Paris, 2. Mai. D«S Journal „Esprit public" schreibt: Marschall Niel werde nach Rom mit militärischen und diplomatischen Vollmachten gehen und den Schutz des Papstes mit den italienischen Forderungen in Einklang zu bringen suchen. (St.-A.)
Aus Paris wird geschrieben: Für die nächste Zeit werben im Tuilerienpalast die Staatsgeschäfte den Hofsestivitäten den Vorrang laste» müssen. Eine Reihe von sürstlichen Besuche» am Hofe Napoleon Hl. ist angesagt; dieselbe wird eröffnet durch die Königin von Holland, welche eine» Monat in Paris verweilen wird; auch der König von Holland und der Prinz von Oranien werden binnen Kurzem dort erwartct. Es heißt, diese Reise habe Bezug auf die Hcirath des holländischen Thronerben mit der Prinzessin Murat.
Paris. Wenn einem viel verbreiteten Gerüchte Glaube» zu schenken ist, so befindet sich Kaiserin Eugenie in hoff- nnngsvollen Umständen.
In Paris wird am 1. Mai das Hotel de la Paix eröffnet, das außer den vielen Salons 500 Zimmer enthält. Mobiliar und Gebäude zusammen kosten 20 Millionen Franken. Ei» Kaffeewirth, der einen Theil deS untern Geschosses gemietbet hat, zahlt für leinen Kopf 88,000 Fr. Miethe.
Brest, 1. Mai. Es sind neue Truppen und Kriegsmaterial nach Merik" geschickt worden. <St.-A.)
I» St. Omer ist ei» emeri.'irter Raucher gestorben, der außer einem ganzen Assoctiment von Cigarrenetnis, Tabaksdose», Tabaksbeuteln >i»o sonstige» Ranchniensilien, nicht weniger als 082 Pfeifen hinkerläßt.
Ans Athen kommt über Marseille die Nachricht, daß der ältere Sohn des Prinzen Luitpold von Bayern die griechische Thronfolge angenommen und sich bereit erklärt habe, den griechisch-katholischen Glauben anzunehmen.
Ragusa, 25. April. Bei Bjalapog hat eine Schlacht stattgefundcn, in welcher Hassan Pascha 4 Kanonen und 500 Mann verloren hat. (K. Z.)
Am 7. April besuchte der Prinz von Wales Hebron in Palästina. Er und sein Gefolge erhielten die Erlaubniß, die Höhle Machpella d. i. Abrahams Grab (1 Mos. 23—25) zu besuchen. Sie sind die ersten Christen, die seit den Kreuzzügen, also seit fast 700 Jahren, die Höhle betreten durften. Die darin befindlichen Gräber Abrahams, JsakS, Jakobs, Josephs, der Sara, Rebekka und Lea sind in schönster Ordnung erhalten. Der Statthalter mußte persönlich ein paar fanatische Muselmänner entfernen, die wülhend waren, daß Giaurs den heiligen Ort betreten durften. Der englische Thronfolger wird überall von einem kleinen Heere regulärer Truppen begleitet.
London, 1. Mai, 2*/s Uhr Nachmittags. Die Eröffnungsfeier der zweiten allgemeinen Industrie-Ausstellung ist so eben bei einem sehr großen Andrange des Publikums beendet worden. Der Eindruck war prachtvoll. Die musikalische Produktion ist über alle Erwartung erfolgreich ausgefallen. Lord Palmcrston und der Herzog von Cambridge wurden allenthalben mit Hurrah begrüßt. Ein Unglück ist, so viel bekannt, nicht vorgefallen.
New York, 18. April. Die Bundestruppen griffen die Forts Jackson und Philipp an, welche die Zugänge von New- orleanS verthcidigen. Die Sonderbündler haben Corinth stark verschanzt. Ein Ausfall der Sonderbündler von Jorktvwn ward zurückgeschlagen; Bundeskanonenboote bombardirten Dorktown erfolglos. Die Einnahme Pnlaski'ö bestätigt sich; 47 Kanonen und eine entsprechende Quantität Munition fielen in die Hände der Bundestruppen. (A. Z.)
Tie Deutschen in Amerika sammeln zu einem Ehrcnsäbel für ihren Landsmann Sigel, der in den letzten siegreichen Schlachten trotz aller Ränke seinen Berus zum Feldherrn glänzend bewiesen hat.
Vera-Cruz, 3. April. Frankreich hat die Konvention von Solcdab nicht gebilligt. Die französischen Truppen kehren nach Vera-Cruz zurück und werden am 15. »ach Mexiko abgehen. Admiral Junen wird die Küstenforts angreisen. (T. d. St.-A.)
Mexiko, 3- April. Auch die Spanier marschirc» auf Mexiko loS. (St.-A.)
Ntrhrttttgssorsrn.
Eine wahre Begebenheit.
(Fortsetzung.)
