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schaftliche Anerkennung der südstaatlichen Konföderation vorge- schlagen.
London. Freitag. Oberhaus. Russell erklärt: Die Negierung habe keine neue Aufforderung Frankreichs behufs einer amerikanischen Intervention und einer Anerkennung der Süd- staaten erhalten; die Regierung halte fest an der Nichteinmischung.
(T. d. N.-Z.)
In Manchester ist eine literarische Merkwürdigkeit erschienen, eine Predigt, welche nur ans einsilbige» Wörtern besteht. Der Verfasser derselben will dadurch beweisen, daß cs keiner langen Worte bedürfe, um dem Volke die größten Wahrheiten zu vermitteln, und allerdings hat er diesen Zweck bewundernswürdig gut erreicht.
Dort in Ungarn, wo die Futternoth am ärgsten ist, stecken die armen Leute, die nicht im Stande sind, ihr Vieh leiden zu sehen, den Rindern Zettel an die Hörner mit der Inschrift: „Wer diesem Vieh zu fressen geben kann, dem soll cs mit gutem Recht gehören!" So treiben sie es unter bitterlichem Weinen über die Gemarkungen.
Warschau. Nach einer Mittheilnng der Wiener Zeitung soll sich im ganze» Königreiche Pole» keine irgendwie bedeutende Bande Mehr befinden; die Insurrektion bestebc fast nur mehr dem Namen nach; „kleine Räuberbanden" treiben sich noch im Lande umher, werden aber aller Orten verfolgt und zerstreut. Wenn sich eine einige hundert Mann starke Bande erhebt, so geschcbe dies nur an den Grenzen von Posen und Galizien, diese Banden sollen in der Regel nur aus Fremden bestehen. (Lk.-A.)
Newyork, 13. Juni. Präsident Lincoln versicherte dem Ausschuß der Deutschen in Missouri, er sei für eine allmähliche Emanzipation der Sclavcn, und daß die Generale Fremonk, Sigel und Butler nicht im acliven Dienste beschäftigt seien, habe in deren freiem Entschlüsse seinen Grund.
New-Aork, 17. Juni. Lee hat mit einer Armee von 100,000 Mann den Einmarsch in die Nordstaaten begonnen und Winchester, Perryville, MartinSbnrg, Hagerötown, ChambeiS- burg genommen. Es ist unbekannt, ob Lee gegen Baltimore oder Pittsburg marschirt. H ookcrS ganze Armee hat de» Rap- pahannock verlassen, und sich i» Marsch gesetzt, um Lce'S Bewegung zu unterbrechen. Eine Schlacht ist bevorstehend. Lincoln hat 120,000 Milizen cinbernfen. (T. d. S. M.)
Newyork, 5.Juni. Ein Beispiel von Bravour und Glück, daS wie eine Münchhauseniade klingt, aber vollkommen verbürgt ist, verdient Erwähnung. Der Unteroffizier Grisfin vom 22. Iowa-Regiment gelangte mit 11 Mann über die Wallkrone in einem Winkel der Bastei. Dort standen 15 Rebellen, die augenblicklich über die erschöpften Bundessoldaten verfielen und sie nie- derschossen. Griffin fiel, doch nicht von einer Kugel getroffen, sein noch geladenes Gewehr in der Hand. In dem Augenblick, als die Rebellen alle ihre Gewehre abgeschossen hatten, sprang Grifiin auf, erklärte sie für seine Gefangenen, und wußte seine Muskete so gewandt zu handhaben, baß keiner von allen 15 Lust hatte, der eine zu sein, den er unbedingt gctödtek haben würde, wenn Widerstand versucht worden wäre. Genug sie ergaben sich, kletterten gehorsam über den Wall hinab, und wurden von ihm, als Gefangene in das Zelt seines Obersten abgeführt. Seine 11 Kameraden waren alle todt oder schwer verwundet. Die fast unglaubliche Geschichte wird, wie gesagt, vom Obersten des Regiments verbürgt. (A. Z.)
Allerlei.
Für die Frauen!
Fanny Lewald fährt fort:
Die Herrschaften sparen nicht, die Dienstboten thun es auch nicht — daS ist folgerichtig; und eö find oft keine bösen Frauen, die sich einbilden, etwas Gutes zu thun,. wenn sie ihren Leuten, ihren Näherinnen, Aufwärtcrinnen alte Putzsachcn schenken, weil fie meinen, das bischen Putz könne man ihnen wohl gönnen, das schade nicht so viel, wenn sie nur sonst häuslicher wären und außer dem Hause, an den Sonntagen u. s. w. nicht so verwilderten.
