§'at sich eine Schwierigkeit erhoben, da letzterer einen päpstlichen Soldaten, welcher einen französischen Soldaten verwundet hat, nicht ans liefern will. (T. d. H. T.)
Der Papst wird für dieses Jahr die mit Brillanten besetzte goldene Rose der Heldin von Gaöta, der Königin Marie von Neapel verleihen.
Die Turiner Zeitung sagt, daß die cxaltirten Republikaner Garibaldi zu bestimmen suchen, eine Expedition gegen Nom zu machen.
Man glaubt, daß in Frankreich in diesem Jahr die Getreideernte 4 Wochen früher beginnen könne, als sonst. Durch die überaus günstige Witterung im vorigen Monat haben sich die Feldfrüchte allenthalben erholt. Es reift eine Erutte der Sichel entgegen, wie wir sie seit Jahren nicht gesehen haben. I» Deutschland stehen die Kartoffeln unvergleichlich schön, Tabak nnn Zuckerrüben find im schönsten Wachsthum und die Wiesen liefern gutes Heu.
Toulon, 13. Juli. Gestern ist eine Depesche hier eingc- troffen, wornach sich die erste Division der Eskadre zur Abfahrt bereit halten soll. Die Bestimmung ist noch unbekannt. (H.T.)
Aus Konstant! nopel vom 3. Juli (über Marseille vom 10.) wird berichtet: De r Sultan hat das Serail definitiv ausgelöst. Die Mütter der Prinzen, der Söhne Abdul Medschid's, werden allein das Recht haben, auch ferner in dem kaiserlichen Palaste zu wohnen. Der Sultan selbst bat nur eine Gemahlin. Der erste Kammerherr ist verhaftet worden; er steht im Verdachte, Unterschlagungen verübt zu haben. Die Ausgaben des Palastes sind beschränkt, das Personal des Hofes vollständig erneuert worden. Es ist der Befehl ertheilt, die Diamanten, die Möbel, die Kleinodien des Serails zu verkaufen, um die Schulden der Civil- liste zu bezahlen. Die Summen, welche aus dieser Liquidation sich ergeben werden, werden mehr als hinreichend zur Deckung aller Erfordernisse sein. Der Sultan nimmt in Person dieJnspicirnng aller öffentlichen Etablissements vor ; er wiederholt bei jedem Anlasse, daß er die Vervollkommnungen, der sich Europa erfreut, so bald wie möglich nachahmen will. Herr v. Lavalelte erinnerte in einer Rede, die er an den Sultan ri chtete, daran, daß Abdul- Medschid, trotz großer innerer Hemmnisse, die Urkunde von Gül- hanc und das Hatti-Humayum von 1856 verkündete. Er fügte hinzu, es würde ein Ruhm für die neue Regierung sein, wen» sie daS Werk der früheren Regierung vollende; die Ermuthigungen würden nicht fehlen. Endlich bemerkte er, daß die moralische Mitwirkung des Kaisers Napoleon im Voraus jedem Werke gesichert sei, welches die Wohlfahrt des ottomanischeu Reiches zum Zwecke haben würde. Der Sultan antwortete, indem er Herrn v. Lavalette ersuchte, dem Kaiser für dessen hohes Wohlwollen seinen Dank kundzugeben. Er gab dem französischen Gesandten die Versicherung, daß er alle seine Fürsorge dahin richten werde, das Werk seines Bruders zu vervollständigen und gute Beziehungen zwischen der Pforte und dem mächtigen Kaiser der Franzosen aufrecht zu erhalten. Die öffentlichen Sympathien für den neuen Herrscher nehmen zu. (Jnd. b.)
London. Russell erklärte im Parlament, daß Dänemark Vorschläge, machen werde, die eine Vertagung der Bundesexekution und weitere Verhandlungen ermöglichen würden. Ein Abkommen, das die Integrität und Unabhängigkeit Dänemarks sichere, sei wün- schenswerth, weil Rußland die Successtou in einem beträchtlichen Theile der dänischen Monarchie beanspruchen könnte. (T. d.H.T.)
Die Bundestruppen in Amerika haben jetzt eine Armee von 250,000 Mann auf den Beinen, die an der nördlichen Grenze der Rebellenstaaten aufgestellt sind. Die Flotte hält deren Häfen blo- kirt. An einen Angriff auf Washington ist nicht mehr zu denken. Dem Süden fehlt es jetzt schon an Geld und die Stockung jeglichen Verkehrs thut ihm weh.
In Troja, einer nordamerikanischen Stadt, haben die hübschen Mädchen einen eigenen Einfall gehabt, um für die Krieger, die für die Union in das Feld ziehen, Geld zu verdienen. Sie setzen sich hin und lassen sich küssen. Jeder Kuß kostet 12*/s Cents. Ein Mädchen soll an einem Abend auf diese Weise 62 Dollars aufgebracht haben. Wie viele Küsse macht das?
In der neuen Welt spielt der Aberglaube so gut eine Rolle, als in der alten. Der Komet, der sich jetzt bei uns sehen läßt und über den noch kein Astronom genügenden Aufschluß gegeben hat, ist schon viele'Wochen vorher in Amerika mit Angst und Schrecken betrachtet worden. Man brachte sein Erscheinen mit dem Zerfall der Union und dem kommenden Krieg in Ver
bindung und wußte von der feurigen Zuchtruthc am Himmel viel Schreckliches zu erzählen.
