C a p t a l.

(Fortsetzung.)

Nun, ich für mein Theil gebe keinen SouS für sein Leben, wenn er einmal in Eurer Nähe ist, mein tyeurer Herr Gras," sagte der Zigeuner lackend.Was diesen Jungen betrifft, scheint Ihr ein sehr weites Gewissen zu haben. Nun, was lümmert's mich, wenn ich meine hunderttausend Franken bekomme! Aber wohin führt Ihr mich eigentlich?"

In das Gewölbe des Hauses, wo die Frau Gräfin ihre Kleinodien, ihr Gold und ihr Silber aufbewahn. Ich habe den Schlüssel dazu, und Ihr müßt Euch stall des Goldes schon mit Diamanten und dergleichen begnügen. Geld besitze ich nicht, aber Geldeswerth gilt ja eben so viel."

Der Zigeuner blieb stehen und lachte laut.Ihr seid wirk­lich ein geborener Gauner, mein lieber Graf," sagte er.Um den Sohn aus der Welt zu schasse», kaust Ihr ihn für die Klei­nodien der Mntter. Wahrhaftig das ist ein Mcisterstreich."

Der Graf, obwohl die Worte des Zigeuners ganz dazu ge­eignet schienen, ihn in die höchste Wuly zu setzen, lächelte nur und ging dann weiter. Sie kamen an eine Treppe, stiegen etwa zwanzig Stufen hinab und befanden sich nun im Erdgeichoß, wo der Graf eine in die Mauer eingefügtc, stark mit Elsen beschla­gene Thür anfschloß.

Die Frau Gräfin hat ihre Schätze recht sicher verwahrt," sagte er,aber ein guter Nachschlüssel hat schon noch festere Thüren geöffnet."

Die Thür knarrte in ihren Angeln und der Zigeuner harrte mit Begierde, daß der Graf sie vollends ausmachen werbe. Aber dieser zögerte noch.

Am Ende bin ich doch ein Thor, wenn ich Euch den Werth von fünfzigtausend Francs gebe, ohne irgend eine Bürgschaft zu haben, baß Ihr mir den Burschen auslicfcrt," sagte er.

Ach Lummes Zeug! Macht die Thür ans, Herr Gras, oder ich öffne sie mit Gewalt!"

Indem der Zigeuner diese Worte rief, stieß er den Grafen auf die Seile, riß die schwere Thür ans und sprang mir einem Satze, gleich einem beutegierigen Tiger, in ein bunlles Gemach hinein.

Dies war gerade, was der schlaue Graf beabsichtigt halte, denn kaum befand sich der Zigeuner >n dem Gewölbe, so schlug krachend die Thür hinter ihm zu, der Graf legre mit hu.liger Hand Schlösser und Riegel vor und der Gauner war in der Falle gefangen, welche seiner Habgier gelegt worden war.

Belustige dich nun nach Gefallen an de» Edelsteinen und Silbersachen," murmelte der Gras vor sich hin, indem er ein höllisches Gelächter ausstieß.Du sollst mir nicht wieder an das Tageslicht kommen, so lange ich es verhindern kann, und das Gläschen mag noch ein wenig warte», ehe es seine Mutter auffindet. Ein wahres Glück, daß die Kanaille seinen Namen nicht weiß und daß mir die List einsim, den schuctischen Zigeuner unschädlich zu machen. He he he, nun will ich sehen, wer mich aus dem schönen Erbe CaptalS vertreiben kann!"

Während der Graf diese Worte vor sich hin murmelte, don­nerte innen im Gewölbe der Zigeuner wie rasend gegen die Thur, schrie, heulte, schimpfte, fluchte, jammerte und bat den Grase» um Erbarmen, indem er hoch und theuer schwur, den Knaben ohne irgend eine Entschädigung auszuliesern. Aber der Gras Hörle nicht einmal nach ihm hin, sondern entfernte sich gemächlich von dem Gewölbe, ging durch die vielen Zimmer und Eorridvce zurück und versäumte nicht, jede Thür, durch welche er kam, auf das sorgfältigste hinter sich zu verschließen, bis er sein eigenes Gemach wieder erreicht hatte. Dann ging er in baS Vorzimmer, entfernte die Dienerschaft aus demselben, indem er jedem Ein­zelnen einen Auftrag ertheilte, der ihn auf längere Zeit von dem Hause fern halten mußte und gab sich nun der Uedeczeugnng hin, daß ein jeder glauben müsse, der Zigeuner habe sich während seiner Abwesenheit entfernt. Diese Absichc erreichte der Gras vollkommen.

Nun war er beruhigt. Kein Feind mehr schien ihn zu be­drohen, als nur die Zeitung mit der Anzeige deö Präsidenten, und auch diese vernichtete er, indem er das Blatt in tausend kleine Stückchen zerriß, die er in dem Kamine verbrannte.

