thige Frau bat sämmtliche Napoleon'sche Feldzüge mitgemacht: in Italien und Egypten, in Deutschland, in Spanien, Park», gal, Rußland, wieder in Deutschland und schließlich in Afrika.

Paris, 5. Febr. Als ein neuer Beweis des englischen NationalgcisteS und der Sorgfalt, mit der die englische Regie­rung ihre Unteuhanen beschützt, gleichviel, welche Stellung sie in der menschlichen Gesellschaft cinnehmen, und auf welchem Punkt der Erde sie sich befinden, möge Folgende» dienen:Bor den letzten Assissen des Departements deS Bauches du Rhone erschie­nen zwei englische Matrosen unter der Anklage des Mordes. Ihre Berlheibigung war Herrn Martial Bonteille anvertrant und dem Talent des jungen Advokaten gelang es, eine Freisprechung zu erwirken. Sogleich eilte der in Marseille rcsidirende englische Consul zu dem Vertbeidiger nach Aix, dankte ihm und bot ihm sein Honorar an. Der Advokat weigerte sich, cs anzunehmen, worauf sich der Consul mit den beiden Matrosen entfernte und sie mit Geld ver'ehen nach England schickte. Andern Tags kam jn Aix eine Kiste mit der Adresse des Advokaten an. Man packte sie aus, und fünf prächtige, reich eingebundene Bände ka­men zum Borschein, auf denen sich die Wappen der Königin Vic­toria uub folgende Inschrift befanden:Die englische Regie­rung dem Herrn Marlial Bonteille, Advokaten in Aix, als An­erkennung für das Talent, den Eiser und die Uiieigennützigkcit, mit welcher er ibre Unterthanen vcrtbeidigte." Diese fünf Bände enthalten die Sammlung der englischen Gesetze. Als Advokat werden sie ihm vielleicht wenig nützen, aber als Bürger kann er gerechlerweise stolz auf ihre Inschrift sein." (N.-Z.)

Der Pariser und europäischen Neugier steht ein Prozeß zwischen Vater und Sohn bevor. Fina »zminister Fould in Paris will die zwischen seinem Sohne und Fräulein Valerie geschlossene Ehe gerichtlich lösen lasse». Valerie, nunmehr Frau Fould jr., stand ebemals in sehr freundlichen Beziehungen zu dem Finanzministcr, der nicht besser für den Schliff seuies Soh­nes sorgen zu können glaubte, als indem er denselben in Gesell­schaft der jungen Dame brachte. Der junge Fould ging ganz in die Absichten seines Vaters ein und heirathetc zum Tank für die erhaltene Erziehung die Erzieherin. Das war aber sehr ge­gen den Willen des Vaters, der sofort einen Scheidungsprozeß austrengte.

Jn Warschau ist es jetzt, da Katzenmusiken nicht mehr geduldet werden, Mode geworden, mißliebige» Personen Briefe in Masse zuznsendcn, in denen nicht weiter geschrieben steht, als Miau!"

Bei Bucharest ist eine Banern-Revolution ausgebrocheu. Die Aufständischen sind auf dem Wege nach der Hauptstadt und habe» Beamte gemißhandelt und getöbtct. Fürst Cnsa hat Trup­pen entgegengeschickt.

Ein junger Nichtsnutz in London, Namens Windham, der ein jährliches Einkommen von 14,000 Pfund Sterling, oder 98,000 Thaler hatte, verschwendete sein Geld auf unsinnige Weise mit liederlichen Weibern und Freunden. Seine nicht viel mehr taugenden Verwandten ließen ihn für wahnsinnig erklären und strengten einen Prozeß gegen ihn an, um ihn zu beerben. Sie verloren den Prozeß, der viel Skandal gemacht und über 50,000 Pfund Sterling gekostet hat.

London, 6. Febr. Im Parlament wurde durch Kommis­säre die Thronrede verlesen. Die Königin habe im Ausdruck des Mitgefühls aller Classen der Nation einen Trost für ihre Heimsuchung gefunden. Die Beziehungen zum Ausland seien freundlich, es finde kein Grund Statt einen Friedcnsdruch zu be­sorgen. Eine große Bedeutung habe die Spannung wegen der Trentangclegcuhcit zwischen England und Amerika gehabt, sie sei jedoch in befriedigender Weise durch Freigebung der Commissäre und Dcsavouirung WilkeS gelöst. Eine französisch-englisch-spa- »ische Convention wurde angekündigt, um von Mexiko Geuug- thuung für erlittene Beschädigungen zu erhalten. Die Urkunden hierüber werden vcrgelegt. Mit China sei eine Verständigung erreicht, die Ausführung übernommener Verpflichtungen jener Macht durchgesctzk, weßhalb die Landtruppen zurückkehrlen und die Flottenabihcilung vermindert werde. Es sei stets Wunsch der Königin von ihrem Einfluß im Sinne des Friedens Gebrauch zu machen. Mit Marokko habe man eine Ucbercinkunft getroffen, um ihm Mittel zur Erfüllung seiner Verbindlichkeiten zu ver­schaffen. Bezüglich der Ausgaben wird versichert: eS werde die gewissenhafteste Sparsamkeit geübt. Innere Gesctzesreformen werde» angekündigt. Es wird bedauert, daß gewisse Industrie­

zweige gelitten hatten, man glaube aber mit Grund anuchmen zu dürfen, der Landesznstand sei befriedigend. Die Adressen an die Königin wurden nach den ministeriellen Erklärungen sogleich angenommen. England werbe die Neutralität gegen Amerika aufrecht erhalten, und sei nicht geneigt, den Mexikanern die Form ihrer Regierung vorzuschreiben. Derby interpcllirt wegen der mexikanischen Convention. (T. b. N.-Z.)

