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Nagold. Dcr in Nro. 42 d. Bl. aus der Neckar-Zei- tung ciitnoiiimeue und auch im Schwäbischen Merkur erschienene Artikel von Stuttgart vom 21. Mai ist dahin zu berichtigen, daß das Nagolder Eiscnbahii'Cvinitö an der darin erwähnten Bera- thung in Ciseiibabnaugelegeuheiten mit Stuttgart, Böblingen, Hercenberg nicht Thcil nahm. Dasselbe wird übrigens in thu». lichcr Bälde Bericht über seine Thätigkeit erstatten.
Das Eisenbahn-Comike.
* Nagold, 27. Mai. (Gau tu rufest.) Der erste Punkt bei Feststellung eines Programms zu solchen und ähnlichen Festen sollte immer „gutes Wetter" sein, weil von diesem die Ausführung des übrigen Thcils des Programms abhängig ist. Dies zu erfahren hatten wir auch bei unserem Turnfeste am Pfingst- montag wieder Gelegenheit. Zum Glück halte aber der Himmel nicht ganz seine Launen uns fühlen lassen und das Festprogramm konnte fast in allen Punkten durchgefübrt werden. Zum würdl- gen Empfang und Ausnahme der eingeladcnen und erscheinenden Gäste hatte der hiesige Turnverein möglichste Vorkehrung getroffen , und besonders muß cs dem löblichen Sladtgemeiuderalh nach- gerühmt werden, baß er mit dankeuswerther Bereitwilligkeit nicht nur die freie Abgabe des Dekorirnngsmaleriais, sondern auch einen Beitrag von 100 Gulden aus der Tiaötkasse Behufs des übrigen Aufwands bewilligte. Die Einwohnerschaft, wenigstens die an den Hauptstraße», suchte durch Verzieren der Häuser mit Guirlauden, Kränzen, Draperien, Aufpflanze» von Tanueubäumchen und Aushängen von Fahnen in der Landes- und deutschen Farbe ihren Sinn für das Fest z» bethäligen. Noch ehe die Sonne ihre Strahle» in unser Tbai senden konnte, verkündeten Böllersalve» den Anbruch des festlichen Tages, und wer etwa von dem Getöse dieser Festgeschütze noch nicht aus seinen Träumen erwacht war, de» mahnte die Trommel sich aus den Federn zu winden, um mittheilzunehmeu an dem Empfang und Einzug dcr fröhlichen Turnerschaaren. Ei» nm 5 Uhr auf den Schloßberg gemachter Spaziergang mit Anschluß der schon am Sonntag Nachmittag eingetroffenen Turner, gewährte bei düsterem Himmel und Nebel- thal natürlich nicht den Genuß, de» diese Bergeshöhe mit ihren Schloßruinen und schöner Waldkultnr-Anlage eines Besuches werlh machen. Um 7 Uhr rückte die Feuerwehr zu einer Probeübuug aus, und obgleich wir nicht dafür sind, daß solche, wie schon oft geschehen, zum Schaugepränge benützt werde, so möchten wir doch wünschen, daß die Uediingen öfters wiederholt werben, »m auch im ernste» Augenblicke die Zweckmäßigkeit eines solchen Instituts beweisen zu können. Nachdem nach und nach die meisten Gäste cingetroffen, wurde um 11 Uhr der sog. Tnrntag im Vereinslokal bei Bierbrauer Bischer abgehalten, bei welchem die Vereine von Altenstaig, Böblingen, Calw, Nagold, Rohrdorf, Weil die Stabt und Wildberg sich vertreten zeigte». Nicht vertreten. aber in den Gau gehörig war Wildbab und Neuenbürg. Die Wahl des Vorsitzenden bei der Bcraihnng fiel auf Herrn B »fing er von Böblingen, welcher den Bericht über den am 15. März in Calw stattgehabten Tnrntag erstattete. Hierauf folgte Verlesung der Statuten des Nagoldcr Gaues und Beschluß der Aufnahme des Vereins von Rohrdorf und Herrenberg in denselben. Den Vereinen Leonbcrg und Sindelsingen wurde der Anschluß an Stuttgart oder Nagold frei gestellt. Ein weiterer Gegenstand des Turntags war die Feststellung des nächsten Vororts, wozu Böblingen auserseben wurde, nachdem Weil die Stadt zurückgetreten, welches 1865 zum Fcstort gemacht werden soll, und die Wahl zweier Abgeordneten zu dem am 4. August beginnenden dritten allgemeinen deutschen Turnfest in Leivzig, welche auf Bo« finger in Böblingen und Georgii in Calw gefallen Nach der Aufstellung des Preisgerichts von 4 Mitgliedern und Erörterung anderer kleinerer sich aufwerfenden Fragen kam die Zeit herangerückt, wo die Turngäste ihre angewiesenen Quartiere aufsuchen mußten, um sich Stärkung zu holen auf den eigentlichen Theil des Festes. Nachdem um '/r2 Uhr die Festtheilnehmer zum Zuge vor der Post sich gesammelt und die Festjungfrauen von dem Rathhaus dahin abgeholt worden waren, bewegte sich der stattliche, mit Musik begleitete Zug, voran die Schüler der beiden Lateinschulen, dann das Fenerwehrkorps, die Liedertränze, diesen sollend die 24 Festjungsrauen, prangend im UnschuldSklejde, schwarz- roth-goldner Schärpe und bekränztem Haupte, und dann die ver
