Der junge Martin Frühauf (dicS war der Name des Söld­ner-) stammte nämlich aus einer alten Jägerfamilie, welche seit vielen, vielen Jahren ihre Heimath auf einem benachbarten ade- ligen Gute hatte und gleichsam zum Haushalt des jeweiligen Be­sitzers dieses Gutes gehörte. In dieser Familie war eS herkömm­lich, daß sämmtliche Söhne zum edlen Waidwerk erzogen wurden, und der älteste derselben erhielt dann immer die Försterstelle beim Edelherrn, während die jüngeren entweder als Gehülfen dienten, oder aber auf andern adeligen Gütern als Jäger untergebrachb wurden. Das aber erlebte man fast gar nie, daß eines der männlichen Glieder so aus der Art geschlagen wäre, um einen andern Lebensberuf zu erwählen, und ebensowenig kam eS vor, daß der Baron, welchem das Gut eignete, einen andern Mann, als einen Frühauf, zum Oberaufseher seiner vielen Waldungen ernannt haben würde. Somit bekleidete auch der Vater des jungen Martin die besagte Förstcrstelle, und da derselbe nur einen einzigen Sohn, nämlich den ebengenannten Martin, besaß, so zweifelte kein Mensch daran, daß dieser dereinst in das Amt seines Vaters eintreten werde. Auch wurde er von frühester Jugend an zum Waidmann erzogen und verstand sich schon in seinem vier­zehnten Jahre so gut auf Alles, was zu diesem Fach gehört, daß ihn der Edelherr, wenn er ans die Jagd ging, stets mitznnehmcn pflegte und ihn sichtlich allen seinen übrigen Bediensteten vorzog. Etwa sechs Jahre später starb der alte Förster, also zu einer Zeit, wo der junge Martin noch nicht volljährig war; dessen ungeachtet berief der Baron keinen fremden Jäger, soiidern über­trug vielmehr dem zwanzigjährigen Burschen die sämmtliche» forst­lichen Geschäfte seines weitläufigen Besitzthums, jedoch, wie man zu sagen pflegt, nur in provisorischer Eigenschaft, d. h. er wollte mit dessen definitiver Anstellung so lange warten, bis derselbe das fünfundzwanzigste Jahr erreicht habe. Kurz es war klar, daß Martin Frühauf der Nachfolger seines Vaters werden würde, und eS wäre sicherlich auch so weil gekommen, wenn nicht ein ein­ziger Umstand mit einem Male eine volle Umwandlung der Ver­hältnisse hervorgebracht hätte.

Der Leser muß nämlich wissen, daß der Baron, der bei dem Beginn unserer Geschichte bereits seine fünfzig oder mehr Jahre zählte, immer noch unbeweibt war, und sich auch oft und viel dahin ausgesprochen hatte, daß er nie in den Stand der Ehe tre­ten werde. Ja derselbe schien sogar dasWeibervolk" gerade­zu zu hasse», und trieb diesen Haß so weit, baß er in seiner ganzen unmittelbaren Umgebung kein weibliches Wesen duldete. Im Gcgentheil bestand seine sämmtliche unmittelbare Dienerschaft nur allein aus Mannspersonen, und sogar die alte Försterin, die Mutter des Martin, hatte die letzten zehn Jahre ihres Lebeus nicht mehr auf das Schloß kommen dürfen. Woher diese Abnei­gung des hohen Herrn gegen das schöne Geschlecht kam, wollen wir hier nicht näher untersuchen, doch schien sie, wenn man dem allgemeinen Gerede Glauben schenken durfte, darauf zu beruhen, daß derselbe in seinen jungen Jahren einmal eine äußerst bittere Erfahrung machte, deren Erinnerung ihn seither nicht mehr ver­ließ. Von der Zeit an nämlich, wo ihm die Erstgcliebte seines Herzens untreu geworden war, zog er sich gänzlich von allen Ge­sellschaften zurück, in welchem die Frauen eine Rolle spielten, und wenn er je durch irgend einen unvorhergesehenen Zufall in ein Haus oder ein Zimmer trat, in welchem ein weibliches Wesen waltete, so konnte man sicher darauf zählen, daß er in der Sekunde die Treppe wieder hinabeilte, um sofort sein Roß zu besteigen und im Galopp davonzusprengen. Kurz, jener Einen wegen, die ihn so schnöde betrogen hatte, verabscheute er alle Schürze und Unrerröcke, und so herzensgut er auch sonst sowohl gegen Nach­barn und Freunde, als auch gegen Diener und Untergebene war, so mied er doch allen Umgang mit Männern, welche Frauen oder Töchter hatten, und verabschiedete ohne Barmherzigkeit jeden seiner Bediensteten, der es sich einfallen ließ, in den Stand der heiligen Ehe zu treten. Auch nahm diese Marotte mit den Jahren eher zu als ab, und man hieß ihn deswegen in der gan­zen Umgegend nur den Junggesellensonderling. Nun traf es sich aber, daß der junge Martin gerade in der Zeit, da er volljährig wurde und sein Amt als erster Förster definitiv antreten sollte, durch einen Zufall oder vielmehr durch die Fügung des Himmels mit einem Mädchen bekannt wurde, dessen schöne Augen einen unauslöschlichen Eindruck auf ihn machten. Er wußte wohl, daß sein Herr ein Abscheu gegen Alles habe, was Weib hieß, und suchte deshalb die auskeimende Liebe aus seinem Herzen zu reißen, aber eS war Alles vergebens, denn je größere Mühe er sich gab,

