Stadt bestimmt war. So wird derKöln. Ztg." telegraphirt und dieEurope" läßt sich die Nachricht durch einen ihrer Peters­burger Correspondenten bestätigen. Nach der letzteren Quelle bat die russische Regierung diese wichtige Thalsache verschwiegen In der Nähe von Plock soll die Zahl der Aufständischen 6000 betragen; auf den verschiedenen Punkten soll die Gcsammtzahl derselben bei 20,000 betragen.

St. Petersburg, 30. Jan. Der Rcichsrath hat das Preßgesetz verworfen, die Censur wird demnach beibehalten. In Folge des Thauwetters werden Ueberschwemmungcn befürchtet. In Polen sind in den Kreisen von Bielsk und Bialystock (im Gouvernement Grobno, also an der Ostgränze Polens) zahlreiche Banden Aufständischer erschienen. Die Mehrzahl derselben wen­det sich jetzt nach Litthauen, das von Militär ziemlich entblöst sein soll. Der Sammelplatz ist in Augustowo. Auch in der Pro­vinz Volhynien soll die Revolution viele Anhänger haben und viel Gährungsstoff vorhanden sein. Nachrichten ans Warschau vom 31. Abends melden, daß General Stnrter in der Richtung nach Bialystock mit Trupen und Arbeitern entsendet, mit dem von Warschau abgeschickten General Bontemps znsammentraf. Die Eisenbahn ist demnach hergestellt, viele Aufständische sind gefangen, sie behaupten, zur Theilnahme am Aufstand gezwungen worden zu sein; sie werden alle vor Militär-Commissionen gestellt und bezeichnen dort Geistliche als Hauptanstifter. (S. M.)

Kaiser Alexander hak ein Gesetz erlassen, daß Generale und Minister u. s. w., wenn sie ihre Schulden nicht bezahlen, ge­rade so gut ins Loch gesteckt werden sollen, wie anderes papier­loses Gesindel.

Auch in der Türkei sind die Postmarken eingeführt wor­den; sie tragen die Nachahmung der Handschrift des Lultans, weil der Koran, die türkische Bibel, die Abbildung von Perso­nen verbietet.

Mexiko, 27. Jan. Forey's große Expeditionsarmee ist in Orizaba, um Munitionsproviant-Vorräthe aufzuhäufe»; sind die erforderlichen Streitkräfte beisammen, so wird der Marsch auf Puebla angetreten. (T. d. N.-Z.)

Zwischen dem englischen Consnl in Rio de Janeiro und den brasilianischen Behörden ist ei» Streit ausgebrochen, in des­sen Verlauf die Engländer sich mehrerer brasilianischer Schiffe bemächtigten, was denn natürlich große Erbitterung hervorrief.

Eine Prophezeiung.

(Fortsetzung.)

Michael Zibin," sagte eines Tages der General Orowski, der das Corps befehligte, in welchem unser Held als Uuterofsicier fungirte.Du hast Courage, glaube ich?"

Gewiß, mein General!'"

Und möchtest gern avancircn?"

^Ohne Zweifel."

Wohlan, es bietet sich Dir jetzt die herrlichste Gelegenheit."

Befehlen Sie, mein General ich werde gern gehorchen."

Das gestrige Gefecht war hitzig; von beiden Seiten wurde mit Erbitterung gekämpft. Und hat Davonst durch seine Drago­ner uns böse Hiebe beigebracht, so baden unsere Kosacken auch gute Stiche ausgetheilt."

Wahrhaftig, General!"

Nun, heute gilt's zu sehen, waskder Feind im Schilde führt. Nimm daher fünfzig Kosacken, recognoscire die Umgegend und bringe mir Rapport."

Zu Befehl, mein General."

Schau Dich um, ob Du nicht wenigstens einige vom Feinde im Stich gelassene Bagagestücke erbeuten kannst das wäre ein sicheres Mittel, Dein Avancement zu fördern."

Ich werde das Meinige thun," versetzte Michael Zibin, und schickte sich gleich an, die Befehle seines Vorgesetzten ausznführen.

Den Säbel in der Hand, ritt er mit seinen Kosacken so wohlgemutb davon, als gält es nur eine Vergnügungstour zurück­zulegen. Die Gegend, die sie langsam durchstreiften, war sehr sumpfig. Man hatte sich wohl eine Stunde Weges schon vom russischen Lager entfernt, als plötzlich einer der Kosacken seinem Vorgesetzten, Michael Zibin, zurief:

Kommandant, sehen Sie doch!"

Was gibt'S?"

