Ihnen als bezeichnend Mr die Stimmung unserer Bevölkerung mit. (D. A. Z.)
Paris, 23. Jan. Man schreibt aus Florenz junterm 19. Januar: Kardinal Antonelli soll aus die hartnäckigen Gesuche des Herrn v. Lavalette wegen Entfernung Franz II. von Rom mit Hinweisung auf die der Familie Bonaparte nach 1815 so großmüthig und in so reichem Maße zn Thcil geworbene Gastfreundschaft geantwortet haben. (N.-Z.)
Paris. Empfang des päpstlichen Nuntius. Chigi sagte: sein eifrigstes Bestrebe» werde sein, die guten Beziehungen aufrecht zu erhalten. Der Kaiser dankte für die ausgcdrückten Gesinnungen, er habe schon die Worte vernommen, die der Papst beim Jahreswechsel au Goyon gerichtet, er sei tief gerührt davon, und werde sich bestreben, die Pflichten des Souveraius mit der Ergebenheit für den Papst zu verbinden, und zweifle nicht, daß seine Ernennung für das Wohl und den Frieden der Christenheit bedeutungsvoll sei und sich dadurch die gegenseitigen Beziehungen inniger gestalten. — General Montaubau ist zum Grafen v. Polikar mit 50,000 Franks Dotation ernannt worden.
(T. d. N.-Z.)
In Paris wurde ein blutjunges, vornehmes Bürschchen der höchsten Aristokratie, der Sohn des Prinzen von Wagram, Zögling der Militärschule, von seiner Maitreffe, einer Modistin aus Straßburg, aus Eifersucht mit einem Dolchstich getödtct.
Aus einer Jagd in der Nähe von Paris that der Herzog von Magenta einen unglücklichen Schuß. Er verwundete den Marschall Magnan und hätte beinahe den Kaiser getödtct. Die Kugel streifte Napoleon den Rockkragen und blieb dann im Paletot stecken.
König Ferdinand von Portugal, der Vater des jetzigen Königs, ist für den Fall einer Erledigung des Thrones von den Cortes einstimmig zum Regenten ernannt.
Gegenwärtig erhält man eine Einsicht von dem Geldauf- wande, den die einzelnen Staaten für die Londoner Ausstellung machen. Württemberg verwendet 30,000 fl., Sachsen 20,000 Thalcr. Tic Zahl der Aussteller aus beiden Ländern ist nur 500, während Ocstreich an 2000 Anmeldungen anfzuweiseu hat. Bayern verwendet 86,000 fl. und Preußen weit über 100,000 Thalcr.
Algier, 22. Jan. Am Montag wurde eine Kanonade gehört, ein Schiff wurde signalisirt, wahrscheinlich der Sumter im Kampf mit einem Gegner. (T. d. N.-Z.)
Kaiser Joseph II. und der arme Student.
Der Bürgermeister August Jahn zu H. in Mähren starb und hinterließ ohne Vermögen eine kränkliche Witlwe mit zwei unversorgten Kindern, und zwar einen sechzehnjährigen Sohn, welcher zu Brünn studirte, und eine elfjährige Tochter.
Um die Studien ihres Sohnes nicht zu unterbrechen, übersiedelte die Wittwe mit der Tochter ebenfalls nach Brünn, weil sie dachte, daß cs ihr bei der dortigen größern Erwerbsfähigkeit möglich sein werde, mit Handarbeit für sich und die Kinder Brod zu verdienen. La der junge August auch Privatunterricht erlheilte, so konnte die genügsame Familie anfangs die täglichen Bedürfnisse decken, später'aber zwang die zunehmende Kränklichkeit der Mutter den Sohn, bei dem Freunde seines Vaters, dem Klostervorfteher, die tägliche Mittagskost für Mutter und Schwester zu erbeten. Um seinen Angehörigen diese einzige Nahrungsquelle zu erhalten, war er entschlossen, nach vollendeten Studien in das Noviziat Des Klosters zu treten.
Dieses Vorhaben cröffnete er seinem Freunde, dem Hauptmann Z., welcher den jungen, sittlich würdigen Studenten sehr lieb gewann, und der ihm schon oft mit Rath und Tbat half. Er billigte diesen Entschluß in den Orden zu treten nicht, im Gegeutheil forderte er ihn auf, in Wien seine Studien fortzusetzen, und thcilte, um dicß möglich zu machen, mit ihm seine ganze Baarschaft, indem er sagte: „Ich marschirc jetzt zur Belagerung von Belgrad. Wenn ich so glücklich bin, den Feldzug zu überleben, so kehre ich nach Wien zurück und verlebe den Rest meiner Tage bei Ihnen."
Der edle Hauptmann reiste nach der türkischen Grenze, und der junge August überstedelte mit Mutter und Schwester in die Residenz, wo er sich den juridischen Studien widmete.
Er micthete in der Vorstadt Landstraße eine kleine Wohnung, und schränkte die Haushaltung so ein, als es nur möglich war. Aber ungeachtet der größten Sparsamkeit war nach
zehn Monaten das von seinem edlen Freunde erhaltene Geldgeschenk vergriffen, und die Hoffnung, sich als Privatlehrer in Wien zu behaupten, ging nicht in Erfüllung. Er lebte wie man zu sagen pflegt, von einem Tag aus den andern, und große Nahrungssorgen beugten den Muth des guten Lohnes und Bruders.
