kutefler Herr Fährmann, möchten Sic mich nicht die Gesät- ligkeit haben, mich dort rüber zu führen? Ich hawwe aber kecn Geld und kann erst bezahlen, wenn ich retour kommen thuc! Nee, lieber Freund! In unserem Geschäft wird nur gepumpt, Wenns Schiff a Loch hat!

Mit dieser Welt ist's keincrwege richtig.

Vergebens bist du brav, vergebens tüchtig:

Sie will uns zahm, sie will sogar uns nichtig. (Göthe.)

Redaktion, Druck und Verlag der.G. W. Zaisersscheu Buchhandkuug.