W i l d b e r g.

' Wir haben aus sicherer Quelle in Er­fahrung gebracht, daß Anhänger des Herr» Koch in Rohrdorf dessen Wiedererwäh- lung zum Landtags-Abgeordnete» dadurch sichern wollen, daß sie den Gegenkandida­ten Herrn Geigle von Schönbronn verdächtigen, indem sie vorgeben und be­haupten, die Geschäfts-Beziehungen deS Herrn Geigle mit dem Wald besitzenden Adel nöthlgen denselben, für die bekannte Nachtrags-Entschädigung von der Ablösung her zu stimmen.

Mit solchen Waffen zu kämpfen, halten wir zum Mindesten für ein Unrecht und sprechen dich hiemit öffentlich ans, umso­mehr als Herr Geigle gegenwärtig ans einer Geschäfts-Reise abwesend, sich nicht selbst vertheidigen kann, und zwar aus fol­genden Gründen, die alle Nichtwisser, oder Nichtwisseuwollcnden gefälligst beachten wollen:

j^l) hat das Geschäft des Herrn Geigle eine solche Ausdehnung gewonnen und ruht unter seiner Leitung auf einer solch soliden Grundlage, daß er wie auch der Uneingeweihte bemerken kan», gar nicht nöthig hat, zu dessen Fort­bestand und fernerem esedeihen zu un­lauteren Mittel» zu greifen,

2) war Herr Geigle zur Zeit der Ablö­sung Landtags-Abgeordneter und hat hiebei mitgewirkt,

3) weißt Herr Geigle gar wohl n»d hat dieß zum Oefleren öffentlich ausgespro­chen, daß selbst angenommen, aber nickt zugegeben den Berechtigten durch die Ablösung ein Unrecht zugefügt worden

re, ein solches nunmehr, ohne grö­ßeres und unbestritteneres Unrecht zu begehen, durch eine Nachtrags-Eutschä- digung nicht mehr gut gemacht werden kann,

4) sind wir von der Gewissenhaftigkeit, und ehrenhaften Charakterfestigkeit deS Herrn Geigle so überzeugt, daß er einem solchen Unrecht nicht nur ferne steht, sondern ein solches, wenn cS je ver­sucht werden wollte, mit aller Entschie­denheit bekämpfe» wird.

Aus diese» Gründen »nd der weitern, gewissenhaft geprüften Ueberzeugung, daß Herr Geigle vermöge seinen auf praktischen Erfahrungen beruhenden Kenntnissen, für alle bei dem nächsten Landtage zur Sprache kommenden Fragen der Befähigtere sein dürfte, womit wir übrigens keineswegs die Absicht haben, Herrn Koch irgendwie zu nahe treten, oder gar verletzen zu wollen, legen wir das Mandat eines Abgeordneten getrost in die Hände de» Herrn Geigle von Schönbronn und fordern die uns gleich gesinnten Wähler hiemit auf, bei der be­vorstehenden Wahl ihre Stimmen mit uns auf denselben zu vereinigen.

Den 18. Januar 1862.

Mehrere Wahlmänner von Wildbcrg und Umgegend.

Nagold.

(Einacsendet.)

'' In Nro. 5 des Gesellschafters bedauert Hr. Stadtsckuliheiß Speidel von Alten­staig den Rücktritt des Hr». Walch er von Stuttgart und gesteht, wie gern er es gesehen hätte, wenn Walcber mehr Anklang

im Bezirk gefunden hätte, weil bei den wichtigen Fragen, welche der nächsten Kammer vorgelegt werden, ein wissenschaft­lich gebildeter Abgeordneter am Platze ge­wesen wäre. Speidel schreibt den Rücktritt Walcheis dem Umstande, daß er von einer gewisse» Parthei im Sturmschritt, verschrieen und als Regierungsmann ver­dächtigt worden sei.

Diesegewisse Parthei" hat aber nur gesagt, was sie beweisen kann »nd schwarz auf weiß in Händen hat; sie will aber jetzt nichts Weiteres mehr darüber Vorbrin­gen , nachdem sie ihren Zweck erreicht hat und doch einmal diesen Regierungsmann beseitigt weißt; Hr». Speidel gegenüber aber bemerkt sie noch, daß die bisher ge­machten Erfahrungen in der That gezeigt haben, daß ein Mann der Regierung, wenn auch nicht geradezu, so doch sehr häufig, ein Feind des Volkes ist, und durch seine unbedingte Zustimmung zu den Anträgen der Regierung vielinehr dazu beitragen wird, den StaatSkarrcn nicht blos zum Schiesgehe», sondern ganz ans dem Geleise zu bringen, als ein Manu, der nach seiner eigenen Ueberzeugung »nd nur zum Beste» des Volkes seine Stimme abgibt.

Ferner kommt Hr. Speidel auch ans Hrn. Geigle zu sprechen und erinnert zu dessen Empfehlung an seine frühere stän­dische Wirksamkeit, und macht darauf aus- merksam, daß er die Zeit derselben auch nicht verschlafen habe. Letzteres wolle» wir nicht bestreiten, obwohl ein gesunder Schlaf mancher seiner regierungsfreund­lichen Abstimmungen vorzuzieheu gewesen wäre. Unvorsichtig ist es aber im höchsten Grade von Hrn. Speidel, die ständische Wirksamkeit Gcigle's den Wählern ins Gedächtniß zurnckzurnfc», als ja gerade dieselbe seine früheren Wähler veranlaßt hat, von seiner Wiederwahl abznstehen, weil Hr. Geigle in den meisten Fragen unbedingt mit der Negierung gegangen ist, und die seinen Wählern gemachten Hoff­nungen und Versprechungen ganz außer Acht gelassen hat, worüber er diesen bis heute noch eine Rechtfertigung schuldig ge­blieben ist.