Gellert's letzte Weihnachten.
(Fortsetzung.)
„Ja, guter Herr, Essen und Trinken schmeckt uns, und in den Tagen, wie ich das Holz da unten gefällt und hergerichtet habe, da war ich besonders aufgeweckt; es ist doch, als wenn ichs geahnt hätte, daß ich damit was Gutes thun soll."
„Und ich soll mich nun von Euch beschenken lassen? fragte Geliert, indem er mit der linken Hand das Kinn erfaßte. Der Bauer erwiderte: „Ta ist nicht viel zu reden."
„Nein, da wäre viel zu reden, aber ich nehme Euer Geschenk an. Es ist Hochmuth, sich nicht gern beschenken zu lassen. Ist nicht Alles, was wir haben, ein Geschenk Gottes? Und was ein Mensch dem andern gibt, das thut er, wie es ganz treffend heißt, um Gottes Willen. Wäre ich Euer Pfarrer, ich ließe mich ja auch gerne von euch beschenke». Seht, lieber Man», wir Menschen haben einander eigentlich nie Dank zu sagen. Ihr habt mir nichts gegeben was Euer ist, und ich Euch nicht, was mein ist: daß die Bäume im Walde wachsen, das ist nicht Euer; das thut der Schöpfer und Erhalter der Welt, und der Boden ist nicht Euer und die Sonne nicht und der Regen nicht, das sind Alles Werke seiner Hand, und daß vielleicht etwas Heilsames mir in der Seele aufgeht, das meinen Mitmenschen nützt, das ist nicht mein, das thut Er. Das Wort ist nicht mein und der Geist ist nicht mein, und ich bin nur ein Werkzeug in seiner Hand. Darum braucht nicht Einer den Andern in Worten Dank z» sagen, wenn nur Jeglicher recht erkennt, was da gibt."
Der Bauer sah staunend auf; Gellert merkte es und fuhr fort: „Versteht mich recht, ich danke Euch herzlich; Ihr habt Gntes gethan. Aber daß die Bäume im Walde gewachsen sind, ist nicht Euer, wie cs nicht mein Werk, daß Gedanken in mir aufgcgangen; ein jeder bestellt nur seinen Acker und pflegt seinen Wald, und die redliche und unabläßliche Mühe, die er sich dabei gibt, ist seine Tugend. Daß ihr die Bäume gefällt, geladen und gefahren und den Lohn nicht wollt für die Arbeit, nicht für Hingabe des Besitzes, das ist wohl des Dankes wcrth. Mein Holz war leichter gefällt, aber die stillen Nächte, die oft ich und Alle, die meines Amtes, in schweren Gedanken verbringen, wer weiß, welche Mühen darin sind! Es ist eine Ausgleichung in der Welt, die Niemand sieht, die nur manchmal sich aufthut, und Eines wird zum Andern, und das ist bas Höchste, und da hört alles Mein und Dein auf, und im stillen Walde klingt eine Achse für mich, und in lautloser Nacht denkt meine Seele und schreibt meine Feder für Dich."
Der Bauer fuhr sich mit beiden Händen an die Schläfe und sein Blick fragte: Wo bist du? Bist du noch in der Welt? Ist das ein Mensch, der zu dir spricht? Bist du in Leipzig, in der volkreichen Stadt, wo die Menschen an einander vorüberdrängen, um Vortheil und Leibesnahrung zu erhaschen?
Bon unten hörte man das Schrillen der Säge, die jetzt das Holz durchschneidet, und jetzt wiehert das Haudpferd — Christoph ist wieder auf der Welt. Es kann den Pferden schaden, wenn sie so lange in der Kälte stehen, und kein Geld für das Holz, dafür aber vielleicht ein krankes Pferd helmbringen, das wäre doch zu viel.
„Ja, ja, Herr Professor," sagte er, — er hatte den Hut untrem Arm und rieb sich die harten Hände — „ja, ich bin froh, daß ichs so gemacht habe, und die Stunde ist mir lieber als zehn Klafter Holz, das glaubet mir, und ich werde sie nicht vergessen bis an mein Ende. Und wenn ich auch sehe, daß Sie nicht so arm sind, wie ich gemeint habe: .es reut mich doch nicht, ganz gewiß nicht."
„So? Habt Ihr mich denn für so arm gehalten?"
„Ja, für blutarm."
„Ich war immer arm, aber Gott hat mich auch nicht Einen Tag des Nothwendigen entbehren lassen: ich habe viel Glück in der Welt, daß ich nicht verdiene, und viel Unglück nicht, daß ich vielleicht verdient habe. Ich habe viel Gunst gefunden bei Hoch und Nieder, wofür ich Gott nicht genug danken kann. Und nun sagt, kann ich Euch nicht etwas geben, etwas leisten? Ihr seid wohl der Schulze in Eurem Ort?"
„Warum?"
„Ihr seht danach aus, Ihr könnet es sein."
-(Fortsetzung folgt.)
Druck Mid Perlag der G, W. Za,' fer'schin Buchhandlung. »Redaktion: H.ö lzlc.