Dienttnachrichten rc.

Seine Königliche Majestät haben vermöge höchster Entschließung die evangelische Pfarrei Kocherstcinsfeld, Dekanats Neuenstadt, dem Pfar­rer Vaihinger in Nehren, Dekanats Tübingen, die evangelische Pfarrei Sontheim, Dekanats Münsingen, dem Stadtvikar Haug in Murrhardt, Dekanats Backnang, und die evangelische Helfersstcllc in Bönnighcim, Dekanats Besigheim, dem Pfarrvcrweser Hermann in Eybach, Dekanats Weißlingen, die erledigte Straßcnb.iuinspektion Biberach dem Straßenbau­inspektor Marken i» Ehingen, das erledigte Obcramlsphpsikat Hall dem Obcramtsarzt Dr. Krauß seinem Ansuchen gemäß übertragen; dem Rek­tor der polytechnischen Schule, Dr. Gugler, auf seine Bitte um Enthe­bung von den Funktionen eines Vorttandes der Gesammtanstalt unter Belaffung desselben auf der Stelle eines Rektors .der mathematischen Ab­theilung dieser Anstalt entsprochen und zum Direktor der polytechnischen Schule auf sie zweite Hälfte des Schuljahrs 186162, sowie auf das Schuljahr 186263 den Professor Dr. Holtzmanu an dieser Anstalt er­nannt; die Cameralamtsbuchhalter Guoth in Heilbrvnn und Schmid in Eßlingen gegenseitig versetzt; den Posthaltereidicnst in Hcilbronn dem Fr. Heinrich Schober daselbst mit dem TitelPosthalter^ und die neu errichtete Posterpedition in Döttingen am Kocher nebst der in^ciii Postamt verwandelten bisherigen Relaisponhalterei daselbst dem dortigen Posthal- tcr Kozel übertragen; den Forstwart v. Knöringen zu Hirschblatt, Forsts Weingarten, wegen körperlicher Dienstuntüchtigkeit unter Verleihung des Titels und Rangs eines Ncvicrförsters seiner Stelle enthoben; zur Vollziehung des Art. 23 des Gesetzes über Feldwege, Trepp- und Ucber- fahrtsrcchte die Errichtung einer Centralstclle für Landescultursachen mit den Befugnissen eines tzandescollegiuins verfügt und s) zum Vorstande dieser Behörde den Vortragenden Rath im Ministerium des Innern, Ober­regierungsrath v. Fleischhauer, l>) zu weiteren Mitgliedern: von den Beamten des Ministeriums des Innern: die Regierungsräthe Müller und Jäger, sowie den Kanzleidirektor des Ministeriums des Innern, Re­gierungsrath Schwander, von den ständigen Mitgliedern der Central­stelle für die Landwirthschaft: den Direktor der land- und forstwirthschast- lichcn Akademie in Hohenheim, v. Walz, den Oberregierungsrath v. Op- pel und den Rcgierungsrath v. Reinhardt ernannt; die evangelische Helferstelle in Crailsheim dem Stadtvikar Seperlen in Stuttgart, und die Stadt- und Garnilonspfarrei dem seitherigen Verweser derselben, Kap­lan Stark in Ulm, übertragen.

Der Bischof von Nottenburg hat die Pfarrei Ettinkirch im Land- kapitrl Tettnang dem Pfarrer Bomas von Razenried verliehen. Von dem Fürsten von Waldb»rg-Zeil-Trauchburg ist auf die Pfarrei Zeit im Landkapitel Leutkirch Kaplan Stark in Wolfegg, und von dem Fürsten von Waldburg-Zeil-Wurzach auf die Kaplanei in Kißlegg im Landkapi­tel Wangen dem Verweser derselben, Geiger, patronatisch ernannt worden.

Der erledigte erste Schuldienst zu Lorch, Dekanats Welzheim, wurde dem zweiten Schulmeister Geh ring zu Magstadt, der erste Knabenschul- und Orgauistendienst in Waiblingen dem Schulmeister Schettler in Scharnhausen, und der Mittelschul- und Organistcndienst in Heidenheim dem Unterlehrer Burkhardt am Schullehrer-Seminar in Eßlingen über­tragen.

