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Eisenbahn zuerst nach Reutlingen und dann nach Rottenburg statt, bei der zwar Anfangs große Heiterkeit geherrscht, zuletzt aber zwischen mehreren Gesellschaften unangenehme Auftritte stattgefundcn haben sollen. (T. Ehr.)
Stuttgart, 2. Nov. Nach Erledigung des Landeskultur- gesetzes in der Abgeordnetenkammer wirb wohl der Gesetzesentwurf bezüglich der Regelung der Angelegenheiten der katholischen Kirche vorgelegt werden. Das wird bann wohl der Schlußstein dieses langen Landtags sein. Für jetzt ist mit dem Gesotzeseutwurf Niemand recht zufrieden, weder die Feinde.»och die Freunde des Concordats. (Stg. A»z.)
In Ulm wurde am 30. Oktbr. ein württemb. Bahnwärter, Namens Gläser, von einer baierischen Lokomotive überfahren; beide Füße waren förmlich abgeschnitten.
Nach der „U. Schncllpost" hat das Comite für eine Donauthal-Eisenbahn von der K. Eisenbahn-Kommission den Bescheid erhalten, daß auf den Bau einer Donauthalbahn aus Staatsmitteln vor dem Jahr 1867 keine Aussicht vorhanden sei, daß man dagegen dem Antrag auf einen Bau dieser Bah» aus Privatmitteln alle Beachtung schenken werde, nur wünsche man nähere Aufklä- rung über die Modalitäten und rathe, die Bahnlinie so zu leiten, daß sie mit den vom Staat beabsichtigten Bahnen im Einklang stände, nämlich über Blaubeurcn, Ehingen, Munberkingen, Zwiefaltendorf, Riedlingen, Mengen (mit Abzweigung nach Sigmaringelt) Mößkirch, Stockach. Nadolfszell.
Ein katholischer Bürger in Heidelberg wählte zum Tauf- pathen seines Kindes einen Protestanten, seinen Freund. Der katholische Geistliche ließ diesen Palhen nicht zu und verlangte die Annahme eines katholischen. Der Bürger ließ sein Kind protestantisch tanfen und seine drei älteren Kinder in das protestantische Kirchenbuch cintragen.
In dem Städtchen An erb ach im Voigtlande sind 16 Wohnhäuser abgebrannt und 7 mußten niedcrgerissen werden; 42 arme Familien sind obdachlos geworden.
Wiener Zeitungen veröffentlichen bruchstückweise ein Programm des Herzogs von Coburg zur Lösung der deutschen Frage. Die Hauptpunkte sind folgende: 1) Oestreich »nd Preußen einigen sich zur Auflösung des Bundesverhältniffes, wie es auf die Bundesakte gegründet ist. 2) Sammtliche Staaten treten soweit in ei» neues Bunbesverhältniß, als sie germanisches Element in sich tragen. 3) Eine Centralgewalt ist zu gründen, gebildet aus einem Fürsten ko llegium mit wechselndem Vorsitz von Preußen und Oestreich. 4) Zur Seite ein Parlament aus ständischen Ausschüssen der Bundesstaaten. 5) Der Ccntralgewalt steht das Militärkommando und die poltüsche Vertretung des Bundes zn. 6) Gründung eines Bundesgerichts. 7) Preußen sammt den andern Bundesstaaten verpflichtet sich durch unauflöslichen Vertrag, Oestreich alle seine Länder zu gewährleisten, und Oestreich verpflichtet sich, Deutschland mit seiner Gesammtmacht bciznstehen rc.
Mit Zustimmung des Senats wird 1862 das deutsche Schützenfest in Frankfurt a. M. stattfindcn.
Frankfurt, 31. Okt. Bundestagsitzuug. Preußen empfiehlt die Zusätze der Nürnberger Commission zur deutschen Wechselordnung zur Annahme als ein Ganzes. Nassau zeigt au, daß cs bas Handelsgesetzbuch eingeführt. Hannover stellt den bekannten Flottenantrag. Baiern und Bremen stimmen zu. Mecklenburg wünscht Beschleunigung der Behandlung. Kobnrg-Gotha bedauert neuerdings, daß der hessische Antrag wegen des VereinsgcsetzeS noch nicht zur Verhandlung gekommen; inzwischen wolle cs sich dahin aussprechen, daß es nationale Bestrebungen auf größere Einheit billige. Es empfiehlt die Reform der Bundesverfassung in die Hand zu nehmen. (Ällg. Z.)
Frankfurt, 31. Okt. Gestern Abend ist folgendes von der großdeutschen Partei ausgegangenes, mit große» Lettern gedrucktes Plakat in mehr als 5000 Exemplaren in der Stadt verbreitet worden. „Motto: „„Das ganze Deutschland soll cs sein!"" Die Sammlungen für die preußisch-dcutsche Flotte sollen auch hier beginnen; bei dem gesunden, politischen Verstand von Frankfurts Bürgern brauche» wir wohl kaum ein ande.es Wort als obigen Spruch dagegen zn sagen. Wenn aber.ein deutsches Parlament zuiammenkommt und eine Flotte für nöthig hält, dann werden Frankfurts Bürger, arm und reich, mit vollen Händen steuern, daß sie flott und der großen deutschen Nation würdig werde. Mehrere deutsch-gesinnte Bürger Frankfurts."