Nun kommt also nach dreizehn langen Arbeitstage» der er- sehnte freie Nachmittag. Das Mädchen hat Niemand, den es besticken kann, es geht in ein Kaffeekonzcrt vor'S Thor, es geht zum Tanz, es macht zufällige Bekanntschaften mit anderen Mäd
chen und mit Männern, es hat keine Menschenkenntniß, keine Erfahrung, cs geräth in Liebeshändel. — Sie, ' ine Damen, haben von dem Allen eine unbestimmte Vorstellung. Sie haben eine Abnnng davon, daß der freie Sonntag und die Aussichtslosigkeit schon für manches brave Mädchen ein Unheil gewesen sind; sie wissen, daß Mädchen — nicht nur die Arbeiterinnen — leichtsinnig sind. Es ist Jbnen oft genug begegnet, baß die Hausarbciterinnen Liebschaften gehabt haben. — Ihre Töchter baben deren beiläufig mitunter auch — daß sie versübrt worden sind. — Ihre Töchter sind allerdings von Jugend auf mit Grundsätze» der Sittlichkeit zu einem starken Ebrgesühl erzogen, und vor allen Dingen glücklicher Weise unter besserer Aussicht als die einsamen, ans sich gestellte» Dienstmädchen — und wenn diese Dienstmädchen erst einmal verführt sind, wenn sie ei» Kind baden, wenn der Verfübrer sie nicht heiratbet, dann bleibt ihnen freilich Nichts übrig, als sich aus welche Weise sie immer können, den Umerhalt für sich und ibr Kind zu suchen, für dessen Ernährung die erzwungenen Zahlungen des Vateis nur äußerst selten aue-reichen. —
Nicht wahr? dies, Letztere wissen Sie genau! Die Aninien Ihrer Kinder, diese vcrsübrle», leichtsinnigen, Herz- und gewissenlose», von Jbnen verachtete» Mädchen, haben das sicher Jeder von Jbnen einmal geklagt. Diese verachteten Mädchen — a» deren Brust Sie Ihre Kinder legen und denen Sie — fällt Jbnen das gar nicht ans? -- Ihre Kinder i» der Regel auch mit Vertrauen übergeben können, soweit cS das bloße Lieben der Kinder anbetrifft!
Und wieder balle ich ei»! Denn überall, wo wir zu Gericht sitzen zwischen den Frauen und Töchtern der Wohlhabenden und den Frauen und Töchtern der Armen, stoßen wir ans die schreiendsten Widersprüche, ans so große Ungerechtigkeiten, daß eS nickt nur eine längere Reihe von Briefen, als ick zu schreiben denke, daß cS ganze Bücher erfordern würbe, sie nur anszuzählen.
Nachdem wir darüber einig sind, welche Eigenschaften wir an den Töchtern der Armen, an den Dienstboten vermissen, wolle» wir einmal seben, welche guten Eigenscha'teu sie besitzen; denn bas Material zu kennen, mit dem man eS zu thun bat, ist etwas sehr Wesentliches.
Sie baben eS gelegemlich wohl selbst bemerkt, die Mädchen sind von Natur in der Regel fröhlich, sie sind gutmülhig gegen Kinder, mitleidig bei fremder Krankheit, »»verweichlicht, ja hart bis zum Leichtsinn bei eigenem körperlichem Schmerz. Sie sind meist entschlossen und beherzt in Gefahr, hilfreich unter einander, und sehr häufig von einer große» Liebe, von einer anßerord»«!- liche» Ausopsernngssäbigkeil für ihre eigenen Eltern und Geschwister. Vor Allein aber sind sie in der Mehrzahl ganz entschieden bildungsfähig. Man kann dieß Letztere unter Anderem schon an der Schnelligkeit erkennen, mit welcher sic sich die Sprache der Gebildete» anzueignen wissen, das Einzige, was ihnen voll und ganz und unverkürzt von unserer Bildung bargcboten wird, weil wir es ihnen mühelos gewähren, es ihnen nicht versagen können. Aber es ist mir immer überraschend und erfreulich, wie schnell die Mädchen gute Redewendungen bemerken und benützen, wie leich. und sicher sie de» richtige» Gebrauch der in der gebildeten Sprache eingebürgerte» Fremdworte erlernen, und welche Wandlung der ^ Aufenthalt unter gebildeten Menschen schon nach Jabr und Tag in ihnen nur dadurch vollzogen hat, daß ihr Wortreichthnm, ibr Bcgriffsreichthnm sich vermehrt, daß sie zwischen unserer Sprache und der ihren einen Unterschied zn unserem Vortbeil erkennen lernen
Mich dünkt, das ist ein ganzes Theil sehr schätzenswerther Eigenschaften, mit denen sich Etwas machen ließe, wenn wir mit der Erziehung der in unser Haus eintretenden jungen ungebildeten Frauenzimmer es nur so verständig aiifange» wollten, als wir bei der Erziehung anderer Geschöpfe zn Werke gehen.
Räthsel.
Vereinzelt weiß ich nutzlos mich;
Doch in gewisser Compagnie (Ist gleich der Kleinste mehr als ich)
Bin ich von hohem Werth für sie.
Denn wißt, baß ohne Talisman Ich, stell' ich auch mich hinten an.
Sie neunmal stärker machen kann.
Druck und Lerlug der G. W. Z -> ise r'schcn Buchhaiidluiig. Red.ikiion : Holzte.