eingebrockt haben. ES bleibt ein teuflischer Skandal, welche Masse Menschen in den letzten Jahren ans dem amerikanischen Kriegs­schauplatz leichtsinnig und muthwiüig geopfert wurden und zwar vor Allein Deutsche!

Newyork, 23. Mai. Offiziell: Bis zum 20. hatte Grant Hainesbluff die Befestignngswerke von Vicksburg und 57 Ka­nonen genommen. Die Schlacht (wahrscheinlich zwischen VickS- burg und Jackson) dauert fort. (T. d. S. M.)

Pnebla, 30. April. Zwei Gefechte haben stattgcfunben. Im ersten behaupteten die Mexikaner ihre Stellung, im zweicen blieben die Mexikaner Herren des Feldes und nahmen 157 Zuaven gefangen. (T. d. S. M.)

Präsident Lincoln hat bewiesen, daßNoth beten lehrt. Auf den 30. April hatte er einen Buß- und Vertag für die ganze Union ausgeschrieben.

Der Kerkermeister.

(Fortsetzung.)

Als Peter zurückkam, rang seine Jeanette mit dem Tode; er küßte ihre bleichen Lippen. Dann ging er von der Leiche fort und putzte seinen alten Karabiner, daß alle Rostflecken wichen und er neu und glänzend wieder dastand. Ein Feuer flackerte auf dem Herde, und Peter goß frische Kugeln; sorgsam übersah er das Pulver im Pulver-Horne:es reicht wohl noch zu einem guten Schüsse," dacht er und lächelte vor sich hin.

Am andern Morgen ging der Marquis ans, um, wie er gewohnt war, die Arbeiten seiner Leute- zu beaufsichtigen. Heute warseine älteste Tochter Henriette, ein schönes, freundliches Mäd­chen, mit ihm. Sie sprach eifrig zu ihrem Vater, sie hatte eine dringende Bitte an ihn, er sollte dem armen Peter, dem gestern seine Frau gestorben war, er sollte dessen kleinen Kindern Etwas schenken. Und Peter stand im Dickicht, wenige Schritte vom Fußpfade entfernt, auf dem die Beiden gingen; der Hahn seines Karabiners war gespannt, er hatte schon gezielt, und die Hand deS tiesgekränkten Mannes zitterte nickt, als er auf den Todfeind anschlug; da hörte er des Mädchens Bitte für sich, für die armen ! Seinen;sie soll nicht an seiner Leiche jammern" sprach er, und wandte sich um; der Schuß knallte, die Kugel zersplitterte die Aeste einer Elche; Peter mockke nicht den Vater an der Seite seines Kindes treffen.Ein Schuß, ein Schuß in meine» Waldungen," rief zornig der Marquis, und eilte in's Dickicht, Leute herbei, einen Wilddieb zu fangen, eine Frucht für die Peitsche des Zuchtmeisters und die Galeere."

Als darauf die arme Jeanette begraben wurde, wußte Nie­mand, wo Peter sei; seine Kinder suchten ihn lange vergeblich. Barmherzige Leute nahmen sich ihrer au.

III.

Zwei bleiche Mädchen traten die Reise nach Paris an: zu Fuß, die nökhigste Kleidung i» einem Bündel, schlichen sie ans dem Dorfe fort, wo ihnen eine alte gute Frau ein Versteck ge­boten, das sie vor der Rohheit der empörten Volksmasse gesichert hatte. Alles schlief noch im Orte, da sic ihre schwere Wanderung antraten, sie mußten an einer Brandstätte vorüber cs war ihr Schloß das jetzt, nur noch ein Trümmerhaufe, dalag. Bolks- rache, auch die gerechteste Volksrache, ist furchtbar. Mit dem Marquis hatten die Herr gewordenen Unterdrückten schrecklich ab­gerechnet, die Tage jene« schrecklichen Gerichts, das die Geschichte Revolution" nennt, waren für Frankreich gekommen; sein Ei­genthum war zerstört, seine Ländereien ihm genommen; ihn selbst hatte ein Volksrepräsentant nach Paris abgcführt, daß dort die Guillotine seine Rechnung schließe.

Ihn zu retten, mindestens ihm zum Tröste in seinen Kerker zu dringen, eilten jetzt seine Töchter nach Paris. Als sie in der Hauptstadt ankamen, zu dem öffentlichen Ankläger, dem furcht­baren Fouquier Tinville, eilten, ihn um des Vaters Rettung an- flehtcn, wies er ihnen eine lange Liste. Nro. 59 der ei äovrmt Marquis von Brisac, Erzaristokrat, Bauernschinder, wird guillo- tinirt morgen am 15. Floreal des Jahres II der Republik. Und wer hat ihn angcklagt, wer ihn verurthcilt?" fragte mnthig Marie.Verurthcilt," sprach kalt der Andere,verurthcilt hat ihn das souveräne Volk. Und wer ihn anklagtc? die Stimme des Volks war es und Waisen, die er schädigte, Männer waren cs, die er schlechter hielt, als seine Hunde."

