Als der Hofjäger Gottwald Ferner nach Mitteln suchte, mit Anna Mohl ungestört zusammen zu kommen, gerieth er auf die Idee, die Klosterruinen, über welchen ein geisterhaftes Grauen waltete, zu durchforschen und darin wo möglich eine verschwiegene Zelle aufzufinden, wohin sich ihre reine Liebe vor den Blicken der schnöden Welt flüchten könnte. Er fand, von dichtem Ge­strüpp verdeckt, eine gangbare Mauerspalte, drang in den Klo­sterhof «nd in die nur zum Theil mit Schutt angesüllten Hallen, die wie kolossale Grüfte ihm entgegengähnten. Er schritt weiter; durch das fast ganz erhaltene Schiff der Kirche kam er in einen aus beiden Seiten mit hohen, großentheils zerfallenen Fenstern versehenen Chorgang, der in ein oben offenes Gewölbe führte. Ringsum befanden sich in Wandnischen steinerne Heiligenbilder, die einen gespenstigen Eindruck machten. Im Hintergründe war eine kleine eiserne Thür, durch welche Gottwald, als er sie ge­waltsam össnete, in den sagenhaften unterirdischen Gang gelangte. Er untersuchte denselben mittels Kienfackeln und kam in die Tiefe des Schloßthurmes wieder zu Tage. Darauf baute er seine Pläne. Er machte die kleine Eisenpsorte schließbar, sah Anna zwei Mal in dem Nischengewölbe und rettete sie, als sie mit dem Stallmei­ster am Altäre stand, durch den Schloßthurm in den Schoos des Berges.

Er geleitete Anna bei Fackelschein in das Gewölbe und rich­tete es so wohnlich als möglich ein. Mit jedem Winkel des Waldes und den Wildständen, sowie mit den Gewohnheiten der Forstleute genau vertraut, ward es ihm leicht, Wild zu schießen, um die nöthige Nahrung zu bereiten. Anna aber fügte sich gern in Entbehrungen, weil der Geliebte bei ihr war und sie ihre Eltern beobachten zu können glaubte. Da vernahm sie durch den spionirenden Gottwald den Tod ihres BalerS und die Noth ihrer Mutter; sie begriff die Lage dieser Frau, die durch Nachgiebigkeit des Gatten, eine glückliche Situation und Schmeichelei in Stolz und Wohlleben eingcwicgt und nun plötzlich ganz hülfloS und tief gedemüthigt worben war. Ihre kindliche Anhänglichkeit gebot ihr mit Ungestüm, die unglückliche Mutter Auge in Auge zu fehen und sie zu trösten. Gottwald Ferner wendete sich an den biedern Schloßförster Ludmillcr und dieser versprach Hülse, Schutz und Schweigen. Er ging zu der vcrwittwetcn Mohl, welche in dem Augenblicke seines Eintretens einen kurz vorher ausgefundenen Brief ihres Mannes las, LeS Inhalts, baß er drnch Anna's Verbindung mit dem Hofmarschall darauf gerechnet gehabt, Len Revisor gegen das durch Verschwendung herbeigeführte Cassenbe- ficit entweder blind zu machen, oder ihn zu dessen Deckung zu bewegen. Anna's Flucht und wahrscheinlicher Tob habe diese Spc- culation vereitelt. Der Hofmarschall habe eine Cassenrevision an- rekündigt; das Deficit betrage 3000 Thaler, er sehe sich genöthigt, seinem Leben ein Ziel zu setzen, um der Schmach, die über ihn kommen müsse, zu entgehen.

In Folge dieses schrecklichen Aufschlusses fand der alte Lud- miller die Wittwe äußerst niedergeschlagen und beschämt. Sie verbarg den Brief sofort, uiy den auf dem Haupte des Geschie­denen ruhenden bösen Schein nicht zu vermehren.

Frau Hofrentmeister, sprach Ludmiller geheimnisvoll, Ihre Tochter lebt.

O Gott, wo? rief die Mutter hoch überrascht.

Ich führe Sie zu ihr, wen» Sie mir tiefes Schweigen an- geloden, fuhr er fort. Ich bin ein alter Mann und es kann mir gleichgültig sein, wo und wann ich mein Leben beschließe, aber ich bin auch fürstlicher Dienstmann und habe die Ehre zu wahren. Gottwald Ferner wird steckbrieflich verfolgt, obschon ich glaube, daß dies nur wegen Mitnahme des Dienstgewehrs gesche­hen konnte, und Gottwald Ferner ist der Retter Ihres Kindes vom Tote und aus den Klauen des Hofstallmetsters, der nichts ist, als ein armer fuchsschlauer Geck gegen Gleichstehende, und ein Tyrann gegen die Untergebenen.

Die vertrauliche Rede des biedern Greises machte tiefen Eindruck auf die unglückliche Frau. Sie weinte heftig.

Ich habe gar nichts retten können. Das Unglück hat uns mächtig gepackt und ich weiß keinen Weg, aus Schande und Elend zu kommen. Führen Sie mich daher zu meinem Kinde, bas jetzt mein einziger Schatz ist, aber führen Sie mich aus dieser Umgebung hinaus, Herr Ludmiller; die Menschen hier sind mir jetzt verhaßt.

