Kirchthurm Don Eutingen geschlagen, ohne übrigens zu zünden. Aber das ziemlich große eiserne Kreuz sammt der Wetterfahne wurde vom Thurme berabgeworfen, das Dack des Thurmes, so­wie das aus einem Bretterverschlag bestehende Uhrcngehänse ganz zertrümmert und daS Uhrenwerk selbst beschädigt. Ein unter dem Ührenhause durchlaufender starker eichener Balken wurde zersplit­tert und von hier aus der Blitz auf das Kirchendach geleitet, welches er auf einige Schuh Breite abwärts abdeckte, einen stei­nernen Fcnsterbogen zerschlug und in der schonen Kirche selber zwei Bilder bedeutend beschädigte und merkwürdigerweise auf ent­gegengesetzter Seite an einer Fahne eine Quaste verbrannte. Seit 10 Tagen haben wir fast alle Tage mehrere und mitunter sehr schwere Gewitter. (D. B.)

Ulm, 23. April. Zum Stadtschulthcißen in Ulm ist Ober­justizrath Heim mit 2080 Stimmen gewählt worden.

In Würzburg wurden bereits reife Kartoffeln, das Stück 3 kr., zu Markt gebracht.

In Berlin arbeitet vieles zusammen, um die Entwicklung eines wahrhaft verfassungsmäßigen Lebens zu erschweren; auch Geistliche und ihre Predigten tragen dazu bei. In einer Samm­lung von Predigten, welche Hofprediger Dr. Hoffmanu unter dem Titel:Obrigkeit und Unterthan" hat erscheinen las­sen, zeigt sich deutlich das Bestreben, unbeschränkte Fürstenmacht biblisch zu begründen. Da wird der König ein Nachbild Jesu genannt, eS wird von seiner ewigen, göttlichen Einsetzung, von einer gotterleuchteten Majestät gesprochen, aber von Rechten des gefallenen Menschen" soll keine Rede sein. Das Steuerz^hlen wirb einpriesterliches Geschäft" genannt. (Man sollte den Hrn. Hofprediger beim Wort nehmen!) Schenkel in Heidelberg, kein Demokrat und ein tüchtiger Theolog, sagt in seiner Kirchenzei­tung:Eine vom himmlischen Glanze umflossene Regierung, die lediglich Gott selbst, als dessen Statthalterin unter den Menschen verantwortlich ist, ist jedenfalls nicht in der Lage, sich eine Kon­trolle der Kammern gefallen zu lassen"!

Berlin. In Berlin scheint bis jetzt die Allianz mit Ruß­land noch oben zu fein. Auch soll eine russische Denkschrift exi- stiren, die zu einer Allianz mit Preußen, einer Annäherung an Oestreich und zum nachdrücklichen Adweisen der westmächtlichcn Forderungen räth. (Fr. Ir.)

Herr v. Bismark in Berlin hat sich zur Zeit gegen den Er­laß eines Gesetzes über Minsterverantwortlichkeit erklärt und zwar deßhalb, weil die Regierung und der Landtag über wesentliche Theile der Verfassung verschiedener Ansicht seien. Der Landtag erklärt, gerade deßhalb brauchen wir ein solches Gesetz, damit durch richterliches Urthcil entschieden wird, was nach der Verfassung Rechtens ist. Militärfrage, Arbeiterfrage, Mi­nisterverantwortlichkeit sind wichtige Dinge, erklären öffentliche Stimmen, sie treten aber alle zurück gegen die unabsehbare Ge­fahr, welche von außen her durch ein preußisch-russisches Bündniß das Land bedroht.

In Berlin erschoß sich ein 72jähriger immergrüner Schu­ster aus Schmerz über verschmähte Liebe.

Die Zuckerfabrikanten in der Umgegend von Halle verspre­chen für jeden Scheffel Maikäfer, der ihnen in diesem Früh­jahr aus dem Umkreis einer Stunde zugeführt wird, 10 Sgr.

Unter den Eheverkündigungen der vorigen Woche in der Ci» vilgemeinde zu Namür befindet sich ein Brautpaar, welches zu­sammen nicht einmal achtunddreißig Jahre zählt, wobei der Mann jetzt die vierte und die Braut die dritte Ehe eingeht.

Der älteste preußische Veteran heißt Laurenzius Hak- locz und lebt in Pleß in Schiefsten. Er ist 118 Jahre alt und hat die beiden letzten Jahre des 7jährigen Krieges 176263) als Soldat mitgemacht. Im 90. Jahre hat er sich zum 2ten- mal verheirathet und einen Sohn erzeugt, der jetzt bei den Hu­saren in Glogau als Unteroffizier dient. Aus Erster Ehe hat er einen 80jährigen Sohn und eine 50jährige Tochter.

