verweisen wollte. Die bereits auSgefertigte Dienstentlas- r»g ohne Gehalt ist ihm »och nicht behändst worden; vielmehr sid unsere Kronjnristen, Abee und Cie., wiederholt ins Palais -fohlen worden, da cs sich jetzt um die Frage handelt, ob der Attentäter nicht lriminaliter behandelt werden könne. Ob hei fieser Gelegenheit Mitteilungen über den Vorfall, den dis jetzt ein nndnrchdringlichcr Schleier verhüllt, gemacht werden »nd an die Oeffentlicdkeit gelangen, steht dahin. Am dritten Tage nach dem Unfall wurde den Lakaien rc. unter Androhung der Entlassung verboten, darüber zu reden. Dagegen erhielten die Hof- chargcn. Skabsofficicre n. s. w. den Befehl, sich täglich nach dem Befinden Seiner königlichen Hoheit zu erkundige,,. Gestern hat der Kurfürst, obgleich »och fortwährend zu Bette liegend, den üortrag der Herren, welche mau hier Minister nennt, entgegen« jeiiommen.
Hvfbilchdrncker Jacoby in Darmstadt wurde von de» Ge-
< dworneu der Vergiftung seiner Fra» einstiminig für schuldig cr- k n»t und von de», Gerichtshof zum Tode verurthcilt.
Die „Kobürger Zeitung" meldet unter „Hofnachrich-
- also officiös: Seine Hoheit der Herzog bcabsichte» gegen
< nde dieses Monats eine größere Reise anzutreten. Das Ziel > rselben sollen die BogoSländcr in Ccntral-Afrika sein. Seine
'ohcit wird begleitet werden von dem Fürsten Hermann Hohen- he, dem Prinzen Eduard von Leininge», dem Major von Ren-
- r, dem bekannte» Ornithologen Dr. Brehm, Friedrich Gerstä- jer, dem orientalischen Sprachforscher Riza Essendy, einem Arzt, euiem Maler und der „ötbigen Dienerschaft. Auch Ihre Hoheit, die Frau Herzogin wird mit Gefolge bis jzn einer bestimmenden Station an der Reise Theil nehmen. Tie Expedition soll vor Alle», natiirwiffeiischaftliche Zwecke verfolgen, und da sowohl Seine Hobeit, wie die meisten der übrigen Theilnehmer, leidenschaftliche und erfahrene Jager sind, so dürften nicht unbedeutende Resultate, namentlich für die Zoologie, zu erwarten sei». Die Fahrt soll mit Eisenbahn und Dampfschiff über Triest, Alexandrien und Suez zunächst nach Massiia am Rothen Meere gehe»; von dort aber soll bis Keren mehr oder weniger dem Wege der Henglin'schen Expedition gefolgt werden, so daß auf diese Weise für die letztere selbst vielleicht Nutzen gebracht werden könnte.
Tie Gesandten Ocstreichs, Baierns, Württembergs, Sachsens, Hannovers u. a. haben in Berlin gleichlautende Noten überreicht, welche eine Art Verwahrung gegen die Bernstorff'sche Note über die Bnndcsreform enthalten. Die VertheibigungS- Allianz, sagen sie, sei auf sämmtliche Länder allex Bundcsglie- der (also auch ans Italien u. s. w.) ausziidehncn; sie hätten sich bereits darüber geeinigt. Dem Bundestag soll eine aus Abgeordneten der deutschen Kammern gebildete Volkskammer als Bnn- deSparlament beigegeben werden,— mit maßgebendem Einfluß auf GesetzgebungS- und DerwaltnngSarbeiten des Bundestags.
Berlin, 4. Febr. Tie Fortschrittspartei deS Abgeordnetenhauses hat sich in ihren letzte» FractionSsitzungen wiederholt mit der deutschen Frage beschäftigt. In Betreff derselben sind drei Anträge cingcgangen, welche sämmtlich ein deutsches Parlament und eine preußische Centralgewalt verlangen. Zur Verschmelzung der Anträge in Wortlaut und Motivirung ist von der Fortschrittsparthci eine besondere Commission eingesetzt worden. An der Spitze derselben stehen die Abgeordneten Waldeck und Schulze aus Delitzsch. Urheber der drei Anträge sind die Abgeordneten Dr. Frese, Professor Virchow und Stadtgerichtsrath Twestcn. (St.-A.)
Aus Crefcld, 25. Januar, schreibt man: „Eine Wittwe, Mutter von drei Kindern, geht in einen Bäckerladen und bittet, ihr ein Schwarzbrod zu borgen. Es wird verweigert. Tie Frau bittet um ein halbes und, falls auch dieses verweigert wird, nur um ein Pfund Brod für ihre hungernden Kinder. Der Bäcker «endet sich, auch das verweigernd ab und läßt die Frau allein im Laden stehen. Diese benützte den Augenblick und entwendet ein Brod. Allein der Diebstahl wird alsbald entdeckt und der Polizei mitgctheilt. Der Polizeibeamte, der in die Stube der Frau tritt, erblickte alsbald die Mutter unter ihren Kindern stehend, einem nach dem ander» von dem Brode schneidend, und nach Befragen gesteht sie den Hergang offen ein, ihren Diebstahl mit der Noth ihrer Kinder entschuldigend. Der Beamte sagt, die Hartherzigkeit des Bäckers sei allerdings sehr z» tadeln, aber der Ordnung wegen möchte sie ihm dennoch, so sehr er sie auch persönlich bedaure, auf das Polizeibureau folgen. Die Frau wil
ligt gelassen darein und bittet »ur um einen Augenblick Zeit, um sich ei» besseres Kleid übcrznwerfen, was denn auch bewilligt wird. Indessen verzögerte sich der Ang »blick 'etwas lange und der Polizeidiener öffnet endlich die Thüre der Nebenstnbe. Da lag die Aermste beinahe entseelt am Boden. Mit dem Messer, mit welchem sie ihren Kinder» eben das gestohlene Brod geschnitten, hakte sie ihrem durch Schande und Strafe bedrohten Leben ein Ende gemacht." (??)
