Bern, 12. Inn. Gerade wie der Papst gegen die Ir» thümer der Welt, die Berliner Geistlichkeit gegen Schenkels Le­ben Jesu, so ziehen 78 Znricherische Geistliche über Pfarrer- geli in Uster los, weil er geflissentlich das Ansehen der heiligen Schrift untergrabe rc. w. Die Gemeinde Uster, eine der reich­sten und größten des Kantons, steht aber gerade so fest zu ih­rem Pfarrer, wie dessen Kollegen gegen ihn und so dürste die Verketzerung nicht so bald ihr Ziel erreichen. Wenn das aber so fortgeht, so gelangt man doch noch zu den Scheiterhaufen. Glücklicherweise ist das Holz etwas theurer als cbedem.

Der Papst erhielt aus der Havannah als Nenjahrsgeschenk mehrere 1000 Stück Cigarren. Da Se. Heiligkeit nickt raucht, so beschenkte er damit den General v. Montebello.

Paris, 12. Jan. Es sind bis jetzt 8 Prälaten, deren Widerspruch gegen die Anordnungen der Regierung bekannt ist. Das Beispiel des Bischofs von Moulins ist bis jetzt bloß von dem von Poitiers nachgeahmt und noch übcrboten worben. Die Anklage wegen Mißbrauchs der Amtsgewalt wird, wie gegen Ersteren und den Erzbischof von Besangon bereits geschehen, auch Letzteren ereilen.

(H e o r g.

(Fortsetzung.)

Ein Geächteter?" rief sein neuer Bekannter erstaunt, fügte aber unmittelbar ergänzend hinzu:Oh ich begreife, was Sie damit sagen wollen, Sie tragen ein deutsches Herz in Ihrer Brust, Sie konnte» die Erniedrigung unseres lhcurcn Vaterlan­des nicht schweigend mit ansehen, es ist ihnen gegangen, wie so vielen anderen edlen Gemüthern, Sie vermochten nicht zu schwei­gen bei der Schmack, weiche uns anferlegk ist. Sie haben viel­leicht hier und da ein freies Wort gesprochen und sind dadurch vermuthlich dem Strafgericht unserer gemeinsamen Feinde ver­fallen?"

Darin mögen Sie Recht haben," entgegncle der junge Mann,daß ich die Erniedrigung Deutschlands so tief wie irgend Einer empfinde und wenn cs zum Kampf gegen unsere jetzigen Unterdrücker kommt, werde ich gewiß nicht der Letzte sein, welcher sich daran betheiligt, aber geächtet habe ich mich ans freier Ent­schließung, denn die gesellschaftliche Stellung, welche ich einnehme, verliert sich in engen Gaffe», unter lustigen Burschen mit dicken schwieligen Händen, die meist am Abend verthnn, was sie am Tage verdienen; in Wohnungen, wo häufig bas Elend zu Hanse ist und wo man statt des weichen, mit Eiderdunen gefüllten Bettes meist nur hartes, mit Stroh gepolstertes Kopfkissen findet."

Es kommt mir natürlich nicht zu, nach Ihren Verhältnissen zu forschen," bemerkte der Andere,aber Ihr Benehmen und Ihre Sprache sagt mir, daß Sie in den Verhältnissen, welche Sie soeben geschildert haben, nicht geboren sind. In der jetzigen allgemeinen Zeit der Bedrängnisse tritt übrigens der Stand in den Hintergrund, denn unter den gegenwärtigen Leide» und Prü­

fungen sollten sich alle Deutschen nur als Brüder, als gemein­same Schicksalsgenossen erkennen und lieben. Ich habe Ihnen schon gesagt, daß ich auch nach Hamburg will, und wenn Sie wüßten, welcher Zweck mich dorthin führt-"

Jeder hat seine Geheimnisse"

Der Andere schwieg einen Augenblick. Daun fuhr er fort:

Ick komme weil her."

Vielleicht aus Preußen?"

Nein, ans Kassel."

Vom Hofe des mordernen Sardanapal, deS weichlichen und schwelgerischen Jerome?"

Ja, mein Herr. Und wissen Sie was mich nach Hamburg treibt?"

Nun?" fragte Georg, dessen Interesse für den Unbekannten sich allmälig ebenfalls gesteigert halte.

Die Liebe", cntgegnete dieserdas Verlangen, ein edles Mädchen ans der Gewalt eines Unwürdigen, der sich unseren Feinde» mit Leib und Seele ergebe» hat, zu befreien."

