bald zur Kenntniß der Polizei gelangt, die Sache wurde untersucht, ärztliche Hilfe berbeigeholt und sodann Anstalten getroffen, daß die Beschädigte nach dem Hospital geschafft wurde, wo sie dann am Sonnabend unter viele» Schmerzen gestorben ist.
Kassel, 25. Sept. Dem Veriu bmen nach ist gestern Herr Haffenpflug zu Marburg gestorben, nachdem sein Geist schon seit ! längerer Zeit völlig zerrüttet und nur »och der physische Thcil des Menschen in ihm thätig gewesen war.
Weimar, 29. Sept. Der soeben geschloffene deutsche Abgeordnetentag wählte eine ständige Deputation für regelmäßige Zusammenkünfte der deutschen Volksvertreter und sprach dem preußischen Abgeordnetenhaus,: die Anerkennung für seine Haltung in der Militärfrage aus.
Bremen, 22. Sept. Gestern Nachmittag ereignete sich in der am Bahnhöfe aufgcstellteu Nenz'schen Menagerie bas Unglück, daß bei der Dressur der Naubthiere ein Panther, in dessen Käsig sich der Thierbändiger befand, durch einen äußern Zufall in Wnth versetzt wurde, auf den Wärter znsprang und demselben Brust und Arme derart zerfleischte, baß der Unglückliche sofort in das Krankenhaus geschafft werden mußte. Nur mit Mühe gelang es, den Menschen von der wüthendcn Bestie zu befreien.
Bcr.lin, 29. Sept. In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses zog der neue Minister, Herr v. Bismark, den Etat für 1863 zurück, verspricht zeitige Vorlage des neuen Etats für- nächsten Winter nebst einem Gesetz, worin die Regierung die Dienstpflicht zum Heer regelt.
Wien, 27. Sept. Der Postofsicial Kallab wurde wegen Mißbrauchs der Amtsgewalt zu zehnjährigem schweren Kerker ver- urtheilt.
Pesth, 26- Sept. Heute Vormittag vor 10 Uhr ist das Gerüst bei dem Lcopoldstädter Kirchen bau eiugestürzt. Bis jetzt (11 Uhr 20 Min.) wurden von den Arbeitern 6 Tobte und ein schwer Verwundeter unter den Trümmern hervvrgczogcu.
Turin, 24. Sept. Die Prinzessin Pia hat von ihrem Pathcn Pins IX. ein kostbares Brautgeschenk erhalten: Zwei schwere Blätter von massivem Golde, die sich albnmarkig öffnen. Inwendig befinden sich zwei Reliquien von unschätzbarem Werlhe, ein Stück vom Schleier der heilige» Jungfrau und ein Dorn aus der Krone des Herrn. Tie beiden Reliquien und die deren Echtheit verbürgenden Belege sind mittelst eines Kranzes werlh- voller Edelsteine in die Goldblätter eingelegt. Die Blatter selbst sind mit der den Kunstarbeitcn der römischen Goldschmide eigenen Grazie gearbeitet. Tie Außenseiten sind mit zwei ausgesuchten Miniatnrbildern geschmückt. Dasjenige auf der Seite des Schleiers zeigt eine Nater dolorosa, daS auf der Seite des Dor- neS einen ücco domo! Das Prachtstück erregt allgemeine Bewunderung und wird von Kennern als das Juwel der Hochzeits- gabcn bezeichnet. Die Hochzeit der Prinzessin findet am 27. statt. (Also berichtet daS deutsche Volksblatt.)
Turin, 27. Sept. Die Hochzeit der Prinzessin Pia wurde heute mit dem üblichen Gepränge in der königl. Kapelle vollzogen. Der König von Portugal war durch den Prinzen Carignan vertreten. Morgen wird die neue Königin von Portugal vom König, den Prinzen und Ministern bis Genua begleitet.
Wir vernehmen, sagt die Opin. nat., daß die italienische Negierung beschlossen hat, die Amnestie der Besiegten von Aspro- monte zu proklamiren.
Paris, 27. Sept. Man liest in der Patrie: Die Reise der Königin von England nach Demschland war die Veranlassung zu einem Familienrath, der ein wichtiges Resultat zu haben scheint. Wir glauben zu wissen, daß in diesem Rath die Abdankung der Königin zu Gunsten des Prinzen von Wales beschlossen worben ist. Doch würde diese Abdankung erst nach der Vermählung des Prinzen v. Wales stattfinden. (N.-Z.)
Belgien. In Brüssel hielt König Lopold am 24. Sept. seinen Einzug. Der Empfang des greisen Fürsten, der sich durch sein constitntiouelles Regierungssystem die Liebe seines Volkes in hohem Grade erworben hat, war glänzend, Scenen des Jubels und der Rührung welckfelten. Die Popularität des greisen Fürsten, dessen Wiedergenesung von seinem Volke so herzlich gefeiert wurde, könnte den Neid gar manchen gekrönten Hauptes erregen. Die Fürsten können an diesem Beispiel sehen, wie dankbar die Völker sind, wenn mau ihnen nur zukommcn läßt, was ihnen von Rechtswegen gebührt.
