ein Geistlicher und Quacksalber ein und aus. Es fehlte an aller­lei Segen in dem Haus und der geistliche Quacksalber vertraute der Frau, der Segen könne nicht eher einziehcn, vis mehrere Teufel ausgetrieben seien, der Teiisel Oberster aber sei ihr Mann. Das Weib pflegt Raths mit ihren beiden älteren Töch­tern, und es wird beschlossen, in der nächste» Nacht de» Obertcu- fel umzubringen. Sie beschleichen den Aermsten im Schlafe und die Frau versetzt ihm mit einer Axt einen tödtlichen Schlag auf den Kopf, die zwei Töchter aber spalten ihre». Barer den Schädel mit Aexten, und die jüngste eilt mit einem Stocke herbei und schlägt auf den Gemordeten los. Nachdem der Mann kein Zei­chen des Lebens mehr spuren läßt, zerhacke» sie seinen Leichnam in Stücke. Am andern Morgen begibt sich die Frau vor die Ob­rigkeit und meldet, daß sie den lllablo maior umgebrachl habe. Als Gerichtspersonen und Aerzte sich in das Haus begeben, fin­den ste eine unförmliche, zerstückelte und zerhackte Flcischmaffe, die als Uebenest des Mannes erkannt wird. Briefe aus Albocacer bemerken, daß der Gatte und Vater ein durchaus braver Mann gewesen. (Dfz.)

London, 23. März. In der gestrigen Oberhaussttzung er­klärte Lord Wodehouse aus eine Interpellation über den deutsch- dänischen Streit: Wahrscheinlich werde Holstein die Vorschläge Dänemarks verwerfen, die Feindseligkeiten können jedoch vor 4 bis 6 Monaten nicht beginnen.

Washington, 9. März. Der Süden (Sklavenstaaten) hat 50,000 Mann bewaffnet. Der Convent Virginiens beantragt Ab­fall. Verstärkungen der Besatzungen in den Fons sind beschlossen.

Der Wildfaug.

(Fortsetzung.)

Sein Arm lag noch um ihre Gestalt, sic lehnte vertrauungs- voll wie ein Kind ihren Kopf an seine Schulter, nicht ahnend, welche Gefühle dadurch in der Brust des jungen Mannes wach gerufen wurden.

Mir ist, als wären Sie mir von meiner Mutter gesandt," fügte sic hinzu.

Haben wir nicht immer Schmerz und Freude mit einander getheilt, liebe Schwester," versetzte er zutrauensvoll;sollte es nun anders werden, nur weil Sie ein paar Zoll gewachsen sind? Ich glaube wie Sie, baß der Himmel unsere Seelen zusammengeführt hat, um sich gegenseitig stützen und erheben zu können in bitter» und schweren Stunden. Doch jetzt sagen Sie mir vor allen Din­gen, was Sie so traurig macht?" fuhr er bittend fort und strich ihr schmeichelnd das Haar aus der Stirn.

Sie seufzte und erwiederte mit einer fast gewallsamen An­strengung:Ich soll Arthurs Braut sein."

Arthurs Braut?" wiederholte er. Diese Worte schlugen wie der Blitz in sein Herz, der zündend um sich greift. Er fühlte nun erst, was ste ihm nahmen, sie zeigten ihm die Größe seines Verlustes.

Seine Braut? Nein, das ist unmöglich nein, Jsabeau, Sie sind mein Eigenthum, auf das mir Gott die heiligsten Anrechte verlieh, als er mir Jh:e Seele gab, und sie mein wurde durch alles Das, was ich in ihr erweckte und pflegte. Sie sind mein, wie das Ideal, das der Künstler lange in sich tragend, in den Marmor hineinlegte und den kalten Stein zum Götterbilde um- schuf. Meine Jsabeau, höre» Sie es?" fragte er, indem er sie fester an sich zog und ihr Gesicht mit Küssen bedeckte.

Sie antwortete nicht. Anfangs hatte sie ihn erstaunt und erschreckt angesehen; es schien, als verstünde ste die Stimme sei­ner Worte nicht aber als sie jetzt seine Lippen auf den ihrigen fühlte, da erglühte sie bis zur Stirn, wie berauscht ruhte ste einen Moment willenlos in seinem Arme in der nächsten Minute jedoch drückte sie ihre Hände auf seine Brust, drängte ihn vön sich und war verschwunden, ehe er noch Herr seiner leidenschaft­liche» Aufwallung geworden.

Er blieb allein, die Aufregung wich allmälig von ihm, die Vernunft gewann die Oberhand. Er starrte um sich, er fuhr durch sein Haar hatte er nur geträumt? O, nein, cs war kein Traum; da stand der Mann, welcher so stolz auf seine Nüchtern­heit und Selbstbeherrschung gewesen wie schwach und charakter­los erschien er sich nun.

Er warf sich auf den nächsten Stuhl, senkte das Gesicht in die Hände und saß regungslos da. Endlich hob er den Kopf empor eine tiefe, finstere Ruhe lag in seinen Zügen.

