Dien ft Nachrichten rc.
Seine Königliche Majestät haben vermöge höchster Entschließung die Stelle eines VrrwaltungSbeamten und zumaligen Lehrers der Berwal- tungS und Ncchtskunde an der polptcchnische schule dem Oberamtsaktuar Rüdinger von Nagold, derzeit Kollegialhülfsardciter bei der Obcrregic- rung, unter Verleihung des Titels u. Rangs eines Rcgierungsaffessors u. die Straßenbauinspektion Ehingen dem Ingenieur Beigel in Neckarweibingen übertragen; den Professor Rogg am oberen Gymnasium in Ehingen seinem Ansuchen gemäß wegen vorgerückten Alters in den Ruhestand versetzt; den Kameralamtsbuchhalter Wreland in Wangen auf die Buchhaltersstelle in Ochsenhausen und den Kameralamtsbuchhalter Haug in Neuencnstadt auf die Buchhaltersstelle in Güglingen, ihrem Ansuchen gemäß, versetzt.
Die von der Freihcrrlich v. Gllltlingen'schen Patronatherrschaft dem Pfarrverwescr Braungart in Bcrneck crtheilteNomination zu der evangelischen Stadtpfarrstelle daselbst wurde bestätigt.
Der erste evangelische Knabenschul- und Organistendienst in Waiblingen wurde dem Schulmeister Schettler in Scharnhausen, der Mittelschul- und Organistendienst in Heidcnheim dem Unterlehrer Burkhardt am Schullehrerseminar in Eßlingen, übertragen, die dem Unterlehrer Sch rast in Tübingen von der Freihcrrlich v. Gültlingcn'schen Patronatherrschaft crtheilte Nomination zu der Schulstelle von Garrweiler bestätigt, der Bitte des auf den ersten Schuldienst zu Lorch ernannten Schulmeisters Gchring zu Magstadt um Enthebung von dieser Stelle entsprochen und dieselbe dem Schulmeister Baur in Kilchberg übertragen, der erste evangelische Schuldienst zu Ebersbach dem zweiten Schulmeister Luippold daselbst, der evangelische Schuldienst zu Notzingen dem Schulmeister Stümpfle in Maiuhardt, der zweite evangelische Schuldienst zu Onstmettingen dem Unterlehrer Kißling zu Ulm übertragen.
Gestorben: Zu Biberach Zoller, Kaplan bei St. Michael, 34 Jahre alt; zu Stuttgart Regicrungsrath Ministerialkassier Weil, Ritter des Friedrich-Ordens, 6l Jahre alt; zu Thüngenthal der cvaugelischc Pfarrer Mäulen, 57 Jahre alt; zu Steruenfels der vensionirte Schulmeister Gräßle, 67 Jahre alt; zu Gronau der rcsignirte Schulmeister Bauer, 55 Jahre alt; zu Rietenau der evangelische Pfarrer Rau, 58' Jahre alt.
Tages- Neuigkeiten.
Stuttgart. In der 4. Sitzung der Kammer der Abgeordneten entwickelte Schott seine Motion auf geheime Abstimmung bei Abgeordnetenwahlen, die er schon auf vorigem Landtage eingebrachl hatte und die abgelehnt worden war. Die Motion wird der staatsrechtlichen Kommisston zur Begutachtung zugewiesen. Hierauf wurden die Kommisstonswahle» vorgenommen.
Ein Müllerknecht in einer Kunstmühle zu Gingen, Oberamts Heldenheim, ein 23jähriger braver Witrwensohn, war am Triedcylinder beschäftigt, einen Riemen anders zu richten. Der Riemen fiel herab, rollte sich auf, erfaßte die linke Hand des Mannes und riß ihm den Arm oberhalb des Ellenbogengelenkes völlig ab und die Kleider vom Leibe. In tödtlichcm Schrecken sprang er vor das Haus, und erst da sein Unglück gewahrend, rief er: Wo ist mein Arm?
Zwei Dinge find's, die in Süddeutschland am meisten Bedenken wider den preußisch-französischen Handelsvertrag erregen: die Einfuhr von Seide und Wein. Der Geheime Rath Delbrück ist zum zweitenmäl von Berlin an die süddeutschen Höfe gereist.
Kassel, 7. Mai. Von elf durch den Polizeidirektor vorgeladenen Landbürgerinelstern haben heute sieben die Anerkennung der Sechziger-Verfassung verweigert; vier haben die verlangte Erklärung abgegeben. (A. Z.)
Berlin, 9. Mai. Die Sternzeitung berichtet aus Frankfurt: In gestriger Bundestagssitzung wurde eine Eingabe der Kasseler Wähler in Betreff der kurfürstlichen Verordnung vom 26. April an die Reclamatiogskommissiou überwiesen. In Anbetracht der Wichtigkeit beantragt der preußische Gesandte die Ueberweisung der Eingabe au den hessischen Ausschuß und moti- virte den Antrag durch Hinweisung auf den bedenklichen Charakter der Wahlverordnung vom 26. April. Bei unmittelbar bevorstehender Ausführung sei Gefahr im Verzug. Die Maßregeln der kurhessischen Regierung drohe die Nachziehung schwerer politischer Folgen und dokumentiren außerdem einen Mangel an Rücksicht auf den Antrag Preußens und Oestreichs. Der kur- hcssische Gesandte hat sich eine Gegenerklärung Vorbehalten.