Herr Williams, welcher schwer athmcnd an dem Kamine saß, empfing mich mit außerordentlicher Artigkeit, und nachdem
er seiner Nichte, einer reizenden fungen Dame, einen Wink, sich zu entfernen, gegeben, sagte er mir, die Bemerkungen, die ich ihm neulich im Park gemacht, hätten ihn so sehr interesstrt, daß er nicht abgeneigt wäre, meinem Rache zu folgen und sich ganz und gar meiner Behandlung anzuvertranen. Darauf ließ er sich auf die Geschichte seiner Beschwerden ein. Ich fand seine Constitution förmlich zerrüttet, so daß sie in sehr kurzer Zeit aufge- rieben sein würde. Ich sagte ihm jedoch, wenn er sich genau an meine Vorschriften hielte, so könnte ich ihm große, wenn auch' nicht dauernde Erleichterung versprechen. Er horchte auf das, was ich sagte, mit dem größten Interesse.
„Glauben Sie, Doctor, mich noch zwei Jahre am Leben erhalten zu können ?' sprach er mit einiger Bewegung.
Ich gestand ihm, daß ich m't S- herheit ihm soviel zu ver- sprechen nicht im Stande wäre.
„Der einzige Grund, warum ich diese Frage gestellt," antwortete er, „ist meine geliebte Nichte, jene junge Dame, die uns eben verlassen. Wenn ich nicht mehr zwei Jahre oder achtzehn Monate leben kann, wäre es für sie eine sehr traurige Sache." Er seufzte tief und fügte kurz abgebrochen hinzu: „Doch davon später noch. Ich hoffe, Sie morgen wieder zu sehen, Doctor."
Er that es nicht anders, ich mußte zwanzig Dollars von ihm annehmen für d'e zwei Besuche, die er, wie er sagte, empfange», und ich verabschiedete mich.
Ick für": mich wie nmgewandelt, ein ganz neuer Mensch, als icb nach Hanse ging. Seit vielen Monaten war mir nicht io lejchi und wohl zu Muthe gewesen, denn ich konnte mich des Gedankens nicht erwehren, daß ich nun die schönste Gelegenheit hätte, mir eine ansehnliche und lohnende Praxis zu erwerben. Meine Frau theilte meine Freude und wir waren den übrigen Theil des Tages so glücklich, als hätten wir die enormen Schwierigkeiten, die uns entgegenstanden, schon überwunden.
In jener Woche machte ich Herrn Williams jeden Tag meine Aufwartung und erhielt für jeden Besuch zehn Dollars. Am Sonntag traf ich mit dem Familienarz:, vr. Pauker, zusammen. Er war ein höflicher aber stolzer Mann, und es schien ihn unangenehm zu berühren, daß Herr Williams mich zu sich berufen. Nichts in der Well ist leichter, als daß diejenigen Mitglieder unseres Berufes, die es schon zu einer hohen Stufe gebracht, ihren jüngeren Brüdern das Brod aus dem Munde nehmen und das noch dazu mit dem besten Anstand von der Welt. So erreichte auch der Familienarzt im gegenwärtigen Falle seinen Zweck.
Er versicherte Herrn Williams, daß für ihn nichts zuträg- licher wäre, als eine Luftveränderung — natürlich konnte ich damit nur überciiisiimmen.
«Je früher," sagte er, „Herr Williams die Stadt verläßt, desto besser.
Mr. Williams frug mich, ob ich diese Meinung theile?
„Ganz gewiß war meine Antwort.
^ Zwei Tage daraus begab er sich nach Westpoint und ich verlor den besten, ja den einzigen Patienten, den ich damals überhaupt hatte; denn Mr. Williams starb nach einem Aufenthalte von drei Wochen in Westpoinl.
Dieser Umstand drückte auf's Nene meinen Mnth und meine Hoffnung nieder. Der vorübergehende Glücksschimmer schien bloß dazu gedient z» habe», mir die Qualen des Tantalus zu verursachen, und die Bitterkeit des Gegenthcils desto fühlbarer,^: .a.hen. Mein Geldvorrath war von 3000 Dollars endlich bi» auf 25 Dollars baar geschwunden; meine ischulden beliefen sich aus hundert Dollars und darüber, und in sechs Monaten waren abermals 225 Dollars dem alten Wucherer verfallen. Inzwischen hatte ich auch meine Frau entbunden, und das v -n neuer Anlaß zu Ausgaben, denn sowohl sie als auch m? u. ächerchen waren nicht in dem beste» Gesundheitszustände. Immer noch wünschend, sich nach dem niedrigen Stande unserer Verhältnisse zu richten, brach sie mir eines Tages fast das Herz durch den Vorschlag, unser Dienstmädchen zu enOoffen, bereu Arbeit zu verrichten nun mein arme, holde EnDa selbst unternehmen wollte. Das war - viel! Thränen e g ollen meinen Augen, als ich sie an mein Herz drückte und versicherte, die Vorsehung wer?- uns gewiß noch bessere Zeiten schenken. Ich sagte das wohl allein mein Herz war voll Bangigkeit und Besorgnis, es möchten noch schlimmere Tage für sie Hereinbrechen.
_ (Fortsetzung folgt.)
Druck und Leriag d» Ä. W. 0 ui sc r'sa,n Buchend!»»,. R-dottwu: vötjlk.