Frankfurt, 27. August. Eine neue amerikanische Strick- ^ m äset'ine, welche in derhiesl.ien ständigen Masckineuauistclluug van Wirth und Sonntag in Thätigkeik zn sehen ist, verbieut all- ^ geiueiue Aufmerksamkeit, weil ihr eine ebeufo große Zukunft he- ! vorznstchen scheint, wie der Nähmaschine. Sie strickt 5000 Ma­schen in der Minute; mau kan» damit abnehme» und zugeben, ouger und weiter stricken. Das Ltcickcn kann damit auch von arme» Familien zu einem Fabrikatiouszweig gemacht werden, da die Maschine im Bereich eines Jeden ist. Zugleich fuhrt sie die Wnhlkhat nach sich, das Handstricken ganz zn veldrängcu, wel­ches mir noch einen, eines Menschen unwürdige» Lohn abwuft, und die Strickerinnen zu zwingen, ein einträglicheres Geschäft zn betreiben, wenn sie nicht sebst zur Slrickmalchine greifen

wollen. ^

Frankfurt, 30. Ang. Der vierzehnte Kongregberichl sagt über die FreitagSsihnng des Kongresses: Hauptgegkuftaud der Verhandlung war das letzt- Alinea des Art. 23, für wel­ches der Kaiser lebhaft eintrat, da eS sich weniger darum hantle, den SkandSherren Einstich als nur ein Zeichen und Merkmal ihrer Ebenbürtigkeit zu gewähren. Sodann wurde Art. 2s auf Württembergs Antrag dahin modistzirt, daß Entschädigungs­ansprüche der schwäbilchen Standesherren in Rücksicht ans die Ablösungsgesetze von der Kompetenz des Bnndesgenchts ansge- schloßcn' bleiben. Der Schluß der eigentlichen Berathungen fand gestern statt; erst in den erste» Tagen der nächsten Woche soll die Feststellung des Protokolls erfolge». DerKongreßbcrichl" konstatirt aus'guter Quelle, daß Baden sich bisher absolut nega­tiv gegen die Refornworschläac verhielt. (A. Z.)

Frankfurt, 31. August. In der Samstagssitzung ist die Dircktorialfrage wiederholt verhandelt nud die Sechszahl fellgc- halten worden. Behufs des Schlusses des Kongresses wurde aut den Vorschlag des Kaisers eine kKommifsion zur Erstattung eines GeneralberichtS über die kaiserlichen Vorlagen gewählt; sie besteht aus Sachsen, Mecklenburg-Schwerin, Kurhesie», Bcau»- schweig, Kobnrg und Hamburg. Abends 8lO'/s Uhr waren die größeren Souveräne in besonderer Konferenz beim Kaiser.

Frankfurt, 31. August. Der Widerstand Badens gegen die Nesormakte hat einen sehr bedeutenden Erfolg gehabt. Tie Beschlüsse der Majorität ded Fürstenkages werden, wie wir mit- theilen können, nickt als sormnlirte Paragraphen der künftige» Konstitution Deutschlands, sondern lediglich als die prinzipiellen Grundlagen für die Konstitution betrachtet werben, deren Einzel­heiten durch die folgenden Ministerkonserenzen festzustelleu sein werben. Hiedurch ist dem Versuch, die Reformakte. wie sie aus dem ostreichischen Kabine! hcrvorgegangen, unmittelbar in's Le­ben einznfnhren, die Spitze abgebrochen. (N. Fr. Z.)

Frankfurt, 1. Sept. Die heutige letzte Kongreßfltznng dauerte von 10 Uhr bis 2',s Uhr Nachmittags, lieber das Er- gcbniß verlautet aus zuverlässiger Quelle, daß die der Spezial- debatke unterzogen gewesenen, theilwcise amenduten Artikel deS Reformprojektes protokollarisch genehmigt, alle übrigen on bloo angenommen wurden, so daß nunmehr die Nothwendigkeil nach­folgender Ministerkonserenzen wcgfällt. Nicht zugestimmt haben Baden, Schwerin, Weimar und Waldeck. Der Kaiser schloß die Sitzung mit einer Ansprache folgenden Inhalts: Der Kaiser spricht seine Freude darüber ans, daß die Fürsten in zehn Sitzun­gen sich über die schwierigsten und verwickeltsteu Fragen geeinigt. Ihre Opferwilligkeit habe sich bewährt; es sei dieß eine große Thalsache. Wenn Alle auf das Geleistete als auf so viele Be­weise von Eintracht und Selbstverleugnung zurückblicken, so dürfe er, der Kaiser, sich vielleicht eine Regung des Stolzes verzeihen, ^ da seine Hoffnung auf das Zusammenwirken der deutschen Fürsten sich vollkommen gerechtfertigt. Hicsür seinen Dank den Fürsten aussprechend, äußert der Kaiser noch den Wunsch: daß dem er­sten Fnrstcntag baldmöglichst ein zweiter folgen möge, der alle Glieder des großen Ganzen vereinige. Das Schlußresultat wurde dem König von Preußen mittelst Kollektivschreibens fämmtlicher Fürsten mitgetheilt. Das Schlußprotokoll ist bereits gefertigt. Die Fürsten trennten sich in gehobener Stimmung. (T. d. St.-A.)