Wie, Sic sehen nichts? Kaum fünfzig Schritt vor Ihne» "

Seh' ich nichts als einen Sumpf," cntgegnele der Ange- redcte,keinen Mensche» und kein Thier!"

Aber Bagagestücke," versetzte der Kosack;scheu Sie nicht die Maschinen da, die ans dem Sumpf Hervorschauen?"

Der Uuterofsicier nahm eine Lorgnette zur Hand.

Wahrhaftig," rief er dann,da steckt etwas im Sumpfe!" Und zu Dem sich wendend, der ihn auf diesen Gegenstand erst aufmerksam gemacht, setzte er hinzu:Nimm zwei Mann mit Dir und sieh zu, was da versenkt ist."

Fluggs wurde der Befehl vollzogen, und eS dauerte nicht lange, so ließen die drei Abgesandten einstimmig einen Freuden­schrei erschallen.

Commandant, das sind Kanonen, die Davonst beim Rück­zug hier hat stecken lassen," lautete die Nachricht der in freudiger Hast Zurückgekehrten.

Michael Zibin begriff gar wohl, welches Glück für ihn aus diesem Fund erwachsen könne. Hurtig vom Pferde springend ries er daher sogleich:

Für mich! Ich habe sie mit Hilfe meines Glases aufgespürt und Euch nur «('geschickt, für mich die Beule zu erheben. W>ßt Ihr, wie viel cs sind?"

Sechzehn, mein Commandant."

Das dacht' ich mir! Nun schnell an's Werk, wir müssen uns beeilen, dem Feind zuvor zu kommen, denn zweifelsohne hat er gestern die Kanonen in der Absicht hier versenkt, sie heute zu gelegener Stunde wieder abzuholen."

Ganz sicher, Commandant."

Frisch ans denn! Wir sind fünfzig Mann, und eben so viel Pferde Helsen uns sind das zu wenig Kräfte, um sechzehn Stück französischer Kanone» aus dem Sumpf zu ziehen?"

Einige Flüche würzten diese Rede vermnthlich um ihr noch mehr Nachdruck zu verleihen und im Nn war die Mannschaft auf den Beinen und bereit mit Hilfe der Pferde, so gut cs gehen wollte, die Geschütze fort zu schleppe».

Zwei Stunden später zog Michael Zibin triumphirend mit einem completeu Artilleriepark im Lager ein.

Wie gut, daß ich gerade Tick) ans Recognoscirnng schickte!" rief der General Orowski freudig ans.Das Hilst mir und Dir! Deine sechzehn Kanonen werden dem Kaiser wieder ein Lächeln abnöthigen und ihn versöhnen mir dem Ansgang unsers gestrigen Gefechts. Du sollst gleich selbst an Seine Majestät Rapport erstatten. Komm, setze Dich und schreib, denn Du weißt besser mit der Feder umzugehe» als ich, ich werde Dir dictiren. Auf diese Weise bist Du an einem Tage Unterosficier, Eroberer, Se- cretair, Ordonnanzosficier und weiß Gott was sonst noch! Denn Alexander liebt derlei Berichte und weiß die Beutemacher zu be­lohnen. So nun setze Dich auf diese Trommel und sang an."

Ich bin bereit, mein General."

Schreib' aber deutlich, hörst Du? Je größer die Buchstaben, desto besser. Das lieben alle Feldherren, alle Herrscher, merke Dir's!"

Ich weiß es schon."

Na ja, 's ist wahr, Du bist ja Schreiber auf dem Ministe­rium gewesen. Also schreib'!"

Und er dictirte ihm wie folgt:

Sir!

Der junge Mann, der diesen Rapport Eurer Majestät zu Füßen legen wird, ein tapferer Officier, ist der Urheber einer großen Heldenthat. Ew. Majestät wissen, daß wir gestern mit dem Corps des Marschall Davonst zusammenstießen. Diesen Mor­gen nun versuchte der Feind von Neuem uns zu necken; da stürzte sich der junge Secondelieutenant Michael Zibin er war vor dieser Heldenthat nur Unter officier und ich ernannte ihn darnach erst zum Secondelieutenant an der Spitze einer Abtheilnng Kosacken auf das Corps das Feindes und nahm ihm durch Ueber- rumpelung sechzehn Kanonen ab, um sie in vollem Triumph uns znzuführen.

Ich glaube, daß Euer Majestät aus diesem schönen Zuge wiederum ersehen werden, daß Sie nur über tapfere Soldaten zu befehlen haben.

General Orowski."

Schluß folgt.)

Druck nd Verlag der G. W. Zatser'schen Buchhandlung. Redaktion! Hölzle.