werkerbank nach den Grundsätzen von Schulze-Delitzsch unter dem Nauieu Spar- und Vorschuß-Verein cvnstituirt. !
Aalen, 4. Febr. Gestern Abend — bald nach Eintritt ! der Nacht — wurde die Stadt von einem schweren Unglücke be- ! troffen. In der Zchnlsckenne, wo den Tag über gedroschen wurde, brach plötzlich Feuer aus und verbreitete sich mit solch rapider i Schnelligkeit über die benachbarte» Wohnungen, daß alsbald 5 Häuser und 2 Scheuern in bellen Flammen ausloderten und bis aus den Grund uiederbranuken. (St.-A.)
Ans Hoben; ol lern erhalten wir die verläßliche Mittheilung, daß der Vertrag mit Württemberg über den Bau von Eisenbahnen durck Hohenzoller» »uumchr abgeschlossen sei. (T.EHr.)
Berlin. Die wegen Theilnahme am Morde des Professor Gregy zum Tode verurrheilte Marie Fischer geht, wie die „Ger. Ztg." erzählt, seit Kurzem anscheinend einem nahen natürlichen Tode entgegen. Tie KrankheiiSerschcinuugcn, die sich bei ihr mehrfach während der öffenilichen Verhandlung zeigten und die damals wiederholt die Sitzung unterbrachen, haben sich derart gesteigert, daß man Gefahr für das Lebe» der Gefangenen befürchtet. Damals bestanden diese Zufälle meist in Ohu- ! machten, welche vom Publikum gewöhnlich für stmulirt erachtet wurden, wie denn die Stimmung gegen die höchst rasfinirlc Person allgemein eine sehr ungünstige war, jetzt wiederholen sich aber Krampfanfälle der bedenklichsten Art nur zu hänstg. Die Stadt- voigtcibcamten sind längst der Ueberzeugnng, daß die Fischer nicht simnlirt, sondern wirtlich ernst krank ist, eS wird ihr daher auch ärztlicherseits alle nur mögliche Sorgfalt gewidmet. — Ganz anders ist es mit den Genossen der schrecklichen That, welche die Fischer unter das Beil des Henkers bringen soll. Louis Grolhe hat zwar auch Stunden, in denen ec trübe vor sich hinstarrt, er sieht dabei aber recht gesund aus, streicht sein Schnnrrbärt- chen noch immer sehr kokett und lügt, wo er nur immer dazu komme» kann. Sein Gang ist lebhaft, seine Stimmung meist eine heitere, genug, ihm merkt man nicht an, daß ihm sein doch ziemlich gewisses Schicksal zu Herzen geht. Noch sorgloser zeigt sich seine Mutter, die Wiliwe Qu in che. Diese Person scheint vollständig vergessen zu haben, weßhalb sie sich im Gesängniß ! befindet, so heiler und guter Dinge ist sie. Von der Verzweif- ! lung, welche sie hin und wieder auf der Anklagebank zeigte, ist j nicht eine Spur mehr vorhanden, sie ist jetzt nichts weiter, als ^ ein unbekümmertes, schwatzhaftes, altes Weib, das keine Nah- ! rungssorgen hat. !
Wien, 6. Febr. Heute erfolgte der Abbruch der Zolloerhandlungen mit dem Zollverein. Tie Abberufung Hock's ist höchst wahrscheinlich, nicht blos wegen der Weinsrage. Wichtiger noch erscheinen die Frage» wegen des Schlachtviehs und der Mahl- produkle.
In Wien ist in der Vorstadt Fünfhaus ein junger Mann auf den närrischen Einfall gekommen, Sperlinge zu maSkircu. Er fängt nämlich die Thierchen an seinem Fenster, befestigt den Gefangenen farbige Tuchlappen um den Hals und läßt sie wieder frei. Bereits tragen in der bezeichncten Gegend mehrere hundert Sperlinge solche gefärbte Masken; die anderen, welche noch keine tragen, balgen sich mit ersteren herum und suchen ihnen die Toilette herabzureiben. Die Leute in der Gaffe haben fortwährend Zeitvertreib.
Aus einer Gegend Ungarns, die früher zu den wohlhabendsten gehörte, schreibt ein Grundbesitzer au den „Wien. Lloyd": Sie können sich von der Noth, die überall hier herrscht, gar keinen Begriff machen, baares Geld ist schon nirgends vorhanden. Die Pachtpreise sind um 30—40 Prozent gefallen und ein Joch guten Weizenbodens, das noch vor zwei Jahren um 300 fl. verkauft werden konnte, findet jetzt zu 100 kaum einen Käufer. Dabei werden die Steuerrückstände unnachsichtlich eingelricbeu. Was Wunder daher, baß bei dem allgemein herrschenden Geldmangel gut arrangirte Grundbesitzer unter 20 Prozent gar kein Geld erhalten, und der Bauer zahlt willig 60—70 Proz. So kommt cs, daß Jeder nur an das Heute denkt; was der Morgen bringt, kümmert Niemanden; wie das enden soll, ich weiß es nicht.