Eilftes Kapitel. i

Als der Zigeuner sich von dem schlauen Grafen überlistet s

sah, gerieth er in die grenzenloseste Wuth und geb-rdete sich wie ein Wahnsinniger. Mir geballten Fäusten schlug und donnerte er gegen die feste Thür, die sich hinter ihm geschlossen hakte, brüllte wie ein gefangener Löwe, wälzte sich aus den feuchten Steinplat. len umher, welche de» Fußboden des Gewölbes bildeten, raufte sich das Haar ans und schall sich selbst mit allen möglichen Schimpfnamen. Aber dieser ohnmächtige und rasende Zorn konnte iiichr von langer Dauer sein und machte bald einer ruhigeren ileverlegung Platz. Der erste Gedanke, der lebhas! in ihm auf- stleg, zielte daraus hin, einen Versuch zum Entkommen zu machen. Dazu war es nöthig, baß er sein Gesängniß genau dnrchsnchic. s Er nchiete sich aus und buckle umher.

Der 'Kaum, in welchem Rollet eingeschlossen war, bildcke cin hohes, schmales Gewölbe, welcher i» frühere» Zeilen unfehl­bar zu einem Keller benutzt worden sein mußle. Der Thür ge­genüber, etwa zwölf Fuß über dem Boden, befand sich ein klei­nes viereckiges, von äugen mit starken, eisene» Lläbcn vergikter- les Fenster, welches zum Luftlochs gedienl haben mochte. Jetzt war es verschlossen, und überdies ichien es zu klein, als daß Rollet häkle hlnduechschlupfen können, selbst wenn außen die ei- jenen Skabe nicht gewesen wären. Dennoch beschloß der Zigeu­ner, einen Versuch zu machen, es zur Flucht zu benützen, und sah sich im Gewölbe nach einem Werkzeuge um, mit dessen Hilfe er die Hbhe des Fensterchens würde erklimmen könne». Aber bei dem schwachen Schimmer, welcher in das düstere Gefängnis; hinab fiel, vermochte er nichts zu entdecken. Er tapvte mil den Händen an den feuchlen Wänden umher. Ueberaü bernhrlen seine ginger das modrige, schmutzige Gestein, aber nirgends fand er eine Stange, eine Veiler, euren Stuhl, einen Tisch, der ihm z,l seinem Zwecke verhelfen hätte. Das Gewölbe war leer, ganz leer, uno enlhiell gar nichts, als die dumpfige, drückende,'seit Jahren vielleicht schon euigeschlossene Luft, welche Rollet nur mil Müde enialymen konnie. Der Zigeuner untersuchte nun die Thür. Vielleicht lieg sie sich erbrechen, oder ans ihren Angeln heben.

Er rüttelte daran mil aller Kraft, die er anfzubieien vermochte, er strengie seine Muskeln bis zum Zerspringe» an; aber die Thür war zu fest in das starke Gemäuer euigefügt; sie wankte auch nicht um eines Haares Beeile.

Jetzt ergriff den Zigeuner die tödllichste Angst. Er fing a» zu fürchten, dag der Graf ihn hier eingeschlosscn habe, um ihn den Hungertod sterben zu lassen. Sei» Kopf schwindelte ihm, er schnappte nach Lnsl, die Angst lrieb all' sein Blut nach dem Her­zen, und es pochte so heftig, daß er meinte, eS müsse zerspringen.

Ein lauter, gellender Schrei entrang sich seinen Lippen, und von Neuem verfiel er ln einen Anfall von Raserei und Wulh, in wel­chem er sich die Hände an den feuchten Mauern der unbewegli­chen, fest gefugten Thür blutig ,chl»g.

Aber auch dieser Anfall ging vorüber und ließ nichts zurück, als Len lödlUchsteu und ingrimmigste» Haß gegen den Grasen, der ihn in diese fürchterliche Lage versetzt hakte. Blutige Ge­danken der Rache erfüllten ihn, und wer ihn gesehen hätte in dem düsteren Gewölbe, mit den blutigen Fäusten, die drohend ausgestrcckl waren, um den verhaßten Feind zu ergreifen, mit den grimmig funkelnden Augen, mit den bleichen, zornbebenden Lip­pen, über die witde Fluche und entsetzliche Verwünschungen glit­ten, ec würbe geschaudert und mit Grauen sein Ange von dem scheußlichen Anblicke abgewenbet haben. (Forts, s.)

Allerlei.

Vater. Sieh' mal, mein Sohn, wie gefällt Dir dies Tuch zum neuen Rock? Sohn. (Die linke Seite des Tuchs betrachtend) Sehr schön, lieber Vater! Vater. Dummer Junge, Du sichst Dir ja die linke Seite an. Sohn. Nu ja, Vater ich krieg'n Rock ja doch erst, wenn er gewend't ist!

Charade.

Mein Erstes geht und steht und liegt.

Zum Sitzen hat fich's nie gefügt.

Mein Zweites Eins und vielgestaltig.

Ist untcrthan und doch gewaltig.

Mein Ganzes, das beschützend wacht.

Und einen Theil des Zweiten macht.

Ist unentbehrlich in der Schlacht.

Druck Vertag t-r iis W. Za >se r'siteii Buchhandluaa- R-dactio»: Hol ,le.