in Karlsbad empfangen, v. Bismarck kann natürlich hiebei nicht fehlen.
Rendsburg, 12. Juni. Die heute abgehaltene Delegir- tenversammlung, von 107 Vereinen vertreten, beschloß eine Ansprache an die Brüder in Nordschleswig zu erlassen, wie das Land über eine Theilnng denke, und welche dahin geht: keine Theilung, keine Trennung, freies unabhängiges Schleswig-Holstein bis zur Königsa». (T. d. St.-A.)
Paris, 12. Juni. Trotz der guten Nachrichten, die mau aus Algier haben wkll, werden doch wieder neue Truppen dorthin geschickt.
Paris, 14. Juni. Die englische Kanalflotte ist gestern nach Spithead gegangen, und man sagt, dieselbe halte sich bereit, „im Nothfall" in die Ostsee zu gehen.
Paris, 15. Juni. Der Abendinonikeur von gestern theilt mit, daß die nächste Konferenzsitzung am 16. Juni statlfinden werde. (St.-A.)
De la Pvmmerais, der Pariser Arzt, der nicht heilte, sondern mordete, ist, wie schon mitgetheilt, hingerichtet worden. Er starb, ohne Geständnisse gemacht zu haben; vor der Hinrichtung schnitt er sich eine Haarlocke ab und schickte sie seiner jungen Frau, die ins Kloster geht. Außer der Liebe zu seiner Frau hat Niemand eine gute Seite in ihm entdeckt. Die Geschwvrnen hatten ihn der Vergiftung seiner Geliebten schuldig gesprochen, die öffentliche Stimme beschuldigt ihn auch der Vergiftung seiner Schwiegermutter, zweier Dienstmädchen und eines Freundes, dem er eine große Summe schuldete. Für die Pariser war die Hinrichtung ein öffentliches Schauspiel, zu welchem sich der gewöhnliche und der vornehme Pöbel in Massen eingefunden hatte; man erkannte viele vornehme Frauen in den Kleidern ihrer Zofen. Eine Herzogin traf in ihrer Verkleidung auf ihren blutjungen Sohn, welcher an dem Arme eines schönen Freudenmädchens dem Schauspiel beiwohnte.
Newyork, 4. Juni. Grant griff gestern die Armee des Generals Lee an und drängte sie, jedoch ohne entscheidenden Vortheil, in ihre Schanzen zurück. Tie Stellung der Unionsarmee ist 50 Meilen von der sübstaatlichen entfernt. Der Verlust der Unioniste» beträgt 3000 Mann. General Sherman rückte jenseits von Dallas vor und besetzte Alatuna. (St.-A.)
Verbrechen nnd Sühne.
(Fortsetzung.)
Martha ging in ihre Kammer zurück und sagte beruhigter und'auch froher für sich selbst: „Der Gevatter ist doch nicht so schlimm, als ich mir ihn dachte und Pater Martin ihn schilderte. Wer Kinder liebt, kann kein böses Herz haben. Der fromme Herr hat sich wohl in ihm geirrt. Und wenn er sich auch vor zwei Jahren erlaubte, mir gottlose Anträge zu machen, so hat er ja doch das bereut und nichts mehr davon gesprochen."
2 .
Die beiden Gevatter waren indessen die Gerbergasse hinaufgegangen und standen bald an der Wirthschaft zum rothen Ecken, dem grauen Gemäuer des Barfüßerklosters gegenüber, das bei der dunkel bewölkten Nacht recht geistcrähnlich seine Schatten über die Straße warf.
Die Klosteruhr schlug jetzt sieben, als die Beiden aus dem Seiteugäßcheu, das in Wendungen nach dem ober» festen Hose, der jetzigen Polizei, führte, in die Herberge eintraten und Wurmbach, der die Gelegenheiten des Hauses kannte, seinen Begleiter in ein kleines, nur schwach von einer Lampe erleuchtetes Gemach führte. Es war das Gemach mit großen Bildern an den Wänden geschmückt, mehrere massive Eichentische standen in den Ecken, umgeben von eben solchen Stühlen. An einem dieser Tische, auf welchem die Lampe brannte, saß, das Haupt in die Hände gestützt, ein Mann, vor ihm stand eine Kanne Wein nnd drei Gläser.
Der Mann richtete sein Haupt in die Höhe, als unsere Beiden eintraten. Sein Aeußeres bot nichts Auffallendes dar, er trug sich einfach wie die Bürger und Gewerbsleute jener Zeit, doch verrieth die größere Feinheit seines Obergewandes den Ver- möglichcrn, sein Antlitz strotzte von Jugend und Gesundheit, allein auch ohne den Blick des Einverständnisses zwischen ihm nnd Wurm- bach zu bemerken, war doch nicht zu verkennen, daß in Bezug aus den Charakter Beide so ziemlich zusammengehörten, wenn auch
Wurmbach in seiner äußern Erscheinung dem Fremden gegenüber einem niederer« Stande anzugehörcn schien. Er zeigte auch in der That in der Art, wie er die beiden Gevattern empfing, daß er sich über Wurmdach fühlte und dem Schlossermclster und ihm gegenüber nichts vergeben wollte, wenn er sich auch dazu verstehe, ein Glas Wein mit ihnen zu leeren.