DaS Reuter'sche Bureau bringt folgende Nawricbten aus Newyork vom 21. Januar. Die Nachuebt von einer Schlacht in Kentucky bestätigt sich. Dieselbe wüthete sehr heftig von 6 Uhr Morgens bis zum Einbrüche der Dunkelheit, wo die ganze Streitmacht der Conföderirten in Verwirrung in ihr Lager floh. Alle ihre Kanonen, Vorrälbe, Zette und Pferde fielen den Unio« nisten in die Hände. 275 Consöderirte sollen geblieben sein. Auch der Verlust der Univniste» war bedeutend. Das 10. Re­giment ausHJndiaiia verlor 75 Mann an Tobten und Verwun­deten. Jn New-Iork herrschte nach dem Eintreffen der Nach­richt von dem erfochtenen Siege großer Jubel. Die Banken vermehrten fortwährend ihre Specie Reserve und reducirte» ihre Anleihen. Keine der Banken von New-Uork weigerte sich, ihr« Noten in Gold cinzulösen. Der Geldmarkt war unverändert.

Allerlei.

sBeim Lickte einer Cigarre.j Es dürfte schwer- lich der deutschen Lesewelt bekannt sein, daß die verbreitetest« Zcilschr fl Deutschlands, die allbekannte Gartenlaube, beim Lichte einer Cigarre und hinter Eisengittern entstanden ist. Es war im Jahr 1852, als der Buchhändler Ernst Keil in Leip­zig in Folge politischer Vergehen eine ncunmonatliche Haft im Schlosse Hnbcrtusburg zu verbüßen batte. Die damaligen Ge­fangenen hatten strenge Ordre, »ach 6 Uhr das Licht z» löschen, und I'o blieb den armen Leuten in den langen Herbstabeuden nichts übrig, als durch die Eisengittcr hindurch Sternkunde zu treiben ober stundciilang mit der Cigarre im Munde in der dun­keln Zelle auf- und abzngehcn, bis sie schließlich durch die Lange­weile auf das Lager getrieben wurden. An einem dieser Abende stieg in Keil die Idee seiner Zeitschrift auf und schnell ent­schlossen wie er ist, schrieb er beim Lichte seiner hellleuchtenden Cigarre auf einen halbzerrissenen Bogen mit kurzen Worten die Idee und zugleich die Titel der zunächst zu bringenden Artikel mit dem Bleistift nieder. Er besitzt jetzt noch dieses Stück Pa­pier, das nun unter Glas und Rahme» ruht, und mit Rührung gedenkt er jener Stunde und der Anfänge eines Unternehmens, daS nun durch alle Gegenden der entdeckten Welt, selbst Asien nnd Afrika nicht ausgenommen, seinen Namen trägt. Ende desselben Jahres, kaum aus der Haft entlassen, ging er mit Energie an die Ausführung seines Unternehmens, dessen erste Num­mer er fast allein schrieb, und hatte bereits im zweiten Jahr« die Freude, seine Zeitschrift in einer Auflage von 15,00.0 Exem- plareu drucken zu könne», womit aber keineswegs die Kosten die­ses beispiellos billigen Blattes gedeckt waren. Die wissenschaft­liche Tüchtigkeit sowohl, wie die humane, freisinnige Tendenz des schön illustrirten Blattes, vertreten durch eine Reihe der trefflich­sten Mitarbeiter, unterstützten seine Bemühungen auf das Kräf­tigste, und heute, nach zehn Jahre», wird das Blatt das erste Beispiel in Deutschland schon in einer Auflage von 125,WO Exemplaren gedruckt und bringt in alle Winkel der Erde. Drei Wochen laug drucken vier, durch calorische Maschinen getriebene Doppclschnellpresscn an der riesige» Auflage einer Nummer, zu deren Herstellung Hunderte von Menschen Tag und Nacht in Bewegung gesetzt nnd deren Kosten bereits auf 2800 Thaler be­rechnet werden; nahe au 15 Millionen Bogen werden jährlich verbraucht, und siebenzehn Mal im Jahre müssen die Lettern vmgegoffen werden: so stark werden dieselben beim Druck der Auflage abgenutzt. Es ist i» der Presse schon früher hervorge- hoben worden, daß die Gartenlaube die höchste» Honorare zahlt und nur Original-Illustrationen deutscher Künstler bringt. Jn welcher Weise die Zeitschrift verbreitet ist, geht daraus hervor, daß die Leipziger ZcilUligö-Expedition allein über 16,000 Exem­plare bezieht und einzelne deutsche Buchhandlungen 5, 6, und 700 Exemplare empfangen. Jn Ost- und Westindien, Au­stralien, Amerika, ja sogar in China fleht man das beliebte Blatt, nnd Ger stacker fand cs auf seinen Reisen selbst in den entle« geilsten Colonien Brasiliens. _ (Berl. MontagSpost.)

Druck und Vertag der Ä. W. Haisrr'schr» Buchhandlung. Ütedukrur»: