»iß verschwand. DaS junge Mädchen aber wich dem ihm drohenden Sturm dadurch ans, daß es in einen Seitenweg einbog und das HauS eher erreichte, bevor ihre Verwandten und Kapitän Lacombe wieder Vorhin zurückkehrten. Still zog sie sich in ihr Stübchen zurück, und während Martha, die Pächterin, ihrer üblen Laune unken noch durch Schelten Luft machte, packte unsere Bekannte ein kleines Bündel von Wäsche und Kleidungsstücken zusammen, denn, sie hatte den Entschluß gesaßt, den Hof mit dem frühesten zu verlassen, um, der Verabredung gemäß, bei ihrem Palhcn in Hamburg eine Zufluchtsstätte zu suchen.
Nachdem Georg sich von Susannen getrennt hatte, blieb er noch einige Minuten in der Nähe des Gartens lauschend stehen, als aber die Stimmen, welche bei seiner Entfernung dort laut geworden, schließlich verstummten, hielt er auch seine Gegenwart nicht mehr für nöthig und schlug, rüstig voranschrcitcnd und ein munteres Lied mit halblauter Stimme summend, den nächsten Weg in der Richtung nach der Stadt ein.
Wir haben schon versucht, den Charakter des jungen Mannes, welcher jetzt halb sorglos, halb trotzig durch die Finsterniß eilte, in allgemeinen Umrissen zu schildern, und wenn wir ihn als einen Mensche» darstellten, der vielleicht durch eigene Schuld in eine Lebensstellung gereichen war, die weder mit seiner Geburt, noch mir seiner ursprünglichen Erziehung nbercinstimmte, so konnte man doch weder behaupten, daß diese veränderte ungünstige Lage ihm sonderlich Schmerz bereitete, noch daß er dadurch an der ursprünglichen Energie seines Charakters etwas eingebüßt hatte, wenn auch die frühere Politur seines Wesens im Umgang mit rohen, verwilderten Genossen meistcntheils verloren gegangen sein mochte.
Sollen wir uns kurz fasse», so müssen wir sage», daß in dem Benehmen und in der Haltung Georgs etwas jag, was untrüglich erkennen ließ, daß er aus dem Kreise der besseren Gesellschaft ausgeschieden, während er jetzt einen Standpunkt ein- nahm, wo nur allein physische Kraft und persönliche Entschlossenheit ihn über das Niveau der Gleichheit unter seinen Genossen zu erheben und ihm jenes Uebergcwicht zu verschaffen vermochte», welches er bei der rücksichtslosen Entschlossenheit seines Charak- lcrs und bei der unüberlegten Wildheit, die ihm eigen war, beanspruchte.
Daß ein solcher Mann, welcher vielleicht täglich-in Gefahr kam, im Faustkampfe sein Ansehen aufrecht z» erhalten oder mit diesem oder jenem wüsten Gesell einen Messerstich auszutanschen, keine Furcht kannte, werden die Leser wohl nicht bezweifeln. Sorglos verfolgte er daher auch seinen einsamen Weg, und wenn sich seine Stirn auck manchmal düster znsammenzog, so rührte cs wohl daher , weil sich ihm eben jetzt bei diesem Alleinsein unwillkürlich Erinnerungen ausdrängcn mochten, die ihn nicht ohne Schmerz und Reue in die Vergangenheit blicken ließen, und welche in diesem Augenblick gerade durch ein besseres Gefühl, durch seine Liebe für das schöne junge Mädchen, welches er so eben verlassen, hervorgcrufeu sein mochten.
Aus dieser Selbstbetraebtung wurde aber Georg aus einmal geweckt, als er, eben einen kleinen Hohlweg verlassend, jetzt vlötzlich einen Mann vor sich erblickte, der, aus einem alten verwitterten Weidenstamm sitzend, ihn absichtlich erwartet zu haben schien.. Wenigstens erhob er sich sogleich, als er seiner ansichtig wurde und, sich mitten in den Weg stellend, sagte er düster und mürrisch:
„Ein Wort, wenn cs gefällig ist — ich habe Euch hier erwartet."
