Grund der von Omer Pascha gestellten Bedingungen zu unterhandeln. Die Türken find noch immer in Zabliak; fortwährend finden entscheidungslose Kämpfe statt. (K. Z.)
Lord Shaftesbury hat die Versicherung crthcilt, daß in Ostindien ungefähr 6 Mill. Ballen Baumwolle vorräthig lägen. Damit können für eine längere Zeit die englischen und deutschen Spinnereien auskommeu.
Prinz Kong, der Regent von China, hat einer englischen Gesellschaft die Konzession zu einer Cisenbahn zwischen Schanghai und Pecking ertheilt; cs ist die erste Eisenbahn im himmlischen Reiche und eine Art Revolution.
Newyork, 8. Aug. Bei Point-Pleasant in Missouri ist es zu einem Zusammenstoß zwischen den Bürgern und den Truppen gekommen, weil die Bürger sich der Einreihung in das Heer widersetzten. In Indiana hat man eine aus 15,000 Mitgliedern bestehende geheime Gesellschaft entdeckt, deren Zweck darin besteht, keine Steuern zu zahlen, und überhaupt den Conföderirlen behülflich zu sein. Der Kriegsminister hat einen Befehl erlassen, welcher es jedem Bürger, der zum Dienste in der Miliz verpflichtet ist, untersagt, sich ins Ausland zu begeben. Die Unions- Behörden sind angewiesen, derartige Personen in den Häfen und an der Grenze zu verhaften. Wer Freiwillige vom Eintritte ins Unionsheer abzuhalten sucht, wird verhaftet. <K. Z.)
Newyork, 12. Aug. Im virginischen Thale hat ein blutiger Kampf stattgefunden. Nachdem die Conföderirten unter General Jackson über de» Rapidan gegangen waren, entsandte General Pope zwei Armee-Torps, um ihrem Vorrücken Einhalt zu thun. Als die Conföderirten am Morgen ihrer Gegner ansichtig wurden, rückten sie vor, indem sie zahlreiche Batterien de- maskirten. Es kam nun zu einem heißen Gefechte bei Ccdar Mountain, welches von 3 Uhr Morgens bis zum Abend dauerte. Die Unionstruppen zogen sich schließlich aus dem Bereiche der Geschütze der Conföderirten zurück. Die Infanterie des Unions- Heeres erlitt schwere Verluste; außerdem büßten die Unionisten 2 Kanonen ein. Die Stärke der Conföderirten, welche im Feuer waren, wird auf 20,000, die der Unionstrnppen ans 7000 Mann geschätzt. In der auf den Kampf folgenden Nacht zogen sich die Conföderirten von Cedar Mountain zurück, gingen wieder über den Rapidan und schlugen, von den Unionstruppen verfolgt, die Richtung nach Orange Court-House ein. Mau glaubt, daß sic sehr bedeutende Verluste erlitten habe». (K. Z.)
Die Spieler.
(Fortsetzung.)
Diese Stimmung des ungetrübten Selbsibewußtseins, der Freude am Leben sollten sie nie wieder gewinnen. Sie hatten die Leidenschaft des Spiels kennen gelernt, — und Wenigen, die von dieser erfaßt werden, gelingt es sich, daraus zu retten! Der bitterste Verlust kann diese unselige Leidenschaft nicht ertödten, er facht sie vielmehr an, indem er die Begierde nach Wiedergewinnen aufstachelt. Der glänzendste Gewinn heilt diese Leidenschaft nicht, denn ist die Habsucht, die Geldgier einmal in der Brust erwacht, so steigert sie sich zur Unersättlichkeit.
Kaum waren Gottfried und Ulrich fort, so eilte Franz »ach dem Kursaale. Noch war die Zeit zum Spiel nicht da, erst in ein paar Stunden wurde es eröffnet. Er ging unterdessen in den Park, setzte sich auf einen einsamen Platz und begann etwas ruhiger zu überlegen. Zuerst tauchte der Gedanke in ihm auf: er habe unfreundlich gegen seine Gefährten gehandelt und Reue überfiel ihn. Er kannte sich scbstt nicht mehr. Gutmüthig, freigebig, wie er eigentlich von Natur war, hatte er hartherzig die Bitten und Forderungen der Freunde zurückgewiesen. Er meinte: es sei besser, ja es sei Pflicht den Freunden nachzueilen, ihnen ihren Verlust zu ersetzen, mit ihnen zur Heimat zurückzukehren. Schon hob er den Fuß, diesen Gedanken auszuführen; allein er konnte es doch nicht über sich gewinnen. Wenn er es noch einmal versuchte? Wenn das Glück ihm günstig war? Er konnte noch tausend Gulden gewinnen! Ja noch mehr! Er konnte zehntausend Gulden gewinnen! Ja, noch mehr! Doch nein, mehr wollte er nicht! Das wäre unbescheiden. Aber es war doch leicht möglich, daß er zehntausend Gulden gewönne! Dann konnte er ein eigenes Geschäft anfangen. Seine Braut — es überlief ihn heiß bei dem Gedanken — seine Bram sollte dann ein anderes, ein besseres Leben führen, als das bescheidene, das er ihr jetzt bieten konnte! War es nicht fast seine Schuldigkeit, noch einmal das Glück zu versuchen? Die Gelegenheit wurde ihm nie wieder
