Len arme französische Arbeiter vom Hungertod gerettet. — Auf welchen Gaben ruht da wohl mehr Segen? (Dfz.)
Der Fabrik St. Gobein in Paris ist eine große Glastafel, die man auf 150,000 Francs schätzt, beim Auspacken im Londoner Glaspalast in tausend Stücke zerbrochen. Ebenso ver« unglückte ein prachtvoller, in venetianischer Weise geschliffener Spiegel des Hauses Alesandre beim Einladen in Boulogne.
In Algier hielt jüngst der alte Marschall Pelissier eine große Revue im Schlafrock, Pantoffeln und Nachtmütze ab. Der alte Herr ist nicht richtig im Kopfe.
König Leopold der Belgier hat sich binnen wenigen Wochen zwei Stein-Operationen unterworfen und ist sehr schwach und krank.
Ragusa, 9. Mai. Am Skutari-See fand am 6. dies ein blutiges Gefecht statt. Die Montenegriner verloren 700, die Türken 600 Mann. Die Montenegriner haben sich gegen Niksich gewendet. (A. Z.)
Wer die Industrie-Ausstellung in London ganz und mit Nutzen sehen will, eile nicht zu sehr. Vor Ende Mai, ja vor Mitte Juni vielleicht sind nicht alle eingeschickten Sachen aufgestellt und übersichtlich geordnet.
' Newyork, 26. April. Die Bundestruppen haben das Bombardement auf das Fort Jackson unterhalb New-Orleans begonnen. Eine neue Schlacht wird ehestens bei Pittsburg er» wartet. — Die Gesandte» von Dänemark und Schweden find nach Monroe abgercist; man glaubt, sic würden nach Richmond gehell. (Fr. I.)
In Amerika wird an Krieg und Frieden zugleich gearbeitet. Die größte und blutigste Arbeit des Krieges steht bei Corinth und Aorkrown bevor, wo je 150,000 Mann der Südländer mit Hunderten von Kanonen von Schanzen und Wällen gut gedeckt stehen und den Angriff der Feinde erwarten. Bei Corinth kommandirt Beauregard, das militärische Haupt der Rebellen. Dem Ncbellenheer zu Aorktown am Pontomac steht der UnionS-General Clellan gegenüber; nach vielen großen Worten wird er sein großes Examen im Feuer bestehen müssen. Jeder wafjenfähige Mann vom 18.-45. Jahre muß in den Südstaaten in das Heer eintreten. So hat der südliche Kongreß beschlossen. — BaroN Mcrcicr dagegen, der französische Gesandte, arbeitet in Richmond am Frieden, der aber dann erst aufgehen wird, wenn der harte Boden tiefer mit Blut gedüngt sein wird.
Nahrungssorgen.
Eine wahre Begebenheit.
(Fortsetzung.)
Ungefähr zehn Minuten später fuhr ein Wagen vor; auf den Treppen und in der Vorhalle war ein Geräusch; ich hörte eine Stimme sagen: „Wenn Herr Cooper kommen sollte, saget ihm, ich wäre zu ihm gegangen." Nach wenigen Augenblicken wurde der Wagentritt herabgelassen, der Wagen fuhr fort und Alles war rubig. Wiederum griff ich nach dem Glockenzuge.
„Ist Sir H.... nun endlich einmal zu sprechen?"
„Ei, ei, er ist ansgesahre», mein Herr," sagte derselbe Bediente, der schon zweimal zuvor auf meinen Ruf herbeigekommen war. Darauf trat der Leibbediente ein. Mit vor Aerger bebenden Lippen frug ich ihn, warum man mich nicht bei Sir H.... vorgelassen? Man gab mir zu verstehen, daß meine Karte dem Herrn vorgezeigt worden wäre, dieser aber gesagt habe: „Ich habe keine Zeit, mich mit diesem Menschen abzugebcn," oder andere Worte ähnlichen Sinnes, und das Hans verlassen habe, ohne irgend weiter Notiz von mir zu nehmen. Ohne weiter ein Wort zu verlieren, als „Führen Sie mich zur Thür," entfernte ich mich, mir fest vornehmcnd, lieber unterzugehen, als noch einmal in der Eigenschaft eines Bittstellers dieses Haus zu betreten.
Zehn Jahre später verlor Sir H...., der ein leidenschaftlicher Spieler geworden, sein ganzes Vermögen und starb plötzlich an einem Schlagausall, der durch einen Ausbruch von Wuth herbeigeführt worden. So gab die Vorsehung diesem Manne seine» wohlverdienten Lohn.
