nnd konnten erst durch die bewaffnete Macht wieder zur Ruhe ge­bracht werden.

Prinz Napoleon ist in Genf angekommen. Er will die Arbeite», welche er in seiner Besitzung am Geufersee vornehmen läßt, besichtigen.

Paris, 5. Mai. Die Türkei hat ihre Zustimmung ^nr Bildung einer europäischen Commission erthcilt, welche ihren Sitz in der Herzegowina haben und sich mit den Angelegenheiten dieies Landes, sowie auch Bosniens beschäftigen wird. (Fr. I.)

Das Urtheil im Aumale'schcn Procesi zu Paris isi ge­fällt. Der Spruch des Gerichts lautet dahin, baß der Buchhänd­ler zu einem Jahr Gesängniß, der Drucker zu ffchswonat- lichcm Gesängniß, und Beide, je zn 5000 Franken Geldbuße ver- nrthcilt wurden.

Das französische BlattLa Presse" befürwortet die Zwangs­pflicht der Eltern, ihre Kinder in die öffentlichen Schulen zu sen­den, nnd beruft sich dabei ans das Beispiel dcS so oft von ihr ge­schmähten Deutschlands; eS sei eine Bilanz französischer Unwissen­heit gezogen worden, die wahrhaft schaudern mache und auch auf die Moralität des Volkes wirke. Von 297,761 Rekruten konnten 90,393 weder schreiben noch lesen; mehr als ein Drittel der Män­ner und über die Hälfte der Franc» konnten die Heirathscoutractc nickt unterzeichnen; von 5375 wegen eines Verbrechens Angeklag­ten seien 2365 ohne allen Unterricht gewesen.

London, 6. Mai. Ein Vermittlunsisvorschlag Englands, Frankreichs und Rußlands in der Schlesivig- Holsteinischen Angelegenheit ist gutem Vernehmen nach von Preußen abgelehnt, welches diese Frage, als eine innere deutsche, festhält. (T. d. H. T:)

Auf Zante hat am Sonntag den 21. April Abends ein Zu­sammenstoß zwischen dortigen Einwohnern und der englischen Gar­nison stattgefnndcn. Gegen 7 Uhr Abends fingen Soldaten auf dem Marktplatz Händel an, drangen nicht nur in die Kaufläden und schlugen mit ihren Bajonettriemen ans die Burger los, sondern verfolgten diese bis in die große Kirche, aus welcher sie jedoch zu- rnckgeworfcn wurden. Mit Verstärkung kehrten sie hierauf zurück, während auch die Bürger sich zahlreicher sammelten und unter Alarm sich ihnen in der Straße cntgegenwarfcn, wohl tausend an Zahl. Aus den Fenstern flogen den Soldaten Steine und Scher­ben an den Kopf. Ter niedere Pöbel griff alsbald zn Prügeln, Acxtcn und Stangen. Einheimische Polizeiwachtmauuschafteu, welche, um die Bürger zu schützen, dazwischen treten wollten, wur­den von den Engländern gröblich mißhandelt, einer wurde tödtlich verwundet.

Philadelphia, 19. April. Der Kriegsrnf deS Präsiden­ten der Vereinigten Staaten, der nach vergeblichen Anstrengungen für Erhaltung beb Friedens an daS Land erlassen worden, hat überall im Norden ein so starkes Echo in der Brust seiner Bürger gefunden, daß in diesem Augenblicke (drei Tage nach dem Aufrufe) nicht nur die ganzen 75,000 Man», welche der Präsident begehrt, sondern fast eine halbe Million Freiwillige sich gemeldet haben, dem Vaterland ihre Dienste zu weihen und Alles für die Erhal­tung der Union einznsetzcn. Besonders ist der Enthusiasmus in Philadelphia großartig, und eine Einigkeit herrscht unter den Bür­gern, wie man sie noch nie zuvor gekannt. Alle Parteimcinnngen sind aufgehoben. Jedermann stimmt dem Präsidenten bei und thut Alles nach seinen Kräften, um die Union und Constitution zu er­halten und bas von den Sonderbnndsstaaten geraubte Eigenthnm der Ver. Staaten wieder zurück zu erobern. ' (H. T.)

New York, 25. April. Alle Post- und Telcgraphenvcrbin« düng zwischen Newyork und Washington ist unterbrochen. 6000 Aufständische ans dem Süden stehen in der Nähe von Washington, wo die Regierung die bedeutenderen öffentlichen Gebäude in Ver- theidignngSstand gesetzt hat. Ein Angriff wird erwartet. In Bal­timore herrscht Schrecken. Die Schiffswerfte von Norfolk ist von Bnndcsosfizicrcn nicdcrgcbrannt worden; 11 Kriegsschiffe wurden zerstört. Die Brücken der Eisenbahn zwischen Baltimore und Phi­ladelphia sind zerstört.worden. Die Regierung des Südbundes hat den von dem Cabinette von Washington gemietheten Dampfer Star of West" wcgnehmen lassen. Kentucky hat erklärt, neutral bleiben zu wollen. In Texas werden große KriegSrnstungcn ge­macht. Die Nationalgarde ist in Washington angelangt. Bal­timore ist in der Hand des Pöbels, der eine Schreckensherrschaft üben soll. Das Volk in Maryland hat 11 Kriegsschiffe zer­stört und die Telegraphcndrähte cntzwcigeschnittcn. Die Munici-

palität von Newyork hat eine Million Dollar für die Ansgaben der Freiwilligen bestimmt. Große Trnppenmaff n täglich ii,ck Wa­shington. ' fffr. I.)

