lich naht sich auf der Straße feine Frau mit der deutlich ausge­sprochenen Absicht, ihre durstige Hälfte vom Morgentrunke nach Hause zu holen- Der Wirth, der sie kommen sieht, gibt seinem Gaste den freundschaftlichen Rath, ihr, wen» sie zur Thüre der« einkomme, zu etlicher Abschreckung die Flasche an den Kopf zu werfen, und das Schneiderlein, dem dieser wohlmeinende Rath ganz annehmbar erschien, ergreift wirklich, als die Frau unter der Thüre sich zeigt, die Flasche, wirft sie aber zum Unstern nicht seiner bessern Halste, sondern dem Wirthe an de» Kopf. Dieser ergrimmte darob also, daß er den arme», unglücklichen schlechten Schützen ergriff, an den Füßen die Treppe herabzerrte, daß auf jeder Stufe der Kopf aufscblug, und unten angekommen, dem schon genugsam Mißhandelten noch mit solcher Wnth auf dem Bauch h rumtrat, baß durch die hiebei erfolgten Verletzungen nach wenigen Stunden schon der Tod eintrat. Ob er bei dieser rohen Gewalthandlung noch Helfershelfer zur Seite halte, wie man vielfach behauptet, wird die alsbald cingeleitete gerichtliche Untersuchung Herausstellen.

AuS dem Jllerthal. In Kellmunz wurde ein Mord­versuch von einem Eheweib an ihrem Mann gemacht. Dieselbe kaufte sich eine Pistole, lud dieselbe, schlich sich Nachts an das Bett des schlafenden Mannes und brückte auf de» Kopf desselben die Waffe ab; der Schuß ging aber etwas zu hoch und verwun­dete den Mann nur unbedeutend. Sie gestand vor dem Unter­suchungsrichter, sie habe die Absicht gehabt, ihren Mann aus der Welt zu schaffen und wenn es gelungen wäre, halte sie die Pi- stole dem Leichnam in die Hand gegeben und gesagt, er habe sich selbst getödtet, da er schon oft von Srlbstcnlleibung gesprochen Habe-

München, 21. Mai. Den Schülern der polytechnischen Schule im Allgemeinen, wie der Bau- und Ingenieurschule im Besonderen ist gemäß Entschließung des StaatSministerums des Handels und der öffentlichen Arbeiten die Berheiligung an den Turnvereinen als Vereinsmitgliedcr mit Berufung auf Art. 28 deS Vcreinsgesetzes untersagt worden.

Berlin, 20. Mai. Officiös wird berichtet: Dem Minister. Präsidenten Herrn v. BiS mark ist gestern ein Schreiben zuge­gangen, welches die Unterschrift trägt:Die Warschauer Hen- kercommission." Das Couvert war mit dem PoststempelOtt- loczyn bei Thorn" versehen. Mit diesem Schreiben erhielt Herr v. Bismark einen zierlichen Holzkasten, in welchem sich ein Strang befand, zu dem der Empfänger verurthcilk. Dieser Strang, ganz kunstgerecht hergerichtet, ist mit einer schwarz weißen Schleife de- corirt. Die Vermuthnng liegt nabe, daß dieser Drohbrief nickt von der polnischen Nationalregierung, sondern von einem preußi­schen Ohm ausgegangen sei.

Berlin. Nach officiöscn Blättern wird Nichts geschehen, man will weder vertagen, noch schließe», noch auflös'en. Man wird die Abgeordneten, wie seither,sich selbst überlassen", und sich nicht um sie kümmern.

Wien, 19. Mai. Der schwer erkrankte Hock- und Deutsch­meister Erherzog Maximilian d'Este ist von den Aerzten auf­gegeben worden. Der Prinz bürste gegenwärtig wohl der reichste Privatmann in Europa sein; er besitzt ein kolossales Vermögen. In seinem schon vor mehreren Jahren gemachten Testamente sind die Jesuiten» deren eifriger Freund der Erzherzog ist, sehr reich­lich bedacht worden. In der Würde des Hoch- und Deutschmei­sters, womit Einkünfte verbunden sind, wird ihm Erzherzog Wil­helm folgen.

Wien, 20. Mai. Verläßliche Mittheilungen aus Peters­burg neuesten Datums lauten wenig günstig für die Wahrung de« Friedens. Man betrachtet daselbst den Ausbruch des Kriegs bereits nur noch als eine Zeitsrage, dessen Eintritt die Regierung jedoch aus begreiflichen Gründen so laug« wie möglich zu verzögern su­chen wird. Deßhalb werden die diplomatischen Verhandlungen in die Länge gezogen und auch die bevorstehenden westmächtlichen Noten über die in denselben schärfer präcisirten Anträge zur Pa- cificirung Polens rückhaltsvoll ausgenommen werden. Einstweilen finden im ganzen russischen Reich umfassende Rüstungen statt, die weit über die von den Zeitungen hierüber gebrachten Angaben reichen und über die Entschlüsse der Regierung kaum mehr welche Zweifel lassen. DaS von verschiedenen Seiten erwähnte Gerücht, welches die Stellung de« Fürsten Gortschakow als gefährdet be­zeichnet und Baron Budberg oder Baron Brunnow bereits als

dessen muthmaßlichen Nachfolger andeutet, ist ei» gänzlich nube- gründeteS und weist auf eine völlige Unkenntniß der Verhältnisse.

Paris, 19. Mai. In divlomatiscken Kreisen wirb die dänische Kandidatur in Griechenland als in's Wasser gefallen be­trachtet. '(N. Pr.Z.)