Hamburg, 21. April. Kopenhagen« Blätter sprechen übereinstimmend, daß von dem dänischen Bundestagsgesandten die Nachricht eingegangen sei, daß der Ausschuß für schleswig­holsteinische Angelegenheiten auf Bundesexekution antragen würde. Sie fügen dieser Nachricht die Bemerkung bei, daß die Exekution, selbst wenn sie beschlossen würde, wohl erst im nächsten Jahr stattfinden könne.

Von der p olnischen Grenze, 20. April. Die pariser

Berichte lauten kriegerisch; so nahe kann die Entscheidung i» kei­nem Falle sein, auch dann nicht, wenn Rußland eine so zurück» weisende Antwort geben sollte, als man in den Tnilerie» zu be­fürchten scheint. Aber beachtenswert!) ist cs. daß Prinz Napo­leon seine Reise nach Egypten von Tag zu Tag aufschiebt, und daß der Kaiser sich, wie zur Zeit des Krimkriegcs. in die Karte von Polen und Rußland vertieft. Man erwartet, daß von Schwe­den aus bas Signal gegeben wird, falls der Krieg nöthig wer­den sollte. Doch, wie gesagt, so schnell wird die Entwicklung nicht erfolgen. (K. Z.)

Ein polnischer Baudensührer Eicszkowski wurde in einem Treffen an der Schulter verwundet und floh nack einem nahen Gute. Kaum war leine Wunde verbunden und er selbst zu Bette gebracht, als von Bauern geführte Ko sacken hereinbrachen und ihn mit dein Tode bedrohten. Cieszkowski bat um Gefangen­schaft und ehrliche militärische Behandlung, erhielt jedoch zur Antwort: ihr Anführer habe ihnen verboten, Pardon zu geben und wurde buchstäblich auf dem Bette i» Stücke zerhauen.

Prag, 18. April. Kaiser Ferdinand feiert morgen sein 70. GeburtSfest, und wird, wie wir vernehmen, an diesem Tage der Kaiser Franz Joseph zur Beglückwünschung seines kaiserlichen. Oheims hier eintreffen. (A. Z.)

Warschau, 21. April. Sigmund Wielopolski hat seine Demission erhalten, wie es heißt, wegen des Streits mit Prinz Napoleon. In Regierungskreisen erzählt man auch, Marquis Wielopolski habe wegen Zwiespalt mit General Berg seine Ent lassung erhalten. (A. Z.)

König Victor Emanuel hat nun doch noch seine wunderschöne Rosine, die Tochter eines,Tambours, geheirathet. Er hat sie zur Gräfin Mirafiori (Wundervlume) erhoben und sich die­selbe an die linke Hand antrauen lassen. Die früheren Minister Cavour und Ralazzi wußten die Heirath zu hintertreiben.

Turin, 17. April. Die Kammern haben gestern den Ge­setzesentwurf genehmigt, welcher dem ehemaligen Ministerpräsi­denten Farini eine jährliche Pension von 25,000 Fr. aussetzt; zu gleicher Zeit wurde ihm eine Summe von 200,000 Franks, unter der Form eines Nationalgeschenkes zugewiesen, eigentlich aber zu dem Zwecke, seine Schulden zu bezahlen, welche sich auf jene Summe belaufen.

Kopenhagen, 22. April. DieBerlingske Tidenbe" be­richtet. daß der Prinz Christian Lord Paget erklärt hat, daß er den Thron Griechenlands für seinen Sohn Wilhelm definitiv annehme.

Allerlei.

Muttorreichthum. In Lauterbach (Oberhessen) ist dieser Tag ein Kind geboren worden, dessen Ur-Urgroßmutter, Urgroß­mutter, Großmutter und natürlich auch Mutter noch leben; ein Fall fünfter Generation, der seiner Seltenheit wegen Veröffent­lichung verdient.

Auflösung des Räthsels in Nr. 33: Wurst (als der Name einer Person und als Sache).

Eingesendet (von einem Unterjettinger).

Schon zweimal kam ganz unerwart'

Zu lesen im Nagolder Blatt

An die Unterjettinger Räthselbrecher

Der Einrücker war wohl ein frecher Ganz ungebet'ncr fremder Gast,

Der manchmal einem fällt zur Last?

Doch will man hier das Aergst' nicht denken.

Um so versöhnlich einzulenkcn.

Die Auflösung im ersten Blatt Bekommt man eben oft gleich satt.

Man hats hier mit einem Wechsler zu thun.

Welcher fordert gar viel Agion.

Die zweite spricht von einer Wurst.

Achl die macht einem gar viel Durst,

ES geht hier nicht so hungrig zu,

Drum laßt uns mit der Wurst in Ruh.

Dieselben find uns nicht zu klein.

Denn hier liebt man die Würste fein;

Auch diese genießen wir nur sacht.

Und hiemit wünscht man's abgemacht.

Druck un» Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung. Redaktion: Hölzle.