verbunden, Ein Kuß, eine Händedruck, und — eS ist vorbei. — Feldwebel Keller und Fourier Jäckle des K. württembergi- schen 1. Jägerbataillons. — Welchen Entschluß hast du gefaßt? Im Bejahungsfälle wollen wir sogleich gehen!" Am 1l. d. M. hatten Keller und Jäckle in ihre Heimalh Hohenasperg geschrie­ben, daß sie in Frankfurt seien, von dort aber nach Wiesbaden reisen und sich alsbald das Leben nehmen würden, wovon bereits die hiesige Polizeibehörde Keiintniß hatte. (St.-A )

Wien, 27. Mai. Die „General-Eorrespondenz" veröffent­licht nachstehende Note: „Die Situation i» der polnischen Frage, welche vor den Pfingstfeiertagcn sich bedenklich zu ge­stalten schien, bietet heute vorwiegend Symptome der Beruhigung dar. Inden letzten Tagen ist keine neue Thalsache vorgckonuncu, welche irgendwie eine trübe Anschauung der politischen Verhält­nisse zu rechtfertigen geeignet wäre. sFr Ir.)

Berlin, 28. Mai. Es wird uns erzähl, baß der Präsi­dent des Abgeordnetenhauses Herr Grabow gestern bei seinem Austritt aus dem Königlichen Schlosse von der aus dem Schloß­platze versammelten Menge, durchweg den gebildeteren Klassen angehörig, mit einem dreimaligen Hoch unter Abnehmen der Kopfbedeckung begrüßt worden ist.

Berlin, 27. Mai. Abgeordnetenhaus.*) Grabow verliest das Antwortschreiben des Königs, unkonirastg- nirt, Lurch Bismark übersandt, zugleich mir Ankündigung könig­licher Botschaft. Die Adresse stimme nicht mit de» Versicherungen der Treue überein. DieLage des Landes sei Ihm wohl bekannt. Preußens Könige haben offeneres Auge und Herz für das Volk. Die Thatsache stehe fest, daß der Minister unterbrochen worden sei; damit sei Disziplinargewalt beansprucht. Auch die Adresse umgehe diesen Punkt; selbstverständlich sei der Minister nicht der Diszip­linarmacht unterworfen. Tie Behauptung. daß die Minister den Zweck der Sitzung vereitelt, sei grundlos. Das Haus habe durch seine Adresse die Hoffnung gemeinsamen Wirkens abgeschuit- ten. Die Minister treffe nicht Verantwortung für die Nichtbc« rathung des Budgets. Die Behauptung verfassungswidriger Grund, sätze der Minister sei thalsächlich unhaltbar, nicht einmal ein Ver­such des Nachweises sei gemacht. Die Haltung in auswärtigen Fra- gen bat Mich tief betrübt. Einige Abgeordnete haben sich so weit vergessen, mit Entziehung der Mittel für Krieg zu drohe». Preußen ist nicht isolirter als andere Mächte. Es ist ein un­berechtigter Versuch, den Kreis der verfassungsmäßigen Rechte zu erweitern. Solchem Bestreben ist mit allem Ernst entgegen zu treten, die Macht der Krone ungeschmälert zu erhalten. Der Schwerpunkt sei nicht zu verlegen. Der Wunsch eines Ministerwechsels sei Anbahnung der Alleinherrschaft deS Hauses. Die Minister haben Mein Vertrauen, ihre Handlungen Meine Zustimmung. Ich danke ihnen, daß sie der verfassungswidrigen Machterweiterung deS Hauses cntgcgentreteu. Ein Resultat dieser Session ist nicht zu erwarten. — v. Hoverbeck konstatirl die fehlende Gegenzeichnung, die Antwort entziehe sich also jeder Verhandlung. Eulenburg verliest eine königliche Botschaft, welche den Schluß auf 2 Uhr im weißen Saale ankündigt. Euleuburg verläßt den Saal. lTcl. d. S. M.)

Berlin, 27. Mai, Nachmittags.*) In der von dem Hrn. v. Bismark (beim Landtagsschluß) verlesenen Thronrede heißt cs u. A.: Das Abgeordnetenhaus sei durch seine Adresse vom 29. Jan. d. I. in einen schroffen Gegensatz zu der K. Staalsregie- rung getreten, und ungeachtetder Antwort des Königs in dieser Haltung verblieben. Es habe der Verständigung widerstrebt, habe Lurch seine Verhandlungen über die auswärtige Politik die Wirksamkeit der Negierung zu lähme» gesucht und dadurch die Aufregung in den an Polen gränzendeu Provinzen gesteigert, es habe die Entstellungen der Gegner Preußens ausgenommen und Be­sorgnisse vor äußeren Gefahren und kriegerischen Verwicklungen erregt, zu denen die vorhandenen Beziehungen zu den auswärtigen Mächten keine genügende Veranlassung geben; es habe in der letzten Adresse die Mitwirkung überhaupt versagt. Damit sei der Schluß der Berathung unvermeidlich geboten. Die Regierung behalte sich ihre Entschließung vor, wie die unerledigten Finanz­gesetze zum Abschluß zu bringen seien, und hoffe auf dereinstige Verständigung mit der Landesvertretung. (KrlSr. Z.)

