Gönner die Insel Sardinien ausliefern; Rom endlich kann es nur kriegen, wenn es Napoleon die ligurische Küste mit Genua abtritt. DaS ist Napoleons Rezept. Vor der Hand, sagte der Kaiser zu Italiens Gesandten Ratazzi, thun Sie, als ob's gar kein Rom gebe!

Nach Pariser Briefen bietet Frankreich dem Wiener Cabi­net die Herzegowina an für die Abtretung Veneticns an Piemont.

In Frankreich werden für Pensionen, welche 163,212 Per­sonen beziehen, jährlich 73,279,350 Fr. ausgegebe», davon be­kommt der Herzog von Malakoss allein 100,000 Fr.

DerMoniteur" schreibt: Eine Polemik in gewissen Journa- nalen könnte falsche Ansichten über die Politik der Regierungen verbreite», welche sich jeder Verbindlichkeit für die Handlungen der Presse, mit Ausnahme des Moniteur, entledigt hat. Der Moni­teur ist allein Organ der Regierung und cS gibt kein halbosfiziel- leS Journal.

Die deutschen Kaufleute in Liverpool in England sammeln 7000 Pfb. Sterl. zu einem Kanonenboot für die deutsche Flotte.

Der Thron des Königs Otto in Griechenland steht auf sehr schwachen Füßen. Ein großer Theil des Militärs, nament­lich die höher» Offiziere der Artillerie, und der Senatoren und Beamten hat sich in eine Verschwörung eingelassen, die auf Ent­setzung und Verjagung des Königs gerichtet ist. Ein anderer Theil des Militärs hatte versprochen, bei einer ausbrechcnden Revolu­tion neutral zu bleiben, die studircnde Jugend ist auch unter die Revolutionäre gegangen und sehr thätig. Alles das wiesen die Untersuchnngsaktcn ausführlich nach. Die Königin ist aber uner­schrocken und energisch und stellt 21 Offiziere rc. vor das Schwur­gericht, dessen Verhandlungen in diesen Tagen ihren Anfang nehmen.

New York, 22. Okt. Der Unions-General Stone ist am 21. Okt. bei Edwards Ferry über den Pokomac gegangen und in der Richtung von Lcesburg weiter marschirt, jedoch von einem Corps Consöderirter zurückgeworfen worden. 5000 Conföderirte sind von den Unionisten bei Fredericstown in Missouri geschlagen worden. Man glaubt noch immer, daß eine anderweitige Besetzung deS Postens, welchen General Fremont bis dahin inne hatte, er­folgen werde. DieNewyork Times" erblicken den Anlaß zu dem die Küstenbefestigungen betreffenden Rundschreiben Stewarb's in der von den europäischen Mächten Mexico gegenüber angenom­menen Haltung.

Nahezu 60,000 Deutsche dienen im amerikanischen Heere. Der bedeutendste General der Union ist Fremont; er ist talentvoll, energisch, sehr reich und steht mit der Regierung auf schlechtem- Fuße. Das Volk und seine Armee, zum großen Theil Deutsche, hat zu ihm solches Vertrauen, baß ihn die eifersüchtige Regierung nicht abzusetzen wagt, obwohl sic es gern thäke. Man traut dem Manne zu, daß er der Netter der Union werden könne, vielleicht aber auch ihr Diktator. Kein Prophet mag sagen, was über's Jahr aus der großen Union geworden sein wird.

Caffier rnid Lehrling.

(Fortsetzung.)

Eine gute Stunde später sehen wir Anton aus dem Dome treten, wo er im Vorbeigehen für einige Augenblicke eingesprochen. Wir staunen nicht wenig: das Auge blickt klar und beruhigt, ich möchte sagen heiter darein, als habe seit Wochen kein trübes Wölk­chen die jugendliche Stirne umdüstcrt. Man sollte fast glauben, der Jüngling habe am Born der Vergessenheit' getrunken und denke nicht mehr an die Dränger, nicht mehr an Mutter und Ge­schwister. Oder hat etwa das kurze herzinnige Gebet, das er an der geheiligten Stätte gesprochen, seine gekränkte Ehre wieder ge­rechtfertigt und mit unsichtbarer Münze den herben Verlust, der ihm seit Wochen die Ruhe raubt, drei- und vierfach ersetzt? Wir erhalten keinen Bescheid, denn er eilte freien Blickes und behenden Schrittes durch Gaffen und Gaßchen nach den, Bankhause, um sei­nen Auftrag zu vollziehen. Wer sollte wohl jetzt, nachdem Wochen verflossen und die Gemüthcr beschwichtigt sind, Anstand nehmen, zwischen dem Cassier und Lehrling zu entscheiden, wenn er das Ge­bühren beider betrachtet? Gelassen und mit freundlichem Gruße tritt letzterer an den Zahltisch, präsentirt den verfallenen Wechsel, und setzt, wie ihm befohlen, bei:Der Herr Principal wünschen, wo möglich, preußische Kassenscheine."