schiedenen Turnvereine in alphabetischer Ordnung ihrer Orte, dcr Verein Nagold den Schluß bildend, umgeben von einer Masse Schaulustiger, durch die Markt-, Breite und Herrcnberger Straße bis wieder zur Post und von da zurück auf den Festplatz, den sog. Stabtacker, de» eine prächtige Ehrenpforte und Tribüne zierte. Nach der Aufstellung des Zuges im Kreise um den Turnplatz und Absiligiliig des Liedes: „Ein Ruf ist erklungen", sprach der Vorstand des hiesige» Vereins, Hr. Sterk, die Eröffnungsrede, welche in der Begrüßung dcr Turnvereine und Sänger, dem Danke aller, welche für das Zustandekommen des Festes Sorge getragen und solches zu einem würdigen zu machen gesucht, und endlich in der Deutung des Sinnspruches: „Frisch, fromm, fröhlich, frei" für die Turner ihren Inhalt hatte. Daß das hieraus folgende Preis- und Schauturnen wegen der immer unfreundlicher gewordenen Witterung beschränkt werden mußte, haben mit uns gewiß auch die meisten Zuschauer bedauert; denn das Wenige, daS wir zu sehen erhielten, erregte oft Staunen und Bewunderung. Wer etwa die Sache als bloße Spielerei betrachtet, der hätte hier vielleicht doch die Ueberzeugung gewinnen können, daß solches Spiel für einen Rheumatikus, Hypochonder, Schief« bcinigen, Fettwanst und dergl. nicht ganz ohne Nutzen sein müßte, und glaubten wir auch manchem neidischen Blicke auf die kräftigen Muskel», die behenden Bewegungen und die frischen, lebensfrohen Antlitze zu begegne». Die geringe Theilnahme am Preisturnen veranlaßte das Preisgericht die ursprüngliche Zahl der 12 Preise auf 7 zu reduzireu, welche erhielten: Färber von Calw, St au de» maper von Calw, Naschold von Calw, Richte von Calw, Schöninger von Weil die Stadt, Reichert von Wildberg, Sautter von Nagold. Die Preise bestanden in Eichenlaubkränzen, und hatten die Sieger die Ehre, solche von je einer Festjungfrau aus das Haupt gelegt zu erhalten. Vor der Preisverthciluiig wurde die Festrede eingeflochten, welche Herr Kollaborator Bo fing er von Böblingen gehalten, dem auch das Verdienst gebührt, in unserer Stadt dem Turnwesen neues Leben gebracht zu haben. Mit begeisterten, kräftigen Worten zeichnete er das Wesen und die Bedeutung des Turnens, wie solches nicht nur für die Volks- und nationale Erziehung, sondern auch für jeden Einzelnen eine Nothwendigkeit geworden sei, fast wie das Schlafen, Essen »nd Trinken. (?) Ein Hoch! auf das deutsche Vaterland schloß dieselbe. Nach weiteren einigen Hebungen ohne Turngcrätbe drängte der wieder eingekretene Regen zum Rückzug in die Stadt, wo die gesellige Unterhaltung in den verschiedenen Wirthschaftslokalen nur gar zu schnell die Abschiedsstunde herbeibrachte. Der den Schluß des Festes bildende Ball war stark besucht und hat den Festjiingfrauen wenig, stens eine Entschädigung dcr Freuden geboten, die die Unbill der Witterung ihnen verkümmerte. Wer von den Turngästen sich am Festabend nicht von uns trennen konnte oder mochte, wie die von Tübingen, Pforzheim und Durlach. der suchte heute Vor- mittag seine» Heimweg auf, mit dem Gefühle, wieder ein schönes Fest gefeiert zu haben. _
Stuttgart, 26. Mai. Die Möbelmesse bot so zienftich das gewöhnliche Bild eines ausserordentlichen raschen uud Heuer noch durch Regen beschleunigten Verkehrs. Wie seit zehn Jahren die Möbelmesse sich in Bezug auf Frequenz gesteigert hat, so war es auch Heuer wieder der Fall; die dichtgedrängte, in zum Theil zehn Glieder hoch aufgestellte Möbelarmee dehnte ihre Flügel aus bis übers „Sicken Eck" und, was »och nie der Fall war, sogar der Legionscaserne entlang. Der größte Theil dieser Möbelwaa- ren war bis etwa 3 Uhr in die Hände von Käufern und Händlern gegangen; um so schlimmer erging es dem um jene Zeit nicht verkauften Theil, denn eS kam ein etwa 3 Stunden anhaltender nicht unbedeutender Regen, der dem Aussehen und damit der Verkäuflichkeit der mitunter sehr werthvollen Möbel nichts weniger als zuträglich war. Die Preise wiche» schnell. (N.-Z.)
Stuttgart. Ein Dienstmädchen hatte ihr zu früh geborenes Kind am Pfingstsonntag in den Schmalzhafen gesteckt, war aber wenige Augenblicke darauf in den Händen des Criminals.
Ludwigsbnrg, 25. Mai. Aus Geisingen, hiesigen Oberamts, wird uns ein Vorfall berichtet, der mit Recht tragikomisch genannt werden könnte, wenn das Tragische nicht allzusehr das Komiiche dabei überwiegen würde. Ein Lchneibcrlein ward am Samstag des Morgens schon vom Durste in die Schenke getrieben, allwo er sich ziemlich fest hinter die Flasche setzte. Plötz