Die von den Vormündern des Grafen Alfred v. Neipperg dem Un- terlchrer Bräuchle zu Schwaigern zu der Schulstelle zu Neipperg cr- theilte Nomination wurde von der Oderschulbchördc bestätigt; ebenso die dem Unterichrer Schraft in Tübingen von der Freiherr!, v. Gültlingen- schcn Patronathcrrjchaft crthciltc Nomination zu der Schulstelle in Garr- wciler.

Gestorben: Zu Hcilizenbronn der katbol. Pfarrer Neubrand, 42 I. alt; zu Dotternhauscn der kath. Pfarrer Zell, 50 I. alt; zu Wald­bach der cvang. Pfarrer Häußler, 38 I. alt; zu Böblingen Oberprä­zeptor (a. D.) Jcttcr, 77 I. alt; zu Stuttgart der frühere cv. Pfarrer rn Heslach, Rothacker, 60 I. alt; zu Bartenstein Stadtarzt Dr.- ser, fürstl. Hofrath. "

Tages- Wenigkeiten.

Stuttgart, 30. April. Gestern konstitnirte sich die freie Genossenschaft des hiesigen Schneidcrgewerkes, nachdem die Sta­tuten und die Werkstättcordnung von Seiten der K. Stadtdirek- liou die Genehmigung erhalte» haben. Beigctreten sind sämmt- lichc gegenwärtige Meister, mit Ausnahme von 6. (N.-Z.)

Stuttgart, 3. Mai. Der Landtag wurde durch den Herrn Minister v. Linden eröffnet. Der König besuchte die Stiftskirche und wohnte der Eröffnungspredigt bei. Die Thron­rede verkündigt Gesetze: über Handelsgesetz, Volljährigkeit, Eigen- rhumserwerbung durch Ausländer, Creditgesetz für Studirendc, Complerlastcngesetz, Civil- und Strafverfahren, Preßgesetz, Ver­einsgesetz, Eisenbahnbanten und Verhandlungen mit Nachbarstaaten.

Stuttgart. Dem Vernehmen nach werden die Herren Mohl, Schäffle und v. Varnbüler sich in der Kammer gegen den französischen Handelsvertrag erklären.

Vom Fnße der Teck. Zn der tragischen Doppelmord­geschichte von Ohmden entwickelt sich ein neuer Akt; zwei Ange­hörige der Gemeinde Ohmden sind durch neu bekanntgewordene Jndicicn in Hast genommen worden. Ein Weib, von Gewissens­bissen geplagt, soll dem Gerichte Eröffnungen gemacht haben, die zur Verhaftung dieser Personen geführt. Wie sich der Schleier von dieser gcheimnißvollen Mord- und Raubgeschichte löst, muß die Zukunft lehren, besondHs der schwervcrdächkige Schäfer

noch keine Geständnisse gemacht hat. Mit der Hoffnung auf Obstertrag steht es nicht so schlimm, wie bange Gemüther be­fürchten und werden wohl die geleerten Obstmostfässcr wieder ge­füllt werden. Die Holzpreise sinken um 25«/o, was man dem häufigeren Gebrauch der Steinkohle zu verdanken bat. jN.-Z.»

Die süddeutschen Bischöfe, welche die Romfahrt mit­machen, darunter die von München, Speyer und Bamberg, ver­sammeln sich mit den ostfranzösischen Kollegen in Straßburg, von wo sie nach Marseille zur Einschiffung sich begeben, denn den ch ch ch piemontesischen Boden wollen sie nickt berühren. Der Bischof von Metz, der auch mitgeht, hat vorher alle Gläubigen eingeladen, reichliche Almosen an ihre Pfarrer zu geben,- damit er nicht mit leeren Händen vor dem heiligen Vater erscheine.

Der Berliner Hof erwartet hohen Besuch. Tie Gesandt­schaft des Kaisers von Japan wird von Paris aus eine Rund­reise nach London, in den Haag, nach Berlin, Petersburg und Lissabon antreten. Einen schwierigen Posten haben dabei die ar­men Cercmonienmeister, wenn sie die Namen der japanefiichen Herren rufen müssen, z. B. Lalrono-ouIoki-Ziiiioä-Loliki-irokamr; so heißt das Haupt der Gesandtschaft.