geboten! Seiner alten Mutter, seiner blinden Schwester konnte er dann eine bessere Unterstützung geben als bisher. Sein- Freunde konnte er beschenken und so wieder gut machen, was ec gegen sie gefehlt halte! Ja, noch ein Mal wollte er cs versuchen. Wenn er aber verlor? Gut, das sollte ihm ein Wink des Schick- sals sein. Dann wollte er nickt mehr spielen! Er beschloß auch, nicht die ganze Summe zum Spiele zu verwenden. Die Hälfte wollte er wagen, mehr nicht. Bei diesem Entschluß blieb er stehen! War das nicht so vollständig wie möglich? Was konnte die innere Stimme, die ihn fortwährend mahnte, nach Hause znrückzu- kehren, gegen diesen verständigen Entschluß sagen? Nein, der sollte ausgeführt werden
Er ging nach Hause, verbarg die Halste seines Gelbs in seinem Bette, und ging mit der ander» »ach dem Spielsaale! Er fühlte sich ordentlich erleichtert nach diesem festen Entschlüsse. Er meinte allen bösen Versuchungen widerstanden zu haben und durchaus richtig zu handeln. So trat er an de» grünen Tisch. Er setzte und gewann. Seine Unruhe schwand. Er verdoppelte den Einsatz und gewann wieder. Es ward ihm leichter. Jetzt meinte er das Spiel zu beherrschen — er durfte nur immer verdoppeln, so mußte er gewinnen. Aber das trog ihn. Er verlor drei vier Mal nacheinander — und bei dem Verdoppeln schwand sein Geld rasch! Wollte er bas wieder gewinnen bei seinem bisherigen kleinen Einsatz, giug es langsam, er mußte also höher svieien. Er verlor. Das Blut jagte ihm immer rascher durch die Adern, seine Wangen glühten, seine Augen wurden stier! Schon hakte er vier Fünftel seiner Baarschast verloren. Hättest du doch nicht gespielt, sagte die Stimme in ihm, das schöne Geld ist nun fort. Du mußst es wieder haben. „Da, hundert Gulden auf Roth!" — „Schwarz!" rief der Croupier — und strich kalt seine letzten hundert Gulden ein. Franz stand wie vernichtet, kalter Schweiß bedeckte seine Stirn, er wankte aus dem Spielsaal und ging willenlos nach seiner Herberge. Du könntest noch einmal hundert Gulden wagen, sagte der Versucher in ihm. Das Geld, die Banknoten, die Zahlen auf dem Tische tanzten vor seinen Augen! „Aber das letzte Mal" rief er sich zu, nahm noch hundert Gulden und eilte »ach dem Spielsaale zurück. Das Geld war in wenig Sätzen verloren! Dasselbe Spiel wiederholte sich " er ging »och zwei Mal nach Hause, verlor — und als er das dritte Mal mit dem Rest seines Geldes kam, war das Sp:?' geschlossen!
Er war hungrig, aber der Gedanke an essen machte ihn Schauder. Ec vermied es, nach seinem Gasthofe zu gehen, er vermied es, Menschen zu begegnen, weil er meinte, jeder müsse ihm ansehen, was in ihm vorging — und er warf sich in freiem Felde unter einen Baum! O wäre ich mit meine» Freunden abgereist, sagte es in ihm, und hätte meine tausend Gulden mitgenommen! Wie lustig hätten wir die Rückreise antreten können! Was konnte ich meiner Braut Alles mitbringen! Wie schön konnte ich unsere Wohnung einrichten! Das verwünschte Spiel! Aber morgen reise ich gewiß!
Warum reiste er nicht gleich? Die Leidenschaft des Spiels hatte ihn erfaßt. So wenig er es sich selbst gestehen wollte, so fest ihm sein Entschluß bäuchte, morgen abzureisen, so war tief in seinem Innersten der Gedanke versteckt: »och ein Mal, noch ein einziges Mal könntest du es versuchen!
Und der Gedanke siegte! Der Verstand schien es ihm selbst zu rathen. Die triftigsten Grunde sprachen dafür. Ob er nun zweihundert Gulden halte oder nicht, das war gleich. Wenn er im schlimmsten Falle auch diese verlor, so war Alles, wie es vorher gewesen. Er hatte dem Glück einmal die Hand geboten — und that dies im Lxhx„ ,,jcht wieder.
Mit den leise vor sich hin gesprochenen Worten: Nun gewiß zum letzten Mal! betrat er am Abend den Spielsaal. Das Glück war ihm günstig, er gewann fünfhundert Gulden. Mit erleichtertem Herzen ging er nach Hause. Aber auch in dieser Nacht floh ihn der Schlaf. „Du bist ein Thor," daß du dich heute früh so geängstiget hast! Man muß dem Glück nur trauen, es läßt einen nicht im Stiche! Du warst es nur noch nicht gewöhnt. Alle die Andern, die da spielen, sind ruhig und zucken mit keiner Miene. Sie verstehen cs eben besser. Würden sie so töricht sein, immer zu spielen, wenn sie verlieren? Nein, nein, morgen solltest du es noch versuchen. Deine tausend Gulden mußt du wieder haben.
(Fortsetzung folgt.) _—
Druck und Beklag «er LL. Zaiscr'sche» Buchhandlung. Siedatn«»: Hölzle.