Berlin, 9. Febr. Heute ist eine Deputation ans Köln hier eingetroffen, nm dein Präsidenten des Abgeordnetenhauses, Herrn Grabow, eine Bürgerkrone zu überreichen. Herr Grabow erwiderte auf die Anrede der Deputation im Wesentlichen: WaS ich, eingedenk des königlichen Wortes:Zwischen uns sei Wahr­heit", gesprochen, und was ich geleistet, ist unzertrennlich von dem, wozu sich die liberale Majorität des Abgeordnetenhauses in Wort und Thal seit Jahren bekannte. Ich kann daher die höchste Auszeichnung, welche der Bürger einem Bürger zu gewähren ver­mag, nur im Namen dieser Majorität entgcgennchmen. Sie ge­bührt allen meinen liberalen Kampfgenossen. Ich werde dieses bürgerliche Kleinod treu ausbcwahren; dasselbe soll mich stählen zum Ansharren in dem schweren Berfaffungskampse, falls die all­seitig gewünschte Verständigung unmöglich sein sollte. (Frb. Z.)

Dr. Gutzkow ist in die Heilanstalt zu Gilgenbcrg bei Bay­reuth gebracht worden, um dort in stiller Zurückgezogenheit Ge­sundheit und Lcbcnsmuth wieder zu gewinnen.

Die Stadt Wien ist von Berlin überflügelt worden. Wien zählt 550,241 Einwohner, Berlin 607,000.

Bern, 8. Febr. Ende Januar fand man auf dem Et. Bernhard die Leiche eines polnischen Flüchtlings, bei welcher sich folgendes Billet fand:Ich bin das Opfer einer gerechten, aber unglücklichen Sache, Flüchtling ohne Rückkehr, mit schwerem Le­ben ohne Zukunft. Unter solchen Umständen ist es mir zur Last gefallen und ich ende dasselbe ohne Schmerz. Ich bin katholi­scher Religion und bitte die Kantonsbehörde um ein bescheidenes Begräbniß. Im Hotel bin ich ca. 4 Fr. schuldig; bei mir be­finden sich 11 Fr. St. Bernhardin Len 29. Jan."

Turin, 3. Febr. Das diplomatische Eorps ist bereits heute von der Abreise des Königs in Kenntlich gesetzt worden und wird ebenfalls in diesem Monat noch nach Florenz über- siedcln. Im Lause dieser Woche wird der Umzug des ganzen königlichen Hauses nach Florenz beginnen und die betreffenden Eisenbahn-Direktionen haben davon bereits Anzeige erhalten. Der König soll am Bahnhof höchst gerührt gewesen sein, als er dem allein anwesenden Senator Pouza di San Marliuo zum Ab­schied die Hand drückte. Ten Armen Turins hat der König vor seiner Abreise aus seiner Privatschatulle die Summe von 100,000 Frks. bestimmt. Während Viktor Emanuel so die dreihundert- jährige Residenz seiner Dynastie verläßt, ist sein Sohn, der Kron­prinz Humbert, in Neapel der Gegenstand der herzlichsten Sym­pathie», und seine Popularität wächst dortselbst mit jedem Tag mehr. Z.)

Turin, 8. Febr. Das Defizit der päpstlichen Regierung für 1865 beläuft sich auf 5 Millionen römischer Thaler. Um dies zu decken, zählt der Papst, laut der France, auf den Pcters- pfennig, besonders aber auf das Jubiläum und Zuflüsse ähnlicher Art; eine neue Anleihe wird nur als letzie Zuflucht betrachtet.

London, 7. Febr. DerAdverliser" wiederholt die schon früher mitgetyeilbe Nachricht, daß Garibaldi im Frühjahr seine Privatfreunde in Liverpool, Newcastle, Glasgow und einigen an­deren Städten (London ist nicht genannt) besuchen werde.

Warschau, 10. Febr. Ein Reorganisativnsplan für das Königreich Polen ist amtlich hier angelangt. Sämmtliche Regie­rungskommissionen und Gubernialregierungen werden aufgehoben, die Verwaltungszweige sind hinfort nur Abheilungen der entspre­chenden Ministerien in Petersburg; das Land wird in 27 De­partements eingetheilt und erhält je einen Präfekten; die Statt­halterschaft hört auf, dafür wird ein Civilverwallungschef und ein Oberbefehlshaber der Truppen eingesetzt. T. d. N.-Z )

G e o r g.

(Fortsetzung.)

Gut, ich nehme Euch beim Work," sagte sein Begleiter. Hier ist ein Brief nach Altona zu bestellen, von dessen gewissen­hafter Besorgung die Sicherheit eines jungen Mannes abhängt, der mit einer wichtigen politischen Sendung von unseren Freunden aus Berlin hieher geschickt wurde."