„Ah! da seid Ihr ja, ehrwürdiger Meister Wurmbach mit Eurem Gevatter, dem Schlossermeister. Ihr habt lange auf Euch warten lassen, nnd ich wollte schon wieder gehen und mir einen andern Schlossermeister suchen, dem es eher um eine gute Kundschaft zu tvun ist."
„Entschuldigt, gestrenger Herr," sagte Kilian bescheiden.
„Gut, gut, Meister, unterbrach ihn der Andere, Ihr seid nun da, das ist die Hauptsache. Setzt Euch jetzt hicber und hört, was ich Euch sage. Ihr wollt doch wohl gerne zwanzig Pfund verdiene» für eine Arbeit, welche Ihr mir in vier bis fünf Tagen fertig liefern könnt?"
„Sagt nur, befehlt, gestrenger Herr."
„Vor Allem, Meister, muß ich auf Eure Verschwiegenheit zählen können, und Ihr sollt noch zwanzig Pfund haven, wenn Ihr gegen niemand ein Wort sagt und zur bestimmten Zeit die Arbeit liefert."
„Verlaßt Euch darauf, verschwiegen wie das Grab; aber, Herr, setzte er, durch diese Anerbietungen stutzig gemacht, hinzu, es muß diese Arbeit sich mit meiner Pflicht —"
Der fremde Herr biß sich zornig in die Lippen.
„Es handelt sich nicht um lange Gewissensskrupel hier," sagte er dann barsch. „Aber ich will es Euch sagen, um was es sich handelt. — Wollt Ihr dort an der Thüre der vorderen Wirthsstube Nachsehen, ob man nicht kömmt," setzte er, zu Wurmbach gewandt, hinzu.
„Die beiden Doppelthürcn in der vorder» Wirthsstube sind geschloffen," erwiderte Wurmbach auf diesen an ihn gerichteten Auftrag, indem er selbst aus die Mittheilung des Fremden sehr begierig und deshalb nicht vom Platze zu weichen Willens schien.
„So geht durch das Gäßchen und gebt Acht, daß man uns von dorther nicht beschleicht, sagte der Fremde ungeduldig. Sputet Euch."
„Um diese Zeit geht niemand mehr da hinauf," erwiderte dieser.
„Geht, sag' ich Euch, erhielt er zur Antwort, und thut, was ich Euch geheißen, oder —"
Brummend entfernte sich Wurmbach und ließ den Schlosser mit dem Fremden allein.
„Ich habe den Menschen mit Fleiß entfernt, sagte dann der Letztere, weil er von der Sacke nickts zu wissen braucht und das auck besser für Euch ist, versteht Ihr mich?"
„Nicht ganz, gestrenger Herr; aber, setzte er zögernd hinzu, ist Gefahr bei der Sache?"
„Allerdings, erwiderte der Fremde; wenn Ihr aber mir folgt und schweigt, habt Ihr nichts zu fürchten. Doch zur Sache. Aber halt, sichern wir uns zuvor; der schlaue Rothkopf könnte uns betrogen haben."
Mit diesen Worten stand er auf und untersuchte selbst die Thüre, indem er die nach dem Gäßchen gehende nun ebenfalls verschloß und dann wieder zum Tische trat und sich dicht zu Kilian setzte.
„Ihr habt vor zwei Tagen den Auftrag erhalten, eine gewisse Anzahl Schlösser, Schlüssel und Eisenspangen für die Stadt anzufertigen," begann nun der Fremde.
„Wie, Ihr wißt!" rief Kilian verwundert.
„Ick weiß cs; aber wißt Ihr, wozu sie dienen sollen?"
„Nein."
„Ich will es Euch sagen, flüsterte der Fremde, man will sie an einem der Staatsgefäugnisse anbringcn lassen, und in diesem sitzen, unschuldig angeklagt, zwei meiner Freunde, die ich um jeden Preis befreien will und — muß. Wollt Ihr mir behilflich sein?"
„Herr, ick habe ein Weib und fünf Kinder —"
„Ich weiß es, und Ihr seid arm, sehr arm, sagte hierauf der Fremde. Verlaßt die Stadt mit den Euren und wendet Euch nach den vorderöstreichischcn Landen." (Forts, f.)
Druck und Verlag der G. W. Zaiser 'scheu Buchhandlung. Redaktion: Hdlzl«.
4 > -