Scanzoni, der berühmte Würzburger Arzt, geht auf meh«

*) Aus der gegebenen Extrabeilage wiederholt.

rere Monate »ach Petersburg, um die bedenklich erkrankte Kai­serin i» Behandlung zu nehmen.

Paris, 39. Mai. Der Moniteur bringt Nacbriäiteu aus Puebla vom 19-, woruach die Belagerung mit Nachdruck betrie­ben und einzelne Häusergruppeu mit regelrechtem Angriff gestürmt wurden. Der Gesundheitszustand ist gut. (L. v. N.-Z.)

Paris, 29. Mai. Oestreich, England und Frankreich ha­ben sich über einen Waffenstillstand zwischen Rußland und Polen, sowie über Consereuze» mit Zngrnndlegung der bekannten Vor- schlage verständigt. ' (K. Z.)

Der Sultan ist nach einer Korrespondenz der „All,,. Zkg." ganz nmgewandelt. Der Mann, der noch vor Kurzem mit opium- trunkenen Derwische» Henlübnngcn bielt, der alle Anlagen zu einem Nero halte und nahezu dem Wahnsinn verfallen war, ist jetzt ei» wohlwollender, heiterer Fürst geworden. Diese unglück­liche Umwandlung soll eine schöne Griechin bewirkt haben. So lange diese halbe Fee ihren Zauber am Thron ansübe, soll auch für die Christen Nichts zu fürchte», sondern das Beste zu erwar­ten sein. Auch die letzte Reise hak sehr günstig ans Abdnl-Aziz eingewirkt; er kehrte sehr gut e.ussehend zurück, und namenllich war jede Spur finsterer Schwermn.h ans de» männlich schönen Zügen verschwunden. Nur in einem Punkte hat der Sultan sich nicht gebessert; srine VerschlendecniigSsncht ist die gleiche geblieben und hnnberltansend Gulden find ihm eine Kleinigkeii, die er für eine Laune unter die Leute wirft. Das hindert jedoch nicht, daß in Paris statt der kürzlich verlangten sechs Millionen Pfund i» einen. Tage 60 Millionen gezeichnet wurden.

Brasilien. (Deutsches Sängcrsest ) Am 1. und 2. Febr. (Bei 32 Grad. Ncaum ) feierte» die deutschen Ansirtlcr in San Leopolde ein fröhliches Sängcrsest. Ein jeder Verein sang zwei Lieder, zum Schluß wurde von sämmtl. Sängern: „Was ist des Deutschen Vgterlanb" gesungen. Im Ganzen »ahme» 9 Vereine mit ungefähr 240 Sängern Tbeil.

Newyork, tfi. Mai. Die Unionsregiernng hat die Aus­fuhr von.Pferden und Kriegsmaterial verboten. Man hält einen Wechsel im Ministerium und im Oberschl des Heeres für nahe bevorstehend. — In Memphis, Tennessee, find zehn unionistische Negerregime»tcr gebildet worden. Man erwartet, daß der Nebel- lengeneral Lee bald Vorgehen werde General Beanregard soll mit Verstärkungen in Nickmond eingetroffen sein. (S. M.)

Allerlei.

— Der Blitz ist ein merkwürdiger Geselle, der Wunden schlägt und heilt. I» einem schlefischen Dorfe traf er ei» HauS, in dem ein gelähmter Mann wohnt; der Mann kann seitdem ge­hen und ist wieder gesund. In Basel schlug er in den westli­chen Thurm des Münsters; seitdem schlägt die Ubr nur noch die ganzen, nicht mehr die Viertelstunden und der nahe Brunnen gibt kein Wasser mehr.

— (Würzburger Fischcrwitz.) Erster Fischer: Baletin, worum is denn alla Mol in dain Haus so a MordSg'schrai, eah du znm Baichta geahst? Zweiter Fischer: Ja, guck, die Gawis- senserforschung haltet mi zu lang ans, däßwäga pricgel i vor Baichta jedes Mvl mai Frau, Lo kimmt ste in Zorn 'nai und werfft mcr Alles vor, was i gachuist Hab, da merk i ans und geah härnoch hie und baichl's. Son a Baicht is immer vollstädi. Erster Fischer: Deß will i nier märk.

— Ein Herr, der wahrscheinlich ei» sehr flotter Tänzer sein muß, rühmte sich, daß er im vergangenen Winterhalbjahr nicht mehr und nicht weniger als 45 öffentliche und Privatbälle mitgemacht — und darüber ein vollständiges Tagbnch geführt, wovon hier ein flüchtiger Auszug gegeben werden kann. Auf diesen 45 Bällen hat der Flotte mit 837 unverheiratheten und nur 2 vecbeirarhetc» Damen 143 Walzer, 45 CotillonS, 211 Galopps, 3 Mazurka's, 186 Polka's und 44 Polonaisen riskirt. Dabei hat er zwei interessante Bekanntschaften gemacht, die er aber wieder glücklich los ist, hat 74 Paar Handschuh — aber nur 3 Paar Ballstiefeln gebraucht und dabei 7 Taschentücher verloren.

— Unser Jahrhundert kränkelt und ruht und NlchtS ist an ihm gesund und in Motion als die Schreibfinger!! (Jean Paul.)

Druck «u» Vkrlaz »er <S, W, Zaiser'scheu Buchhandlung Redaktion: Hslzlt.

»