Das Lotterie! -os.

In einem entlegenen Theile der Sl>.m Pdaa, i» >. Nähe der alten Kirche Sanda Sofia, stand na. -teh: w ,an >,in i 1> noch ein alles Hans, von Mauer» umschlossen, mn .!.,er - > .ea PG.te, welche aber selten offen war; der Zugang w». g N- durch ein Seitcnpförtchen.

DaS Hans sah von außen dunkel und flog r renn fast

sämmtliche Fenster gingen nach einem inneren Höre, der von asten vier Seiten von dem Gebäude umgeben war. Die offene Treppe war in einem Winkel deS Gebäudes, und vor den oerswiedenen Zimmern oberhalb der Treppe waren offene Galen,n oder Bal- cons, nach der alten italienischen Mode. Wenige von den Ge­mächern hatten Kamine nnd nur selten sab -man Ranch anffteigen ans den trichterförmigen Schornsteinen, die in Patna und intern Oertern in der Nähe Venedig's gewöhnlich sind und ober sie daS Anssangen des Regens und Schnce's als für das Ausl si n deS Rauches geeignet scheinen.

Der Eigcntbümer nnd Bewohneri,dieser stillen finstern Woh« nnng^war ein ältlicher Mann, der ziemlich eingezogen nnd ärmlich lebte. Giuseppe Baldncci denn dich war sein Name bekam von seinem Vater ein kleines Erbtheil, dessen Ertrag, wie man glaubte, seine Ausgaben weit überstieg. Seine Sparsamkeit nahm mit seinen Jahre» zn und er ward allmählich ans einem ökonomischen Manne ein Filz. Er hatte nur wenig Freunde und selten kam ein Bekannter über seine Schwelle; sein Geiz war so verrufen, daß seine Einwohner, denen er die Micthequittungen gab, zn sagen pflegten, daß er um die Tinte zu spare», den Querstrich über den Buchstaben t nnd den Punkt ans dem 1 vergesse.

Zu der Zeit, wo unsere kleine Erzählung beginnt, bestand sein ganzer Haushalt ans einer Dienerin, die das reife Alter der fünfzig erreicht hatte. Bettina war von Balducci's Mutter erzogen und war »ach dem Tode derselben in des Sohnes Hausstand übergegangen, wo sie als Köchin, Haushälterin und Hausmädchen ihre Schuldigkeit gethan und so weit das überhaupt bei ihrem Herrn möglich war, dessen Zutrauen erlangt hatte. Sie war thätig nnd fleißig; die lange Gewöhnung hatte sie mit der geizigen Lebensweise Balducci's vertrant gemacht, und sie hatte in ihres Herrn'Augen »och einen großen Vorzug: sie war so häßlich, daß sich nie ei» Liebhaber für sie gefunden, der ihn incommobirt hatte.

Baldncci war nicht nachsichtiger gegen Bettina's weibliche Bekanntschaften, als er gegen ihre Liebhaber gewesen sein würde; er ließ keine in sein Haus, denn er hatte einen Schauder vor allem Geschwätz, weil er dessen Gegenstand zn werden fürchtete, aber Bettina erholte sich für ihr Schweigen nnd ihre Einsamkeit am Hause, durch einen tüchtigen Gebrauch ihrer Zunge nnd ihrer Ohren, wenn sie aus den Markt oder zu Messe ging und wieder znrückkehrte.

Eines Morgens ging Bettina aus, um ans dem Markt, der ans der Piazza vor dem Palast dclla Nagione, dem alten Rath« Hause in Padua, gehalten wnrde, einzukaufen. Es war ein trüber Morgen, nnd gerade als sie ihre Einkäufe beendigt hatte, begann der Regen, der den ganzen Morgen gedroht hakte, herabznfallcn.

Wenn cs in Italien regnet, besonders im Herbst nnd dieß war im November so regnet-es ernstlich; das sind keine milde Regenschauer, nicht Tropfen, sondern Strome, die Einen bis auf die Haut durchnässcn, ehe man noch einen Regenschirm aufgcschlagen. Auf einen solchen Regen war Bettina nicht vor­bereitet, sie hatte gehofft, noch vor demselben nach Hause zn kommen; denn sie konnte neben ihrem schweren Korbe nicht auch noch einen solchen dicken, mit Wachstuch überzogenen Regenschirm tragen, wie er bei den niedern Ständen in der Lombardei ge­wöhnlich ist. Das weiße Mnsselintuch, womit.ihr Kopf bedeckt war, war kein Schutz gegen ein solches Wetter, wie dieses, und da ihre Schuhe mit den hohen Absätzen nur ihre Zehen, nicht auch ihre Hacken schützten, so mnßtrn ihre reinen weißen Strümpfe bald mit Schmutz bedeckt werden.

An der Seite der Piazza, wo der Markt gehalten wurde, befanden sich Arcaden, die zn offenen Läden dienten. Bettina hatte eine Freundin, Monna Lisetta, die dort einen Tuchladen hielt; bei ihr suchte die Haushälterin Schutz vor dem Regen, sie wollte warten, bis derselbe aufhörte oder vielleicht ein Bekannter vorbeikäme, der denselben Weg ginge nnd sie unter seinem Schirme mitnähme.