StüttHätt, 28. Nov. Die Erbauung einer Markthalle hat nach den vorgelegten Planen die Gciiehmiguug des Mini­sterium- erhalten; ebenso find die erbetenen Markt-Konzessionen ertheilt worden. Es soll nun möglichst bald zur Erbauung der Gcwerbehalle geschritten werden. Nebst den hiezu erforderlichen, etwa 200,000 fl. betragenden Kosten soll gleichzeitig in Berathnng gezogen werden, wie die Mittel für weitere öffentliche Bedürfnisse, z. B. für die Erbauung des Armenhauses, von Lokalitäten für die Realschule und für die gewerbliche Fotbildnngsschule, für die Ueberwölbung des NesenbachS re. aufgebracht werden sollen. Ein Vertrag mit den Unternehmern einer Compostfabrik wird nebst den Beisätzen, welche die Commission im Interesse der Stadt und des von ihren Bewohnern betriebenen Gemüsebaues machte, vorgclegt und genehmigt.

In Laufen fand kürzlich ein Einwohner einen jämmerlichen Tod: beim Einlegen des Radschnhes an seinem Holzfuhrwerke gerieth das Gespan» in Lauf, und der schwerbcladene Wagen drückte ihm den Brustkorb ein.

Karlsruhe, 29. Nov. Bei der heute stattgefundcnen Serienziehung der badischen 35 fl. Loose wurden folgende 20 Se­rien lr 50 Stück Loose gezogen: Serien 378, 553, 567, 603, 898, 1107, 2249, 3263, 3670, 3631, 4269, 6330, 4348, 4418, 4575, 5902, 6666, 7370, 7600, 7700.

'Frankfurt. Die vom Frankfurter Liederkranz veranstal­tete Uhlandfeier hat eine Bruttoeinnahme von 900 fl. erzielt.

Oe streich. I» der Gegend von Planina in Krain hat sich jüngst ei» Fuhrmann freiwillig dem Gericht gestellt, auf des­sen Seele ein furchtbares Verbrechen lastete. Er halte eines Ta­ges bei Sessana eine hölzerne Schachtel auf einer Mauer bemerkt, sie herabgeiiommcn und in ihr ein neugeborenes lebendiges Kind gefunden, das auf der Brust einen Brief mit 200 fl. in Bank­noten liegen hatte. Was lhat der Unmensch! Er legte die Schach­tel mit dem Kinde unter den Wagen und ließ ein Rad darüber gehen, welches Schachtel und Kind zermalmte. Bald jedoch er­wachte das Gewissen und er stellte sich wie gesagt freiwillig den Gerichten. (St.-A.)

Das englische Ministerium fährt fort, in dem d e utsch-d ä- nischen Streit zu vermitteln und steht jetzt ganz entschieden auf Seiten Deutschlands. Es ist gut, daß das der Fall ist, aber noch besser wäre es, wenn Deutschland ohne Beihilfe einer fremden Macht den Dänen ihren Standpunkt klar gemacht batte. Der Wechsel, welcher hinsichtlich der schleswig-holsteinischen Frage in der englischen Politik eingetretcn ist, ist übrigens ein über­raschender. Ohne triftige Gründe tritt jetzt England schwerlich so entschieden zu Gunsten Deutschlands auf. Ahnen die engli­schen Minister vielleicht politische Ereignisse, durch die sie mit ihrem seitherigen Alliirten in Paris in Zwiespalt kommen könnten und bei denen sie die Unterstützung Preußens und Deutschlands nöthig hätten? Möglich wäre es.

Nach nvrLd. Dl. hat Graf Russell bereits zum großen Schre­cken der dänischen Regierung eine zweite Note in Kopenhagen übereichen lassen, worin er die Forderungen der ersten wiederholt. Baden soll beabsichtigen, am Bunde auf Ausführung der Bun- descLekution zu drängen.

Mit einiger Ueberrasckung erfährt deutscher Publikns, daß England die vielbewnnderte» Leirartikel seiner großen Zeitungen oft ebenso aus dem Anslande bezieht wie z. B. seine Messer und Stahlwaaren, die es als ächt englische anstaunen läßt. Morning Chronicle z. B., eine große Zeitung Londons, die man als Lord Palmerstons Zeitung stndirte und respektirte, wartete oft mit Leit­artikeln auf, die aus dem Ministerium in Paris eingeführt und bezahlt wurden. Ober auch nicht, bezahlt nämlich; den» der ehe­malige Herausgeber dieser Chrouikel hat soeben die französischen Minister Perstgny und Billault auf Bezahlung von 14,000 Pfd. St», d. i. ungefähr 100,000 Thaler, verklagt. Soviel hatten sie ihm für die Aufnahme der Contrebande Aufsätze oder franzö­sisch-englischer Wechselbälge versprochen. Die Dänen dagegen zahlen immer promt und bleiben nichts schuldig.

Herzog von Grammo » t in Paris forderte einen Redac- teur Tillou auf Pistole» und erschoß ihn. Das Gerücht verur- theilte ihn, da er die Familie ihres Ernährers beraubt hat, zu 3000 Francs Zahlung an die Kinder bis zu deren Tode, und die Frau erhält 3600 Francs jährlich.