Man behauptet, der preußische Minister Graf Bcrnstorsf werde zu Gunsten der wegen Bibelverbreitung rc. zur Galeeren« strafe vernrtheilte» Protestanten eine Note an die spanische Regierung richten.
Wien, 1. Febr. Man erzählt, schreibt die „Presse", der Kurfürst von Hessen habe auf eine Anfrage in Wien, ob er ans Ocstreichs Unterstützung zählen könne- die Antwort erhalten, daß man ihn nicht schützen könne, wenn Unruhen in seinem Lande entstehen sollten.
In wie wunderbarer Ue bereinstimmung sich doch der Minister Graf Nechbcrg in Wien mit dem Nationalverein, ja mit der Mehrheit des deutschen Volkes befindet! Oestreich kann das Recht des bleibende» alleinigen Vorsitze- am Bundestag nickt aufgeben, weil dasselbe, als Fortsetzung der kaiserlichen Oberhoheit, die einheitliche Spitze des Bundes darstellt. Und eine einheitliche Spitze ist cs ja gerade, was die Nesormpartei will! Nickt viele werden am Ende die umfangrelcke» Schriftstücke, welche über die Reform der deutschen Bundesverfassung zwischen Herr» v. Benst und dem Grafe» Rechbcrg gewechselt worden sind, genau gelesen haben; wer sich aber diese Mühe nickt hat verdrießen lassen, der wird wohl zu der Ueberzengung gekommen sein, daß Oestreich vorläufig nicht daran denkt, irgend ein Vorrecht seiner Stellung zu Gunsten einer Buudesreform freiwillig aufzngebcn und daß sehr, sehr ernste Ereignisse werben kommen müssen, ehe man sich in Wien entschließen wird, auch nur die Gleichberechtigung Preußens in Deutschland anznerkennen. Tie Heißsporne in der Politik, denen kein Gedanke ssich rasch genug verwirklichen kann, werden wohl thnn, dies zu beherzigen. Vielleicht klagen sie daun nicht mehr bloß Preußen an, wen» eS in Deutschland nicht rasch genug vorwärts geht. (Dfz.)
Der alte Kaiser Ferdinand in Prag hat dem Papst einen prächtigen geistlichen Ornat machen lassen, der nicht weniger als 80,000 fl. kostet.
Eine Schweizerin, die 78 Jahre alt kürzlich starb, hat Z0 Enkel und 11 Urenkel erlebt.
I» Carnate, in der Nähe von Mailand, wurde kürzlich ein schreckliches Verbrechen entdeckt. ES wurden Vater und eine Mutter eingezogen, welche ihre Kinder durch eine unter die Augenlider hineingestoßcne Nabel tödtetcn, damit die Mutter sich als Amme verdingen konnte.
Tie Angsburgerin berichtet über die Noth in Frankreich. Diese Noth ist i» Folge der schlechten Ernte de« v. I. und der HanbelSstocknng in Amerika am größten in den Fabrik- städten, z. L. in Lyon und St. Etienne, in denen der Bevölkerung sich in die Armenlisten hat einschreiben lassen. Es fehlt aber nnch in andern Städten und sogar in Paris nicht daran.
Paris, 5. Febr. Die „Patrse" bleibt, trotz der verschie«. denen Widerlegungen, welche sie von deutschen und besonder- östreickischen Blättern erfahren hat, bei ihrer Behauptung, daß die Candidatnr des Erzherzogs Ferdinand Max von Oestreich für den noch zu schaffenden mexikanischen Thron eine sehr ernstlich gemeinte sei, und daß, wenn die Mexikaner, wie wahrscheinlich, dieselbe annähmen , ganz Europa sich darüber freuen werde. Tie „Patrie" meint ferner, auch die andere Idee, Oestreich für die freiwillige Anfgcbnng Venetiens mit Gebietstheilcn auf dem rechten Ufer des adriatischen Meeres zu entschädigen, sei keineswegs unausführbar. Die Patrie hält auch diese Idee auf- - recht; die Zukunft werde beweisen, ob sie sich in dieser Beziehung getäuscht habe. (Fr. I.)
In Paris geht die WeltbeglücknngSwnth so weit, daß man davon spricht, die La-Platastaatcn und noch zwei süd- oder mittelamcrikanische Länder mit Souveränen zn bedenken. Es sei von den vertriebenen italienischen Fürsten die Rede.
Dnmollard hat gegen seine Vcrurtheilung zum Tode um Cassation nachgesncht.
In Jssondun in Frankreich ist die 94jährige Marketenderin Therese Jourdan gestorben. Das ganze Bataillon folgte ihrem Sarge und ein Feldwebel hielt d': Leichenrede. ^ Die mu-