wiews ist unbegründet, derselbe vollzieht des Kaisers Willen und j besitzt volles Vertrauen. (T. d.N.-Z.) ^
Warschau. Die revolutionäre Presse bringt zwei Verord- ! nungen der National-Regierung: die erste setzt bei jedem Militär- ! kommando ein Regi nngskommissär ein, der Repräsentant der Regierung beim Heere ist, über alle Handlungen des Anführers wacht und der Nationalregierung seine Rapporte überschickk. Die zweite Verordnung enthäll eine nochmalige Aufforderung an die im russische» Heere dienenden Polen, wodurch „alle bis zum 1. August im Dienste der russischen Armee verbleibenden Polen für ewige Zeiten aus dem Lande verwiese» und als Verbannte der bürgerlichen Ehrenrechte und aller politischen und bürgerlichen Neckte verlustig" erklärt werden. — Der Aufstand ist keineswegs im Ersticken, wie gewisse Zeitungen es anzunehmen scheine», vielmehr bereitet die Nationalregierung alles vor, um den Kampf in größerem Maßstabe weiter zu führen. Die russische Regierung ihrerseits scheint dieses zu wissen, denn »och immer zieht sie neue Verstärkungen aus dem Innern Rußlands hervor.
Allerlei.
Für die Franc»!
Fanny Lewald fährt fort:
Wie aber machen wir es denn bei dem Erziehen eines Thieres, eines Kindes? — Wir suchen es mit Freundlichkeit, mit Gaben, mit langem, geduldigem Wohlthuu dahin zu bringen, daß es uns kein Böses zutraut, sich an uns gewöhnt, uns als seinen Freund, als seinen Wvhllhäter anfiehl, und wir setzen das, z. B. den Kindern gegenüber, durch lange, lange Jahre fort, ohne daß wir nur daran denke» dürfe», eine Gegenleistung zn empfangen. Nun wohl! Jeder unerzogene Mensch ist ein Thier und ist ein Kind! Behandelt ihn nicht besser und nickt schlechter, als Ihr Eure Hunde, Eure Kinder zu behandeln für Reckt und nölhig haltet. Fangt mit dem Gewähren an.
Wir haben für den Augenblick noch nicht auf gebildete, angelernte , uns anhängliche Dienstboten zu rechnen. Unsere Haushaltungen, wir selbst, unsere Töchter, sind »och nicht, was sie sein sollten, es ist noch Nichts für die fördernde Gemeinsamkeit zwischen uns und de» Frauen der Arbeitenden gethan. Ehe wir also sehen, was im Allgemeinen für sie geschehen kann, damit ihre kommenden Generationen allmälig unserer Hilfe enlrathe» lernen, laßt uns zusehen, was kann jede Einzelne von »ns mir den Mädchen machen, wie sie jetzt sind, mit diesen nnS oft widerstrebenden und ungefügigen Mädchen.
Bor allen Dingen nehmt, ich wiederhole das, die neuen Dienstboten nicht ajs eine neue Plage, sondern als den Anfang einer neuen, vielleicht schweren, vielleicht erfolglosen, vielleicht sehr segensreichen Arbeit bei Euch auf. Zahlt ihnen einen Lohn, der Euren eigenen Verhältnissen, wie den Leistungen der Mädchen und den Ansprüche» angemessen ist, welche ihr an die Leistungen und an die häusliche Kleidung Eurer Dienstboten macht. Erhöht diesen Lohn alljährlich um eine kleine Summe, soweit Eure Mittel dieses gestatten, aber zahlt niemals das sogenannte Kostgeld, das die Dienstboten regelmäßig dazu verleitet, sich auf Kosten ihrer Herrschaft zu bereichern, das sie, da sie keine Engel sind — zu Dieben machen muß.
Sorgt vielmehr selbst und ganz und nach Euren besten Kräften für die Kost, das Wohlbefinden, die Wohnung Eurer Dienstboten, und besorgt nicht, daß sie von Euch fordern werden, was Ihr nicht leisten könnt. Ich spreche darin auch aus eigenster Erfahrung. Ich habe meinen Mädchen nie ein eigenes Zimmer, nie außergewöhnlichen Lohn oder große Bequemlichkeiten bieten können, aber.ich habe es niemals mit einer Klage oder auch nur mit einer Unzufriedenheit über diese Dinge zu thun gehabt, weil man wußte, ich gäbe es, so gut ich konnte. Aber freilich muß man sich auch bei der Wahl seiner Dienstbo. n nach ihren Ansprüchen erkundigen und seine Möglichkeiten, sie zu befriedigen, bedenken.
Ihr verlangt ehrerbietige Dienstboten. — Seid ehrerbietig gegen Eure Männer und duldet keinen Mangel an Ehrerbietung von Euren Kindern!
