Stuttgart. Ueber den Gang der ortsangeböügen Bevölkerung des Königreichs in dem Zeitraum vom 3. Dez. 1858 bis 1859 könne» wir folgende Mittheilnng machen : Am 3. Dez. 1858 betrug die ortsangehörige Bevölkerung des Königreichs 1,773,830 Seelen und zwar'865,913 männliche »nd 907,917 weibliche; in dem obeugedachteu Zeitraum sind nun dazu gekommen: an Geborenen 35,600 männliche und 33.694 weibliche; an Hereingezogenen aus andern Orten des Landes und aus fremden Staaten, sowie in Folge von Fehlerberichtigungen 9957 männl. und 12,091 weibliche, zusammen 22,048 Seelen, wonach der gelammte Zuwachs 91.342 Seelen, nämlich 45,557 männl. und 45,785^weibl. beträgt. (Lt.-A.)
- Stuttgart. 23. März. Wir vernehmen ans sicherer Quelle, daß das Entlass»,igsgesnch des Staaisraths Rümelin von Sr. Majestät dem Könige angenommen worden ist, unter der Bedingung, das Amt bis zur Ernennung eines Nachfolgers fortzuführen. (H- T.)
' Heilbron», 18. März. In letzterer Zeit ereignete sich in F. in hiesiger Umgegend eine gewiß Schänder erregende Unthat. In dem angedeutclen Orte nämlich zählte ein bekannter Bürger seinen Geldvorrat!), wurde aber, während er gerade das Papiergeld ordnete, aus dem Zimmer abgernfen, wahrend ein kleines spielendes Kind desselben znrückblieb. Das unschuldige Kind freute sich der schönen Bildchen des Papiergeldes und wollte sich mir der Scheere aus denselben ein Portrait herausschneide» , wodurch ein ober einige Stücke des Papiergelds verschnitten wurde». Kurz darauf trat der Vater in das Zimmer zurück und entdeckte den so zu sagen völlig werthloscn, durch das Kind angerichteten Schaden. Von Wnlh entbrannt und seiner nicht mehr mächtig, stürzt sich der Rabenvater aus sein eigenes Kind, ergreift cs und schleudert es an die Wand, daß es augenblicklich unter jämmerlichen zuckenden Schmerzen den Geist aufgibt. "Wahnsinn umstrickt des Unholden Sinne und bald darauf endet er selbst — als Selbstmörder. O Geiz und Jähzorn, welche, Opfer forderst du und wie tief stürzest du die vir Thenersten auf Erden ins tiefste Unglück.
In Oberndorf wurde am 19. d. ein Mädchen von Röthenbach wegen Kindsmords eingcliefert. Der Leichnam des Kindes war sechs Tage unter einem Stallboden versteckt gehalten.
Wir wünschen den S ch i ller-Lv tteriste n Glück. Die vollständige Gewinn-Liste mit Katalog ist gedruckt, vollendet und vom 27. März an für 21 kr. zu haben. Am 10. April beginnt die Annahme der Loose auf dem Hanplbürcan in Dresden und wird bis zum 10. April 1862 erstreckt. Die Einsendung von Loo- sen ist zu frankireu und mit 3 gleichlautenden, deutlich geschriebenen Verzeichnissen zu begleite», worin bei mehreren Loosen die Nummern nach der Nnmmerfolge aufgeführt sein müssen.
Die guten Br auuschwc'iger wünschen ihrem Herzoge ewiges Leben. Eie müssen nach alle» Erbverträgen, die nichts nach Stimmungen fragen, hannoverisch werden, sobald der Herzog stirbt, und das mögen wenige Braunschwciger erleben.
Ans Aachen berichtet man vom 11 März: Vorgestern hat sich in der Nähe einer Kohlengrube des Wurmrevieas das schreckliche Unglück ereignet, daß 18 Personen, welche beschäftigt waren, aus dem zur Füllung einer Erdsenkung hingefahrenen Kohlenschutt die größeren Kohlen ansznlesen, durch eknen plötzlich entstandenen Crdstnrz in die Tiefe versanken und verschüttet wurden.
In Balgstedt an der Unstrut ist die Ehefrau des Schullehrers Strich von dem Pfarrer Jspari als Taufzeugin nicht zngelassen worden, weil sie kurz vorher in Laucha einen Vortrag Uhlichs, Prediger der freien Gemeinde aus Magdeburg, mit angehört hatte.
Stieb er in Berlin bat des weiland alten Dunckers Ruf geerbt, daß er die beste Spürnase habe. Obwohl er seit einiger Zeit Polizei-Direktor a. D. ist, hat er dennoch den Auftrag erhalten, de» Lieben »ackzuspureu, die jüngst die Post um 30 bis 40,000 Thlr. dcUohlen haben. Keinem andern Beamten ist die Entdeckung bis jetzt gelungen.
In der Bartholomäuskirche in Berlin war großer Tauftag, lange Reihen frommer Mütter standen mit den Säuglingen auf den Armen und warteten ans die Spende des gnadenreichen Wassers. Da trat iie vor, ans welche die Andern schon lange neidisch geblickt hatten: was für ein Junge! — Der Geistliche ergriff das Wort, alles verstummte, der Täufling aber schrie: „ich will runter! ich will runter!" — Dem Prediger entfiel das heil. Bibclbnch, den Müttern fast die theure Bürde ihrer Arme: der Säugling sprach! — Ein Wunder? — Nein! — In Berlin sind
zwar die Kinder schon erschrecklich gescheidt und die arme» Eltern in Sorge, daß ihre Lieblinge nicht alt werden, aber dieser Säugling war drei Jahre alt. Es hat sich immer nicht gemacht, sagte die bestürzte Mutter, daß ich ihn taufen lassen konnte.