Nach der N. Frkf. Ztg. haben die Fürsten nach der Schluß­rede des Kaisers durch Handschlag die Versicherung, fest bei den gefaßten Beschlüssen zu stehen, ausgewechselt. Einzelne der Fürsten reisten schon am Abend des 1. Sept. ad. Morgens vor der Schlußsitzung wurden nach der Frkf. Postztg. die sämmt«

licken Theilnebmer der Fürstenkonferenz im Garten des Bundes« palais durch den zn diesem Zweck hieher berufenen Photographen Albert ans München photographisch ausgenommen.

In Darmstadk hat's einen großen Verdruß gegeben und man juckt eifrig nach einem Sünbenbock. Der Großherzog hatte die in Mainz znm Juristen tag versammelten 8001000 Ju­risten, meistens gelehrte Häuser und hohe Würdenträger, in sei­nem Hostheater eingeladen, wo eine neue Oper gegeben wurde; dabei war ansgemackt, daß der ständige Ausschuß vom Prinzen Alexander im Schlosse empfangen werden sollte. Als dieser Aus­schuß, die Präsidenten an der Spitze, sich im Schlosse einfand, war nur ein Diener anwesend, der den Prinzen entschuldigte, er habe lange warten .und dann zum Bahnhof fahren müssen, um von Frankfurt ankommende Fürsten zu empfangen. Der über­raschte Ausschuß machte sich sofort auf den Rückweg und unter den im Theater bereits versammelten Juristen lief das Gerücht von Munde zu Munde, unser Ausschuß ist nicht empfangen wor­den. Da auch mehreren Juristen sammt ihren Frauen die ange­wiesenen Plätze verweigert wurden, weil sie für die Cavaliere der Fürsten nachträglich bestimmt worden seien, so forderte ein Jurist im ersten Zwischenakt seine sämmtlichen College» mit Sten­torstimme auf, das Theater zu verlassen. ,Das geschah unter großer Aufregung und die Fürsten sammt Cavaliere» blieben all­ein im Hause. Das ist der thatiächliche Hergang, der unge­meines Aussehen macht. Zur Entschuldigung des Hofes wird gesagt, daß der Extrazug, mit dem die Juristen von Mainz in Darmstadl eintrafea, sich verspätet habe, daß die Deputation sich erst spät zusammengefunden nnd daher der mit dem Empfang beauftragte Prinz eine volle Stunde vergeblich gewartet habe; er habe nunmehr eilen müssen, um die fürstlichen Gäste zu empfan­gen. Mißverständnisse über Mißverständnisse fanden statt und die Akten sind »och nicht geschlossen. Aus Wien wird versichert, eine Anzahl Jnuste» batten dem Großherzog durch eine Deputa­tion ihr Bedauern über den Vorfall im Theater ausgesprochen.

In Hainichen, Gellerls Geburtsort, haben zwei Knaben von 8 Jahre» Fener angelegt und 28 Wohnhäuser nebst 29 Scheu­nen in Asche gelegt.

Wien, 29. Ang. Es bestätigt sich, daß Graf Rechberg von Frankfurt ans Veranlassung hatte, zum zweitenmal die Be­sorgnisse des Tniierien-Eabinels über die mögliche Beeinträchtigung des europäischen Gleichgewichts durch die in Aussicht genommene straffere Zusammenfassung des Bundes zu beschwichtigen. Es ist dieß aber einfach durch dke Wiederholung der Erklärung gesche­hen, daß das in Frankfurt begonnene Werk sich lediglich in den gegebenen Kreisen bewege und deßhalb in doppeltem Maß sich jeder Einmischung von außen her entziehe. (A. Z.)

Berlin. 28 Ang. Wie den WienerNeuesten Nachrich- richteii" von hier geschrieben wird, bestände die Mission des, wie gemeldet, kürzlich nach Baden-Baden hier durchgereisten General- abjntante» des Kaisers Alexander II. darin:dem preußischen König ein eigenpäntiges Schreiben des Kaisers von Rußland zu überbringeu, welches den König zu der unerschütterlichen Haltung beglückwünscht, die er dem östreichischen Reformprojekt gegenüber beobachtet, nnd ihn aufsorderk, auf diesem Weg zu beharren. Der König wird des unbedingten Beistands Alexanders versichert."

Frankreich. Ein ungeheurer Wald brand, welcher durch die Unvorsichtigkeit eines Bauern entstand, der seine Koh­lenmeiler viel zn nahe am Saume der bewaldeten Hügel ange­zündet hatte, hat auf etwa 10 Stunden weit die Kastanien«, Tannen- und Korkeichenwäider der Gemeinden Puget, Carmael«

> les Pierrefeu, Collobeiäres im südlichen Frankreich verzehrt. Man schätzt den angerichteten Schaden aus mehrere Millionen Franken.

London, 27. Ang. Ein erhebendes Fest fand gestern km Kihstallpalast statt. Der deutsche Turnverein, welcher, vor zwei Jahren gegründet, schon feste Wurzel geschlagen hat, feierte durch ein Schauturnen, de» Todestag Körner's. Den gymnastischen Hebungen folgte ein Banket, bei welchem der Präsident des Ver­eins, Hr. Ravenstein, einen laut begrüßten Toast auf das deutsche Vaterland ausbrachte. Der Sängerchor trug im Anschlüsse an diesen Toast Arndt's Lied:Was ist des Deutschen Vaterland?" vor, dessen Wiederholung mit stürmischem Applaus von der Zu­hörerschaft verlangt wurde. Or. Pstztg.)

St. Petersburg, 30. August. Privatbriese melden: Ei«