stadt Nagold bei den meisten Bierbrauern einen solchen Stoff gegenwärtig vermissen muß.
Stuttgart, 5. Scpt. Gestern ist der Gasthos zum Hirsch von Bäckermeister Wolff in der Schnlstraße hier um den Preis von 65,000 fl. angekauft worden. Der seitherige Besitzer Stück- len wird dagegen die große Weinhanblung seines kürzlich verstor- ! denen Vetters Victor Stücklen fortsühren. (N.-Z)
Stuttgart, 5. Scpt. Diesen Mittag ist Seine Majestät der König wieder hier eingetroffen.
Stuttgart, 6. Sept. In gewissen hiesigen Kreisen geht das Gerücht, aus Gelegenheit des königlichen Geburtstags werbe eine Amnestie erlassen werben. (Stuktg.A.)
Tübingen, 6. Sept. Die Eröffnung unserer Eisenbahn mußte um einen Monat, nämlich bis zum 15. Oktober, verschoben werden, weil — kaum glaublich — es an der nöthigen Anzahl Schienen mangelt, um sie zu vollenden. — Die Hopfenernte ist hier in vollem Gang; aus allen Straßen sitzen wieder die „Hopfenzopfler" vor den Häusern und die ganze Stabt ist mit Aroma erfüllt. Von den Preisen hört man aber noch immer nichts reden. Die Qualität ist vortrefflich. tN.-Z.)
Ludwigsburg, 4. Sepi. Im Lause dieses Jahres, und zwar am 19. Juni, hat sich in den deutschen Landen in aller Stille eine neue Confesion gebildet, von der wir jetzt erst Kenutniß bekommen. An diesem Tage ist nämlich auf Anregung der Herren vom Kirschenhardthof bei Winnenden eine Anzahl Männer aus Württemberg, Bayern und Baden, Protestanten und Katholiken, aus den bestehenden Kirchen ausgetreten und hat sich zu einer selbstständigen religiösen Gemeinschaft vcbunben, Priester und Ael- teste eingesetzt und regelmäßige Synoden festgesetzt; ja es wurde zur Sicherung der Einheit der Lehre und der Ziele für nothwcn- dig gefunden, einen besonder» Bischof in der Person des Herrn Christoph Hoffmann einzusctzen, der sörder „Bischof des Deutschen Tempels" heißen wird. Wir erfahren bieß Alles aus einem, in Schillers Geburtsstadt gedruckten und von einem Viererausschnß Unterzeichneten Flugblatt, Aufruf zum Beitritt zum Deutschen Tempel betitelt. „Das Bedürfniß einer neuen Konfession", so beginnt dieses Aktenstück, „welche die Ausführung des Gesetzes, des Evangeliums und der Weissagung zu ihrem Ziele macht, die Zustände der Menschen wirklich verbessert und die con- fesfionellen Streitigkeiten beseitigt, ist längst allgemein gefühlt." Diesem längst allgemein gefühlten Bedürfnisse einer neuen Confessio» soll nun durch Ausrichtung des Tempels Gottes für Deutschland abgeholfen werden. Wenn ein Volk zurückkomme, wie z. B. jetzt das deutsche, so liege der Grundfehler im Mangel an einem Heiligthum, aus welchem' jeder Einzelne die Antriebe zu einem richtigen Thun empfange. Diese Antriebe seien aber nirgends in stärkerem Maße zu finden, als in der Weissagung, deren Ausführung also die Hauptaufgabe des deutschen Tempels sein müsse. Als hicfür unerläßliche Schritte und Maßregeln werden bezeichnet: Bekämpfung der Zerrüttung in Len Familien, richtige Verwendung der äußern Mittel. („Wer Häuser an Häuser, Aecker au Accker reiht, oder Capitalien auf Capitalien häuft . . ., kann nicht Mitglied des deutschen Tempels sein!"), Besetzung Palästinas durch deutsche Colonieen und Aufrichtung des Tempels in Jerusalem als des Centralheiligthums der Erde, Colonisation des Orients durch die allgemein als Bedürfniß erkannte deutsche Centralgcwalt, richtige Jugenderziehung u. s. f. Wer diese Ziele als richtig erkennt, ist zum Beitritt zu dem deutschen Tempel eingeladen. Wegen näherer Auskunft wolle man sich an den Bischof Christoph Hoffmann in Kirschenhardthof bei Winnenden wenden. (N.-Z.)
Karlsruhe, 2. Sept. Bei der heute stattgefundeneu G e- winnziehun g der badischen 50 fl.-Loose fielen aus folgende Nummern die beigcsetzten Prämien: Nro. 27,909 35,000 fl.; Nro. 75,177 10,000 fl.; Nro. 52,264 5000 fi.; Nro. 83,123 3000 fl.; Nrp. 94,800 und 98,876 je 1500 fl.; Nro. 2401. 3627, 41,561 und 83,986 1000 fl.
In der Heidelberger Nationalvereins-Versammlung kam folgender Zwischenfall vor: Als am zweiten Tage Schiffskapitän Wraa den Zusammenhang der Flottenangelegenheit mit der schleswig-holsteinischen Frage nachgewiesen hatte, kam ein schwarzwäl- der Bauer auf ihn zu und übergab ihm 500 fl. für die Flotte: mehr habe er heute nicht mit; aber wenn er heimgekehrt, solle eine Frau und sein verheiratheter Sohn jedes auch noch 500 fl. lebe», damit man im Norden sähe, daß es auch im Schwarzwald aeute gäbe, die für die Sache des großen Vaterlandes fühlen und handeln. s
In Kassel ist unter dem Militär Ruhr und Typhus (Manche behaupten, es sei Hungertyphus als Folge schmaler Kost) «us- gebrocbcn, und übersteigt die Zahl der Kranken 300 Mann.