Paris. Von Mexiko wird berichtet, vor Pncbla stehe die Sache gut. Man weiß aber ans anderen Quellen, daß der Kampf dort in eine wahre Metzelei auSgeartet ist:-- daß jedes Haus gestürmt, jede Straße nuterminirt werden muß, und die Kathedrale nach 12tägiger Belagerung noch nicht genommen wer­ben konnte. Darum erzählte auch der ..Moniwur", wie viele Patronen und Kanonenkugeln noch vorhanden waren. Halten die Mexikaner aus, bis diese verschossen sind, dann kommt es zu einer Retirade. In aller Eile werden Transportschiffe mit Trup­pen, Maulthieren und Artillerie nach Mexiko gesandt; vier sollten binnen 24 Stunde» abgehen. In Vera-Cruz waren bei Abgang der letzte» Depeschen wieder 5000 Mann gelandet worden, deren Abgang seiner Zeit officiöse Blätter ans's Bestimmteste leugneten. Der muthw/G, unternommene Krieg nimmt immer mehr den Charakter des spanischen des erste» Kaiserreiches an und hat, wenn auch die Franzosen bei allen ans einen Punkt gerichteten Angriffen die Oberhand behalten werden, den Nimbus von der Unwiderstehlichkeit ihrer Waffen bereits zerstört.

Turin, 25. Mai. Parlameiuseröffnnng. Der König hält eine Rede und sagt: Die Reckte der Nation, die vollständige Einheit Italiens unversehrt ansreckthalten, das Nationalitäts- nnd Freihcirspriuzip vertheidigen, das Brigandeutbnm zu unter­drücken, wozu Frankreich militärische Vorkehrungen treffe, seien sein ernstes Bestreben. Der Zufluß fremder Capitalien zeige das Vertrauen Europas zu Italic». (T. b. N.-Z.)

New-Aork, 13. Mai. Der »niouistische General Grant hat die Sevaratisten 4 Stunden südlich von Port Eibsou ge­schlagen. Der Sieg ist vollständig; 12,000 Unionisten besetzten den äußersten Punkt des Flusses U^k und zerstörten die Brücke in der Nähe des weißen Hauses.

Allerlei.

In N ensee l a » d ist eine polizeiliche Verordnung ergan­gen, daß, wenn vor zwei Friedensrichtern erwiese» wirb, daß Je­mand durch Trunksucht seine Gesundheit ansreibt und sein Geld ver­schwendet, dessen Name in de» Zeitungen veröffentlicht und jedem Wirth bei Gefängnis; verboten werden soll, ibm während der nächsten zwei Jahre geistige Getränke zu verkaufen.

D i e n ft n a ch r i ch t e n rc.

Seine KöniglicheMajcstät haben die cvang. Pfarreien Thamm dem Pfarrer H a rtma n n in Höpfigheim und Untersontbeim dem Pfarrver- wescr Krauß in Beimbach übertragen; auf die in HöchiiJbrcm Patronat befindliche kathol. Stadtpfarrei Tettnang den Dekan Erath in Ringgcn- wcilcr seinem Ansuchen gmäß, unter Belastung des Titels und Rangs eines Dekans, ernannt; eie Neallehrstelle in Welzheim dem pro». Real- lcbrer Küblcr daselbst dcfiinitiv übertragen; die von dem kathol. Pfar­rer Krittler in Achstetten nachgesuchte Dienstentlassung genehmigt; die Gerichtsnotarsstclle in Böblingen dem Amtsnotar Gum brecht von Beil- stcin übertragen und den Amtsnotar Dinkelacker von RemmingSheim auf sein Ansuchen, wegen körperlicher Dienstuntüchtigkcit, seiner Stelle enthoben; den Vorstand der Eiscnbahnbaukommisfion, Oberfinanzrath v. Schwarz, seiner Bitte entsprechend, auf die Vorstandsstelle bei der Post­direktion versetzt; den Oberbauratb v. Klein zum Vorstand der Eisenbahn­baukonimission unter vorläufiger Belastung der von ihm bisher bekleideten Funktionen des Vorstandes der Tclegraphendircktion ernannt, und den ge­nannten beiden Kollegialvorständen, sowie dem Vorstand der Eisenbabn- dircktio», Oberfinanzrath v. Dillenius, den Titel und Rang eines Di­rektors verliehen. ^

Der ev. l. Schuldienst zu Oberdertingcn wurde dem Schulmeister Kauter in Minzen, der zweite daselbst dem ltnterlehrcr Roller in Altbengstett, der z» Dettenhausen dem Unterlehrer Friz in Platten- Hardt übertragen, sowie die von dem Fürsten zu Solms-Braunfcls dem Aufseher Schick am Waisenbause zu Weingarten erthcrlte Nomination zu der ersten Schulstelle in Gschwend bestätigt. und der kath. Schul-, Meß- ner- und Organistcndicnst in Zimmern dem Schulmeister Hermle mHau­sen a. Th. übertragen. -,

Gestorben: Zu>Zazenhausen der evang. Schullehrer Maper, 59 Jahre alt; zu Setten der kath. Pfarrer König; zu Donzdorf der prak­tische Arzt Dr. Schuster, 66 I. alt; zu TübingenF,uanzrath v. Märk- lin, 6Z I. alt; zu Rottenburg der kath. Oberlehrer Buck, 68 I. alt; zu Ochsenhausen Kameralvcrwalter Witt ich, 61 I. alt; ju Calw der ev. Schulmeister Win ner, 61 I alt; der ev. Schulmeister a- D. Held- maier. _

Druck und Verlag der B. W. Z »ife r'schen Buchhandlung- kiedakiieu: H »ljl«.