Mit einer wichtigen politischen Sendung?" rief Meister Stich, dessen Neugier dadurch auf's Höchste erregt wurde, dann setzte er aber sogleich kleinlaut hinzu:

Wäre cs nicht besser, Ihr unternähmet es selbst, den Brief zu besorgen?"

Geht," antwortete Georg, indem er sich im höchsten Grade

unwillig stellte, Ihr seid weiter Nichts, als ein armseliger Prahler und sitzt, wo das Vaterland Euer bedarf, zeigt Ihr die Haseu- pfote. Nun gut, morgen soll es ganz Hamburg wissen, was von Euch zu balteu ist."

Was Ihr auch gleich aufbraust," antwortete sein Beglei­ter, durch d>e>e Drohung eiugeschüchtert,eine solche Blamage würde mir den Tob bringen."

Sv beweist, baß ich Unrecht habe, und besorgt den Brief," sagte Georg in einem Tone, der kein weiteres Unterhandeln zu ließ.

Der alte Schneider sann einen Augenblick nach.So gebt daS Schreiben her," rief er,ich werde es besorgen."

So merkt wohl auf," erwiderte Georg erfreut.Ihr be- gebr Euch nach Altona in denlustigen Dragoner" und bindet es dem Wirth aus die Seele, dieses Billet dem Fremden, der ihm geller» einen Ring von mir brachte, sofort zu übergehen."

Es soll geschehen," antwortete der alle Meister und steckte das Schreiben in die Tasche.

Und hier sind wir an Eurem Hause," fuhr der junge Mann fort,gute Nacht! Grüßt die Susanne von mir, und wenn Ihr cs erlaubt, spreche ich morgen bei Euch an."

Der tapfere Schneider antwortete hierauf nichts und schien absichtlich den Gruß an Susanne zu überhören; ja, wenn die Finstcrniß es nicht verhindert hätte, seine Gesichtszüge zu beob­achten, so würde man in denselben vielleicht einen Zug von Schlauheit und Hinterlist haben beobachten können, der auf irgend eine versteckte Absicht hindeiucte, die er für angemessen fand, sorgfältig vor jeiuem Begleiter zu verbergen.

Ich werde mich hüten," murmelte Meister Stich, indem er den langen Gang, welcher zu dem Wohnzimmer führte, durch­schritt,ich werde mich wohl hüten, meine Haut zu Markte kra- gen. Als wenn ich nicht wußte, welche Strafe darauf steht, wenn ich mich bei einer solchen Bricsbotenpost erwischen lasse! Prosit die Mahlzeit, da weiß ich noch einen andern Ausweg, um mein Renuomse zu retten! Die Susanne ja, so ein junges Ding schlüpft leichter durch, das öffnet sich mit seinen schwarzen feu­rigen Augen einen Weg und die Herren Franzosen schäkern gern, sie sind galant. Tie Susanne werden sie nicht visilireu und der Zweck ist erreicht, ohne baß ich meine Haut zu Markte getra­gen habe."

Unter diesen Betrachtungen trat Meister Stich in die Wohn­stube, wo ihn das junge Mädchen, das er soeben zu seiner Selbst­sucht zu opfern beschlossen hatte, noch erwartete, denn Frau Ger- trud, die gar kein Verlangen fühlte, die Schwatzereien ihres Man­nes noch spät am Abend mit anznhören, hatte sich bereits zu Bett begeben.

Ihr seid heute wieder recht spät ausgeblieben, Pathe," sagte Susanne, indem sie Meister Stich die Pantoffeln zurecht stellte.

Das verstehst Du nicht, Mädchen," antwortete dieser, sich in die Brust werfend,wenn Du wüßtest, welches schwere und gefährliche Amt mir in dieser schlimmen Zeit aufcrlegt ist, wie ich die Gemüther anfeuern und begeistern muß! Ich will Dir Deine Unwissenheit verzeihen. Im Ucbrigeu habe ich einen Auf­trag an Dich."

An mich, Pathe?"

Ja an Dich. Der tolle Bursche, der Georg nun, es war doch nun einmal Dein Wille, Dich an solch einen Spring­insfeld, der täglich seinen Kopf aufs Spiel setzt, zu hängen."

Um Gotteswillen," rief das junge Mädchen, indem ihm das Block in die Wangen stieg, und cs unwillkürlich nach seinem Herzen faßte,sprecht Pathe, ist irgend etwas vorgcfallcn, was Georg Gefahr bringen könnte?"

Nun, beruhige Dich nur," sagte der Meister, welcher jetzt, wo er die Angst Susannens bemerkte, die Sache nicht zu weit treiben wollte,noch befindet er sich auf freiem Fuße, denn ich sprach ihn erst diesen Abend, aber es muß etwas vorgefalleu sein, was seine Sicherheit gefährdet, denn er sah verstört und bleich aus und beim Nachhausegehen gab er mir diesen Brief."

(Forschung folgt.)

Auflösung des Räthsels in Nro. 17:

Wachs stock.

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.