Den kurhessischen Turnern ist bei Strafe verboten worden, marschiren, militärische Stellungen vorzunehmen oder gar zu exerciren! ' außerhalb und innerhalb des Turnplatzes in geschloffenen Reihen zu
Vorige Woche zog die Gemeiudc Dortelweil bei Frankfurt zur M ausjagd aus. In fünf Tagen wurde» 44,260 Feldmäuse und 170 Hamster erlegt.
Diakonus Thiele, der im vorigen Jahr den Oberprediger Hayoll in der Sacristei während des Gottesdienstes meuchelmörderisch überfiel und de» der Physikatsbericht für völlig zurechnungsfähig hielt, ist nach dem Gutachten der höchsten medizinischen Autorität für völlig blödsinnig erklärt worden.
Northeim, 3l. Aug. Soeben Mittags 2 Uhr wird unser Militär zum Ausrücken gerufen. Dasselbe erhält scharfe Patronen und ^s verbreitet sich das Gerücht von Unruhen auf dem Harz; 250 Mann rücke» aus 15 Wagen soeben in großer Eile nach Clausthal ab. Es sollen daselbst Unruhen aus Anlaß der theuren Preise auf dem Markt sich entjponnen und die Behörde per Telegraph das Militär zur Hilfe gerufen haben.
Im östreickischen Neichsrath hak Schmerling die Politik der Negierung Ungarn gegenüber i» glänzender Weise vertheidigt. Ungarn, sagte er, müsse um des Wohls des ganze» Reiches willen uachgeben, und man werde ihm Zeit geben, sich zu besinnen und nachzugeben. Auf seine Ehre könne er versichern, der Kaiser und die Minister meinen es aufrichtig mit der Verfassung und ihrer Entwickelung. Auch im Unterhaus suchte Schmerling in einer langen Rede seinen Standpunkt klar zu mache». In Oestreich muß es endlich heißen : der Worte sind genug gewechselt, laßt uns nun auch die Thaten sehen.
Wie die Gironde meldet, ist ei» gewisser N. . . von der Polizei verhaftet worden, welcher zu dem Zwecke das Kreuz der Ehrenlegion zu erhalte», zu einem 14jährigen Kinde gesagt haben soll: Laß dich in die Garonne fallen, ich werde dich reiten, und wenn ich eine Belohnung erhalte, so gebe ich dir 10 Fr. Als Aufmunterung habe er ihm 1 Fr. gegeben. Das Kind gab sich zu diesem strafbaren Betrüge her, aber unglücklicher Weise war der gewählte Ort nicht günstig, und das Kind ertrank. N . . . . vermochte es, ungeachtet aller Anstrengungen, nicht zu retten.
Madrid, 1. Sept. Die „Corresponbencia" versichert auf Grund einer Mittheilung aus „osfiziellster Quelle", daß der Präsident Lincoln entschlossen sei, die Sklaverei in der ganzen amerikanischen Union abzuschaffen. (Fr. I.)
Die englische Regierung hat bedeutend Augst vor Arbeiter- unruhen, im Fall die Baumwolle aus Amerika ausbleibt; sie sucht sich daher die Baumwolle um jeden Preis zu verschaffen und hat zu diesem Zweck bereits kolossale Bestellungen gemacht. Die Verkäufer geben sich der Hoffnung hin, trotz des Kriegs unter sol- chen Umständen gute Geschäfte zu machen.
Vom Staat Missouri treffen sehr cntmulhigende Berichte über die Sache der Union ein. General Sigel muß sich immer weiter zurückziehen und der großen Uebermacht weichen, während die Rebellen zahlreich in den Staat einbringen. Auch am Misstis« sippi verstärken sich die Separatisten sehr, und bei Manassas, sowie im südlichen Virginien haben sie sich so festgesetzt, daß voraussichtlich die nördliche Armee wenig mehr gegen dieselben aus- zurichteu vermag.
New York, 22. Aug. Aus Washington wird gemeldet, die Sonderbündler hatten einen Plan organisirt, binnen wenigen Tagen mit bedeutenden Heereskräflen unterhalb Washingtons über den Potomac in Maryland einzubrechen, und daß sie zu diesem Zwecke schwere Batterien bei Acquia Creek und Mathias Point aufgeworfen hätten. Es handle sich bei diesem Plane um die Wegnahme von Anapolis und einen Angriff auf Washington vom Norden her.
Wenn ein Staat ein großes Rechenexempel ist, so muß der Krieg in der amerikanischen Union bald ein Ende nehmen, einfach, weil das Geld eine Ende nimmt. Die Ausgaben der Bundesregierung nehme» jeden Tag zu und belaufen sich täglich auf 200,000 Pf. St. Die „Times" meint, wenn der Krieg fortbauert, würden alle Banken bald ihre Zahlungen entstellen müssen.
In Brasilien werden jetzt auch die Kaffeebäume krank. Ein mit dem bloßen Auge nicht unbemerkbares Insekt legt seine Eier auf die Blätter dieses Baumes, die in Folge dessen absterben.
Drua und Perlag der G. W. Zaii'er'scven rbuchhanvinng. Heyaktiou: H o lzl».