Marie zu vergessen, um so öfter mußte er an sie denken. End­lich kam es zur Erklärung unter den jungen Leuten, und Martin versprach seiner Angebeteten, sie als Ehefrau heimzuführen. Er faßte sich also ein Herz, und da er wußte, daß ihn der Baron nicht blos wegen seiner vielen Kenntnisse, sowie wegen seiner sonstigen männlichen Eigenschaften hochschätzte, sondern ihn auch gleichsam wie einen Sohn, der unter seinen Augen aufgewachsen, liebte, so bekannte er ihm frei und frank, wie es um sein Inneres stand. Der edle Herr sah im Anfang weniger erzürnt als ver- wundert aus, und suchte seine» Jäger mit guten Worten von dem tollen Gedanken, wie er es nannte, eine Ehefrau zu nehmen, abzubringen; allein nach und nach, als er merkte, wie der Bursche fest auf seinem Willen beharrte, wurde er wärmer und erklärte ihm am Ende rund heraus, daß er seine Einwilligung zu einem solchen Bündniß nie geben werde.Ich gebe dir Bedenkzeit bis morgen," sagte der Edelhcrr am Schluß seiner Rede,denn es ist immer gut, baß man eine Sache vorder beschläft, che man einen definitiven Entschluß faßt. Auch bi» ich kein solcher Tyrann, um dir nicht vollkommen freie Wahl zu lassen, aber darauf hast du mein Ehrenwort, entweder bleibst du ledig und erhälst danu die Försterstelle, oder du heirathest und verlässest sofort meine Dienste." Mit diesem Entscheid war Martin entlassen, und die Nacht, die er nun zubrachte, war eine der bitterste» seines Le­bens. Nicht daß er nur einen Augenblick in dem, was er zu thun habe, geschwankt hätte, denn er war ein so ehrenhafter Bur­sche wie nur einer in der Welt; allein wenn er bann daran dachte, daß er wegen des Eigensinns des Barons die Stätte verlassen müsse, in welcher er aufgewachsen, so wollte ihm doch fast das Herz brechen. Viele Stunden lang schweifte ec planlos im Walde herum und grübelte immer darüber nach, ob cs nicht doch noch möglich sei, die harte Rinde, welche sich »m das Herz feines Herrn gezogen, aufzuthaue»; allein immer und immer mußte er sich wieder sagen, daß es hiezu gar kein Mittel gebe. Endlich jedoch, wie er aus dem dunklen Walde in das Helle Mondlicht heraustrat, fiel es ihm aus einmal wie Schuppen von den Augen, denn es war ihm gerade, als ob das Bild Mariens vor ihm Hinschwebe, und so rief er dann mit festem Tone:Mag kom­men was da will, ich werde handeln wie ein Mann." Nachdem er diesen Entschluß gefaßt, ging er getröstet in die Försterswoh- uung zurück, und schlief, ob er sich wohl sagte, daß es das letzte Mal sei, so gesund und fröhlich ein, wie wenn ihm statt seiner Entlassung ei» großes Glück bevorstünde. Den andern Tag aber trat er schon in aller Frühe vor seinen Herrn und erklärte ihm, obwohl bescheiden, so doch auf eine entschiedene Weise, daß er das seinem Mädchen gegebene Wort nie brechen werde.Dann geh' und lass' dich nicht mehr vor mir sehen!" rief sofort der Baron und winkte dem treuen Burschen, das Schloß zu verlassen.

(Fortsetzung folgt.)

Allerlei.

Einfache Prüfung, ob sich in der Mitte eines gefäll­ten Stammes anbrüchiges Holz befinde. Zu dem Ende legt man den Stamm horizontal mit jedem Ende auf eine Un­terlage, worauf Jemand mit einem Hammer gegen die eine Grund­fläche des Stammes schlägt, während ein anderer das Ohr der entgegengesetzten Grundfläche nähert. Ist der Stamm von ge­sundem Holz, so hört letzterer jeden Schlag hell und deutlich, sollte auch der Stamm 60 bis 80 Fuß laug sein. Wenn dage- ge» die Hammerschläge am andern Ende nicht hörbar sind, ober doch dumpf klingen, so ist dies ein Zeichen von Anbrüchigkeit im Innern des Stammcs. (Polyt. Notbl.)

Um das Geschlecht der Hühnereier zu erkennen, will Herr Genin ein Mittel gefunden haben, das in einer ein­fachen Wahrnehmung bestände. Er behauptet nämlich, daß alle Eier, welche den Keim für einen Hahn enthielten, an der Spitze merklich gefaltet, während die der Weibchen ganz glatt leien.

In den elektrischen Telegraphen hat man neue Feinde der Vogelwelt entdeckt. Nicht als ob der clectrische Strom- gcl, welche auf dem Drath sitzen, tödte, sondern weil die Vögel an den Drälhen sich die Köpfe einstoben und tobt zur Erde fal- len. Am meisten soll dies den Rebhühnern passircn.

Sinnspruch.

Beglückt ist der, der seine Rolle also spielt,

_ Daß, wenn der Vorhang fällt, er keine Reue fühlt.

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