Da die PrüsuugSzeit heranuahte, ging er daun und wann in den Augarten, um daselbst zu studireu. Als er eines Tages mit seinen Explikationen in der Hand in den Anlagen auf- und abschleudcrte, gesellte sich ein Herr zu ihm, der ihm die Schriften aus der Hand nahm und welcher sich, indem er selbe durchblätterte, .sehr thcilnehmend um dessen Verhältnisse erkundigte. Als er die ganze Lage des armen Studenten erfubr, sagte er im Abgehen zu ihm: „Ich bin der Kaiser. Melden Sie sich morgen beim Hosrath N."
Mit welchen Gefühlen der überraschte August beim Hofrathe erschien, kann nicht beschrieben werden. Ter menschenfreundliche Kaiser bestimmte ibm ein Adjutum jährlicher 60 Stück Dukaten und befahl ihm, sich nach zurückgelegteu Studien wieder direkt mit der Bitte um eine Anstellung im Staatsdienste nach eigener Wahl an ihn zu wenden.
Nun war der armen Familie geholfen. Ter gute Sohn konnte für seine Mutter eine Pflegerin, für seine Schwester eine Erzieherin aufnehmcii. Beide Pflichten besorgte gewissenhaft ein wohlgesittetes, elternloses Mädchen, welchem der dankbare August zum Lohne seine Hand versprach. Nach zurückgelegteu Studien stellte er sich wieder seinem durchlauchtigsten Gönner vor. Der erhabene Monarch erkannte ihn gleich und kam mit folgenden Worten auf ihn zu: „Ich bin mir Ihnen sehr zufrieden; «ie sind von heule an Auditor, für Ihre Ausstattung sorge ich; haben Sie noch eine andere billige Bitte an mich? Rede» Sie frei! Ich erfülle jegliche und halte immer mein Wort."
Als August für so große Huld und Gnade dankte, hatte er noch den Muth, dem edlen Monarchen Folgendes vorzulra- gcu: „Ich schmeichle mir selbst in dem Gedanken, Eurer Majestät nicht ganz zu mißfallen, wenn ich die Bitte wage, daß mich Dero höchste Gnade in den Stand setze, auch mein Wort halten zu können." Und nun erzählte der junge Mann mit schüchternem Herzen, daß er der Pflegerin seiner Mutter die Hei- rath versprochen habe.
Der große Menschenfreund hörte mit sichtbarer Theilnahme zu und sagte nach einer Pause: „Wenn Sie Ihr Wort Hallen wollen, muß ich bas meinige zurücknchmen. Sie könnech nicht Autibor werden. Ich muß Ihnen eine ruhigere jStelle anweisen. Sie sind Kreisschulkommissär in der Provinz. Als Reisegeld erhalten Sie 200 Stück Dukaten. Erfüllen Sie Ihre Pflicht genau und Hallen Sic stets das gegebene Ehrenwort."
So betrat der arme Student seine Laufbahn. Im Jahr 1802 wurde er zum Gouvcrnialsekretär und 1805 zum KrciS- hauplmann befördert. Seine Mutter genas und starb 1821 im Aller von 96 Jahren; seine Schwester bekam einen wackeren Mann und seine Gemahlin gebar ihm schone, fröhliche Kinder.
Als 1813 ein Regiment jenes Korps, welches Mler dem Kommando des Fürsten Schwarzenberg nach Polen und, Rußland bestimmt ward, durch die Kreisstadt Chrubim marschirre, erkrankte der Regiments-Kommandant Oberst Z.
Kaum hörte der Kreishauptmann diesen Namen nennen, so eilte er gleich an das Krankenlager des greisen Kriegers, welcher Niemand anders war, als jener für todt gehaltene edle Gönner, der mit ihm die ganze Bgarschaft vor der Abreise nach Belgrad theiltc und so den Grund zu seinem Glücke legte. Welch ein Wtederfinben! Der greise Held genas unter der Pflege seines ehemaligen Schützlings, ließ sich später penfionircn, verlebte den Rest seiner Tage in dessen Hause und starb in seinen Armen.
Allerlei.
— Im Jahre 1524 wurde in Leipzig auf Befehl des Herzogs Georg der Herrgott (Buchhändler) hingerichtet, weil er die Bibel verkauft hatte; einem andern Bibelverkäuser wurden die Augen ausgestvchen. Gegenwärtig arbeiten an der Verbreitung der Bibel nicht weniger als 5000 Gesellschaften. Es gibt jetzt 32 Millionen Bibeln in 200 verschiedenen Sprachen.
— Welche Ausdehnung das Getreldegeschäft in Stettin haben muß, erhellt daraus, daß allein der Trägerlohn im vorigen Jahr e über 80,000 Thaler betragen hat.
Druck und Verlag der A. W. zaiser'ssen Luchhunrlung. Rerakiw»: Ho lzle.