Nach all den Mißverständnissen, denen seine Königsberger Thronrede ^geg^iet ist, hat es der König von Preußen nicht
unnöthig gefunden, einer Festdeputation in Potsdam zu erklären: „Ich meinerseits werde unverbrüchlich an der Verfassung des Staa« ,,tes sesthalteu, muß aber auch verlangen, daß dieß von dem Volk „ebenfalls geschieht."
Die Krönungs kosten (2 Mill. Thlr.) will der König von Preußen auf sich nehmen und dem Lande kein neues Opfer zu« mnrhen. Er hat bereits Befehl gegeben, sie aus der königlichen Chatoulle zn decken.
Wie eine Braut war die Stadt Frankfurt a. d. O. zum Empfang des Königs geschmückt. Der König kam auch von Königsberg, bekam aber von der Braut nichts zu sehen; denn der Oberbürgermeister Piper führte ihn durch Nebengäßchen und Vorstädte ins Ouarticr, und zwar so plötzlich, daß nur die Vorreiter des Königs die gelchmückten Hauptgassen passirten, ohne zu merken, daß sie den König verloren hatten. Der Herr Bürgermeister wollte sich an seinen Bürgern rächen, daß sie wider sein Verbot schwarz-rolh-goldene Fahnen aufgezogen hatten. Was wohl, der hinten herum geführte König dazu sagen wird!
Die Wahlen für den Landtag in Preußen finden für die Wahlmänner am 19. November, für die Abgeordneten am 6. De- cember d. I. statt.
Wien, 1. Nov. Gestern hatte der Kardinal, Fürst-Primas Scitovsky, der wegen seines bekannten Schreibens nach Wien zur Verantwortung gerufen war, eine Audienz beim Kaiser. Der Hofkanzler war hiebei nicht zugegen. Der Fürst-Primas wird sein kirchliches Amt unangefochten sortbekleiden; in seiner Eigenschaft als Erbobcrgespann ist ihm aber ein Administrator zngetheilt worden. (T. d. St.-A.)
Der Movimento vom 28. meldet, nach einer Korrespondenz vom Gardasee, daß Oestreich seine Gränze von Garnisonen ent« blöSt, und daß bedeutende Truppcnmassen nach Ungarn abgehen.
Ein Jäger aus Sileneu in Uri hat auf der höllernen Alp 3 Gemsen mit 1 Schuß erlegt; die Kugel ging der ersten durch den Kopf, der zweiten durch den Hals, der dritten in die Brust.
Aus Bern, 31. Okt., wird geschrieben: Nach einem regelmäßigen Slrciszuge waadtläudischcr Gensd'armen besetzte gestern Frankreich den ans schweizerischem Gebiet des Dappenthals gelegenen Weiler Cresscniere durch eine Abtheilung Gensd'armen und Militär aus Fort des Nousses. Der Bundesrath, außerordentlich versammelt, beschloß, Feststellung des Thatbestandes abzuwarten.
(Allg. Z.)
Bern, 1. Nov. Der Gcbietsverletzung im Dappenthal war am 22. Okt. die mündliche Erklärung des Hrn. v. Turgot vorauSgegangeu, Frankreich werde mit Waffengewalt die waadtländische Polizei an ihrer FnnktionsauSübung im Dappenthal verhindern. Der Bundesrath beschloß heute in Paris Beschwerde zu führen, »nd Gcnugthung für flagrante Gebietsverletzung zu der» langen. (Allg. Z.)
In Italien nimmt di' anti-kirchliche Bewegung unter dem höheren und niederen Clerus immer größere Dimensionen an. Am Ende können wir noch ein Schisma erleben. Daß dabei der Protestantismus Boden gewinne, dürfte jedoch sehr zweifelhaft sein.
Dem Papst PiuS IX. sagt die chZeitung nach, daß er nur noch drei Monate zn leben habe. Es werde ihm das im Beine sich ansammelnde Wasser täglich durch einen eigenen Apparat ausgezogen, die Entkräftung nehme täglich zu.
Unter den Waffensendungcn, die aus aller Herren Ländern nach Rom abgchcn, sollen sich auch solche aus Deutschland befinden, nämlich aus Sachsen. Bekanntlich ist der sächsische Hof gut katholisch.
Nach der Italic vom 29. ist stark die Rede davon, daß Franz II. die Absicht habe, mit seinem Hofe Rom zu verlassen und nach Venedig übcrzustedeln.
Die Turner „Opinionc" vom 31. Okt. schreibt: Wir lesen im Osservatore romano": „Palermo ist in Revolution; die Republik wurde proklamict. Die muthmaßliche Ursache ist die Nekru- tirung." Diese Depesche ist am 23. d. M. an Cialdini in Neapel gelangt. Die „Opinione" bürgt nicht für die Nachricht, bemerkt jedoch, daß folgende Angabe der „Unita Jtaliana" daS Faktum zu bestätigen scheine: „Briefe aus Sicilien sprechen von ernsten Unruhen auf der Insel, die ans Anlaß der Rekrutirung ausgebrochen sind."
Tropfenweis flößt Napoleon dem jungen Italien das Le- benselixir ein. Für Magenta und Solferino ließ er sich mit Sa- voyen und Nizza bezahlen. Will Italien daS Königreich Neapel sich endlich mit Ruhe einverleiben, so muß eS seinem kaiserliche»