,,So macht es kurz", eutgcgnete der Angeredete, indem er dem Sprecher eben nicht freundlich ins Gesicht blickte, „machts kurz, Clas Dirks, denn was Ihr mir zu sagen habt, kann ich mir schon denken."
„Desto besser, so brauche ich nicht erst viele Worte zu ver- liereu, und um Worte ist es mir überhaupt nicht zu thun!"
„Nun, um was denn sonst!" rief Georg hell auflachend und zugleich einen Schritt bei Seite tretend. „Etwa um ein paar Löcher im Kopf, mein Junge? . . Bedenke das wohl, denn dergleichen Liebesgaben sind eher empfangen, wie gegeben."
„Zu waö noch weiter viele Worte verlieren," rief verjünge Bauer, indem er seine breite nervige Faust ausstreckte und seinen Gegner bei der Brust packte, „seid Ihr ein Mann, so wehrt Euch, denn ich sage Euch, Einer von uns soll diesen Platz nicht
mehr verlassen, so wahr ich ClaS Dirks heiße, und so wahr Ihr ein schlechter Kerl seid, der sich durch Lug und Trug in das Herz Susannens einzuschlcicken gewußt hat!"
„Zunächst mit der Hand fort, Tölpel!" rief der Angegriffene, indem er vermittelst einer schnellen kraftvollen Bewegung, welche von einer außergewöhnlichen Muskelstärke zeugte, seinen Gegner von sich schleuderte, „und nun rache ich Dir, Bursche, laß mich meines Weges gehen, wenn Du nicht willst, daß dir Drohung wahr wird, welche Du eben ansgcstoßen hast."
„Verdammt will ich sein, wenn es nicht jetzt ein für allemal zwischen uns zur Entscheidung kommen soll!" rief der junge Bauer, indem er ein breites Messer hcrvorzog und sich wie ein wüthendcr Stier von Neuem aus seine» Gegner stürzte, „die Susanne war gut und freundlich gegen mich, bis Ihr sie durch Eure Teuselskünste verblendet habt, und darum fahret zur Hölle, denn ich hasse Euch wie den Tod, und meine Schuld soll es nicht sein, wenn Ihr hier lebend davon kommt!"
„Das ist wenigstens deutlich gesprochen," rief Georg, den Arm seines Feindes ausfangend, welcher eben zu einem wüthen- den Stoß ausgeholt hatte, „und nun, Bursche, mag es darum sein, wenn Dich doch einmal so sehr nach Blut gelüstet, aber hüte Dich, daß Du nicht die Rechnung ohne den Wirth gemacht und Deine Kräfte überschätzt hast!"
Dies sagen und seinen Gegner umschlingen, war das Werk eines Augenblicks. Beide halten »och ihre Messer gezückt, und während sic sich gegenseitig am rechten Arm umfaßt hielten, um Len Gebrauch dieser gefährliche» Waffe zu verhindern, rangen sic, Körper an Körper, einige Minuten schweigend, wie zwei Athleten, jeder bemüht, den Ander» niederznwersen.
„Hast Du nun bald genug?" rief Georg, der den jungen Bauern einen dumpfen Ton ansstoßcn Hörle, welchen die Wuth. vielleicht auch die Ermattung hcrvorgernsen hatte.
„Prahler!" rief dieser, und sein Arm legte sich von Ncncm wie ein Schraubstock um den Leib des Andern. „Tod und Ten- fcl, Du wärest doch der Erste, den ich nicht zu Boden gestreckt hätte."