New.Jork, 20. Sept. Das Resultat der Schlacht vom 17. d. ist unentschieden. Der Verlust der Unionisten beläuft sich
auf 6—10,000 Mann. Dreizehn Generale wurden verwundet und einer gelobtet. Die ganze südstaatlichc Armee ist über den Potomac znrückgegangen. Lie unionistische Garnison von Mnn. fordsville, 4500 Mann stark, hat sich am 17. d. ergeben. Tie Südlichen marschiren gegen Winchester. Bnndcskanonenbootc zerstörten Preutice am Mississippi. Tie Südlichen konzcntriren sich zu Goldborongh, um Ncwberu anzngrcifen. (Kr sr. Z.)
Der Schneider von Stuttgart.
(Fortsetzung.)
„Aber Ihr ließet Euch doch nicht einschüchiern und befandet auf Eurem guten Rechte?" fragte theilnchmend der Ritter.
„Edler Herr," antwortete achselznckend der Bogenschütz, „wo soll ein armer Bursche wie ich sein Recht suchen, wenn man es ihm nicht gutwillig zuerkeuut. Vergebens forderte ich die Erfüllung eines Versprechens, welches öffentlich und feierlich gegeben worden war, und als mir endlich daS Blut überwallke, und ich die Herren Kölner treulos und wortbrüchig nannte, da packten sie mich und führten mich vor den Rath, und einer der Schöffen, welcher dasaß, um meine Klage z» hören und Recht zu sprechen, nannte mich einen Ränkeschmied und streitsüchtigen Händelmacher, und gab den Befehl, mich mit Gewalt ans der Stadt zu bringen, mit dem Bedeuten, daß wenn ich es mir einfallen lassen sollte, wieder dahin znrückznkehren, man mir einen Platz im Thurme anweisen würde, wo ich dann meine fernere» Klagen znbringen könnte. So zog ich denn fort, unglücklicher »nd verzweifelter wie jemals, und so, edler Herr, habt Ihr mich getroffen, und wenn Ihr auch nicht im Stande wäret, das mir ange- thane Unrecht zu rächen, so seid Ihr mir doch tröstend und thcil- nehmend entgegen getreten, welches Euch Gott lohnen wolle, so wie cS mein Herz nie vergessen wird."
,,Aber damit ist Euch nicht geholfen, mein armer Freund, und ich denke eben darüber nach, ob es denn kein Mittel gibt, den Uebcrmnth dieser stolzen Bürger zu züchtigen und sie zu zwingen, Euch zu lbnii was Rechtens ist." K-
Der Bogenschütze wollte eben hierauf eine Antwort geben, als ein Ritter vor der Herberge erschien, und einige Augenblicke nachher in das allgemeine Wirthszimmcr trat. Es war inzwischen bereits völlig Nacht geworden, und der neue Ankömmling, welcher seinem Anzüge nach zu der Klaffe der reichen Handelsleute gehörte, würde vielleicht ziemlich unbeachtet geblieben sein, wenn er nicht selbst durch die Art und Weise seines Auftretens -die Aufmerksamkeit auf sich gezogen hätte.
„Ei, zum Henker, Meister Dietzmaun," rief der Fremde, indem er übellaunig durch die weite Halle schritt und sich einem bequemen Lehnstuhl näherte, der nickt weit von dem Platze stand, wo der Ritter und dessen Begleiter saß, „zum Henker, ist das eine Manier, einen Gast, der nun schon seit zehn Jahren Euer HauS besucht, eine halbe Stunde vör der Thür warten zu lasse», ehe sich Einer Eurer nachlässigen Schlingel sehen läßt, um Jemanden, der müde und hungrig ist, ans denüSattel zu helfen."
„Ich werde den Stock auf dem Nücke» dieser Faulenzer tanzen lassen, verlaßt Euch darauf, mein sehr achtbarer Herr Heuser," cntgegnete der Wirth, dem cs gar nicht darauf ankam, den Rü- cken Anderer in Gefahr zu bringen, wenn er den sciuigeu damit deckte, „inzwischen nehmt Platz und seid versichert, daß ich es au nichts fehlen lassen werde, um Euer» Appctiv zufrieden zu stellen und Euch die gute Laune wieder zurückzngeK' . Habe Euch übrigens schon erwartet, Herr Sebastian Heuser, denn ich weiß, daß Ihr immer einer der Ersten auf der Messe zu Frankfurt seid. Nun, macht es Euch bequem und theilt uns mit, was cs zu Köln Neues gibt."
Schon bei den ersten Worten, welche der Kaufmann gesprochen, hatte HauS Sindelfinger hoch anfgehorcht, als aber jetzt der Fremde seinen brcitkrämpigen Hut vom Kopfe zog und sich seines kurzen Mantels mit Hilfe des dienstfertigen Wirthes entledigte, richtete sich der Schütze halb empor, neigte sich zu dem Ritter und flüsterte in der höchsten Aufregung:
„So wahr ich selig zu werden hoffe, gestrenger Herr, er ist cs!"
„Wer denn?" fragte dieser, indem er den Schwaben neugierig anblickte.
„Niemand anders, als der Schöffe von Köln, welcher daS ungerechte Nrthcil gegen mich fällte und mich zur Stadt hinans- bringen ließ." _ (Fortsetzung folgt.)
Druck und Berlag der Ä. rw. Z a i i'e r'rLen Buckrtzandtung. Äevaktlov: -Hoizle.