Der Wahlsieg der Fortschrittspartei in allen Provinzen des preußischen Staates ist entschiede». Die in Berlin eingetrof- senen Nachrichten sind bereits so vollständig, daß spätere das allgemeine Resultat nicht mehr wesentlich ändern können. Das Land hat sich fast mit Einstimmigkeit für die Majorität des auf­gelösten Abgeordnetenhauses erklärt. Die Bctheiljgnug an den Wahlen war fast überall stärker als in den letzten Jahren, und das Volk zeigte eine bewundernswerthe Disciplin.

Wien, 1. Mai. Heute, als dem Jahrestage der Eröff­nung des Reichsraths, erklärte Minister von Schmerling Namens des Kaisers, daß ein Gesetz bevorstehend sei, welches fortan die Minister auch dem Reichsrathe verantwortlich machen werde.

Oestceich feiert in diesem Jahre ein papierneS Jubi­läum. Im Jahre 1762 gab Kaiserin Maria Theresia in großer' Noth des siebenjährigen Krieges das erste Papiergeld ans, für 12 Millionen Gulden Banknoten. Das papierne Geld war ein kleines Häufchen und ist seitdem zu einem Berge angewachscn, an dessen Abtragung die Staatsmänner vergeblich arbeite». Der Jubiläums-Jubel ist nicht groß.

Am grünen Donnerstag spendete Papst Pius IX. vom Balkon der Peterskirche in Rom der Stadt und der Welt den Segen. Man braucht kein Katholik zu sein, um von dieser Hand­lung und dem Schauspiel, das sie bietet, ergriffen zu werden. Ueber der mächtigen Domkuppel und dem kolossalen Platz, den viele Lausende von Menschen aus allen Erdtheilen anfüllen, wölbte sich der durchsichtige Himmel, goldenes Licht überstrahlte die Men­schenmassen, die den Segen erwartend hinaus zu dem Balkon schauen. Unter dem Donner der Kanonen der EngelSbnrg er­scheint der Papst und erhebt segnend die Hände, und alles Volk neigt das Hanpt, kniet und betet der Fürst neben dem Bett­ler. Nach dem Segen begab sich der Papst in die Basilika von St. Peter, deren linkes Querschiff zur Fußwaschung von dreizehn Pilgern hergerichlet war. In weißeil Gewändern und derwischähnlichen Mützen saßen sie unter einem Gobelin, welches das Abendmahl darstellte, und demüthig ging der Papst von einem znm andern, um ihm den niederen Dienst der Fußwaschung zu erweisen. Später bediente der Papst dieselben Pilger beim Mahl, welches ihnen im Palast gereicht wurde. Diesen anstren- genden Dienst verrichtete der h. Vater ohne Beschwerde.

Nom, 1. Mai. Die ganze königlich neapolitanische Fami­lie hat mit dem Papst zu Porto d'Anzio gespeist. Der Papst kehrt am Samstag zurück. ' (St.-A.)

In Mailand trifft seit einigen Tagen eine große Anzahl ungarischer Deserteure ein, welche die in Venerien stehende öft- reichische Armee verlassen.

Neapel, 2. Mai. Beim Empfang der Senatoren und Abgeordneten sagte der König: Die öffentliche Sicherheit ist noch nicht hcrgestellt, weil Rom fortwährend de» Mittelpunkt der Con- spirationen ist. Ebenso wie der größte Thcil der Italiener wünsche, daß Nom die Hauptstadt Italiens werde, ebenso wün­schen die meisten Französin, daß die Occupatio» Noms anshöre.

Paris, 1. Mai. DiePresse" und dieOpinion natio­nale" kündigen die Rückberufung von Goyon an; diePatrie" hält cs für richtig, daß Goyon demnächst in Paris ankomm.cn werde. General Hugues werde das intcrmistische Kommando der Armee erhalten. (T. d. St.-A.)