Mehrere Stunden ging ich in der Stadt herum, um den Verdruß und den Kummer los zu werden, den mir der erzählte Empfang bei Sir H .... verursachte. Etwas mußte unternommen werden und das sogleich, wenn wir nicht buchstäblich Hungers sterbe» wollten. Nur zweier Personen konnte ich mich entsinnen, an die ich mich allenfalls noch um Unterstützung wenden könnte. Ich entschloß mich, einem berühmten und glücklichen Col
lege» meine Verlegenheit schriftlich darzustellcn, ihn offen und frei- müthig mit allen meinen Umständen vertraut zu machen und um ein mäßiges Darlehen auf kurze Zeit zu bitten; 100 Dollars war die Summe, die ich zu nennen wagte. Ich brachte jenen ganzen Abend damit zu, mir ein Bild zu entwerfen von der Aufnahme, die mein Gesuch finden werbe. Ich will jedoch den Leser nicht lange in Ungewißheit lassen. Nach Verlauf von etwa 14 Tagen erhielt ich auf mein Schreiben folgende Antwort:
„Hiemit erhalten Sie eine Kleinigkeit (10 Dollars) mit dem Wunsche, daß sie ihnen von Nutzen sein möge; ich kann jedoch die Bemerkung nicht unterdrücken, daß, wenn junge Leute eine Stellung im Leben cinnehmen wollen, ohne die hierzu nöthigen Fonds zu besitzen, sie sich nicht wundern dürfen, wenn es ihnen mißglückt.
vr. H . .. ."
Die andere Person, die ich im Auge hatte, war der alte Herr de Carvalho, unser spauischer Einmiether. Obgleich ein excentrischer und zurückhaltender Mann, der jeden Umgang mied, ausgenommen den seines schwarze» Lieblingsdieners, so glaubte ich dennoch, er könnte vielleicht freigebig sein. Da er von festem Charakter war, so wird man mir erlauben, im Vorbeigehen ein paar Worte über ihn zu sagen. Ich sah ihn äußerst selten, obschon er die ganze erste Etage meines Hauses inne hatte. Die Wahrheit zu sagen, war er nichts weiter als ein Ofenhocker den ganzen lieben langen Tag, Sommer und Winter — vor der Zudringlichkeit der Krämer-Rechnungen und der Besucher, die ihn gleichmäßig belästigten, durch eine große spanische Wand geschützt — mumienähnlich in Flanell und Pelze cingewickelt, unaufhörlich das frostige amerikanische Klima verwünschend und sich abwech- send durch Schlaf, Kraftsuppen rc. erquickend. Er war für seinen indischen Diener, der so was, wie Clinqnabor hieß, sehr eingenommen und doch konnte er ihm bei der geringsten Veranlassung die heftigsten Fußtritte und Schläge geben. In Allem was er that, war er streng pünktlich, so zum Beispiel bezahlte er, so lange er bei mir im Hause wohnte, seine Miethe jeden Viertel- jahrstag Morgens um 10 Uhr.
So beschaffen war der Mann, dessen Beistand anzusprechen ich zuletzt mir vorgenommen hatte.
^ Mit unendlicher Beklemmung und Verlegenheit setzte ich ihm meine Umstände auseinander. Er blickte düster drein und hörte nicht aus, sich hin- und hcrzubewegen, bis ich, vor Aufregung kaum der Sprache mächtig, damit schloß, ihn um ein Darlehen von 500 Dollars zu ersuchen; zu gleicher Zeit bot ich ihm an, die Lease meines Hauses als ein Sicherheitspfand bei ihm zu deponiren.
„Mein Gott!" rief er aus, in seinen Stuhl zurückfallend und seine Hände erhebend.
„Wollen Sie mir gefälligst diese Summe geben, Herr de Carvalho?" frug ich in einem ehrerbietigen Tone.
„Halten Sie mich etwa, Doctor, für einen Geldausleiher?"
„Nein, wahrhaftig nicht, mein Herr, sondern, mit Ihrer Erlaubniß, für einen gefälligen Freund sowohl, als Logisherrn."
„Ah so! Sie halten mich etwa für einen reichen alten Fils, der besonders deßwegen von Cuba hergekommen, um i sein Geld Jedem, der ihm in den Weg kommt, hinzuwerfen?"
„Darf ich um eine Antwort bitten, mein Herr?" sagte ich nach einer Pause.
„Ich kann cs Ihnen nicht leihen, Doctor," antwortete er gelassen.
Ich rannte die Treppe hinab, vor Wuth die Zähne knirschend. Tie Gottheit schien mich mit einem Fluche bezeichnet zu haben. Niemand wollte auf mich hören.
Am folgenden Tage hatte ich meinen Hauszins zu bezahlen. Durch die eingenommene Miethe von Herrn de Carvalho und vermittelst des Nothgeldes, das wir uns peinlich genug an unserem eigenen Leibe abgespart, gelang es mir, dieselbe zu berichtigen. Dann kam der alte Simpson. Großer Gott! wer vermag meine Gefühle zu beschreiben, als ich ihn meiner Thure zuhumpeln sah! Mit der Ruhe der Verzweiflung versicherte ich ihn höflichst, daß, obgleich es mir heute unmöglich sei, er doch am Morgen des kommenden Tages sein Geld erhalten werde. Sein gieriges schwarzes Auge schien mir die Seele durchbohren zu wollen. Er ging, dem Anscheine nach, zufrieden weg und ich stürzte nieder und segnete ihn knieend für seine Nachsicht.
(Fortsetz ung folgt.) _
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