Henriette zog ihre Schwester fort; sie fühlte, jener eiserne

Feind alles Adeligen und Vornehmen werde auch ihrem Vater unerbittlich sein. Fühlen mußten sie in ihrem furchtbaren Kum- mer, hier walte das Gericht einer höher» Macht, die mit Strenge strafe, was im frevelhaften Ucbermuth gesündigt war. Wie oft hatte sie nicht von ihren Kinderjahren an Zeuge der Unbarm­herzigkeit sein müssen; wie selten war es ihren Bitten, ihren Thränen gelungen, seine Härte zu mildern, Ungerechtes abzuwen- den. Er hat sein LooS verdient, sprach eine Stimme in ihr, und war dieses jetzt bedrohte Leben, ihres Vaters Leben, und unend­liches Mitleid und die ganze Liebe eines edel» Kindes geboten ihr Alles zu wagen, ihn z» retten, oder dock in seinen Kerker zu dringen, daß ihm die letzten schweren Stunden nicht einsam, nicht in grübelnder Verzweiflung Verstößen.

Der Marquis saß in dem Gefängiusse der Abtei. Ein mür­rischer, seltsamer Mann, der hier den Dienst als Kerkermeister halte, empfing die beiden weinenden Mädchen.Spart eure Thränen," sprach er trocken: ein Mann wie ich, ist gegen allen Jammer gewappnet. Was ihr auch wollt, ich kann Euch schon zum Voraus meine Antwort geben, sie beißt: Nein."

So seid Ihr denn unbarmberzig und kalt, wie diese Mauern; schluchzte Marie.

Ihr seid »och jung. Fräulein, und diese Thränen sind wohl die ersten, die ernstes Leid Euch erpreßt. Unbarmherzig! nennt Ihr mich immerhin so; ich ibne das, was mir Pflicht ist; ob diese Gefangenen, die mei>t meine Zeiten nur verlassen, um zum Tode geführt zu werden und ihn mit Recht oder Unrecht erleiden; die Bürger, die sie richten, haben cs zu verantworten, nicht ich. Neulich traf ich Herrn Sanso», den Scharfrichter un­serer guten Stabt, der unermüdlich seines Amtes wartet. Wir sprachen lange zusammen, »nd Herr Sanson sagte mir:Seht, meinen rechten Arm gab' ich darum, wäre dieses ewige Mordes und Blutvergießen nicht, aber cs ist einmal über unser Land verhängt, und Ihr und ich, wir Beide müssen unsere Pflicht thun." Und ich lhnc sie auck; wer in kiesen Kerker tritt, ist wohl aufgehoben; Gold, Thränen, Bitten, nichts kann mich von ihr abwendig mache». Wie sagtet Ihr, junges Mädchen, kalt wie diese Maner»? Ja, das bin ich, denn die Pflicht heißt mich kalt sein."

So haßt Ihr also Eure Gefangenen?" fragte Henriette.

Sie hassen? o nein! ich töne nur ineine Pflicht, indem ich sie bewache. Doch, alseniich die Genöd'arme» Einen brachten, da blitzte alte Feindschaft in mir aus; dieser Mann, jetzt bleich, elend, felg und mnrblos, ein hilfloses Kind im grauen Haar wie waren seine Geberden sonst so hoffärtig! Der Schlüssel zitterte in meiner Hand, als ich ihm die finstere Zelle aufschloß. Er erkannte mich nicht wieder. Gram »nd Kummer ein schlimmer Maler,haben mein Gesicht entstellt, aber mir sind die Züge dieses Wichtes unvergeßlich. Mein LebenSglück hat er zerstört, meine Heinu.th mir vergällt, daß ich mich umher- treiben mußte, wie ein Verbecher, bis endlich die Tage des Sturmes gekommen sind und mir eine friedliche Wohnung im Kerker gaben. Sch' ich andere Gefangene zum Tobe führen, ich kann mich oft des Mitleids nicht erwehren aber diese» Eiuen haß' ich, und morgen, wo er feig der Guillotine entge­genzittert. morgen soll der Tag mir ei» wahrer Festlag sein."

Und dieier Eine, wie heißt der Unglückliche?"

Er ist Nro. 59, früher brüstete er sich als Marquis v. Brisac."

Und derselbe Mann, der eben seinem Haß so bittere Worte geliehen hatte, er führte jetzt die Töchter in ihres Vaters Zelle.

(Schluß folgt.)

Allerlei.

Friedrich Gerstäckcr warnt im Goth. Tageblatt vor der Aus­wanderung nach Brasilien und vor Jenen, welche durch falsche Vorspiegelungen dazu verlocken wollen.

Hansjörg. Du, Stoffcle, bei dein Aushauscr, dem Frieder, muaß es an Mathüi am letzte sei, i glaub', der Hot koi Körnle meh uf der Bühne.

Mrche. Glaub's selber, wie'ni am Sonntich ber em gwä bl' sind grad' äü' seine Mäus mit verheulte Auga d'Stegs 'ra komm«.

Es kommt im menschlichen Leben nicht sowohl darauf an, womit, sondern wie man handelt.

Druck und Verlag der G. W. Za > se r'scheu Buchhandluna. Redaktion: Hölzlc.