Wenn Hr. Speidel in seinem Artikel endlich noch hervorhebt, Geigle habe zur Beschleunigung des Thalstraßenbaues von Nagold nach Altenstaig beigetragen, auch dafür gesorgt, daß den betreffenden Ge­meinden eine bedeutende Erleichterung der Kosten z» Theil geworden sei, so wollen wir Hrn. Geigle's Verdienst in dieser Be­ziehung gewiß nicht in Abrede ziehen, kön­nen aber dessen ungeachtet nicht umhin, zu behaupten, daß jeder andere Abgeordnete dasselbe für seinen Bezirk gethan hätte. Auffallend ist es indessen, daß Hr. Speidel vergessen zu haben scheint, daß gerade Hr. Koch in dieser Straßenangelegenheit viele Zeit und Mühe geopfert hat, che Hr. Geigle Abgeordneter war.

Wenn endlich auch noch zur Empfehlung Geigle's hervorgehoben werden will, daß seine Thäligkeit sich sogar auf einzelne Be- zirksaiigehörtge erstreckt habe, so können wir nicht uiiterlaffen, daran zu erinnern, daß er sich selbst auch nicht vergessen hat, indem er die für ihn sehr vortheilhaften Waldsameulieferungen an den Staat über­nommen hat. In dieser Beziehung hat

sich Hr. Koch vortheilhast ausgezeichnet, auch er hätte sich Vortheile durch Tuchlie« fernngcn für das Militär verschaffen kön­nen, er unterließ es jedoch, um in jeder Beziehung unabhängig dazustehen, und sei­nen Wählern keine Veranlassung zu irgend welchem Verdacht zn gebe».

Von mehreren Seiten wurden zur Hin­tertreibung einer Wiederwahl Koch's auch schon geltend gemacht, er wolle keine Ei­senbahn, weil dadurch Concnrrcnz für sein Geschäft entstehen könnte, wogegen Herr Geigle eine solche wünsche und deren Bau möglichst beschleunigen würde.

Abgesehen davon, daß für jedes größere Fabrikgeschäft eine Eisenbahn von entschie­denem Vortheil ist und Koch schon deßhalb eine Nagoldrhalbahn wünschen müßte, so berufen wir uns zur Widerlegung des ver­breiteten Gerüchts noch insbesondere aus" den Kammcrbericht vom vorigen Jahr, wo­nach Koch sich den Wünschen des Abge­ordnete» von Calw, welcher energisch für eine Nagoldthalbah» gesprochen, angeschlos-'. sen hat, und weiter auf einen Bericht Koch's vom vorigen Jahr an die Handels­und Gewerbckammer in Reutlingen, wo er wörtlich sagt:Wir fühlen immer mehr das unabweisbare Bcdürfniß einer Schwarz­waldbahn, sei cs von Pforzheim über Calw, oder von Feuerbach über Leonberg, Calw, Nagold bis Freudenstadt. A» der Renta­bilität dieser Bahn ist nicht zu zweifeln; wenn die Industrie des Schwarzwaldcs nicht verkommen, wenn sie gehoben werben soll, lhut ein Schienenweg Nvth."

Diese Worte werden die Unwahrheit des verbreiteten Gerüchtes genügend darthun. Wir können indessen nicht unterlassen zu bemerken, daß kein Abgeordneter für sich allein im Stande ist, uns eine Eisenbahn zu verschaffen, möge er auch versprechen was er wolle, wir müssen uns selbst rüh­ren, nnd das ist bis jetzt leider noch nicht genug geschehen.

Ader selbst ohne unser Zuthun muß uns eine Eisenbahn werden, es ist dieses eine Forderung der Zeit und liegt im Interesse deS ganzen Landes, welches in Zukunft die > Erzeugnisse deS Schwarzwaldes schneller ' und wohlfeiler beziehen will. In dieser Voraussicht wäre cs daher ein großer Feh­ler, unser Augenmerk auf einen Manu zu richten, der hauptsächlich für Eisenbahn und Straßen sich umthun und in anderen Fragen weniger für unser Wohl sorgen würde.

Sollen wir zwischen Geigle und Koch wählen, so haben wir vor Allem die Thä­tigkeit dieser beiden Männer in der Kammer zu vergleichen,»!» eine richtige Wahl zu treffen. Thunwir dieses, so werden wir finden, daß Geigle ein Mann der Regierung, Koch ein Mann des Volks ist, und als solcher auch abgestimmt hat, insbesondere hat letzterer auch gegen die Adelsentschädignng gestimmt. Sollte die Kammer im Sinnender Regie­rung zusammengesetzt werden, was Gott verhüten wolle! so wird Herr v. Linden nicht säumen, die Adclsentschädigung noch­mals zur Vorlage zu bringen, und da diese Entschädlgung jetzt nickt mehr blos 7 Mil­lionen, sondern 43 Mill. beträgt, so ist dieser Punkt wohl zu beherzigen.

Koch hat in allen Fragen rein nach sei­ner Ueberzeugung abgestimmt, er ließ sich