Hm, hm!" brummt der Cassier, reißt, ohne aufzublicken, den Wechsel von der Marmorplatte hinweg, stürmt damit an seinen Pult, schlägt Schieber und Behälter ans und zu und schimpft und raisonirt in Einem fort in den Bart hinein, Niemand weiß wor­

über und warum? Dann rumort und klappert er von Fach zu Fach in der Casse, ordnet an einem Nebentische dis Scheine und zählt und berechnet sie doppelt. Bei Allem aber vermeidet er es ängst­lich, dem ernsten, vorwurfsvollen Blick des Jünglings zu begegnen, der verwundert diesem Treiben zusteht.Hier!" ruft endlich und schleudert das Packet Scheine auf den Zähltisch; ,',doppelt gezählt und richtig. Conlrollirc» Sie nach, denn ich ersetze niemals, so wenig ich etwas zurück verlange!"

Gut!" bemerkte der Lehrling und beginnt die Revision.

In diesem Augenblicke nahte sich von*a»ßen ein wildes, ver­worrenes Getöse, ein Stampfen, Schilden und Stoßen, ein Ru­fen, Summen und Lärmen, als wenn ein Chor von hundert Män­nern und Frauen, Knaben und Mädchen im entfesselten Reigen durcheinander stürmten und um die Wette schrieen, jauchzten und heulten. Bankrott Bankrott! er ist entflohen Alles ver­loren eine halbe Million!" ächzt ein heißerer Ruf über Alle hinweg und man denkt sich unwillkürlich als Begleitung zu dieser gepreßten, kläglichen Stimme ei» paar Hände, die in Verzweiflung die Haare zerraufen. Die Thüre springt ans und herein stürmt der bunte Knäuel, dichter und immer dicbter, bis nicht eine Mücke mehr auf dem Boden Platz findet.Still, ruhig!" rufen alle zu gleicher Zeit.Berathung still." I der schreit nach Ruhe, jeder hat verloren und keiner kann sich fassen. Ei, ei, was doch ein halbes Milliönchen bei diesen jüdischen Specnlante» und christ­lichen Juden nicht Alles vermag? Mit einem Schlage wirft cs die gewichtigsten Männer aus der Rolle. Vor sechzig Minuten stol- zirten sie noch selbstgefällig und voll Dünkel Straße auf Straße ab, sorgfältig fristrt, mit neuen Glaces, steifen Vatermördern und blüthweißen Vorhcmdcheu. Jetzt schlagen und fechten die Hände in der Lufr, wenn auch die Handschuhe springen, der Hut hockt wie eine verlorene Schildwache im Genick, als gehöre er nicht znm Kopfe, die Vatermörder sind umgestülpt, die Vorhcmdchcn zerknit­tert und neugierig gucken und flattern die weißen Chemiscttenbän- dcl wie Wetterfahnen über die lässig herabhängenden Rockkrägeu heraus. Wer sollte es denken? So stolz so reich und doch so schwach! Uns ist eine Million so gleichgiltig, als wenn ein Spatz von einem Dache z»m andern flattert oder ein Fröschlein vom Ufergrafe ins Wasser hüpfte.

Sobald die aufgeregte Masse hereinstürmte, packte Anton rasch die empfangenen Scheine zusammen und steckte sie in seine lederne Handtasche. Es war höchste Zeit, denn im nächste» Augenblicke hatte er seinen Platz verloren, ward widerstandslos hin- und her­getragen wie eine Feder im Sturmwinde, streifte die Thüre, zur Thüre hinaus auf die Straße und fand sich ans einmal unter freiem Himmel. Der glühende brausende Glnthofen mußte den armen Jungen von selbst ausgcworfen haben, so schnell, so unbegreiflich rasch verlief die ganze Expedition.

(Fo rtsetzung fol gt.)

Allerlei.

Jemand ward darauf aufmerksam gemacht, daß seine Glatze sich täglich vergrößere.Das ist mir lieb", entgegnete er;ich bin ein feier­licher Mensch und mag mit Niemand in den Haaren liegen."

Es ist für einen armen Schlucker gefährlich, eine reiche Fra» zu heirathen weil sie ihn ganz als Bettler erscheinen läßt.

Zahlenräthsel.

Wirds dem 01125 oft zu 2612 In der Brust am fernen Strand, Wenn das Schicksal ihn. mit 351015 Reißet von dem Vaterland:

So dem Erdensohn hienieden;

Lächelt ihm kein holder 3156,

Gäb er für den höher» Frieden Hier sein Leben doch so 1256;

Doch wenn in den Ring des Lebens Dir Gott 25631 Stunden wand: Auf den schwanken 31126 führet Dich oft seiner Liebe Hand.

Darum geh' auf Deinen Wegen Still wie 123456 allezeit.

Folgt wie Sonnenschein dem 51126 Freude doch der Traurigkeit.

Briefkasten.

Dem Einsender jenes unter die RubrikGemeinnütziges" zu stellen­den Artikels diene zur Notiz, daß anonyme Einsendungen nicht beachtet werden können. Warum übrigens verschweigen Sie Ihren Namen, wenn Ihre Angaben doch richtig sind?

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