Paris, 27. Nov. Der Siöcle hatte kürzlich in einer dem Andenken Ludwig Uhlauds gewidmeten nekrologischen Notiz u. A. gesagt,daß die neuen Ideen den alten Dichter der von

ihm etwas engherzig aufgefaßten Freiheit irre machten und er­schreckten." Ludwig Simon von Trier, der hier in der Verban­nung lebt, veröffentlicht im heutigen Siöcle einen Brief, in wel­chem er dem französsischen Publikum gegenüber den gefeierten Tobten in kräftigen Worten gegen diesen Vorwurf vertheidigt. Am Schlüsse sagt er: Ich glaube eine heilige Pflicht zu erfüllen, indem ich auf dem gastlichen Boden Frankreichs das Andenken an diesen edlen Bürger vertheidigc, der bis zum Tode den gro­ßen Prinzipien der Revolution (?) treu geblieben ist, und dessen prophetisches Wort ich hier ansühre:Niemals wird ein Haupt leuchten über Deutschland, das nicht mit einem vollen Tropfen demokratischen Oels gesalbt ist. (§lg. A.)

Paris, 30. Nov. Die Presse meldet, daß morgen ein Ministerath gehalten werde, der durch die Depeschen des Gesand­ten zu London über Griechenland, und durch einen Vorschlag Rußlands hervorgerufen sei. Rußland schlage der kaiserliche» Ne- gierung vor, eine gemeinschaftliche Note an'England zu erlassen; wenn diese es avschlage, werde Rußland allein ein Manifest er­lassen. Die France glaubt, daß bas englische Cabiuet seine Ideen bezüglich Griechenlands modisiciren werde, indem sie hinzufügl: Frankreich könne nicht dulden, daß aus dem Mittelmeer ei» eng­lischer See werde. (A. Z.'),

Paris, 28. Nov. Die heutigeFranc" theilt mit, daß Rußland gewichtige Einwendungen gegen die Kandidatur des Prin­zen Alfred mache. Eine Mitlheilung in diesem Sinne soll vom Petersburger an das Londoner Kabinct ergangen sein.

Eine hübsche junge Nichte des franz. Generals Goyon in Rom befand sich in dem Kloster der barmherzigen Schwestern zu Neapel. Man glaubte, sie sei ans Neigung ins Kloster ge­gangen. Jetzt aber ist sie entflohen und macht der staunenden Welt bekannt, daß der Onkel sie ins Kloster gesteckt habe, um sie ihres Vermögens zu beraube». , , (T. Chr.)

Algier. Man schreibt dem Akhbar;aus Mcdeah: Ein Er­eigniß, das, so lange es de» Hähern gedenkt, nicht gesehen worden ist, hat hier stattgefundcn. ^,Wir haben augenblicklich me­terhohen Schnee; gestern waren die Bäume noch mit Laub be­deckt, und heute brechen ihre Zweige unter dem Gewicht der Schneemaflen. Wenn das Wetter so anhält, wird großes Un­glück zu befürchten sein, denn die Häuser sind dermassen vergra­ben, daß ihre Dächer jeden Augenblick zusammen stürzen können.

Turi n. Das italienische Kabinet ist abgetreten. Es scheint, daß der König sich auf die von Rattazzi vorgeschlagene Auflö­sung der Kammer nicht hat ein lassen wollen. Ueber den Nach­folger liegt noch nichts Bestimmtes vor: Torrearsa soll abge­lehnt und Victor Emanuel sich bann an Billamarina gewandt haben.

R o m. Die Mutter des Cardinals A nto n e l li ist 90 Jahre alt gestorben. Sie war aus Sonnino gebürtig und gehörte einer Räuberfamilic an, die von Anfang des Jahrhunderts bis gegen 1820 die Provinz unsicher machte. Nur mit Widerstreben hatte sie sich zum Aufenthalt in Rom entschlossen, wohin ihre Söhne sie hatten kommen lassen.

Allerlei.

Seit etlicher Zeit hatte sich unter den europäischen Au­straliern das Gerücht verbreitet, bas Innere ihres Festlandes werde von einem völlig fahlen Menschenschlag bewohnt. Stuart auf seiner vorletzten Entdeckungsreise begegnete mitten im Fest­lande solchen Wilden, aber sie kamen dock nicht nahe genug, baß er sie hätte genau untersuchen können. Jetzt hat aber ein Herr Mc. Kap nach Sydney einen jungen australischen Wilden von etwa 17 Jahren mitgebracht, dessen Schädel ganz glatt wie eine Billardkugel ist. Er ist ziemlich klein und schwach, und gleicht dem Gesichtsiypus und der Hautfarbe nach mehr der mongoli­schen als australischen Race. Man hat daher schon vcrmuthet, jener Stamm im Inner» möchte von einer alten verirrten chinesi­schen Einwanderung abstammc», aber dies erklärte uns nicht die Kahlheit, denn der junge Australier hat sich nicht geschoren, sondern soll, wie die Berichte lauten, von Natur aus jedes Haarwuchses beraubt sein.

Ein alter Bauer will die Erfahrung gemacht habe», daß wenn man die Kartoffeln zu einer Zeit lege, wo kein Mond­schein wäre, keine Krankheit an denselben sich einstelle.

Druck und Verla- der G. W. äaiser'sLeu rvuchhandluv-.

Redaktion: Holzle.