Der Fremde erzählt nun, daß er aus Hessen komme und Rudolph v. Thalheim heiße; in Kassel habe er am Hofe deS üvpigcn Jerome ein unverdorbenes Mädchen kennen und lieben gelernt, dessen reine Blüthc aber unter der Tyrannei eines hab­gierigen, tückischen Oheims, der die Waise an Kmdcsstatt ange­nommen hatte, z» verkümmern drohe. Bcnard, so nannte er diesen Tyrannen, führte damals die LiefernngSgesckäfte für die französische Garnison in Hamburg; er war von Kassel, wo er bald als Mäckler, bald als Kommissionär allerlei Geschäfte be­trieb und auch bei Hofe Zugang batte, herübcrgckommen, um, nachdem er schon aus dem Schweiße der armen Hessen ein tüch­tiges Vermögen znsammcngescharrt, auch noch die unglücklichen Hamburger auszusangc».

Ich traf," erzählte Thalhcim weiter, mit meiner Emma zu einer Zeit in Kassel zusammen, wo eben ihr Obeim, den sie im Stillen haßte, am Hofe deö Napoleoniben eine hervorragende Nolle zu spielen begann und die aufblühende Schönheit feiner Nickte für seines hochfliegenden Pläne zu benützen suchte. Sie betrachtete mich in der Gefahr, wel.che ihr drohte, als ihren Retter und schloß sich daher nur um so inniger an mich; das mochte aber dem Alten keineswegs gefallen, denn er verbot mir anfangs das Haus, und als ich dem ungeachtet meine Bewerbungen um Emma sortsetztc, gelang cS ihm, ei» Machtgebot zu erwirken, welches mich als einenVerdächtigen" ans der Residenz verwies. Ich ging nun auf ein kleines, mir gehörendes Landgut, ohne die Hoffnung a»f der Geliebten Besitz, die mir unwandelbare Treue gelobt, aufzugebcn. Bald darauf begab istch Benard nach Ham­burg, und vor acht Tagen erhielt ick die Nachricht, daß er aber­mals beabsichtige, das Glück seiner Nichte seinen ehrgeizigen Ab­sichten zu opfern und sie mit einem Grafen Rougemont, einem alten gichtbrüchigcn Mann, der aber in Paris viele einflußreiche Verbindungen habe, vermählen wolle." (Forts, f.)

Ein Herr, den stets als Junggescll'

Erfreut das beste Loos,

Hat sich dem Stand der Ehe schnell Geworfen in den Schoss,

Ter sonst nach eigenem Willen nur Könnt' geh'n deS Abends aus,

Muß bleiben jetzt, o Unnatur!

Bei schmaler Kost zu Haus.

Die ganze Doch grbt's Sauerkohl,

Nur Sonntags 'mal gisot's Reis

Ja, wenn dem Esel ist zu wohl.

So geht er auf das Eis!

In seine Nachbarin beim Schmaus Hat sich ein Herr verliebt,

Daß er sie führen könnt nach Haus,

Sie ihm Erlanbniß gibt.

Und wie er sie nach Hanse bringt,

Ruft er: Welch ein Gsnnm Indem er feurig sie umschlingt,

Ihr stehlend einen Kuß.

Die Dame ruft: Mein Herr, mich bäucht,

Sie sind sehr ungalaut!

Ja, wem man erst den Finger reicht. Der will die ganze Hand!

Deutsche Sprüchwörter.

Wenn 'mal ein kleiner Bösewicht Ein Bubenstück vollfnhrt,

So wird er, hat man ihn gekriegt.

Wo möglich strangulirt.

Wenn aber das Gesetz verletzt Ein großer Herr mal hat.

So wird er höchstens nur versetzt In eine andre Stadt.

Wie so was in der Zeiten Lauf Noch heute möglich sei?

Ja kleine Diebe hängt man auf,

Die großen läßt man frei!

Es stellt sich als Verehrer dar 'Nee Tänz'rin ein Cadett,

Drauf sa>t 'ne Freundin ihr ins Ohr:

De: Kleine ist ganz nett!

Indexen bürte iist die Wahl,

Wie sie oft bot st.ö dir,

Wählt' ick alrich einen General Doch zum Anbet.. 7. K"

Die Andre drauf:Dies wird und kann Gescheht erst im Ve.innf

Ich denk: Mit Kleinem fangt man an, Mit Großem hört man aas!""

Es tritt beim Dorfschulmeisterlein Jüngst der Herr Edelmann Mit bitterböser Miene ein Und hebet also an:

Mein Sohn besucht fünf Jahre doch Schon diese Schule hier Und dabei ist der Junker noch So dumm wie'n Duselthier!"

Hm! sagt drauf der Magister stramm, Sehr klar ist das Herr, Graf:

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, Das Lamm ist wie das Schaf!""

Es sitzet ein ganz junger Mann Bei einem Abendschmaus,

Und trinkt so viel wie er nur kann,

Wohl zwei, drei Flaschen aus.

Freund, ruft man ihm vergebens zu,

Nehm' Er sich ja in Acht,

Der Wein hat Manchen schon km Nu Hier unter'n Tisch gebracht!

Auf einmal er vom Tisch aufsteht,

Ganz bleich wird sein Gesicht.

Ja, ia, der Krug zu Wasser geht,

Sv lange bis er bricht!

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.