Turin, 3l. Jan. Die „Gazzetta ufficiale" meldet: Gestern fand ein Hofball statt, bei dem der König, die Prinzen, die Minister, die Großwürdenkräger des Reiches und bas d.pto- matische Corps zugegen waren. Einige hundert Tumultantcn
begrüßten aus dem Castellplatze die zum Hofballe fahrenden Gäste mit Pfeifen und Hohngeschrei. Die Nationalgardc zerstreute unter Verhaftung der Rädelsführer die Tumultanten.
Turin, 3. Febr. Der König Victor Emanuel ist heute in Begleitung des Ministerpräsidenten Lamarmora nach Florenz geflohen. Der General Cialdini ist nach Turin berufen.
Florenz, 3. Febr. Der König Victor Emanuel ist heute hier eingckroffen und hat einen enthusiastischen Empfang gefunden.
Turin, 3. Febr. Nach Aeußerungen des Königs seiner Umgebung gegenüber dürfen die Tnriner sich keine Rechnung daraus machen, Victor Emanuel bald wieder in ihrer Milte zu sehen. Daß die Stadlbehöcde sich nicht bewogen fand, dem Könige ihr Bedauern wegen der letzten Auftritte anszudrücken, hat den Entschluß desselben beschleunigt. Der König wird nach kurzem Aufenthalte in Florenz seinen Sitz bis zur Verlegung der Hauptstadt in seiner toskanischen Besitzung San Rossora nehmen.
Turin. In Pistoja hat man, wie in Florenz, an das Municipinm zur Uebergabe an das Parlament eine Abschaffung der Todesstrafe und Aufhebung der geistlichen Orden abgegeben. — In Pisa lud der Pfarrer der „freien italienischen christlichen Gemeinde", de Paolo Miebelis, im Gotkeshause seine Zuhörer zur Uttlerschrcibnng einer ähnlichen Petition ein, worin die Todesstrafe als unverträglich mit dem heutigen Zustand der Freiheit und Eivilisation Italiens bezeichnet wirb. Diese Petition fand mehr als 400 Unterschriften.
Turin, 5. Febr. Vor dem Geschworenenhof in Catania wird gegenwärtig ein scheußliches Verbrechen zweier Mönche aus einem Kloster in der Provinz Messina verhandelt. Sie hatten ein Mädchen verführt, und als die Folgen sich zeigten, dieselbe i»S Kloster gelockt, nmgebracht »nd bei Nacht in der Todtengrnft der Kirche begraben, nachdem sie zuvor einen dort stehenden Sarg ansgeleert hatten. Solche Vorgänge werden wohl auch in Sizilien die Agitation für Aufhebung der Klöster befördern. (S. M.)
Paris, 5. Jan. Herr Fonld, der Finanzministcr, reibt sich über die Säkularisation der Klostergüter in Mexiko die Hände, weil ihm dadurch die Finanzoperation, die er beabsichtigt, sehr erleichtert wird. Er wünscht die 60 Millionen zu rea- lisiren, die er noch vom mexikanischen Anleihen übrig hat, um den Kammern verkündigen zu können, daß diese Angelegenheit bereinigt sei. Zu diesem Zweck will er in einem passenden Augenblick mexikanische Obligationen, garantirt durch die Minen von Sonora, mit hohen Interessen in Aussicht, ausgebcn.
Mau versichert, der Kaiser Napoleon habe beschlossen, eine Kommission, bestehend aus dem Prinzen Napoleon, den HH. Perstgny, Vaillant kind Dnrny, solle die Frage wegen des unentgeltlichen Unterrichts gründlicher prüfen.
Die Times hat aus Newyork die Nachricht erhalten, baß der konsöderirle Kongreß einstimmig den Beschluß gefußt hat, die Regierung aufzuforbern, alle Streitkräfte des Südens unter den ausschließlichen Oberbefehl Lee's zu stellen und deu Krieg mit äußerstem Nachdruck fortznsetzeu, bis die Emanzipation des Südens definitiv errungen ist. Der Kongreß empfiehlt gleichfalls, General Johnston wieder in sein Commando einzusetzen.
G e or g.
(Fortsetzung.)
Georg lachte hier bitter aus. fuhr aber in demselben Augenblicke heftig zusammen und richtetete deu Kopf lauschend empor, denn es war ihm, als wenn er ganz in der Nähe ein Geräusch gehört hätte.
„Was war das?" murmelte er und beugte sich vor, „sollte Herr v. Tbalheim doch Recht gehabt haben?" Er war noch nicht mit sich selbst wegen dieser Mnthmaßung im Reinen, als er zum zweiteu Mal heftig znsammensuhr, jetzt aber auch gleichzeitig nach dem unter seinem Mantel verborgen gehaltenen Pistol griff, denn ein Ton, wie wenn Jemand über einen Säbel stolpert, halte sein Ohr erreicht, und zugleich vernahm er den Ausruf: „Ungeschickter Tölpel, Tu wirst uns verrathen!"
„Ist schon geschehen," murmelte Georg, und zugleich glitt ein schrillender Pfiff über seine Lippen. Auf dieses Zeichen erschien Thalhetm am Fenster und fragte leise:
„Was gibt es?"
„Verraly!" antwortete unser Bekannter und zeigte gleich