Berlin, 21. März. Wir erfahren, baß aus Anlaß der Huldigung Se. Majestät der König einen neuen Akt der Gnade vollziehen will, welcher sich diesmal auf die schweren Verbrecher ausdchnen soll. (H. T.)
In Wien werden jetzt Stablwaaren von so ausgezeichneter Härte fabricirt, daß dieselben wie Diamanten zum Glasschneiden gebraucht werben können.
Wien, 18. März. Die Anarchie schreitet in Ungarn mit Riesenschritten vorwärts; jetzt liefert man sich dort bei den Landtagswahlen schon förmllche Schlachten. Als die beiden Kandidaten des Tother Cvmitates mir Ihren Wählern behufs der Wahl i» Gran eingezogen waren, entspann sich zwischen beiden Parteien ein Wahlkampf, der nicht etwa mit Stimmen, sondern mit Fäusten, Knütteln und endlich mit Waffen aller Art ausgefochten wurde. Die eine Partei wurde aus dem Wahlorte förmlich her- ansgeschlagen und räumte das Feld mit Hinterlassung von 2 Tobten und 15 Verwundeten. Der Canbidat der vertriebene» Partei, der allein zurückgeblieben war, beantragte nun, da die Mehrzahl der Wähler au der Ausübung ihres Rechtes gewaltsam verhindert sei, die Vertagung des Wahlaktes. Der Wahlkommissarius aber erklärte sich hierzu nicht berechtigt, und so stimmte dann die siegreiche Partei allein, und ihr Caudidat wurde als Landtagsabgeordneter proklamirt. Das nennt man in Ungar» Wahlfreiheit.
Ein würdiges Jubiläum feiert Cardinal Haülik, Erzbischof von Agram; er hat 80,000 fl. für die Aune» seines Sprengels gestiftet und denselben Arme» testamcntlich den Rest seines Vermögens vermacht.
Itzehoe, 21. März, Abends. Bei der Vorberathung des Ausschuß-Berichts warnte der königl. Commissär die Versammlung vor der Verantwortlichkeit, der sie entgegengeye. Tie ganze Versammlung protestirte gegen ein angedeutetes Ausscheiden aus dem deutschen Bunde. (K. Ztg.)
Montenegriner und Türken treiben ihre alte Liebhaberei, sich gegenseitig über die Grenze zu falle» und einander die Köpfe abzuschneiden. Eine Menge Dörfer sind in Flammen auf- gegangen und die Einwohner im Blut erstickt.
Turin, 20. März. Ter König nahm das Entlassungsgesuch des Ministeriums an. Cavour ist mit der Neubildung desselben aus Elementen von ganz Italien beauftragt. — General Türr ist aus Paris und London zurückgekehrt, und batte sogleich eine längere Audienz beim König und wichtige Conferenzen mit dem Ministerpräsidenten. Victor Emanuel wurde eben zum König von Italien proclamirt. 101 Kanonenschüsse verkündeten es den Bewohnern der Hauptstadt. (H. T.)
Turin. Cavour schlug vor: Cavour A-eußeres, Marine und Präsidentschaft; Fanti Krieg; Miughetti Inneres; Cassini Justiz; Delanctis Unterricht; Natoli Ackerbau; Rastogi Fistanzen; Peruzzi öffentliche Arbeiten. — Civitella Hot sich am 20. März nach vierstündigem Feuer ergeben. (T. d. H. T.)
Nach Ostern wird die Königin von Neapel ihre bayerische Heimath Wiedersehen und auch ihren Gemahl mitbringen. Was hat sie in der kurzen Zeit, seit sie auszog, Königin zu werden, alles erfahren! Schloß Biederstein iu München ist für die Herrschaften eingerichtet.
Kürzlich kam unweit von Kol mar ans die seltsamste Weise ein schauderhafter Gattenmord zur Entdeckung, welcher bereits vor zwei Jahren begangen worden war, ohne baß man auch nur ein Verbrechen vermuthet hatte. Damals fand man nämlich in der Jll den Leichnam eines Mannes, welcher schon seit Wochen vermißt worden war. so ganz in Fänlniß übergegangen, daß zur Erkennung äußerer Verletzung keine Möglichkeit war. Man glaubte den Mann verunglückt, und keinerlei Verdacht traf seine Wittwe. Neulich kommt nun die Tochter des Verunglückte», ein etwa vier- bis fünfjähriges Kind, zufällig in eine benachbarte Försterei. Ein Jäger legte einen frischgeschossenen Raben auf Len Tisch. Plötzlich ruft bas nmherspielende Kind: „Da hängt der Kopf gerade so herunter, wie bei meinem Vater, wie ihn die Mutter mit dem Hammer auf den Kopf geschlagen hatte." Natürlich wurde das Kind weiter befragt, und seine Antworten gaben der Justiz die unzweifelhaftesten Anhalte zur weitern Procedur gegen die Mutter, welche ihres Verbrechens bereits geständig ist.
In einer Fannlie eines kleinen Städtchens in Spanien ging