So recht, liebste Frau Mohl, erwiederte der Alte, mit einer Throne im Auge, ihr die Hand schüttelnd; jetzt werden Sie Frie­den spüren und Gott wird's Ihnen noch wohl gehen lassen.

Er führte die Wittwe, da der Abend einbrach, durch Wal« deSdunkel nach den Klosterruinen. In dem Nischengewölve an« gelangt, that der alte Förster einen Pfiff und Anna stürzte hervor.

Meine Mutter! rief sie mit zitternder Stimme, verzeihe mir den Schmerz, den ich Dir bereitet; ich konnte nicht anders han­deln »nb nicht ich habe am Vater lieblos gesündigt, sondern er selbst, der Gute, Selige, hat unser Herz durch sein jähes Schei­den gebrochen.

Sie fiel der weinenden Mutter zu Füßen und benetzte ihr Kleid mit Thränen. Die Wittwe sank erschöpft aus den einzigen Sessel, welcher sich im Gewölbe befand.

Sei ruhig Kind, flüsterte sie nach kurzer Pause seufzend; wir Menschen schaffen unser Schicksal nicht selbst, sonder» Gott verhängt über uns, was kommt. Auch ich habe schwer gefehlt und nun nach herber Prüfung den Hochmuth und allen Flitter­glanz abgelegt. Nicht Du, sondern ich habe den Vater getödtet.

Sie verhüllte schluchzend das Gesicht. Da nahete sich Gott­wald; er war zurückhaltend, fast schüchtern, obschon ihn das Ver- hängniß in die 'Rolle eines kühnen Freijägers hineingedrängt hatte. Die Wittwe streckte ihm versöhnt die Hand entgegen.

Ich danke Ihnen, Herr Ferner, sagte sie refignirt. Sie haben vielleicht Großes gethan, als Sie meiner Tochter Flucht begünstigten; Sie beugten vielleicht größerem Elend, größerer Schande vor. Aber was nun?

Gottwald setzte auseinander, daß der Hof am nächsten Tage auf mehrere Monate »ach Waidmaniisheil aufbreche und dann die Gegend um Schloß Hainburg wie ausgcstorbe» sei. Er könne bann, von dem braven Ludmiller unterstützt, frei hcrvorgehen und Unterhalt herbeischaffen, während die beiden Frauen, durch hohe Mauern den Augen zufälliger Waldgäuger entzogen, bis auf bessere Zeilen im Klosterrayon bleiben könnten. Man suchte sich eiuzurichreu, so gut es ging und führte ein selbstgenügsames Eiusicdterlcbeu. Durch längeres Unaugefochteusein sicher gemacht, wagte sich auch Anna aus ihrem mittelalterlichen Asyl hervor und sammelte Walbkräuter zu Arzcncien, welche Ferner jenseit des Wal­des verkaufen sollte, damit man endlich eine hinreichende Summe zur Auswanderung erhalle. Einzelne Waldläufer, welche das schlichte, nicht einmal mit Schuhen bekleidete Mädchen auf ihren Wanderungen sahen, kannten sie nicht und nannten sie mit einer gewissen Andacht das Kräuter-Aennchen. Die Mutter besorgte den kleinen Haushalt. Sie hatte sich so sehr an das neue Leben unter den beiden lieben Menschen gewöhnt, daß sie nicht ruhig war, wenn sie allein sein mußte. (Fortsetzung folgt.)

Allerlei.

Kitt für Stubenöfcn. Der Lehm, womit gewöhn­lich die Oefen verschmiert werben, haftet in der Regel nicht fest in den Fugen, die Folge davon ist, baß der Ofen raucht und ein öfteres Verschmieren desselben nölhig wirb. Wie Creuzberg angibt, soll folgender Kitt diesem Uebelstaude abhelfen. Unter einem Klumpen nicht zu fettem Lehm, zwei Fäuste groß, knete man einen Bogen graues .grobes Löschpapier, das man vorher mit Milch «gefeuchtet hat, so lange mit den Händen durchein­ander, bis sich die Fasern des Löschpapiers gleichmäßig in dem Lehm vertheilt haben. Unter diese Masse mische man noch 1 Loth Kochsalz und 1 Loth Eisenvitriol, beides fein gepulvert, und gebe ihr durch Zusatz von Milch die nöthige Konsistenz. Dieser Kttt soll keine Sprünge und Risse bekommen und fest in den Fugen

^ ^ _ In London hat Einer eine Aufklopf-Anstalt er­

richtet Was klopft er aus? Fabrikarbeiter, die früh Morgens, wenn noch Alles schläft, in die Fabriken zur Arbeit eilen und wenn sie zu spät kommen, Strafe zahlen muffen. Der Ausklo­pfer, ein armer Mann mit flinker Familie, klopft sich ärmlich, aber redlich durch's Leben.

In der Reform" fragt ein Mecklenburg!,cher Amtmann einen Dorfschulzen:Welches Mittel kann man wohl anwenden, um die Auswanderung der Mecklenburger nach Amerika zu hemmen, die leider läßlich mehr überhand nimmt?" Der Dorf­schulze antwortet:Dat gciht ganz Mt. Setten Se man m Blatt, dat Amerika mecklenburgisch worden is da gecht keen

Mensch^nehr ruber. ^ ^ ^ortspicl des Kladderadatsch

lautet: Ein einziges Frauenzimmer ist mir lieber, als das ganze Herrenhaus

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