ES muß sein," murmelte er,sie mag Wartenbachs Weib werden."

Langsam durchschritt er den Saal. Da erblickte er neben dem Bilde, wo sie gekniet hatte, eine Schleife ihres Kleides. Als er sich niederbeugte, sie aufznnehmen, zitterten seine Finger, sein Auge hastete daran und er machte eine Bewegung, als wolle er das Band wieder hinlegen.

Nein," sagte er dann, es an seiner Brust verbergend,ich will mich nicht selbst dieses einzigen Andenkens berauben."

Wenige Stunden später herrschte in dem Saale wieder tiefe Einsamkeit und Stille. Die Ritter und die Damen schauten ernst und scbweigend von den Wänden herab. Einst mochten ihre Her­zen ebenso gekämpft, gefehlt und gelitten haben, aber die Ewigkeit halte alle Liese Kämpfe, Schwächen und Leiden in ihrem Schoose begraben, gleich wie der Ocean ein Sandkorn.

Und Jsabeau? Wie war sie mit einem Male so ganz ver­wandelt. Sie suchte vergebens in ihrem stillen Zimmer die zit­ternde, erregte Seele zur Ruhe zu bringen.

Nachdem ste sich von der ersten jähen, aber doch so süßen Ueherraschung zu erheben begann, daß Der, welchen ste bis jetzt nur als ihre» Bruder gedacht und betrachtet halte, ihr plötzlich ein Anderer geworden war, durchströmte sie das selige namenlose Entzücken, mit dem die Liebe in ihrem Innern erwachte.

Kein Zweitel, keine Befürchtung in Bezug auf ihren Vater vermochten sich störend in ihr Glück zu drängen. Sie war so hoffnungsreich, so gläubig, so vertrauend hatte er nicht gesagt, sie wäre sein Eigenthnm, der Himmel habe ihm selber ihre Seele gegeben, was konnte ihr da die Welt oder irgend Jemand anhaben ?

Sie wollte ihn heute nicht nochmals sehen, sie ließ sich wie­derum bei Tische entschuldigen. Die Kraft mangelte ihr, ihm schon jetzt vor Anderen so kalt und fremd entgegen zu treten.Aber morgen," flüsterte cs jauchzend in ihr,morgen, und es wird sich vielleicht ein Augenblick finde», ungestört mit ihm zu sprechen, und dann dann werde ich nicht nochmals fortlaufen!", setzte sie er- rötheud und lächelnd hinzu.

Beim Aufstehen wurde es ihr schwer, die Beklommenheit und das selige Bange» zu bcmeistern, welches sic bei dem Gedanken empfand, so bald in seiner Nähe zu sein.

Die erste Nach icht, welche Jsabeau empfieng, war die, daß Fink auf sein Verlangen auf eine Woche Urlaub erhalten Habe und bereits abgereist sei.

Jsabeau hatte es nöthig sich zu fassen. Sie ging ihren alten, lange vergessenen Lieblingsweg ins Freie.

Endlich blieb ste stehen und fand sich an dem kleinen grasi­ge» Hügel neben der Quelle , die frisch und sprudelnd Sahincilte.

Jsabeau legte, wie sie so oft als Kind gethan, ihren Kopf auf den Rasen und flüsterte in die Erde hinein:Kolma, Kol- ma, auch er hat mich verlassen!"" Dann, in trauriges Schweigen versinkend, ruhte sie bewegungslos da, unbekümmert um die ver­rinnenden Minuten.

Ihr Selbstgespräch wurde Lurch nahende Schritte unterbro­chen; es war Ar hur, der augenscheinlich kam, sie zu suchen, bei dessen Anblick ihre Züge sich von Neuem verfinsterten. Er trat zu ihr, er schaute auf das Mädchen nieder, welches ruhig sitzen geblieben war, und begann in gedämpftem Tone:

Jsabeau, es ist das erste Mal, daß ich Dir allein begegne, seit Du meine Braut bist. Noch war es mir nicht vergönnt, Dir zu sagen, wie tief, wie leidenschaftlich ich Dich liebe und wie mich die Vorstellung beseligt, Dich einst mein Weib nennen zu können.""

Statt zu antworten, warf ste nur die Lippe höhnisch auf, während ein zorniger Strahl aus ihrem Auge brach.

Wenn Du auf die Jagd gehen willst, Arthur, wie Dein Anzug und die Flinte schließen lassen, so halte Dich meinetwegen nicht aus ich will auch heim.""

Ein leises, mühsam beherrschtes Zittern durchbebte seine ganze Gestalt.

Jsabeau"", erwiederte er»hast Du mich nicht verstanden, oder willst Du mich nicht verstehen?'"

Sie erhob sich, sah ihn stolz an und eutgcgnete:

Du fragst noch? Ich glaube, Du hättest uns Beiden die­sen Auftritt sparen können.'"

Und ste schickte sich an hcimzukehren. _ (Forts, f.)

Druct und Verlag der G. W. Zaiser'schen Vuchhaiidlunrj. Äcvakriou: Hölzle.