Im 27. Wahlbezirk in Königsberg ließ ein 74jähriger, völlig erblindeter Greis sich in das Wahllokal führen, um für die Candidaten der Fortlchrittsparlhei seine Stimme abzugeben. Derselbe erklärte auf Befragen, weßhalb er in seinem leidenden Zustande sich die Mühe des Weges mache: „mögen die Geschicke Preußens fallen wie sie wollen, niemals würde ich es meinen Nachkommen gegenüber vertreten können, am heutigen Tage nicht meine Stimme abgegeben zn^aHcn."
Der preußische Landtag ist auf den 19. Mai einberufen. — Georg v. Vincke ist in Berent-Stargardt (Westprenßen) gewählt, von den Ministern im Amte kein einziger, von den Ministern a. D. Schwerin und Patow.
/Auf Anrufen (Kuranda's) im ReichSrath gab Minister Graf Rechberg folgenden Aufschluß über die östreichischc Politik. Oestrcich, sagte er, wird stets in Deutschland die ihm gebührende Stellung festzuhalten bemüht sein. Bezüglich Italiens ist die Politik der Einmischung ausgegeben, seit 1859 ist Oestreichs Politik in Italien nur die der Verteidigung. In Kurhessen ist der Gesandte Oestreichs am Bundestag beauftragt, mit dem preußischen Hand in Hand zu gehen.
In Unter steuer in Oestreich gcrieth ein junger Mann in eine für seine Ehre sehr bedenkliche Geldklemme; in der höchsten Noth schrieb er an seine Mutter in Böhmen und bat um die Summe, die er brauchte. Die erschrockene Mutter lieh das Geld und schickte es umgehend. Der Brief kam aber nicht an und der junge Mann — erschoß sich. Kall ab in Wien hatte den Brief unterschlagen.
Bern, 30. April. Eine aus der Fabrik in Olten hervor- gegangcne Loco motive, welche für Italien bestimmt ist, soll das Problem, die Schnelligkeit und das Anhalten der Maschine von dem Willen ihres Führers abhängig zu machen, vollständig gelöst haben. Die vorgestern in dem Hauensteiutunnel mit ihr vorgenommene Probe ist laut Augenzeugen glänzend bestanden worden. Ohne die Schnelligkeit im mindesten zu vermehren, fuhr sie bei einem Gefälle von 28°/o den Tunnel abwärts, ohne daß sie gebremst wurde; ebenso wurde sie ohne alle Schwierigkeit sofort zum Stehen gebracht. Die äußerst einfache Vorrichtung ist die Erfindung der Köchlin'schen Fabrik in Mühlhausen. Da kein Geheimniß aus ihr gemacht wird, so wird sie bald überall zur Anwendung kommen.
Turin, 3. Mai. Garibaldi suchte am 29. und 30. April die Schlachtfelder von Solferino und San Martino und begab sich bann nach Descnzano, wo er vom Balcon des Hauses Mac- chioni eine Rede hielt, worin er wieder die „baldige Befreiung" Roms und Venedigs verhieß. In Pozzolengo sagte er: „Auf Wiedersehen in Venedig, und bald hoffe ich .... aber um nach Venedig zu kommen, muß mau sich vorbereiten und die Tapferkeit unserer Bersagliere nachahmeu, welche die ersten Truppen der Welt sind." — Padre Pantaleo, der Garibaldi'sche Feldprediger, sammelt in Sicilien Unterschriften für seine Petiton an den Papst wegen Umgestaltung seiner Politik. — Die italienische Regierung hat Lontracte behufs Lieferung von 210,000 Gewehren abgeschlossen. (F. I.)
In mancher Beziehung ist es interessant, daß im südlichen Theil Italiens die Geistlichkeit aus der Seite Victor Ema- nuels steht, sie will der großen Mehrzahl nach nichts von der weltlichen Macht des Papstes wissen. Diese nationalen und liberalen Geistlichen haben au Victor Emanuel folgende kurze und vielsagende Adresse gerichtet: „Der Fortschrittsvcrciu des italienischen Klerus an Victor Emanuel. Heil in Jesu Christo! Derselbe hegt den heißen Wunsch, ihn alsbald mit Garibaldi auf dem Capitol (in Rom) zu sehen. Venedig frei und ganz Italien vereinigt.
An die Nachricht der „Bayerischen Zeitung", baß Napoleon seinen Truppen befohlen habe, Rom zu räumen, glaubt zwar noch Niemand recht, in Allarm aber ist die politische und zumal die römisch-gesinnte Welt. Es heißt, Victor Emanuel werde von Neapel nach Rom gehen, an der Spitze von Truppen einziehen und die ewige Stabt zur Haupt- und Residenzstadt des italienischen Königreiches machen. Der Papst ist von feinem Landaufenthalte, der mehrere Wochen dauern sollte, eiligst nach Rom zu- rückgekchrt. Was wird Rom noch erleben? Die Politik knüpft an die Abtretung Roms einen Länderschacher. Napoleon verlangt für Rom die Insel Sardinien; denn umsonst ist der Tod.
Die Sammlungen des Erzbischofs von Lyon in Frankreich haben bis jetzt einen Peterspfennig von 900,000 Francs ergeben, dagegen die Sammlungen in ganz Frankreich zum Besten der von Hungcrsnoth arg dezimirten unglücklichen und beschäftigungslosen Arbeiter in der erzbischöflichen Hauptstadt Lyon selbst — 300,000 Francs. Mit der Million sranzöstsch-lyoneser Peterspfennige werden deutsche, spanische und italienische Flibustier equipirt und auf das bedauernswerthe neapolitanische Landvolk losgelaffen; mit der Viertelmillion französischer Liebesgaben wer-