Diesen Worten folgte eine neue Anstrengung, um sich den Arm frei zu machen und das Messer in die Gewalt zu bekommen. Mochte Georg nun einen Augenblick in seiner Aufmerksamkeit nachgelassen haben, oder mochte er wirklich nicht im Stande gewesen sein, dem Stoß zu widerstehen, genug, sein Gegner schwang nun in der That die gefahrbringende Waffe und im nächsten Moment senkte sich dieselbe ans die Brust des jungen Mannes herab. (Forts s.)
Allerlei.
— Altböhmische Strafpredigt gegen dcnTanz. In Alfred Waldau's Kulturstudie: „Geschichte des böhmischen Nationaltanzes" finden sich folgende Auslassungen Simon Lownickp's, der unter Rudolph li. gekrönter Hofpoet war, über das Licblingsvergnügcn der Frauen: „Der Tanz ist ein überflüssiges Abhctzcn des übermülhigen Leibes ausgelassener Leute, die ihre Schritte oder Sprungs zu ihrer Erlastignng mit dem weiblichen Geschlecht seltsam formtreu, hinauf und hinunter springen, sich vor einander beugen, Possen treiben, sich gegenseitig umarmen, an den Händen führen und allerhand Kurzweil treiben, wie sie solche der Teufel gelehrt hat; denn der Satan ist der Urheber des Tanzes. . . Und in Wahrheit, erstaunenswerth erscheint vernünftigen Menschen die Thorhett, also zu tändeln und zu tanzen, weil man sogar über vernunstlosc Wesen zu lachen und zu staunen hätte. Denn wenn nnscrc Esel, unser Pferd, Maulesel oder Bock vor uns auf öffentlichem Schauplatze also springen und tanzen würde, wie cs die Tänzer thun, traun, wir alle würden kichern und lachen!" Der Tanz ist eine überaus schwere und scelentödtcnde Sünde, eine überaus abscheuliche That vor dem Herrn Gott und seinen Heiligen, schon längst von der heiligen Schrift und dielen heiligen Doktoren mit Schande beleg und verboten. Die Tanzenden überschreiten nicht blos das Zchngebot, sondern lassen sich auch alle sieben Todsünden zu Schulden kommen. Aber die Tanzenden begehen nicht allein Todsünden, sondern sic handeln und sündigen auch gegen alle sieben Sakramente der Kirche. Und da alsomaßen der Tanz Leib und Seele gar stark befielt und den Weg in den Himmel versperrt, deßhalb geziemt cs sich, daß alle christlichen Jungfrauen, Witt- wen, Jünglinge, Männer und Weiber sich vor ihm hüten, vor ihm fliehen und ihn gründlich verachten.
(Guter Grund.) Die vor einigen Tagen aus dem Gefangenenhause am Prager Hradfchin entsprungene Anna Melcher, welche wieder in die Strafanstalt zurückgcbracht wurde, soll als Grund ihrer Entweichung angegeben haben, sie habe sich blos von der Treue ihres Geliebten überzeugen wollen. Da derselbe aber, wie sie nun gesehen, bereits eine Andere geheirathct hätte, wäre für sie kein weiterer Grund vorhanden gewesen, die Freiheit zu suchen. Und deßhalb wäre sie auch freiwillig zurückgek ommen .
Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.
-V,-. 6.
Dieses Blatt erschei 54 kr., im Bezirke gespaltene Z
Amtliche A
N e Anöw Johann Marlin von Ebhausen, se abfickttigt dahin - Einwendungen hi Tage» bei dem geltend zu machen Wanderung nach ' geben würde.
Den 14. Ja».
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von Alt« Jak. Friedr. Kirn Johann Jak. Gw Jak. Fr. Braun. Rosine Louise Ha Johann Fr. Back Johann Georg ä Alte» Johann Georg A
Michael Schmelzl E
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Michael Braun.
Forstau
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4000 Hopfenstan den zum Verkauf Altenstaig, 14.
MM
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Gerich
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Etwaige unbek lich verstorbenen Fruchthändlers, Gläubiger — o gangenen Bürgs