Ihr verlangt Vorsorge für Euch, freundliche Hingebung eines fremden Willens an Len Euren. Stellt die Vorsorge für den Hausherrn als erste Angelegenheit des Hauses dar, ordnet seinem Bcdürsniß, seinem Wunsche, seinem Willen, Eure Bedürfnisse
und Euren Willen ehrlich unter. Wie viel von seiner Zeit dem Familienleben dann auch entzogen werden muß, er wird als das erziehende Prinzip im Hause thätig sein, sobald er der Gegenstand einer gemeinschaftlichen Sorgfalt für Euch, für Eure Dienstboten und für Eure Kinder ist. Euer freiwilliger und bewußter Gehorsam, Eure selbstlose Ergebenheit für einen Andern, für Eure» Mann, erzieht Euch um so gehorsamere und ergebenere Kinder, je freier und je bedeutender, je selbstständiger Ihr seid, und lehrt Eure Dienstboten, was sie einst in ihrem Hanse für Mann und Kind an Zuckt und Fügsamkeit zu leisten haben. Denn freie Unterordnung eines freie» Willes unter ein anerkannt Gutes, ist Unterordnung unter ein selbftgegebenes Gesetz — ist Tugend! _ (Forts, folgt.)
— In einem größere» Artikel über den blutigen Akt in Rottweil spricht sich Bcrthold Anerback in seinen deutschen Blättern ebenfalls entschieden gegen die Todesstrafe aus. Er schließt mit den Worten:
Fünfzig Minuten dauerte die ganze Execution. Das Fallbeil vollzog seine Arbeit viermal sauber und exact. Das ist menschliche Gerechtigkeit. Strafen in dem Augenblicke, wo beim Eintritt der Strafe Bewußtlosigkeit erfolgt, und die Geistlichen und Beamten müssen dazu helfen.
Wie lange wird solcher Gräuel noch bestehen in der Welt?
Diese armen Hingerichteten, sie haben das grauenvollste Verbrechen begangen, Undank, Bosheit, Hinterlist, Mord, das ganze Register des Lasters, und wie habe» sie gelebt? Ein Leben voll Sorge und Nolh; die Menschheit um sie her fragte nickt, wie es ihnen ergeht; sie lehrte sie nichts als einige kirchliche Formalitäten, die den Enthaupteten Tisotl »och dazu bewogen, sich ans dem Schaffot die Stiefel auszuziehen und barfuß in den Tod zn gehen, weil er nach dem Volksglauben so selig zu werden hoffte.
Ist das nun unsere Welt? Wie kann man sich freuen an Len Errungenschaften des Geistes, wenn Solches noch geschehen darf am Tage, an dem wir athmen? Ist das der sittliche Staat, ist ba§ die heiligende Religion, die nichts thun können, als dem Verbrecher das Haupt vom Rumpfe trennen?
Es wirb eine Zeit kommen, »nd sie muß bald kommen, wo man cs nicht mehr glauben oder doch unbegreiflich finden wird, daß Beamte und Geistliche einen Menschen aufs Schaffst begleiteten und nicht lieber Amt und Würden Hingaben, ehe sie sich dem fügten. Man vollzieht die Enthauptungen nicht mehr auf offenem Markte, »nr die dazu berufenen und Beorderten umstehen daS Hochgericht, und man glaubt human zu sein, weil nickt mehr eine Menschenhand das Beil führt, sondern eine Maschine arbeitet. . .
Wendet euch nicht weg von diesem Blatte! Sagt nicht: wozu diese Gräuel aufführen? Ihr müßt eon ihnen euer Herz durckschüttern lassen, eure Hand soll zittern wie die, die das schreibt, euer Mund soll beben, euer Auge starren, ihr dürft euch nicht davon lossagcn, wir Alle sind mit schuld an solchem Gräuel, wenn wir nicht unablässig arbeiten, daß er von der Erde' verschwinde. — Ihr fahrt auf der Eisenbahn dahin und schaut aus in nngekannte Landschaften und eilt bequem eurem Ziele zu; es ist eine große ruhmreiche Arbeit unserer Zeit, durch Berge »nd über Thäler neue feste Wege zu legen, völkerverbindende, völkerbereichernde; aber ihr müßt daran denken, in Menschenliebe und treuer Fürsorge die rauhe Hand derer zu fassen, die durch Berge gegraben und Dämme ansgesührt haben. Ihr seid cs ihnen schuldig, sie den festen geraden Weg der Sittlichkeit, der Freiheit, der Liebe und Wohlfahrt zn führen.
Wenn Eisenbahnarbeiter versinken, von einer Pulverexploflon zerschmettert, von stürzenden Felsen begraben, dann bebt das Herz in Mitleid und richtet sich wieder auf in dem Tröste: solche Unglückssälle sind leider unvermeidlich! aber eine Verwahrlosung derer, die euch den Weg ebnen, wie betrachtet ihr sie? Der Staat ist roh, die Religion eine Lüge, wenn nicht Alles ausgeboten wird, um die Geister zn erhellen und die Herzen fest zu machen, daß sie nickt wanken an Abgründen der Seele, die oft noch schauerlicher sind und schwerer zu Überdrücken, als alle tiefen Thalgrnnde.
Druck und Verlag der G. D. Zaiser'schcn Buchhandlung. Redaktion: Hölzle.